MANTAR, KVELERTAK, (URNE) / 16.02.2025 – Hamburg, Große Freiheit 36

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MANTAR und KVELERTAK zusammen auf Tour, da schnalz ich doch mit der Zunge! Beide haben sich mittlerweile zurecht einen amtlichen Status erspielt und so werden die Venues mit jeder Tour ein Stück größer. Übers erste MANTAR-Konzert in Hamburg (2013 als Support von TROUBLE im Hafenklang!) berichteten wir hier auf DreMu ebenso wie über die KVELERTAK-HH-Debuts 2010 (als Support von CONVERGE) und 2011 (schon als Headliner, aber noch im Logo). Wo da wohl die Grenze ist? Lustig fand ich jedenfalls die Aussage von Hanno im Vorfeld der Tour, dass man sich selbst ein bisschen so fühle, als gingen Bud Spencer und Terence Hill mit GUNS N‘ ROSES auf Tour. Wobei ich vor dem heutigen Abend noch nicht wusste, dass MANTAR in Hamburg sogar nach KVELERTAK spielen!

 

KVELERTAK

Bilder von MJ.

 

Wie immer bei solchen Veranstaltungen wird die „Vorband“ früher als angekündigt auf die Bühne gejagt. So verpassen wir URNE nahezu vollständig, obwohl wir pünktlich sind. Die Garderobenschlange ist zu dieser Jahreszeit natürlich pervers lang und windet sich von oben bis in den Keller. Wird aber immerhin schnell abgearbeitet, das muss man sagen. Ich finde eine volle Große Freiheit deutlich angenehmer als gut besuchte Konzerte im Grünspan oder Docks. Da der Laden eher breit angelegt ist, kommt man überall gut durch und die drei Tresen umfassen ja das gesamte Areal, sodass die Bierholerei wirklich fix vonstattengeht. Verrückterweise haben URNE einen richtig guten Sound, vielleicht den besten des Abend. Böllert mächtig, ist aber nicht ZU laut und lässt Raum für Nuancen. Den Still kann man wohl als Sludge Metal bezeichnen, aber mehr kann ich dann auch echt nicht dazu sagen. Next time!   

 

URNEURNE

 

Nun folgt eine Überraschung nach der anderen. Erst mal verschütte ich fast mein Bier, als ich die vier Mikroständer sehe, denn das kann ja nur bedeuten, dass nun bereits KVELERTAK folgen. Und als es dann losgeht, stelle ich fest: Da fehlt ja einer! Die Gitarrenarmada ist von drei auf zwei Eulen geschrumpft. Wenn man auf der KVELERTAK-Fb-Seite guckt, findet man auch folgendes Statement vom 31. Oktober: „Bjarte Lund Rolland is leaving Kvelertak and will therefore not be joining the upcoming tour. After five albums and countless concerts around the world, Bjarte and Kvelertak are now going their separate ways.” Klingt endgültig, wobei die Band offenlässt, ob man den Posten in der Zukunft wieder neu besetzen wird. Eins macht Sänger Ivar Nikolaisen aber nach wenigen Songs unmissverständlich klar: „We will not split until we fuckin‘ diiiiiie!“ Nun ist es natürlich spannend, wie KVELERTAK den fehlenden Teil kompensieren, denn die drei Gitarren sind ja schon ein Aushängeschild gewesen. Tatsächlich gelingt es ihnen gut, wobei der Unterschied zu merken ist. Einige Songs fehlen, bestimmte Parts wurden umarrangiert und generell scheint mir der Gitarrist auf der rechten Seite (ich glaube Maciek Ofstad) mehr zu tun zu haben und etwas weniger in Bewegung zu sein als gewohnt. Dennoch schieben KVELERTAK ordentlich Energie und Druck in die Hütte und es gibt viele spektakuläre Momente wie Ivars Crowdsurfing-Sprung in die Menge, das Schwenken der gigantischen KVELERTAK-Flagge und Songs wie „Kröterveg Te Helvete“, „Blodtorst“, „Heksebrann“, „Kvelertak“ oder „Bratebrann“. Man könnte sagen, dass KVELERTAK eine überdurchschnittliche Band bleiben und gleichzeitig auf dem Weg zur etwas konventionelleren Metalcombo sind. Aber abwarten!

 

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Falls jemand Sorge hatte, ob ein Duo nun abstinkt nach dieser Rock’n’Roll-Klatsche, dann wird diese nach wenigen Sekunden pulverisiert. Hanno und Erinc schieben die Regler auf Elf und hauen alles zu Klump. Sie scheinen mir hier in Hamburg auch mindestens ebenso beliebt zu sein wie KVELERTAK, denn die Circle Pits und das generelle Herumgetobe nehmen gar kein Ende. MANTAR haben einen neuen Peak erreicht, zeigen sich besser denn je. Gerade Hanno ist zu einem regelrechten Entertainer mutiert, dessen Ansagen voll ins Schwarze treffen. Sein Dank an Hamburg kommt aufrichtig, das spürt man. Und seine Attacke gegen Rechts löst laute „GANZ HAMBURG HASST DIE AFD“-Chöre aus. Sehr schön, Danke! Der Sound ist so übertrieben brachial, dass alles wabert, die Hosenbeine selbst bei engsten Rockerbuxen schlackern und sich wohl sämtliche Nierensteinprobleme nach dem Konzert durch Zertrümmerung erledigt haben. Eingerahmt in gleich zwei AC/DC-Songs als Intro und Outro („The Razors Edge“ und Two’s Up“) böllern MANTAR die Großtaten „Spit“, „Astral Kannibal“, „Oz“, „Obey The Obscene“, „Hang ‘Em Low (So The Rats Can Get ‘Em)“, „Era Borealis“ sowie „White Nights“ raus. Da ich Videos meide und noch aufs Vinyl warte, kenne ich die neuen Songs noch nicht, was aber gerade geil ist. Denn was ist besser als der Live-Erstkontakt? Und ich muss sagen, dass mich „Halsgericht“ und „Rex Perverso“ vollständig umwämsen! Richtig widerborstiger und eingängiger Stoff, der zum Bangen und Pogen einlädt. Gegen Ende des Konzertes wird die Lautstärke noch mal erhöht, was im Grunde unnötig ist. Das wäre aber auch mein einziger Kritikpunkt an dieser exzellenten Vorstellung!

 

MANTARMANTARMANTAR

 

Jo, herrlich. Freue mich jetzt schon bei beiden Bands aufs nächste Mal! Und URNE werden bei Gelegenheit auch noch mal angeguckt.   

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