BLOOD INCANTATION, MINAMI DEUTSCH / 25.04.2025 – Hamburg, Gruenspan

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Über „Absolute Elsewhere“ noch viel zu schreiben, ist wahrscheinlich überflüssig. Das Album hat große Wellen geschlagen, schon länger ist es keiner Metalband mehr gelungen, so innovativ zu klingen, so gekonnt verschiedenste Einflüsse zu kombinieren. Von der Chuzpe her, derart progressiv vorzugehen, muss ich unwillkürlich an VOIVOD denken. Ich finde es bei all der musikalischen Klasse auch interessant, wie populär BLOOD INCANTATION werden können. Ein Bekannter meinte kurz nach Erscheinen der Platte zu mir, dass die Band jetzt viel bekannter werden müsse, da die Musik einfach zu gut sei, als dass sie nicht mehr Menschen erreiche. In der Realität zeigt sich aber natürlich immer wieder, dass Innovation oder Qualität nicht zwingend ein größeres Publikum bedingen. Doch: BLOOD INCANTATION füllen das Gruenspan, ich lese zwar nichts von „ausverkauft“, aber weit entfernt davon ist es heute sicher nicht. Erfreulich, auch wenn das damit verbundene Gedrängel gerade im Gruenspan immer etwas stressig ist.

 

BLOOD INCANTATION

Bilder von MJ.

 

Die Kompromisslosigkeit und Konsequenz BLOOD INCANTATIONs zeigt sich auch in der Wahl des Supports: Mit MINAMI DEUTSCH hat man eine japanische Krautrockband dabei. In Szenekreisen scheint diese Band sogar recht bekannt zu sein, ich hatte den Namen bewusst noch nicht wahrgenommen. Ein Kumpel ist dagegen sogar ihretwegen hier. Und schon nach kurzer Zeit kann ich das vollständig nachvollziehen. Total geile Band, die diese Musik mit großer Überzeugung spielt. Schon der Anfang ist fesselnd: MINAMI DEUTSCH beginnen mit einem verhaltenen Groove, bei dem man förmlich spürt, dass der Beat später explodieren wird. Sie ziehen aber diese Spannungskurve extrem lang hin, der Drummer bleibt minutenlang auf der Snare und den Becken, bis der Break doch noch kommt und die Funken fliegen. Es folgen Kraut-Space-Psychedelic-Abfahrten, die wirklich an die Spätsechziger bis Frühsiebziger erinnern. Immer wieder lassen sie uns in entspannten Sounds chillen, bevor der Gitarrist mit schroffer Distortion reingrätscht. Hypnotische Rhythmen, exzellente Gitarrenarbeit, ein entrückt klingender Gesang -  da wähnste dich wahrlich im Ufo davonschweben und weißt gleichzeitig, dass dies die freundlichen Aliens sind. Die wollen nicht an dir herumexperimentieren, die wollen nur einen rauchen und über den galaktischen Frieden meditieren. Schön: MINAMI DEUTSCH kommen richtig gut an und werden mit donnerndem Applaus bedacht.

 

MINAMI DEUTSCHMINAMI DEUTSCHMINAMI DEUTSCHMINAMI DEUTSCH

 

Vor ein paar Jahren sah ich BLOOD INCANTATION zum ersten Mal, da war es noch eine reine Death-Metal-Show. Natürlich hatten sie bereits 2022 etwas Spezielles, ich schrieb etwa von der „Spieltechnik des Schlagzeugers Isaac Faulk, die verdreht, technisch und progressiv ausfällt“ oder von „gelungen umgesetzten Kontrasten“, aber der Spirit von MORBID ANGEL war schon noch deutlich greifbar. Die Weiterentwicklung zur Verbindung von 90er Death Metal mit 70er Prog ist rasant vollzogen worden, dürfte natürlich gleichzeitig das Resultat eines intensiven künstlerischen Prozesses sein. Heute steht zunächst das gesamte neue Album im Fokus, das bekanntlich aus zwei Stücken besteht, „The Stargate“ und „The Message“. Ist das eine unglaubliche Erfahrung, diese beiden Kompositionen live erleben zu können! Und live ist hier wirklich alles, nicht nur die „traditionelle“ Death-Metal-Basis Gitarre-Bass-Drums-Growls, sondern ebenso die flächigen Keyboardsounds, die trippigen Mellotroneinsätze sowie die Space-Synth-Attacken (Keyboarder ist offenbar Nicklas Malmqvist von HÄLLAS).  Es ist beeindruckend und begeisternd, wie tight BLOOD INCANTATION spielen. Mein Lieblingsmoment ist der Übergang in „The Message“ von einer fast schon ELOY-artigen Passage zu einem derartig massiven und von Blastbeats unterlegten Riff, dass wirklich die gesamte Halle im Takt bangt. Auch die optische Ebene passt perfekt dazu, die Lightshow unterstützt die jeweilige Stimmung und muss als ebenso durchkomponiert angesehen werden wie die Musik, dazu natürlich Nebel ohne Ende, spacige Deko-Elemente und zwei große Monolithen auf der Bühne, deren Hieroglyphen rot leuchten. Das Herrliche ist, dass diese beiden über 20 Minuten währenden Stücke live wirklich funktionieren! Es gibt ja viele Bands, die irgendwann damit beginnen, zu experimentieren, von denen die Fans aber letztlich doch die alten Smasher hören wollen. Das ist hier definitiv nicht so, die Sensation ist das neue Album. Dass danach noch zwei weitere Songs kommen, ist super, aber gesteigert werden kann die Intensität nicht mehr. Mit „Inner Paths (To Outer Space)“ vom Vorgängeralbum „Hidden History Of The Human Race” und “Obliquity Of The Ecliptic” von der “Luminescent Bridge”-EP runden BLOOD INCANTATION den Auftritt ab. Subversives Ding!

 

BLOOD INCANTATIONBLOOD INCANTATIONBLOOD INCANTATIONBLOOD INCANTATION

 

C O N C E N T R A T E

 

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