WACKEN OPEN AIR XXXIV / 30.07.2025 – Wacken, Tag 1

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Philipp: Ein verrückter Sommer ist das! Es müsste mal jemand prüfen, ob jemals so viele Hardrock/Heavy Metal-Giganten (fast) zur selben Zeit auf Tour waren wie 2025. AC/DC, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SCORPIONS, ALICE COOPER, BLACK SABBATH/OZZY (R.I.P.) und von den großen Festivals will ich gar nicht erst anfangen. So heißt es wie im letzten Jahr: Direkt vor Wacken noch ein Konzert mitnehmen (in diesem Fall IRON MAIDEN in Berlin), am nächsten Tag zum Park & Ride Wasbek und ab dafür.

Das Wetter ist erwartet schlecht, als wir mit zwei Bullis in Wacken ankommen. Die Akkreditierung läuft reibungslos, der Preis fürs Auto + Camping ist allerdings um weitere 20,- Euro erhöht worden. Nun, alles wird teurer. Aber auf den Park- und Campingplätzen herrscht das Chaos. Keine:r weiß so recht, wo man überhaupt noch parken kann und darf, überforderte Stewards wollen uns nach einigem Hin und Her auf des Tagesparkplatz schicken, wo man allerdings nicht zelten darf. Zum Glück klärt sich alles und wir finden auf dem guten alten Pressecampingplatz Z (oder so) ein lauschiges Plätzchen. Die Nachbarn: Eine chillige Kuhherde, denn wir parken und zelten direkt am Zaun.

Leider hat das alles enorm lange gedauert und wir verpassen die ersten Bands komplett: WARBRINGER, SEVEN SISTERS und LITA FORD hätte ich gern gesehen, zumal ich hinter SEVEN SISTERS seit Jahren hinterher bin und es einfach nie klappt [Edit: Mittlerweile doch - siehe Bericht vom Stadtfest Oldenburg!].

 

PENTAGRAM (Chile)

Bilder von Strecker, Roman und Philipp.

 

Strecker: Spontan ging es auch für mich am Dienstag noch zum Iron Maiden Konzert in die Berliner Waldbühne und in der Nacht zurück nach Kiel. Nach einer kurzen Nacht bin ich Mittwoch pünktlich am Park & Ride Platz in Wasbek angekommen und konnte Philipp einsammeln und mit nach Wacken nehmen. Der seit letztem Jahr geänderte Standort für die Bandausgabe gefällt mir gut. Vorbei an einem Kuhstall geht es in eine Scheune und dort gibt es dann das Wacken-Band mit dem Chashless Chip. Das bargeldlose Bezahlen gefällt mir, nach anfänglicher skepsis, gut. Die Wartezeiten an den Ständen werden verkürzt und das Aufladen des Chips mit Geld (klar) wie auch das Entladen klappt richtig gut und schnell. Mittlerweile gibt es sogar die Möglichkeit über den Chip Trinkgeld zu geben. Ich denke trotzdem, dass mit Einführung des bargeldlosen Bezahlens die Trinkgeldeinnahmen der Mitarbeitenden an den Ständen, mit den Bauchläden und dem Fass auf dem Rücken deutlich zurück gegangen ist.  

Auf dem Parkplatz der Bändchenausgabe hieß es schon, dass sich etliche Autos festgefahren haben und man bloß auf den geschotterten Wegen bleiben soll. Na Super, dann mal los und einen Platz für das Dremu-Camp finden. Chaos pur und hoffnungslos überforderte Stewards waren die Begleiter der nächsten Stunden. Hierzu muss ich mal sagen, dass ich es nicht nachvollziehen kann, dass seitens der Veranstalter bisher kein vernünftiges System geschaffen wurde, um die Plätze vernünftig zu beparken. Es soll gerüchteweise auch in der Vergangenheit schon mal vor und während des Wacken Festivals geregnet haben und von daher sollte es bekannt sein, dass die Campingplätze / Äcker mit normalen beladenen PKWs und Bussen nur schwer bis kaum zu befahren sind. Von daher wäre es sehr hilfreich, wenn es von den Stewards klare Ansagen geben würde, wo man hin soll und die Ansagen auch den Stewards an der nächsten Kreuzung bekannt sind, damit diese einen nicht in die komplett andere Richtung schicken. Klar gehört es auch dazu, dass sich die Besucher die Anweisungen  halten, was häufig nicht gemacht wird. Ansagen wie „versucht es mal dort“, „vielleicht ist hier noch Platz fahrt mal gucken und euch möglichst nicht fest“ und „nein auf den Platz darf niemand mehr. Ich weiß nicht wo ihr hin sollt“ helfen nicht weiter und man kommt sich, sich selbst überlassen vor. Was bei einer Massenveranstaltung nicht nur positiv ist. Ich finde sowas kann ich für 100,- Euro Parkgebühr fordern. Müllsäcke sollten bei dem Preis übrigens auch inklusive sein. Nacheiniger Zeit hatten wir dann einen Platz direkt am Zaun gefunden. Direkt gegenüber war noch ein Platz für mehrere Autos und Zelte frei, der die kompletten Tage von einem Steward bewacht wurde, damit sich dort niemand hinstellt. Ich finde, dass reservierte Plätze nach einiger Wartezeit auch freigegeben werden können und auch, dass die Leite, die Platz reserviert haben absagen können, wenn sie nicht erscheinen. 

Camp ist eingerichtet, die ersten Getränke konsumiert und die Grillung abgeschlossen. Nun ging es an den Test wieviel Wasser die wasserdichte Kleidung tatsächlich abhält und nebenbei wurden einige Bands geguckt…  

 

Wacken-Nachbarn 2025

 

IN THE WOODS…

 

WACKEN 2025WACKEN 2025

 

Philipp: Für mich stellt der Besuch eine doppelte Premiere dar, habe ich IN THE WOODS… doch noch nie live gesehen – und ein Konzert auf der Wackinger Stage tatsächlich auch nicht. Ich sag’s gleich: Der Auftritt haut mich schlichtweg um! Einen großen Anteil daran hat die wirklich fantastische Stimme des erst 2022 eingestiegenen Sängers Bernt Fjellestad. Warum hat mir noch niemand gesagt, wie unfassbar gut der Typ ist? Sowohl die heftigen Passagen als auch sein Klargesang überzeugen mich vollends. Aber auch insgesamt zieht mich die Atmosphäre voll in den Bann. Der Black-Metal-Anteil ist geringer geworden, IN THE WOODS… klingen heute vielleicht noch progressiver. Einigen Melodien attestiere ich einen Gothic-Touch, wobei die Band in jedem Moment eigenständig klingt. Ich habe bisher tatsächlich nur den Klassiker „Heart Of The Ages“ von 1995 und bin fast ein wenig schockiert, dass ich die Norweger so lange ignoriert habe. Gespielt werden offenbar ausschließlich Songs der letzten drei Alben, wenn ich das richtig mitbekomme. Da muss nachgeerntet werden! Was für ein Top-Einstieg in den musikalischen Teil des Festivals!

Strecker: Das aktuelle Abum Otra von IN THE WOODS… hat reichlich gute Kritiken bekommen und ich wollte mir die Platte immer mal angehört haben. Hatte ich bisher nicht geschafft und so waren mir die meisten Songs des Sets, die eben von dem Otra Album stammten gänzlich unbekannt. Die düstere Atmosphäre der Songs passte zum Wetter. Der Himmel verdunkelte sich mal wieder uns es fing an zu regnen. Noch hält das Regenzeug. Trotz des Wetters war die Stimmung vor der Bühne gut und es hat Spaß gemacht den Auftritt der Band zu gucken.   

 

PENTAGRAM (Chile)

 

PENTAGRAM (Chile)PENTAGRAM (Chile)

 

Philipp: Schon 2009 entschied ich mich beim W:O:A für die chilenischen PENTAGRAM, obwohl zeitgleich die damals noch guten AMON AMARTH spielten. Heute wären für mich zeitgleich nur NESTOR eine Konkurrenz. Wie vor 16 Jahren (unglaublich eigentlich!) macht der Auftritt der Death/Thrash-Barbaren richtig Spaß. Aktiv seit 1985 (!) haben PENTAGRAM nichts an Räudigkeit und Gemeinheit verloren. Das knattert und rattert wie alte POSSESSED, MORBID oder VULCANO. Erfreulicherweise haben sich viele Leute vor der Wasteland Stage eingefunden und offensichtlich versammeln sich dort die chilenischen und generell südamerikanischen Besucher:innen. Trotz des Schlamms gibt es ausgelassene Circle Pits, voll geil. Der Sound ist anfänglich nicht optimal und auch saulaut. Irgendwie passt das aber zu dem Gedengel. Wir gönnen uns jede Minute, obwohl der Regen gegen Ende brutal an Fahrt aufnimmt. Gern wiederkommen und das nicht unbedingt erst 2041!

Strecker: Von den Wikingern ging es nun zu den Endzeitlern also in die Wastelands. Hier war bereits Landunter und es gab riesige Pfützen vor der Wasteland Stage. Die chilenischen PENTAGRAM starteten etwas holprig in ihr Set. Mit zunehmender Spielzeit wurde die Finger offenbar warm und die Band immer sicherer. Die Thrash Songs wurden dann tight gespielt und die Ansagen wirkten sympathisch. Man merkte der Band an, dass es für sie nicht alltäglich ist vor so einer großen Menschenmenge zu spielen und so legten sich die Musiker ordentlich ins Zeug. Das Engagement wurde von den Fans vor der Bühne mit viel Bewegung und Applaus honoriert.

 

3 INCHES OF BLOOD

 

3 INCHES OF BLOOD3 INCHES OF BLOOD

 

Philipp: Endlich mal wieder 3 INCHES OF BLOOD! Selten hab ich mich so über eine Reunion gefreut, zumal ich die Band erst zweimal sehen konnte (Wacken 2008 und Markthalle 2010). Ob sie noch so heftig abliefern würden und ob gerade der geniale Kreischgesang von Cam Pipes die von früher gewohnte Intensität besitzt? Hell yes, beide Fragen werden mit einem markerschütterndem „Upon The Boiling Sea I: Fear On The Bridge“ beantwortet. Herrlich, gleich einer meiner Faves! Zusätzlich zu Pipes‘ irrem Organ steuert Gitarrist Justin Hagberg Gesangsattacken dazu, die ausnahmslos das härtere Ende des Spektrums abdecken. 3 INCHES OF BLOOD haben das Pech, dass es jetzt wirklich abartig heftig regnet, nein schüttet. Die Wassermassen sind absurd, trotzdem ziehen ein paar hundert Banger unentwegt durch und toben durch den Matsch. Es ist ja auch zu zwingend, was die Band da veranstaltet. Heavy wie Sau, dabei extrem eingängig und auch noch top gespielt (herrliche Gitarrenarbeit, tighte Drums). Ich wundere mich nur, dass nichts von der fünften Platte „Long Live Heavy Metal“ präsentiert wird, denn da sind doch mindestens vier totale Hits drauf. Aber „Battles And Brotherhood“, „Destroy The Orcs“, „Call Of The Hammer”, “Deadly Sinners” (Ohrwurm bis Festivalende!) und “The Goatriders Horde” sorgen hinreichend für kochendes Blut. Eine amtliche Ladung Canadian Steele als Krönung dieses „Wasted Wednesday“!   

 

3 INCHES OF BLOOD3 INCHES OF BLOOD

 

Der Weg zurück ist wahrlich die Hölle, aber irgendwann gelangen wir ins Camp und analysieren den kurzen Tag. Drei volle Tage liegen vor uns, die tatsächlich recht vollgestopft sind und keine Zwischendurch-Grillung zulassen.

Strecker: Wir blieben in den Wastelands. Auf PENTAGRAM folgten 3 INCHES OF BLOOD. Die Umbaupause nutzen wir um uns mit Getränken zu versorgen. Ein 0,4 Liter Bier kostet in Wacken übrigens Euro 5,80. In einigen Berichten hatte ich gelesen, dass dies noch günstig ist. Diese Meinung halte ich für sehr exklusiv und kann mich nicht anschließen. Gerade kleinere Festivals zeigen ja, dass Getränke zu durchaus günstigeren Preisen verkauft werden können. Ich denke gerade in Wacken sollte die Masse an verkauften Getränken für reichlich Gewinn sorgen, auch wenn das Bier, Cola oder was auch immer „nur“ 4 Euro kosten würde.  Zurück zum Konzert, es ist schließlich jeder Person selbst überlassen, ob was und wieviel Sachen gekauft werden.

Die Bühnenpräsenz und die Energie von 3 INCHES OF BLOOD begeistern und stecken an. Es macht wirklich Spaß der Band zuzusehen und einige Hymnen der Band endlich mal wieder Live zu hören. Ich hätte das Konzert gern mehr genossen. Leider hat sich die Intensität des Regens noch einmal verstärkt und meine Regenkleidung ist nun an ihre Grenzen gekommen. Es ist alles klamm und mir ist kalt. Ich will nur noch aus den nassen Klamotten raus und in den warmen Schlafsack. Der Weg zurück ins Camp ist irgendwann geschafft und nach einem Gute-Nacht-Getränk geht es in den Schlafsack.         

 

3 INCHES OF BLOOD3 INCHES OF BLOOD

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