SAVATAGE, INDUCTION / 14.06.2025 – Oberhausen, Turbinenhalle

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Nachdem wir SAVATAGE 2015 mit ihrer Doppelbühnenshow in Wacken gesehen hatten, war es lange still um die Band. Für mich sind SAVATAGE eine der besten und wichtigsten Bands überhaupt. Wer das nicht nachvollziehen kann, braucht diesen Bericht wohl nicht zu lesen. Wenn ich heutzutage mit Metalheads spreche, merke ich, dass ich großes Glück hatte, die Band bereits in den Achtzigern und Neunzigern auf so ziemlich jeder Tour und diversen Festivals gesehen zu haben. Unvergesslich: SAVATAGE mit MOTÖRHEAD 1986 in der Großen Freiheit – Kult! Ich hatte nach 2015 nie die Hoffnung aufgegeben und die Rerelease-Serie über Ear Music ließ eine Rückkehr wahrscheinlicher werden. Als nun endlich die Dates bekanntgegeben wurden, schlugen wir sofort zu. SAVATAGE selbst waren wohl überrascht – alle Deutschland-Dates ausverkauft, das Interesse generell riesengroß. Dass Jon Oliva aufgrund eines Unfalls nicht mit dabei sein kann, ist mehr als nur schade. Dass es dennoch eines der besten Konzerte meines Lebens werden würde, hätte ich daher nicht gedacht…

 

SAVATAGE

Bilder von Silvia Blaser.

 

Der Tag ist heiß, in Oberhausen torkeln viele Betrunkene aufgrund von einer unheiligen Kombi eines großen Schlagerfestivals und irgendwelcher Fußballspiele durch die Botanik. Oder vielleicht ist das hier auch einfach immer so. Wir nehmen es gelassen, suchen vergeblich einen Plattenladen in der City und glühen gepflegt vor. Irgendwann pilgern wir zur Turbinenhalle und reihen uns in die kilometerlange Schlange ein. Viele Savabanger aus Holland sind am Start, Freaks aus der ganzen Republik trifft man wieder.

 

Mit INDUCTION gibt es eine Vorband, von der niemand wusste. Nun, die Leute sind derart guter Laune, dass der recht gesichtslose Power Metal wohlwollend empfangen wird. Spielen und singen können die Hunde, aber leider kommt so einiges vom Band, gerade was die Refrains betrifft. Völlig merkwürdig finde ich es, „The Final Countdown“ zu covern, ohne einen Keyboarder auf der Bühne stehen zu haben. Das prägnanteste Instrument dieses Songs kommt also aus der Dose. SAVATAGE zeigen später, wie man es richtig macht.

 

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Obwohl es brechend voll ist, fühlt man sich nicht eingequetscht und auch die Getränkeversorgung läuft reibungslos. Schon vor der Show klebt die Kleidung am nassen Leib – zweieinhalb Stunden später könnte ich den Fummel auswringen. Im Vergleich zu KING DIAMOND gestern halten SAVATAGE die Bühne eher aufgeräumt, Effekte beschränken sich auf eine gut abgestimmte Lightshow und die stets variierenden Videohintergründe. Aber um so höher fällt die emotionale Wucht aus. Das „The Ocean“-Intro deutet an, dass viel von „Wake Of Magellan“ kommen wird, der Opener „Welcome“ lässt die Halle bereits komplett ausrasten. Geiler Sound, der schön kompakt und transparent ausfällt! Auf der Bühne stehen John Lee Middleton, Zak Stevens, Chris Caffery, Jeff Plate, Al Pitrelli und gleich zwei zusätzliche Keyboardorgler. Was für eine Power und wie organisch die ganze Darbietung wirkt! Sind die Songs nach den Jahren in ihrer Bedeutung noch gestiegen? Ich empfinde es nach der langen Livepause so, dass mich viele Passagen bis ins Mark treffen. Durch einen schweren Verlust bin ich vielleicht auch gerade zusätzlich empfänglicher für die schwermütige Seite mancher SAVATAGE-Songs. Es fließen aber nicht nur bei mir einige Tränen…

 

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Die Band schickt uns durch ein Wechselbad der Gefühle, bringt harte riffgetriebene Banger wie „Jesus Saves“, „Sirens“ oder „Taunting Cobras“ (fast schon Thrash), epische Wuchtbrummen wie „This Is The Time“, „Handful Of Rain“, „Edge Of Thorns“ oder „Gutter Ballet“ und auch zerbrechliche Seelenstreichler (zu „Believe“ später mehr). Ich finde die Setlist extrem stark zusammengestellt. Ein Freund beschwert sich später, es seien nicht hinreichend Stücke der „Dungeons…“/“Sirens“-Phase gespielt worden, aber wer hat denn allen Ernstes damit gerechnet? Ich hätte eher im Gegenteil nicht so viele alte Nummern erwartet. Und es gibt echte Überraschungen! „Strange Wings“ ist so ein völlig abgefahrener Song, der mit überraschenden Tonartwechseln spielt und diesen außerweltlichen Refrain besitzt. Herrlich, Danke für diesen Song! Ein weiterer Gänsehauthammer ist „Chance“, dessen mehrstimmige Kanons mich live schon immer begeistert haben und die auch heute komplett live von fast der gesamten Besetzung gesungen werden. Killer! Bei „Gutter Ballet“ singt Zak Stevens etwas tiefer, was aber gar nicht irritierend wirkt. Besser als mit künstlicher Unterstützung! Es kommt aber etwas Eingespieltes: Jon Oliva wird per Videoaufnahme „dazugeschaltet“ und bietet „Believe“ am Klavier sitzend dar. Dazu noch eine Slideshow mit Fotos von Criss Oliva (R.I.P.!). Kurz einhalten, wirken lassen:

 

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„I am the way / I am the light / I am the dark inside the night / I hear your hopes / I feel your dreams / And in the dark I hear your screams / Don't turn away / Just take my hand / And when you make your final stand / I'll be right there / I'll never leave / All I ask of you / Believe / I never wanted to know / Never wanted to see / I wasted my time / Till time wasted me / Never wanted to go / Always wanted to stay / 'Cause the persons I am / Are the parts that I play.”

Uff.

 

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Aber Trauer darf und kann nicht ewig währen. Mit „Taunting Cobras“ und „Hall Of The Mountain King” boxen uns SAVATAGE regelrecht zurück in die Realität. MADNESS REIGNS… in Oberhausen! Strecker sagt gerade: „Fehlt eigentlich nur noch „Power Of The Night“, da ertönt das Jahrhundertriff auch schon.   

Auf dem Weg nach draußen nur fertige, aber glückliche Gesichter. Ein denkwürdiges Konzert, ein Highlight sogar in meiner Fischkoppkarriere. Denn besser geht das nicht.

 

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