FVNERAL FVKK, TEUFELNACHT, ROYAL SCUM / 18.04.2025 – Hamburg, Bambi Galore

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„Jeder nur ein Kreuz!“

Da will man einmal Karl oder Karla heißen, muss sich aber doch mit einem Namen abfinden, der nicht mit „Kar“ beginnt. Der Kummer darüber („Alle Karstens, Karmens, Karls und Karlas etc kommen umsonst rein“) ist aber schnell vergessen, gibt es doch für lächerliche 5,- heute den „Karpirinha“, dazu obendrauf eine Weihwasser-Segnung mit der Klobürste vom Chef persönlich (umsonst!).  

Aber auch ganz ohne den Überbau des heutigen Tages: FVNERAL FVKK, TEUFELNACHT und ROYAL SCUM – wer hätte da nicht kartoffelig hart Bock drauf?

 

FVNERAL FVKK

Bilder von MJ.

 

Wir sind leider etwas spät dran und verpassen einen Teil des ROYAL SCUM-Auftritts. Zum Glück braucht es keine lange Reinhörzeit, um sich in den Sound der Combo hineinzufühlen, denn um vertrackten Progrock handelt es sich nicht. Nein, hier wird der Krustenhammer im D-Takt geschwungen, dazu geröchelt, gehustet und geschrien. Drumherum kommt eine leichte Death-Metal-Ummantelung, fertig. Besonders schön ist dabei, dass man diverse Bandmitglieder von anderen Bands und Projekten kennt, ich werfe nur mal OPHIS und FVNERAL FVKK oder VOIDHAVEN in den Raum. Und dass diese Bands eher der Entschleunigung frönen, während hier mal wieder die Handgelenke trainiert werden. Fast and furious they ride the universe. Zum Abschluss gibt’s ein herrlich runtergetrümmertes Cover von ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG. Dies war wohl erst der zweite Auftritt der Hambuger:innen, deshalb gibt es noch keinen Tonträger. Kommt hoffentlich bald und wird dann abgeerntet werden!

 

ROYAL SCUMROYAL SCUM

 

TEUFELNACHT sehen schon mal herrlich anarchisch aus. Während der Gitarrist rechts sich Pippi-Langstrumpf-Zöpfe geflochten hat, lassen seine beiden Saitenkollegen die Matten fliegen, dazwischen steht ein Sänger mit Strumpfmaske auf der Rübe, in die Hose gestopftem TYPE-O-NEGATIVE-Shirt und CELTIC-FROST-Gürtelschnalle. Dazu etwas Gesichtsbemalung mit Holzkohle vom gestrigen Lagerfeuer. Die Musik erinnert mich bisweilen an ältere FÄULNIS, was auch an der generellen Fuck-Off-Attitüde liegen kann. Aber ähnlich wie bei FÄULNIS treffen verzweifelt geschriene Botschaften auf depressiv stimmende Melodien („Lady Dracula“), Blastbeat-Geballer wird mit schwermütig rollenden Riffs kombiniert. Die Mischung gefällt mir derart gut, dass ich beide Alben „Finstere Teufelrock Rituale“ (Killer!) und „Ausnahmeverbrechen“ (noch nicht so ausgereift, auch schon geil) abernte. So kann ich eruieren und mitteilen, dass die Musiker Kroil, Der Würger, Dr. Orloff, Graf Leichenstein, Nokturnal Povverlord und A lost forgotten Ukrainian Spirit heißen. TEUFELNACHT überzeugen mit einer eindringlichen Darbietung, die gleichzeitig Liebe und Distanz zum Black Metal offenbart. Ballert rein, besitzt viele originelle Ideen und bleibt hängen. Zu einem der Stücke reißt Kroil Seiten aus einer Satansbibel und wirft diese in verschwenderischer Anzahl in den Pöbel. Ich ergattere einen Ausschnitt, in dem erklärt wird, wie man als Hexer (oder Hexe) eine Zielperson verhexen kann. Insgesamt kann auch TEUFELNACHT ein hoher Kar-Zerstörungsfaktor zugesprochen werden.

 

TEUFELNACHTTEUFELNACHTTEUFELNACHT

 

FVNERAL FVKK sagten es bereits im Vorfeld zu: Solange keusche Gedanken gehegt werden, sei das Tanzen heute ausnahmsweise erlaubt. Erleichterung unter den Jüngern, ist es doch schwer, bei einem FF-Konzert dem fleischlichen Verlangen nach Doomdancing zu widerstehen. Mit „Erection In The House Of God“ ziehen FVNERAL FVKK gleich alle unheiligen Register und siehe, da ist niemand, der da nicht mitsingt und folgende Zeilen ausruft: „You may seek salvation / From a man nailed to death / I seek copulation
/ To be nailed by God's wrath.“ Wieder frage ich mich, ob die Band tatsächlich noch ein bisschen besser geworden ist. Nie wirkten die Melodien erhabener, nie dröhnten die Beats und die Riffs doomiger ins Gebälk. Und: Nie saßen die Grimassen besser. Gerade Cantor Cinaedicus verblüfft mit Details wie lüstern gewölbten Lippen, ekstatischen Blicken oder streng erhobenem Zeigefinger, jeweils passend zu Stücken wie „A Shadow In The Dormitory“, „Underneath The Phelonion“, „When God Is Not Watching“, „Alone With The Cross“, „Poor Sisters Of Nazareth“ oder „The Hallowed Leech“. Da fliegen die Haupthaare, da leert sich ein Karpirinha nach dem anderen wie von selbst. Und wie versprochen wird ein neuer Song gespielt, der „Bishop Of The Iron Guard“ betitelt ist und wie gewohnt allerhöchsten Epic-Doom-Qualitätsansprüchen gerecht wird, wenn ich das nach einmal live hören schon so beurteilen darf. Aber etwas fehlt noch? Richtig, „Chapel Of Abuse“ wird als Zugabe nachgereicht und im heiligen Opfer des Headbangens wird der Höhepunkt der Passionszeit erreicht.

 

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Welch Segnung! Jetzt aber barfuß zu Bett.  

 

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Hier mixt der Chef noch höchstpersönlich die Drinks und segnet im Ornat mit der Klobüste.

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