HELL OVER HAMMABURG WARM UP – THE WIZARDS, OKRÜTNIK, SERVANTS TO THE TIDE / 27.02.2025 – Hamburg, Bambi Galore

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Ja, ist es wirklich schon soweit? Das 24er Wochenende mit den beiden Festivals HELL OVER HAMMABURG und DER HAFEN ROCKT fühlt sich in meiner Erinnerung noch so frisch an, als sei es erst wenige Monate her. Und doch ist bereits ein Jahr vergangen! Dieses Jahr wiederholt sich der Ablauf insofern, als dass ich beim HOH lediglich das Warm Up und den Freitag mitnehmen kann, während der Samstag für einen eigenen Auftritt reserviert ist (2024 VLADIMIR HARKONNEN, 2025 CATBREATH im Husumer Speicher). Heute geht es erstmal zum Aufwärmen ins Bambi Galore, wo unsere Lieblinge THE WIZARDS mit den Hamburger Epic Metaller:innen SERVANTS TO THE TIDE sowie den uns bisher vollständig unbekannten OKRÜTNIK (Polen) zocken. Herrlich, ab geht’s!

Doch zunächst bangen dunkle Wolken am Horizont hinauf! Folgende Meldung auf der HOH-Seite erzeugt Magengrummeln: „Wegen der Flughafenstreiks ist sowohl das Programm der WARM UP NIGHT als auch unseres eigentlichen Festivals unsicher.“ Kurz vor Abfahrt erfahren wir noch, dass THE WIZARDS ihre Flüge umbuchen konnten, jetzt nach Düsseldorf unterwegs seien und hoffentlich rechtzeitig in Hamburg ankämen. Argh, die Spannung!

 

THE WIZARDS

Bilder von MJ. 

 

Ein bestens aufgelegter Mob bevölkert das Bambi, das Bier fließt in Strömen und der Heavy Metal Smalltalk steigert die Vorfreude noch. Da beginnen SERVANTS TO THE TIDE! Diese tolle Band wurde noch gar nicht in einem DreMu-Konzertbericht reviewt, obwohl ich sie bereits letztes Jahr live sah. Ich habe es schlicht nicht geschafft, über alle Sommerfestivals zu berichten, die ich besucht habe, das WISCHFEST und ENZO blieben zum Beispiel leider bisher auf der Strecke. Die beiden STTT-Alben bieten bekanntlich richtig guten Epic Metal, der als norddeutsche Antwort auf ATLANTEAN KODEX bezeichnet werden darf. Ich liebe die Stimmung, welche die Musik dieser Band ausstrahlt. Neulich erzählte mir jemand, dass er mit dem Gesang nicht klarkomme. Was da los, der ist doch top und geht bei mir tief unter die Haut! Aber manche Menschen sind durch Autotune und Glattzieh-Programme schon so beeinflusst, dass sie die Schönheit einer echten Stimme mit all ihren nötigen Schwankungen nicht mehr wahrnehmen. Mit mächtiger Doom-Schlagseite schwappen die Songs durch die Bambi-Katakomben, verbreiten Schwermut, Melancholie und verdeutlichen die Nichtigkeit der menschlichen Existenz. Besonders „North Sea“ muss man mal gehört haben: „Bury me in the northern sea / Once more salt and storm shall be with me / Once more cold water will caress my hand / Before it takes me in like an old friend.”

 

SERVANTS TO THE TIDESERVANTS TO THE TIDE   

 

In eine ganz andere Kerbe schlagen die Polen OKRÜTNIK! Zwischen Heavy, Speed und Black Metal bewegen sich die ungestümen Attacken, über denen die Ahnen KAT oder VADER irgendwie immer mitschweben. Aber ich mache auch DISSECTION-artige Vibes in den Gitarren aus. Fakt ist, dass der Vierer mit lodernder Inbrunst agiert! Die Texte sind auf Polnisch gehalten, was den Reiz in meinen Augen noch erhöht. Worum es geht, kann man sich zum Teil erschließen (die Titel ihrer Alben lauten „Legion Antychrysta“ und „Krwawy Pontyfikat“…) oder man spürt es einfach. Sympathisch find ich ja schon, dass auch die Ansagen kaum zu verstehen sind, aber die Gitarristen Eryk Kula und Marcin Kulik nicht müde werden, den Mob weiter aufzupeitschen. Rasend schnelle Drums treffen auf peitschende Riffs, durchaus melodische Soli und Harmonien sowie gebellten und gekeiften Raubtiergesang. Da beide Platten für je faire 20,- Euro am Merch liegen, muss ich beide direkt nach dem Gig abernten. Eine Entdeckung, die wieder mal bewiesen hat, wie schön es sein kann, vor dem Konzert einfach mal nichts über eine Band zu wissen – um dann gepflegt den Scheitel gezogen zu bekommen! Inzwischen sieht man übrigens dort auch Shirts von THE WIZARDS, die Basken sind also eingetroffen.

 

OKRÜTNIKOKRÜTNIK

 

THE WIZARDSTHE WIZARDS

 

Bereits während des Soundchecks merke ich, dass sich bei THE WIZARDS eine enorme Energie aufbaut. Die Band verspürt nach all den Verzögerungen jetzt natürlich das triumphale Gefühl, alle Widerstände überwunden zu haben und ist mehr als willig, den Rock’n’Roll-Sturm zu entfesseln. Genau so kommt es: Der Stress der Anreise von Bilbao bis Hamburg entlädt sich in einem hemmungslosen, actiongeladenen Rockspektakel. Und auch die Leute haben Bock, ist es ja schon sechs Jahre her, dass THE WIZARDS zuletzt im Stellwerk gastierten (und sieben seit dem 2018er HELL OVER HAMMABURG). Ian Mason beißt die Bierpulle auf und schreit „Brothers and sisters, we’ve made it!“ Noch trägt er Hemd und T-Shirt, im Verlauf der Show fällt Schicht um Schicht der infernalischen Hitze zum Opfer, bis der Kerl nur noch seine Tattoos spazieren trägt. Viel wichtiger: Mason singt um sein Leben, schmettert mit voller Seele und erinnert so an die besten seiner Zunft, etwa Ian Astbury oder Glen Danzig. Die ganze Band ackert, schwitzt und verströmt den Rock’n’Roll aus jeder Pore. Von den bisherigen vier Platten gibt es u.a. „Full Moon In Scorpio“, „Curse Of Hecate“, „Halftones To Eternity“, „Equinox Of Fire“, „Calliope (Cosmic Revelations)”, “Stardust” und “V.O.I.D. (Visions Of Inner Death)“. Was für Melodien, was für großartige Songs! Gen Ende dreht Mason vollständig am Rad, indem er erst in die Menge springt und dem Crowdsurfen frönt, um sich danach das Mikro so heftig vor die Bühne zu schlagen, dass die Stirn blutend aufplatzt. One for the historybooks!

 

THE WIZARDSTHE WIZARDS

 

Also, ich bin mehr als aufgewärmt, das Hauptfestival kann kommen! TBC…

 

THE WIZARDSTHE WIZARDS

 

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