WACKEN OPEN AIR XXXIV / 02.08.2025 – Wacken, Tag 4
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Samstag, 18. Oktober 2025 21:27
- Geschrieben von Michael Strecker, Roman Szymura & Philipp Wolter
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Strecker: Ich treibe regelmäßig Sport und wohne in der 4ten Etage ohne Aufzug, ich halte mich daher für halbwegs fit. Nach der nächtlichen Matsch-Wanderung habe ich tatsächlich etwas Muskelkater in den Beinen. Von daher gönne ich mir einen ruhigen Vormittag im Camp und genieße die Bequemlichkeit der Campingklappstühle, damit zusätzlich zu den Beinen noch der Hintern weh tut. Clever eben.
Philipp: Aaaah, verpennt! Ich stelle mir auf Festivals nie einen Wecker, weil ich meist durch Hitze im Zelt oder Außenlärm eh gegen 08:00 oder 09:00 Uhr aufwache. Heute ratze ich derart lange, dass ich ohne Dusche und Frühstück hätte losrennen müssen, um den DESTRUCTION-Slot um 13:45 Uhr nicht zu verpassen! Da das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages sein soll und die Matte gewaschen werden muss, damit ich sie wieder beim Headbanging verknoten und verfilzen lassen kann, verzichte ich schweren Herzens auf DESTRUCTION. Zum Glück kommen sie ja noch dieses Jahr mit TESTAMENT und OBITUARY auf Tour.
Bilder von Strecker, Roman und Philipp.
DESTRUCTION
Roman: Für mich startet der letzte Festivaltag mit Destruction. Man merkt schon, dass sich die Reihen ordentlich gelichtet haben. Vielleicht lag es an den Blick in die Wetter-App, dass viele Leute vorzeitig abgereist sind? Bei Beginn der Thrash-Legende knallt die Sonne einem ordentlich auf den Pelz und man merkt, dass die Hitze den Boden die Flüssigkeit entzieht und langsam wieder härter wird. Doch leider hält dieses Wetter nicht bis zum Ende des Tages an. Am späten Nachmittag oder Vorabend gießt es wieder in Strömen, so dass man in einigen Bereichen fast durchschwimmen konnte.
Ich weiß nicht warum, aber Destruction hab ich nie so große Beachtung geschenkt. Kreator und Sodom gab ich immer den Vorrang. So besitz ich bis jetzt noch kein Album der Thrasher um Schmier. Das muss ich allerdings bald ändern! Mit „Curse the Gods“ geht es los gefolgt von „Invincible Force“ und „Nailed tot he Cross“. Das Konzert gibt einen guten Querschnitt zwischen Klassikern der 80er und ein paar neueren Nummern seit der Reunion. Insgesamt gefällt mir der Auftritt sehr gut und ich nehme mir vor, mich mal durch die Discographie zu arbeiten.
DOOL
Philipp: So beginnt der Tag musikalisch mit DOOL, einer Band, die wirklich immer liefert und auch jedes Mal toll klingt. Ich spüre in der Musik von DOOL seit jeher einen Anteil THE DEVIL’S BLOOD, gerade was die Schlagzeugarbeit und einige der detailreichen Gitarrenabfahrten betrifft. Raven von Dorst kopiert gleichzeitig natürlich niemanden und zieht mit ihrer/seiner Ausstrahlung die Leute in den Bann. Das „Shape Of Fluidity“-Album habe ich bereits so häufig gehört, dass einige der davon gespielten Songs sich bereits wie Klassiker anfühlen. So zum Beispiel der Titelsong, aber auch „Venus In Flames“ oder „House Of A Thousand Dreams“. Mit „Oweynagat“ und „Wolf Moon“ kommen aber natürlich auch ältere Songs zum Zuge. Die Band spielt tight und gleichzeitig entrückt, Ravens Appell zur Befreiung von Konventionen stößt auf offene Ohren. Toller Auftritt!
Strecker: Der Konzerttag beginnt für mich mit den Niederländern DOOL. Eine Band, die ich sehr schätze. Auf das Konzert habe ich mich gefreut und werde nicht enttäuscht. Klar funktioniert die teilweise sphärische Musik der Band in einem dunklen Club besser als bei Regen auf dem Acker. Dennoch schafft es die Band, einen Großteil des Publikums in Ihren Bann zu ziehen. Auch wenn der Veranstaltungsort nicht unbedingt in Flammen gesetzt wird, wird die Leistung der Band mit viel Applaus honoriert.
Roman: Mit Dool bin ich auch nicht so vertraut, aber ihr Cover von „Love Like Blood“, das heute auch nicht gespielt wird, gefällt mir gut. Zudem gefällt mir die Stimme von Sänger*in Raven von Dorst. Der Gig geht in Ordnung. Die Musik könnte durch die düstere Stimmung und den leicht doomigen, manchmal auch wavigen Touch auf jeden Fall Type O Negative und The Cure Fans überzeugen. Ich denke am späteren Abend ohne Sonnenlicht hätte mich die Band mehr gepackt. Nach den letzten Tagen im Matsch bin ich aber auch nicht mehr so aufnahmefähig. Im Nachhinein habe ich in die Alben reingehört, die mir doch sehr gut gefallen haben.
MASTODON
Strecker: Vorweg sei gesagt, dass Brent Hinds (R.I.P) zum Zeitpunkt des Konzertes noch am Leben, aber nicht mehr Teil der Band ist. MASTODON starten mit „Tread Lightly“ energiegeladen in ihr 45 minütiges Set. Im Verlaufe des Sets werden u.a. „Crystal Skull“, „Black Tongue“, „Blood And Thunder“ und als Hommage an Ozzy „Supernaut“ gespielt. Das Bühnenlicht ist in Orange gehalten dies wirkt so, als würde die Band in einer Lavamasse spielen. Passt natürlich optimal zu der sludgigem Metal Band. Es fängt überraschenderweise mal wieder an, zu regnen. Der Platz vor der Bühne bleibt dennoch gut gefüllt und die vielen Fans feiern die Band und ein Konzert, das gern etwas länger hätte dauern können.
Roman: Auf Mastodon freue ich mich sehr und sie enttäuschen mit ihrem Prog Metal auf keinster Weise. Viele Bands spielen auf dem diesjährigen Wacken die eine oder andere Sabbath- oder Ozzy-Nummer, um den Prince of Darkness nach seinem Ableben zu huldigen und auch Mastodon zocken ein Sabbath Cover mit „Supernaut“. Die Gruppe nutzt ihre Stunde Spielzeit und serviert Hits wie „The Motherload“, „Black Tongue“ und „Steambreather“. Mit dem Überhammer „Blood and Thunder“ wird zum Schluss der Sack noch mal zu gemacht.
NIGHT DEMON
Philipp: Yeah, auf die Kombi NIGHT DEMON und MIDNIGHT habe ich jetzt richtig Bock! Sogar W.A.S.P. müssen dafür dran glauben. NIGHT DEMON haben eine „Curse Of The Damned“-Special Show angekündigt und veröffentlichten unlängst zum zehnjährigen Jubiläum ein Boxset mit mehreren Versionen der Platte (der ursprüngliche Mix war der Band wohl zu glatt und wird damit nun öffentlich gemacht) sowie Bonustracks. Ob ich diese Box brauche, weiß ich noch nicht, aber in den 10 Jahren ist die Platte nicht nur bei mir in der Bedeutung an so manchem 80er Klassiker vorbeigezogen. Ich höre das Album seit Erscheinen so regelmäßig wie etwa „Killers“ oder „Ace Of Spades“. Jarvis und seine Mannen spielen die Platte ohne eine einzige richtige Ansage durch (mehr als ein „Hello“ und ein „Goodnight“ gibt’s wirklich nicht)! Was bei anderen Band als mangelnde Kommunikation kritisiert werden könnte, trägt bei NIGHT DEMON zum Triumphzug bei. Hier sitzt jeder noch so kleine Handgriff und die Bühnenaction von Jarvis und Armand ist souverän durchgetimt bis hin zum Doppelsprung vom Drumriser. Zur Setlist gibt es nichts zu sagen – halt die komplette „Curse…“, die bekanntlich keinen Hänger enthält. Witzige Randnotiz: Statt Rocky kommt heute die Coverfigur, also der Henker mit dem Beil, auf die Bühne. Als er mit seinem Beil die Luft zerhackt, löst sich allerdings die Klinge vom Schaft und fliegt in den Fotograben. Der „Henker“ verharrt kurz erschrocken und verpisst sich dann schnell. Da hoffen wir doch mal, dass die „Klinge“ aus Gummi ist und keinen Fotografen enthauptet hat…
MIDNIGHT
Philipp: Schnell rüber zu MIDNIGHT und einen guten Platz gesucht! Das Warten überbrücke ich mit Photobombing. Später werde ich identifiziert und kurz nach dem Festival taucht das entsprechende Pic in den sozialen Medien auf. Nix kann man mehr inkognito machen!
Nach einem hingerotzten „Sweet Leaf“-Zitat geht’s mit „All Hail Hell“ gleich in die Vollen. Athenar und seine Asis haben Bock drauf, die Meute mit einem Old-School-Set (nur Songs aus der absoluten Frühphase) ordentlich zu vermöbeln. Das gelingt in der Folge auch prächtig: „Servant Of No One“ hinterlässt Veilchen, „Black Rock’n’Roll“ blaue Flecken und „Endless Slut“ schmerzende Kiefer. Leider fehlt durch den konzeptuellen Rahmen „You Can’t Stop Steel“, aber natürlich haben MIDNIGHT auch vor „Satanic Royalty“ schon viele Hits geschaffen. Die Präsenz der Band ist wie immer überragend, der Sound geil räudig und so befinden sich sowohl Prügler als auch Verprügelte bald in einem kollektiven Rausch. Complete And Total Hell!
Strecker: Nun steht für mich eine schwere Entscheidung an. Entweder W.A.S.P. oder MIDNIGHT. Beides Bands, die ich sehr mag und von denen ich noch nie ein schlechtes Konzert gesehen habe – ja, auch von W.A.S.P. nicht. Wenn ich bei deren W.A.S.P. Konzerten bin, geben die sich Mühe. Aufgrund des miesen Wetters und der dadurch etwas getrübten Stimmung entscheide ich mich für MIDNIGHT, die mit ihrer Energie und den Black’n‘Roll Songs bei mir immer für gute Stimmung sorgen. So auch heute. Es ist vor der Bühne nicht so voll, wie es die Band verdient gehabt hätte, die Anwesenden sorgen trotzdem für ein ausgelassenes Fest und es gibt sogar einen Circle Pit im Matsch und Regen. Sehr schön.
W.A.S.P.
Roman: Nach dem geilen Abriss von Mastodon geht man einfach ein paar Schritte weiter und wartet auf den Beginn des W.A.S.P.-Auftritts. Wer die Band in Vergangenheit öfter gesehen hat, bekam fast immer recht identische Setlists (Ausnahme die beiden Touren zum den Jubiläen von „The Crimson Idol“, dort wurde das genannte Album durchgespielt mit ein paar Bonussongs). Heute gibt’s einfach mal ‘ne andere Setlist mit Songs, die man selten oder noch nie gehört hat. Im Fokus steht das erste Studioalbum, das komplett am Stück von vorne bis hinten durchgespielt wird. Richtig gelesen! Das Set beginnt mit „I wanna be somebody“ und endet mit „The Torture never stops!“ Ich als langjähriger W.A.S.P. Fan schwebe im siebten Himmel. Zusätzlich gibt es am Schluss noch einige Leckerbissen in Form von zwei Medleys, bei denen noch paar Klassiker gezockt werden. Weiterer Höhepunkt ist das Lied „The Headless Children“, dass gerade immer noch top aktuell ist. Man müsste den schwarzen Gesetzlosen aber dennoch fragen, ob dieser als Trump-Supporter nicht auch ein kopfloses Kind ist? Ich als Fan hoffe dennoch, dass er seine Meinung bezüglich des Präsidenten vielleicht doch wieder geändert hat. Leider ist es öfter zu beobachten, dass vielen älteren Musikern irgendwas im Kopf durchbrezelt.
Nach dem Konzert geht es erstmal in den Backstage-Bereich, um sich auszuruhen und dann fängt es richtig an zu schütten.
OBITUARY
Philipp: Alter, der Acker vor der Louder Stage sieht echt genau so aus wie die zerstörte Erde auf dem „The End Complete“-Cover. Keiner würde sich jetzt über zwei Halblinge mit ‘ner Mission wundern. Und OBITUARY liefern dazu den perfekten Soundtrack. Kann diese Band schlecht sein? Erlebt habe ich das nie. Mittlerweile haben sie auch wieder einen guten Lauf, spielen dicke Tourneen, machen geile Scheiben und verkaufen Merch wie geschnitten Brot. Bei „Redneck Stomp“ musst du doch bangen, so zwingend ist das Riff! Der typische Obi-Groove zieht sich durchs gesamte Set, welches mit „The Wrong Time“ überraschenderweise nur einen Song von der aktuellen Scheibe enthält. Ein Klassiker-Feuerwerk ist natürlich auf Wacken die optimale Wahl. „Threatening Skies“ (passender Titel, denn der Himmel öffnet in der Tat gerade wieder seine Schleusen, was auch so bleibt), „Infected“, „Body Bag“, „Cause Of Death“, das CELTIC-FROST-Cover „Circle Of The Tyrants“, „Chopped In Half“ (Favorit!), „I’m In Pain“ oder „Slowly We Rot“ seien als Beispiele genannt. Always ultra!
D-A-D
Philipp: Bemerkenswert, dass D-A-D immer wieder eine neue, aufwändige Show präsentieren! Es gibt ja genügend große Bands, die es bei einem Backdrop belassen, was auch völlig okay ist. Aber die Dänen plündern offenbar regelmäßig die Bandkasse, um ihre verrückten Ideen von Riesensofas, brennenden Schlagzeugen oder hydraulischen Drumrisern umzusetzen. Heute sitzt Laust wieder auf einem Riesenschädel, der während der Show mehrfach aufgerichtet wird. Das Spektakel und die crazy Bässe Stig Pedersens dienen aber bekanntlich keineswegs dazu, über schwaches Songmaterial hinwegzutäuschen. Im Gegenteil, besseren Hardrock/Rock’n’Roll spielt meiner Meinung keine andere Band! Auch hier gibt es nur einen neuen Song („The Ghost“), obwohl das aktuelle Album („Speed Of Darkness“) super ist. Strecker geht auf näher auf die Setlist ein, ich möchte noch auf die köstlichen Ansagen von Jesper Binzer hinweisen, der wieder mal auf Deutsch Quatsch erzählt („Verstehen Sie mich, Wacken?"). Muss man gesehen haben.
Strecker: Die dänische Band gehört wohl zu den 5 Bands, die ich am häufigsten live gesehen habe und in so völlig unterschiedlichen Locations und Situationen wie als Headliner beim Roskilde und Copenhell Festival, bei Stadtfesten, in einem ausverkauften oder schlecht besuchten Club. Egal wie die Situation war, die Band war immer super. Strotzte vor Spielfreude und war immer motiviert, jedem einzelnen Besuchenden ein tolles Konzerterlebnis zu bereiten. Dies machen D-A-D bereits seit 1982. Respekt. Auch bei dem diesjährigen Wacken Konzert steckt die Band mit Ihrer Spielfreude an und motiviert das Publikum dazu, die letzten Kräfte zu mobilisieren und am letzten Festivaltag nochmal zu feiern. Die Setlist unterstützt dies und besteht größtenteils aus den Hits der Band, die um 1990 herum erschienen sind - u.a. werden „Riding With Sue“, „Bad Craziness“, „Sleeping My Day Away“ und zum Abschluss „It´s After Dark“ gespielt. Bassist Stig Pedersen präsentiert wieder einige skurrile 2-Saiten-Bässe und tobt auch mit 60 Jahren noch über die Bühne, wie es manch jüngere Musiker tun. Ich fühle mich bestens unterhalten von einer tollen Rockband. Muss aber sagen, dass ich die ein oder andere Überraschung in der Setlist schön gefunden hätte.
KING DIAMOND
Philipp: Das nun folgende KING-DIAMOND-Konzert ist für mich der Höhepunkt des Festivals und vielleicht der beste Auftritt, den ich vom König gesehen habe. Die Band scheint noch besser eingespielt zu sein als in Oberhausen, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Die Show ist ein (Alp)Traum – der Traum, den Kim Bendix Petersen in den 80ern noch nicht umsetzen konnte, für den er aber jetzt die Mittel hat: Eine Mischung aus Spukschloss und Höllen-Hospital mitsamt Treppen, Galerie und unfassbar vielen Details wie Särgen, Zombie-Puppen und Figuren aus den Texten. Die Band bringt die komplexen, aber stets eingängigen Stücke akkurat auf den Punkt, ohne auf Backingtracks zurückzugreifen. Lieber nimmt man eine Extra-Sängerin mit auf Tour (Hel Pyre von NERVOSA), die dem King stimmlich zuspielt. Nicht dass er es nötig hätte, der Mann befindet sich in Bestform! Aber mit zwei Stimmen kannst du gewisse Effekte erzielen und wichtige Stellen besonders hervorheben. Die Musiker:innen wirken irgendwie locker, der King bringt sogar mehrere humorvolle Ansagen und verlangt Applaus für die Leistung seiner Band. Immer wieder erzeugt ein besonders geil gespieltes Solo, ein abgefahrener Gesangseinsatz Gänsehaut. Wahnsinn!
Strecker: Vor ein paar Wochen hatte ich KING DIAMOND bereits in Oberhausen gesehen und war begeistert. Von daher fällt mir die Entscheidung, noch mal KING DIAMOND oder doch MACHINE HEAD nicht weiter schwer. Zumal ich bereits vor der Bühne stehe, auf der KING DIAMOND spielen. Um es vorwegzunehmen, das Konzert in Wacken zeigt eine Steigerung zu dem Konzert in Oberhausen. Vielleicht liegt es an der größeren Bühne, der besseren Sicht oder daran, dass sich die Band in den paar Wochen dazwischen noch besser aufeinander eingespielt hat. Ich vermute, es ist eine Mischung aus allem. Ich kann verstehen, dass das Spukhaus Bühnenbild, die Theatralik der Show und natürlich der Gesang des Königs nicht jeden Geschmack treffen. Mir gefällt es. Ich mag die Art, wie die Songs u.a. „Helloween“, „Sleepless Nights“, das Ozzy gewidmete Stück „Masquerade Of Madness“ und das abschließende „Abigail“ visuell umgesetzt erzählt werden.
King Diamond steht klar im Mittelpunkt der Show. Die Musiker/innen integrieren sich stimmig in die Show und bekommen kurze Zeiten im Spotlight, so dass sich ein rundes Bild ergibt.
Für mich ein sehenswertes gelungenes Konzert oder Rockmusical und ein schöner Fast-Abschluss des Wacken 2025.
Roman: Zu Beginn des Gigs nieselt es zum Glück nur leicht. Bei den ersten drei Liedern darf im Fotograben noch ein paar Bilder machen. So bekomme ich die die Aura des Kings hautnah zu spüren. Danach geht es in den Pit, wo ich später noch Strecker und Philipp treffe. Wie schon erwähnt ist dieser Auftritt des Königs eines meiner absoluten Highlights in diesem Jahr. Zwar spielen Machine Head zur gleichen Zeit, aber mir war sofort klar, ich muss zu King Diamond, denn ich habe den Meister bisher nur einmal im Leben mit seiner Gruppe gesehen. Der King und seine Mannschaft haben mega viel Spiellaune und der King lässt auch mal hier und da einen lockeren Spruch los. Auch wenn er in absoluter Topform ist, wird er noch von der Sängerin Hel Pyre unterstützt. Die Setlist lässt keine Wünsche offen und es wird auch was vom kommenden Album gespielt. Überrascht hat mich „Voodoo“, hätte nicht gedacht, dass es gespielt wird. „Sleepless Nights“, „The Invisible Guests“ und „Eye of the witch“ dürfen natürlich nicht fehlen. Nach dem Konzertende bleibt der King noch lange auf der Bühne stehen, lässt seinen Blick schweifen und versucht nochmal alles in sich aufzusaugen. Es scheint so, als sei er sehr gerührt vom Publikum. Die Hoffnung ist groß, dass man seine Majestät bald mit dem neuen Album wieder auf Tour sehen kann. Absolut begeistert geht’s dann für uns Richtung Bett und der Hoffnung, dass man am morgigen Sonntag gut vom Acker kommt.
DIE KASSIERER
Philipp: Streckers Energie beeindruckt mich. Eigentlich sind wir komplett im Arsch, aber Strecki überredet mich, noch DIE KASSIEREER zu gucken. Ächz, na gut, liegt ja auf dem Weg…
Ich lache mich dann aber ganz gut weg über die völlig unverfrorene Darbietung. Erst mal überrascht ein junger Nachwuchspunk als Sänger. Soll der etwa den Wölfi in Zukunft ersetzen? Heute kommt das Original aber auch zum Zuge und so singen die beiden im Wechsel und manchmal zusammen. Es dauert nicht lang, bis die ersten Hüllen fallen und Genitalien auf den riesigen Screens blitzen. „Für die Zuschauer zu Hause an den Fernsehgeräten: Es ist nach 22:00 Uhr, da ist das erlaubt“, erläutert Wölfi. Zwischen „Quantenphysik“ („physikalisch gesehen seid ihr eigentlich nur zur Hälfte nass!“) und „Älterer Herr“ preisen die Ruhrpottasis wirklich alle vorstellbaren und nicht vorstellbaren Perversionen (völlig sick der nackte Schlagzeuger, der über seine Sexfantasien singt). „Ist es schlimm, dass es regnet?“ – „Neeiiiin!“ – „Was ist denn das schlimmste?“ – „Das…“ naja, ist klar.
Strecker: Der Weg zurück in den Pressebereich und zu der Bushaltestelle führt uns vorbei an der Harder Stage, auf der die mächtigen KASSIERER gerade mit ihrem Konzert anfangen. Wir entscheiden uns dazu, noch etwas zu bleiben und abzuwarten was passiert. Es ist der letzte Tag, es ist 1 Uhr Nachts und es hatte viel geregnet und regnet gerade wieder, aber so leer habe ich das Hauptgelände während eines Konzertes selten gesehen. Die Kassierer lassen sich davon nicht weiter stören und machen Sachen, die Kassierer eben machen. Also viel Blödsinn reden, Bier trinken, die Lieder krumm und schief spielen, Texte vergessen und trotzdem damit unterhaltsam zu sein.
Nach einiger Zeit reicht es und der Witz ist erzählt und wir gehen zurück ins Camp. [Naja, 24 Songs haben wir schon durchgehalten. Anm. Philipp]
FAZIT:
Strecker: Vor den Zu- und Abfahrten der Campingplätze hatten sich bereits riesige Schlammbecken gebildet, die bereits einige Autos gefangen hatten. Von Stewards und Traktoren fehlte jede Spur. So war ich etwas unruhig wie wir denn vom Acker kommen. Ich habe mich für die Augen zu und durch Methode entschieden und mit dem Auto etwas Anlauf genommen Gas gegeben und darauf gehofft in der Schlammpfütze so weit zu rutschen, dass ich es bis auf die Straße schaffe. Hat zum Glück funktioniert. Hier stellt sich trotzdem wieder die Frage, warum in der ganzen Zeit des Festivals an den Zu- und Abfahrten nichts gemacht wurde, damit die Abreise funktioniert und wo Stewards waren, die mal Ansagen machen und Auskünfte geben. Wie Eingangs erwähnt – die Parkgebühr betrug 100,- Euro.
Trotz des Wetters, der hohen Preise, ärgerlichen Bandüberschneidungen hat das Festival Spaß gemacht. Möglichkeiten für Verbesserungen sind nach wie vor da. Sehr positiv in Erinnerung bleibt mir, dass die widrigen Umstände nahezu allen Teilnehmenden des Festivals die Laune nicht verdorben haben und die Herausforderungen sportlich und mit Galgenhumor angenommen wurden und es kaum Momente gab, in den die Stimmung mal zu kippen drohte. Trotzdem macht ein Festival bei gutem Wetter mehr Spaß. Nächstes Jahr ein neuer Versuch.
Philipp: Da geh ich komplett mit. War trotz der anstrengenden Bedingungen ein großer Spaß. Ich bin immer wieder vom Sound begeistert und habe diverse magische Musikmomente genießen können. Fürs nächste Jahr werden mehrere Bands angekündigt, die wir uns zum Teil gewünscht haben, z.B. SAVATAGE, DEF LEPPARD, GUTALAX, GRAND MAGUS, NEVERMORE und TRIPTYKON. Es bleibt spannend.
