DEAD BOB, TERRA FLOP / 19.10.2025 – Hamburg, Hafenklang
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Mittwoch, 29. Oktober 2025 14:32
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Fast hätte ich dieses Konzert übersehen, hatte ich doch bisher nicht mitbekommen, dass sich mit DEAD BOB ein Ex-NOMEANSNO-Musiker zurückmeldet, nämlich der Schlagzeuger John Wright. Zum Glück weisen mich mehrere Bekannte auf die Veranstaltung hin! Ich verrate schon mal, dass DEAD BOB eine unfassbar gute Band sind und das definitiv nicht nur wegen der Personalie John Wright.
Bilder von MJ und Zarc Harkonnen.
Der Name NOMEANSNO klingt noch immer vielen positiv im Ohr, zudem spricht sich offenbar auch herum, dass DEAD BOB live ordentlich was reißen. Jedenfalls wird das eigentlich für den Goldenen Salon geplante Konzert ins Hafenklang verlegt und dort wird’s rappelvoll. Viele alte Bekannte trudeln ein, die NOMEANSNO in der Zeit von 1979 bis 2016 live gesehen haben (immerhin in der DreMu-Datenbank: der mittlerweile legendäre Auftritt auf dem Wilwarin 2011), aber ich spreche auch mit Leuten, die es bedauern, nie in diesen Genuss gekommen zu sein, sei es aus offensichtlichen „born-too-late“-Gründen oder weil sie die Band damals verpasst haben.
TERRA FLOP aus Bremen eröffnen. Anna und Martina finden die Band scheiße und verziehen sich nach zwei Songs an den Tresen. Ich finde, dass sie zu früh geurteilt haben, denn TERRA FLOP spielen sich warm und gewinnen zusehends an Präsenz. Noisiger Punkrock drängt aus der PA, der durchaus an NOMEANSNO erinnert oder zumindest gut zu diesem Stil passt. Denn auch TERRA FLOP haben abwechslungsreiche Rhythmen drauf, klingen aber nicht vertrackt, sondern kommen immer wieder mit eingängigen Parts und Refrains um die Ecke. Und wie bei den Kanadiern handelt es sich um ein Trio. Ich weiß nicht, aber ich kann mir nicht helfen: Da schwingt auch so’n geiler Bremenpunk-Vibe mit, den ich schwer in Worte fassen kann. Gefällt und wird irgendwann wieder angeguckt!
DEAD BOB pumpen das Hafenklang mit Liebe voll! Und mit einer Energie, die schnell alles und jeden zum Tanzen bringt. John Wright hat sich wie zu NMN-Zeiten seitwärts hingestellt, eine Spezialität, die er wohl nicht mehr ablegen kann oder möchte. Es ist unglaublich, aber der Spirit von NMN ist sofort da, wobei nicht bloß nostalgisch kopiert, sondern eher transformiert und um eigene Ideen ergänzt wird. John Wright hat hier eine Wahnsinnsband am Start, die für ihr Ding brennt. Der Fünfer tauscht mittendrin die Instrumente, wechselt die Positionen, greift zu Trompeten, Keyboards, Drums, Bass und E-Gitarren. Nicht nur die Strukturen, auch die Gesänge der verschiedenen Musiker:innen haben diesen typischen NOMEANSNO-Biss. Speziell Gitarristin Kristy Lee Audette lebt die Songs förmlich und dreht nach allen Regeln der Kunst am Rad. Tatsächlich spielen DEAD BOB auch mehrere NOMEANSNO-Stücke, darunter „Life Like“, „Some Bodies“, The Fall" und „Metronome" UND mit „I’ve Been There“ ist sogar ein Song des NMN-Ablegers THE HANSON BROTHERS dabei. Also insgesamt alles dabei von abgedreht bis mitten ins Gesicht, dabei immer virtuos, tight und voller unzähliger WTF-Momente. Der vielleicht größte Gänsehautmoment: Zum Todestag von Mr. Chi Pig spielen DEAD BOB eine unter die Haut gehende Coverversion von SNFUs „Black Cloud“. Die Zeilen „So he drinks, and it all goes away / And he smiles, because he's still here today / And he laughs, in fakest of ways / Cuz, one day there'll be no tomorrow / And he knows, one day there'll be no tomorrow” hallen jetzt noch nach.
Das war magisch! Am Merch gibt’s leider nur noch eine 7“, aber die wird abgeerntet und die DEAD-BOB-LP ist jetzt auch geordert. Eine zweite 7“ kommt wohl auch bald. Wer die Band dieses Mal verpasst hat, sollte sich den Namen merken und beim nächsten Mal dabei sein!
