INTEGRITY, EYES / 14.11.2024 – Hamburg, Logo

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Wow, da sind doch glatt 21 Jahre seit meinem letzten INTEGRITY-Konzert vergangen! Und wie gut: Von dem 2003er Konzert in der Pumpe befindet sich hier auf DreMu bereits ein Bericht! So lange machen wir die Scheiße schon und ich freue mich darüber, dass ich fast alle Konzerte, die ich seit 2003 besucht habe, hier reviewt habe.

Schade ist es natürlich, dass ausgerechnet heute auch AGNOSTIC FRONT und MURPHY’S LAW in Hamburg spielen (Grünspan), was INTEGRITY ordentlich Besucher:innen gekostet haben dürfte. Ich hätte gern beides gesehen, aber INTEGRITY sieht man ja deutlich seltener, insofern einfache Entscheidung. Zumal es das erste Konzert ist, welches ein guter Kumpel nach der Erholung von einem Herzinfarkt besuchen darf. Ich möge ein bisschen aufpassen und wenn er umkippe, bitte 112 rufen. Oha, da frage ich natürlich, was für Dinge oder Aktivitäten er möglichst vermeiden solle. Das sei tatsächlich vor allem Aufregung. Gut, dann hoffen wir mal auf ein möglichst entspanntes und wenig aufregendes INTEGRITY-Konzert. Da kann doch nichts schiefgehen…

 

INTEGRITY

 

 

Bei EYES ist das auch definitiv so. Die noch wenigen Besucher:innen stehen im respektvollen Abstand zur Bühne und nippen an ihren Getränken, während sich die Boys aus K-town auf der Bühne abmühen. Das animiert den Sänger auch zu mehreren sarkastischen Kommentaren, von wegen wir seien doch arg schüchtern und wüssten nicht, wie man Spaß habe. Locker bleiben, Kollege, schließlich ist das ein Gig unter der Woche und deine Band kennt hier keine Sau! Was aber nicht heißt, dass den Leuten EYES nicht gefielen! Richtig geiler Hardcore mit einem gestört herumstapfenden und fies brüllkreischenden Sänger. Manche seiner Moves sind so absurd, dass ich an Stumpen denken muss. Die Stimme ist heftig, kompromisslos, nur selten scheint eine Melodie durch. Das passt zur chaotisch anmutenden und noisigen Attacke, die stets interessant bleibt und mit vielen coolen Details aufwartet. Mir kommen mindestens zwei Bandmitglieder bekannt vor, ein Kollege bestätigt und weist auf personelle Parallelen zu NO FEALTY und HEXIS hin. Stark!

 

Wir sind gerate in einen entspannten Schnack vertieft, als ein verdammt lautes und extrem hässliches GERÄUSCH die Ohren zu zerfetzen droht. Was? Woher? Das gesamte Tresenpersonal, sicher einiges gewohnt, hält sich entsetzt die Ohren zu. Da offenbart sich die Quelle der Tortur: INTEGRITY haben einen zweiten Sänger dabei, der gleich mehreren Hobbys frönt: Eines besteht in einer Art portablem Effektgerät, dessen Schrauben und Knöppe offenbar gerade auf Elf gedreht werden. Klingt, als wenn ein Bohrturm einstürzt oder so. Aus dem Geräusch schält sich erlösenderweise „Vocal Test“ und INTEGRITY sind gleich voll da. Wo waren die ganzen Leute eigentlich eben, die plötzlich vorne stehen? Wirkt plötzlich gar nicht mehr so leer. So, ich erinnere kurz an die zu vermeidende Aufregung, siehe oben. Der Zusatztyp, der übrigens die ganze Zeit über eine Kapuze trägt, beginnt jetzt damit, sein zweites Hobby auszuleben: Er rennt wie ein besengter Stier durchs ganze Logo und schubst Leute um! Darf doch nicht wahr sein! Auf Hundert Konzerten kannste ruhig rumstehen und chillen, aber wenn einmal „Herunterfahren erzwingen“ angesagt ist, hetzt ein gestörter Animateur durch die Hütte. Irgendwie geht aber alles gut und mein Kumpel wird nicht umgerannt. Alle Augen auf Dwid: Was hat der Mann immer noch für ein monströses Organ! Wut-Vocals direkt aus der Hölle. Im Kontrast zu dem zutiefst „bösen“ Klangbild grinst der Mainman und freut sich über die textsichere Crowd. Das Mikro kann zu jeglicher Stelle in den Mob gehalten werden, schon klebt eine Traube mitschmetternder Freaks dran. INTEGRITY sind mittlerweile nur noch zu viert (plus halt den Zusatz-Schubs-und-Geräusch-Typ, der auch and und zu mal mitreinschreit), haben nur einen Gitarristen dabei, klingen aber fett wie eh und je. Ich freu mich, dass so viele Stücke von „Humanity Is The Devil“ dabei sind, die vor der Bühne Knochen krachen lassen: „Hollow“, „Psychological Warfare“, „Abraxas Annihilation“, „Jagged Visions Of My True Destiny“… Aber toll auch die zerschmetternden Versionen von „Systems Overload“, „Rise“, „Diseased Prey Within Casing“ oder „Micha: Those Who Fear Tomorrow”. Eine eigenständige Hardcore-Version, durchaus von Extrem Metal wie CELTIC FROST beeinflusst, aber nicht im Metalcore-Einerlei versandend. Das Konzert fasziniert von der ersten bis zur letzten Minute und wird durch ein MISFITS-Cover („Hybrid Moments“) beendet. Natürlich wird dann auch noch mal an diesem Effektdingsie geschraubt: KRXXKZFSRRZZZKXXXXCHH!

 

Boah, dat war geil. Unbedingt reinziehen, wenn die Band halbwegs in der Nähe spielt!

 

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