NIDBILD, GRATE / 31.01.2025 – Kiel, Schaubude im Hinterhof
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Mittwoch, 05. Februar 2025 20:24
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Mehr als die Info, dass uns heute Thrash und Black Metal erwartet, wusste ich vor dem Konzertbesuch nicht. Okay, Torsten hatte über NIDBILD vor ziemlich genau einem Jahr hier auf DreMu bereits einen Bericht geschrieben und den hatte ich natürlich gelesen. Die Musik höre ich mir aber vorher nicht an, man weiß heutzutage viel zu oft zu genau, was einen erwartet. Ich werde auch nicht müde, genau das zu empfehlen, gerade bei kleineren Veranstaltungen: Einfach hingehen und genießen!
Bilder von MJ und Sandra.
Den Abend eröffnen GRATE aus Schweden, ein Trio zwischen Sludge, Doom und leichten Industrial-Elementen. Eins zeigt sich gleich: Der Sound in der „neuen“ Schaubude kommt auch bei einer eher überschaubaren Zuschauermenge (ca. 50 Nasen) gut! Da dies jetzt mein dritter Buden-im-Hinterhof-Besuch ist und es jedes Mal gut klang, kann ich guten Gewissens sagen, dass die Befürchtungen einer klanglichen Verschlechterung (im Vergleich zu der alten Bude) sich nicht bestätigen. Es hilft natürlich, dass Bocky an den Reglern steht. GRATE gefallen mir gut, sie fabrizieren nihilistische und brachiale Musik. Wer auf alte Sachen von PRONG steht, findet schnell in den schweren Groove. Besonders das bewusst monoton gehaltene Riffing zwingt mehr und mehr Besucher:innen zu Kopfnicker-Moves. „Bangen Sie das fucking Kopf!“, hätte ein anderer Schwede da wohl gesagt. Und auch GRATE zeigen Humor: „We are GRATE and you are GREAT!” (Sänger/Gitarrist Nick Holmquist). Abgefahren finde ich auch den kleinen Hocker des Bassisten, der offenbar die hinteren Stuhlbeine abgesägt hat, um eine Schräge zum Fußabstellen zu erzeugen. Ob dies für bestimmte Spieltechniken vorteilhaft ist? Reicht ja aber auch, wenn er sich damit einfach wohl fühlt.
Der Hocker bleibt, der Bassist auch. NIDBILD und GRATE teilen sich also eine Personalie (und ein Möbelstück). Musikalisch geht es hingegen in andere Gefilde: Die Basis ist Thrash Metal, der mit Black-Metal-Anteilen verfeinert wird. Es entsteht dabei kein blackend Thrash, so empfinde ich das zumindest. Eher treffen DISSECTION-artige Gitarrenharmonien auf Thrashriffs, begleitet von unnachgiebig treibenden Drums. Auch nehme ich immer wieder Death Metal Vibes wahr. Der Gesang ist recht abwechslungsreich, deckt verschiedenste Schattierungen des Wahnsinns ab. Wobei NIDBILD ihre Thrashwurzeln ernst nehmen und die gerade in den frühen Tagen des Genres übliche Kritik an gesellschaftlichen Missständen in ihren Texten auflodern lassen. So heißt ein Song „I Can’t Breathe“ und thematisiere laut Sänger/Gitarrist Björn Anders Hedén den Mord an George Floyd. Seit der letzten Tour habe Bandkopf Hedén Torsten zufolge übrigens die komplette Besetzung gewechselt, die jetzige harmoniere deutlich besser und knalle mehr rein. Ich hatte ja erwähnt, dass die Bude heute nicht übermäßig gut besucht ist. Es fühlt sich aber auch nicht leer an. Die Leute kommen alle in den vorderen Bereich und tatsächlich funktioniert das so und wirkt überhaupt nicht wie Totentanz. Vielmehr herrscht eine angenehme Atmosphäre, eine Mischung aus Bock und Entspannung. Der Bandname sei übrigens wohl eine Art sarkastisches Schimpfwort, jemand, den man so bezeichne, sei quasi die Abbildung eines Nichts. So verstehe ich das jedenfalls, als ich die Band nach dem Konzert daraufhin anschnacke.
Bude goes Black Metal? Gerne mehr davon!