RATS OF GOMORRAH, VÁLVERA / 09.04.2025 – Kiel, Schaubude im Hinterhof

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RATS OF GOMORRAH feiern den Release ihres Debutalbums „Infectious Vermin“, wobei natürlich gleich mitzudenken ist, dass es unter dem alten Namen DIVIDE eine lange Vorgeschichte (2009 bis 2023, zwei Longplayer, drei EPs und ein Demo) gab. Da das Kieler Duo bereits mehrfach in Brasilien getourt ist, bestehen gute Kontakte zu der dortigen Szene. Beim letzten Mal hatten sie ROTBORN aus Sao Paulo dabei, heute sind es VÁLVERA aus derselben Stadt. Zum happy Tourstart in Kiel finden sich angenehm viele Leute ein, die Bock auf eine Mittwochs-Thrash/Death-Sause haben.  

 

RATS OF GOMORRAH

Bilder von Torsten.

 

VÁLVERA legen los und werden freundlich empfangen. Schnell verringert sich der Abstand zur Bühne, einige der Anwesenden kennen die Band sogar bereits, waren sie doch 2023 mal mit DEHUMANISER im Hot Rock. Ihren Stil würde ich zwischen Thrash und Heavy Metal verorten. Macht Spaß, den Jungs zuzugucken, zum Beispiel wenn der Schlagzeuger mit gewaltigen Drumrolls beginnt, aufspringt und den Mob entrückt grinsend anstachelt. Die Band gebe es immerhin schon seit 210 und habe drei Alben veröffentlicht, brüllt mir ein Kuttenträger von der Seite ins Ohr. Da die Laune entsprechend gut ist, spielen VÁLVERA zum Schluss noch einen brandneuen Track, der eigentlich noch gar keinen Text habe. Aber Sänger/Gitarrist Glauber Barreto schafft es, John Tardy mäßig auch ohne feste Lyrics Heavy-Metal-Lautmalerei zu betreiben. Er winkt danach entschuldigend ab, aber ohne Scheiß – gerade diesen Song fand ich mit am besten. Das Wilde und Improvisierte hat mir gefallen. Guter Auftakt.

 

VALVERAVALVERA

 

An RATS OF GOMORRAH mag ich natürlich erst mal die musikalische Seite. Aber fast genau so elementar sind die Ansagen, die Daniel und Moritz auf Konzerten machen! Häufig gibt es klare Statements gegen Rassismus, Sexismus und/oder Faschismus und das nicht allgemein gehalten, sondern mit dem dringenden Hinweis darauf, wie krass die Missstände auch in der häufig als so tolerant gelobten Metalszene immer noch seien. Ich kenne Besucher:innen, die das der Band sogar schon übel genommen haben und sich angegriffen fühlten. Aber es nützt nichts, die beiden haben ja völlig Recht. Leider habe ich das Gefühl, dass gerade jetzt, wo Populisten, Rechtskonservative und sogar offen Rechtsradikale Zuspruch bekommen, viele Bands lieber das Maul halten, um auch ja keine potenziellen Käufer:innen abzuschrecken. Gleichzeitig gehen RATS OF GOMORRAH aber auch nicht zum Lachen in den Keller – eine Kombi, die mir total zusagt. So wird eine kleine Panne sportlich genommen, nämlich als Daniel „auf genau das falsche Kabel“ tritt und er sein System neu hochfahren muss und uns Moritz informiert: „Daniel kann wegen seiner Wurstfinger eigentlich gar keine Gitarre spielen und sollte bei DIVIDE Bass spielen.“ Geilerweise kann er ja sogar beides auf einmal, da er den Sound irgendwie über verschiedene Stacks laufen lässt. Klingt jedenfalls massiv! Ich habe tatsächlich vorher noch nie so genau wahrgenommen, was für Feinheiten Moritz auf dem Schlagzeug spielt und wie variabel er die Riffs unterstützt, markante Stellen hervorhebt und so weiter. Der Sound ist dafür heute aber auch optimal geeignet und schön differenziert. Da erstrahlen Death Metal Brecher wie „Rattenkönigin“, „Rats Of Gomorrah“, „The Rise Of Baphomoth“, „Death Metal Punks” oder das herrliche ASPHYX-Cover „Deathhammer“  in ihrer ganzen versifften Pracht. Originell (und super umgesetzt!) kommt auch eine Coverversion von TON STEINE SCHERBEN - "Macht kaputt, was euch kaputt macht". Ich glaub, es gibt hier und heute keine:n, der das Konzert nicht genießt.

 

RATS OF GOMORRAHRATS OF GOMORRAH

 

Jo, da wünschen wir beiden Bands abschließend eine gelungene Tour! Hurry up and wait!

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