DDT-FESTIVAL: VIOLENT FORCE, RAGING ROB, DARKNESS, SPHINX / 22.03.2025 – Düsseldorf, Weltkunstzimmer

6 Dislike0

Irgendwann meinte Tank auf ‘ner CATBREATH-Probe, dass man eigentlich zum DÜSSELDORFER DEATH THRASH-FESTIVAL (DDT) fahren müsse. Allein der Name VIOLENT FORCE sei schließlich ein hinreichender Anlass. Ich biss sofort an, war diese Band doch eine wichtige Station in meiner musikalischen Sozialisation. Außerdem finde ich es doppelt geil, dass Ur-Mitglied Lemmy quasi „unsere Jungs“ von REZET als weiteres Band-Line-Up dabei hat, so wie schon 2014 auf dem HEADBANGERS OPEN AIR (auf dem DER DETZE ROCKT gab es im selben Jahr zudem eine „VIOLENT-FORCE-and-friends-Show“ mit REZET und VF-Schlagzeuger Hille, der aber letztlich nicht selbst Schlagzeug spielte). Als weitere Bands wurden fürs DDT RAGING ROB (Ex-ASSASSIN) und DARKNESS angekündigt – runde Sache also. Tank organisierte Tickets und schwupps war die Zeit rum und ein kleiner Trip nach D-Dorf stand vor der Tür.

 

VIOLENT FORCE

Bilder von Marlena Bathory und Tank Antino.

 

Zum Glück hatten wir die Tickets (angeblich die beiden letzten, aber das sagen sie ja jedem), denn das Konzert war restlos ausverkauft. Was ich nicht erwartet hatte: Wir trafen Freaks aus Chile, Schweden, München und ganz Deutschland sowieso. Da macht schon das Rumlungern und Street Boozing vor der Halle Laune. Und wie herrlich ist der Club bitte! Das Weltkunstzimmer verströmt 80er Flair und liegt in einer denkmalgeschützten Fabrikhalle. Perfekte Größe für ca. 600 Thrasher:innen und einfach mal eine Top-Atmosphäre. Übrigens lebt Thrash ja echt mal, es sind sehr viele junge Maniacs vor Ort.

 

DDTDDT

 

Erst auf der Hinfahrt hatte ich mitbekommen, dass SPHINX auch dabei sind. Geil, das ist für mich eine zusätzliche Aufwertung des Billings, denn die jungen Asi-Thrasher hab ich in Gegensatz zu DARKNESS, ASSASSIN und VIOLENT FORCE bisher noch nicht gesehen. Unumstritten sind sie durch ihr Verhalten auf dem KIT RISING vor ein paar Jahren ja nicht (da hatten sie in den Backstage gepisst), aber die Platten ballern rein und der Ruf als Asi-Rebell in der eigenen Szene macht manche Leute eher neugierig. Der Mob geht jedenfalls wirklich sofort von Null auf Hundert in den Randale-Modus, in den ersten Reihen herrscht ein einziges Gebange und Geschubse. Das Trio aus Gelsenkirchen hämmert richtig schön ungehobelt nach vorne, ihr Thrash ist leicht angeschwärzt und erinnert mich vom Vibe her immer wieder an ganz frühe KREATOR. Köstlich auch die Ansagen: „Das nächste Lied ist gegen die Gesellschaft! Man kann nicht mal Saufen und Autofahren!“ Mit dem stumpf runtergeholzten ACCEPT-Cover „I’m A Rebel“ schießen die Jungs den Vogel ab. Schöner Opener!

 

SPHINXSPHINX

 

Bei DARKNESS geht dann aber dermaßen der Punk ab, dass eine Steigerung in Sachen Pit-Alarm kaum denkbar erscheint. Die letzten Platten sind ja auch alle super, die Band fein eingespielt. Urmitglied und Schlagzeuger Lacky lässt die Roto-Toms nie zur Ruhe kommen und wird folgerichtig mit Sprechchören abgefeiert. Ich finde ja auch, dass der „neue“ Sänger Lee seine Sache ganz hervorragend macht und der ist tatsächlich mittlerweile auch schon seit zehn Jahren an Bord. Mit „Staatsfeind“, „Burial At Sea“, „Death Squad“, „Iron Force“ oder „Armageddon” hat man Klassiker der deutschen Thrash-Geschichte am Start, wobei DARKNESS es geschafft haben, diesen Biestern ebenbürtige neue Stücke zur Seite zu stellen. „First Class Violence“ stellt eine Prügelorgie mit 1A-Refrain dar, „Wake Up In Rage” oder “The Gasoline Solution” halten das Energielevel durch Old School Riffs und diese typischen Teutonic Thrash Drums. Zu einem Live-Abräumer hat sich auch „I Betray“ entwickelt, denn der setzt die körpereigene Mosh-Motorik wie auf Knopfdruck in Gang und die Leadgitarren sowie den Refrain kriegst du nicht mehr aus dem Kopf. Schon jetzt hat sich hier im Weltkunstzimmer eine fette Thrash-Party entwickelt, Bierpullen pflastern den Boden, die ersten Alkleichen liegen in den Ecken (hoffentlich keine der ganz weitgereisten Fans).

 

DARKNESSDARKNESS

 

RAGING ROB up next! Diese Band hat Robert Gonnella bekanntlich gegründet, nachdem er ASSASSIN 2014 verlassen hat. Ex-ASSASSIN-Schlagzeuger Frank Nellen ist auch dabei. Wieso es überhaupt zum Split kam, weiß ich gar nicht mehr, die bisherigen Auftritte der 80er ASSASSIN (in Hamburg mit den Kielern METAL FORCE) und der Reunion (2003 in Wacken und 2006 auf dem KEEP IT TRUE) fand ich immer gut. Und auch RAGING ROB machen Spaß, wobei Gonnella zumindest live gar keinen Unterschied zu ASSASSIN macht und die Stücke mit Ansagen wie „noch ein alter Song von uns“ ansagt. Der Gig wirkt herrlich authentisch mit einem dauergrinsenden Rob Gonnella. Die beiden Demos und die ersten beiden Platten sind halt schwerer Kult und werden nicht ohne Grund bei High Roller wiederveröffentlicht. „The Last Man“ knüppelt herrlich nach vorne („In dem Lied geht es um den letzten überlebenden Menschen und es spielt im Jahr 1999. Ja, so jung waren wir, dass wir dachten, 1999 ist bestimmt alles im Arsch“). „Assassin“, „Bullets“ oder „Baka“ kann jede:r Anwesende mitgrölen. Ein großer Spaß, den RAGING ROB im nächsten Jahr auf dem DDT 2026 wiederholen werden. Das erfahren wir direkt nach dem Auftritt, als Veranstalter und Mitwirkende wie u.a. der HM Fanclub Velbert auf die Bühne kommen, den Abend feiern und für nächstes Jahr u.a. LIVING DEATH ankündigen (witzige Randnotiz: Sänger Toto wohnt mittlerweile in Wacken).

 

DARKNESSVIOLENT FORCE

 

Was Lemmy und die REZET-Jungs (Ricky, Attt und Ex-Gitarrist Thorben, also quasi die alten REZET minus Bass) dann liefern, übertrifft alle Erwartungen, sogar meine, obwohl ich ja den 2014er Auftritt gesehen habe. Aber ich bin der Meinung, dass VIOLENT FORCE heute noch tödlicher und tighter klingen. Der Sound ist Bombe, die Gitarren messerscharf. Hölle, was reißen Ricky und Thorben denn da ab! Ihre Shredder-Pranken verschwimmen im Speed-Inferno. Dazu singt Lemmy auf den Punkt und klingt zu keinem Zeitpunkt außer Atem. Logisch, dass der Pit nun förmlich explodiert! Ohne Absperrung nicht ungefährlich für Lemmy, der durch die Kombination Bass und Gesang natürlich den heranbrandenden Crowdsurfern schutzlos gegenübersteht. Rumms knallt ihm auch schon das Mikro zwischen die Zähne. Nach einer unmissverständlichen Ansage kriegen die Leute es aber zum Glück hin, nicht mehr den Mikroständer umzukicken. (Wer meint, dass das schon nicht so wild sein kann, hat noch nie ein Mikro zwischen die Zähne bekommen, ich selbst habe dadurch schon einen Schneidezahn verloren.) Gespielt wird natürlich jeder Song des Debuts und einzigen Platte „Malevolent Assault Of Tomorrow“, welches mit der Zeit an Stellenwert gewonnen hat. Die Reihenfolge ist aber anders angeordnet, was der Sache mehr Spannung und Charakter verleiht (sonst wüsste man ja, was als nächstes kommt) und die besten Stücke „Soulbursting“, „Sign Of Evil“ und „Dead City“ kommen zum Schluss. Der Pit brennt den ganzen Gig über, steigert sich aber gerade bei den beiden letzten Songs noch mal bis ins Maximum. Über „Dead City“ fanden Lemmy und REZET meiner Erinnerung nach auch zusammen, denn das Stück haben die Schleswiger ja schon immer gecovert und davon bekam man wohl auch in Velbert Wind. Richtig, richtig geil!

 

VIOLENT FORCE

 

Eine von A bis Z gelungene Veranstaltung, Danke an alle, die das möglich gemacht haben. Hart nur, dass das Bier ständig alle war – es wurde zwar schnell Nachschub besorgt, aber immer andere Sorten, sodass man am Ende des Tages fünf verschiedene Biersorten durcheinander getrunken hatte. Der Helm am nächsten Morgen sitzt ganz schön eng…   

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv