GREEN LUNG, UNTO OTHERS, SATAN’S SATYRS / 14.02.2025 – Hamburg, Gruenspan

3 Dislike0

Verkehrte Welt? Hätte man mich gefragt, welche von den drei Bands TRIBULATION, UNTO OTHERS und GREEN LUNG am bekanntesten ist bzw. die meisten Besucher zieht, dann hätte ich ohne Kenntnis irgendwelcher Zahlen von Likes, Klicks, whatever ganz klar gesagt: TRIBULATION bei weitem die größte Band, dann UNTO OTHERS, dann GREEN LUNG. Doch heute spielen TRIBULATION lediglich im Bambi Galore, das laut Augenzeugen nicht mal ausverkauft ist, während GREEN LUNG und UNTO OTHERS im proppevollen Grünspan auftreten. Und GREEN LUNG sind die Headliner mit deutlich größerer Bühnenproduktion als UNTO OTHERS. Da habe ich mich wohl verschätzt oder TRIBULATION hatten auf dieser Tour einfach Pech mit der Promotion. Ihre Dates sind zumindest später bekanntgegeben worden, als viele schon Tickets für das Konzert im Grünspan hatten. Nun, mir ist es prinzipiell egal, wer populärer ist, ich mag alle drei Bands und wünsche ihnen jeweils volle Hallen, aber überrascht hat mich das schon.

 

GREEN LUNG

Bilder von MJ.

 

Hui, wir sind gerade drin, da beginnen auch schon SATAN’S SATYRS. Die ersten beiden Stücke kann ich leider nur hören, da ich erst in der Schlange zur Garderobe stehe und dann in der fürs Bier. Und was ich höre, gefällt mir durchaus. Ist ja auch interessant, mir dabei vorzustellen, wie die Musiker hinter den Klängen wohl aussehen mögen. 70er Garage Punk Doom, gibt es diese Schublade schon? Die mir völlig unbekannte Combo hat von allen genannten Zutaten etwas, rotzt das Ganze schön frech heraus. Als ich dann vor der Bühne stehe, werde ich nicht enttäuscht: Die strahlen was aus! Zwar wird ihnen eine wirklich gute Beleuchtung verwehrt und auch der Sound lässt zu wünschen übrig (Gitarren gehen weitestgehend unter), aber die Hunde lassen sich davon nicht die Laune verderben. Genau so muss das eine „Vorband“ machen! Ich behalte die UA-Amerikaner im Kopf und werde bei Gelegenheit eine Scheibe abernten.

 

SATAN'S SATYRSSATAN'S SATYRS

 

UNTO OTHERSUNTO OTHERS

 

Bei UNTO OTHERS lässt sich wieder das Phänomen beobachten, dass sie mittlerweile ein breites Publikum ansprechen, unter dem sich auffällig viele junge Leute befinden. Heavy Metal wird gerade wieder populärer bei Jugendlichen, und gerade Bands wie GHOST und UNTO OTHERS sprechen offenbar etwas an, was gut ankommt. Es ist faszinierend, wie vielfältig UNTO OTHERS/IDLE HANDS vorgehen – du hast die knallharten Stücke, die schon in Richtung Thrash gehen, du hast aber auch fragil-melancholische Gothic Rock Songs und diverse Nuancen dazwischen. Dazu kommen die häufig von Depression und Düsternis geprägten Texte, die viele Anwesende Wort für Wort auswendig mitschmettern. Mir läuft wiederholt ein Schauer über den Rücken, wenn Gabriel Franco diese Texte singt, schreit, heult (und dazwischen ein „Ugh!“ reinbölkt). Die Setlist ist schön lang (18 Songs!), enthält Highlights von allen bisherigen Platten, wobei es zu keiner Sekunde ansatzweise langweilig wird. Ich nenne dennoch ein paar Favoriten, die mich besonders berühren: „Butterfly“, „Nightfall“, „Double Negative“, „It Doesn’t Really Matter“, „Can You Hear The Rain“, „Give Me To The Night” und “Dragon, Why Do You Cry?”. Eine Überraschung stellt das gut umgesetzte RAMONES-Cover von “Pet Sematary“ dar. Insgesamt wieder eine vollständig überzeugende Darbietung mit einem entfesselt aufspielenden Sebastian Silva!

 

UNTO OTHERSUNTO OTHERS

 

GREEN LUNGGREEN LUNG

 

Obwohl ich alle drei GREEN LUNG-Alben habe und liebe, bin ich völlig geflasht und überrascht davon, wie GUT diese Band doch ist. Ich hatte sie unterschätzt! Schon das Bühnenbild ist herrlich und sieht an wie ein heidnischer Garten, in dem gleich die Satansmesse samt Opferritual gelesen wird. Beelzebub und Ziegenbock, Grünkraut und Fliegeviecher. Und wenn die Lichter gedimmt werden, starren dich diverse Kreaturen mit rot leuchtenden Augen an (beziehe mich nicht auf die Musiker). Aber viel sensationeller ist die musikalische Qualität: Als hätten BLACK SABBATH noch Jon Lord dabei, der die Rassel schwingt, wenn er nicht gerade ordentlich einen wegorgelt! Und wie gut ist der Sänger! Tom Templar nennt er sich, mit großer Geste führt er durch den Abend, kongenial noch ergänzt durch eine zweite Stimme, nämlich die des Bassisten Joseph Gast. Das Konzert weist eine wahnsinnige Spannungskurve auf, zwingt uns durch heftig blubbernde Banger über klagende Folksongs hin zu klassischen Rockstrukturen und wieder zurück in steinernen Doom. Plötzlich steht Tom Templar oben auf der Loge und singt von dort. War der Sound schon bei UNTO OTHERS sehr gut, darf er jetzt als perfekt bezeichnet werden. Da kommt jedes Detail zum Tragen, was die Briten komponiert haben (grandiose Gitarrenabfahrten: Scott Black). Der mystisch-okkulte Überbau verfehlt nicht seine Wirkung, passt zu der Musik (und umgekehrt) und liefert einfach geniale Bilder auf der Bühne (und auf den Plattencovern). Ich weiß nicht, wie es GREEN LUNG in nur wenigen Jahren (2017 gegründet) geschafft haben, eine derartige Produktion aufzufahren, aber ich bin begeistert.

 

GREEN LUNGGREEN LUNG      

 

Was für ein Top-Abend!

 

GREEN LUNG

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv