SATAN, HAUNT, HELL FIRE / 27.09.2024 – Hamburg, Bambi Galore

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SATAN endlich mal so richtig auf Tour und in einem kleinen Club! Das gab es länger nicht, denn SATAN sind zwar auf Festivals gut präsent (siehe DreMu-Reviews der Band vom HEADBANGERS OPEN AIR, KEEP IT TRUE, WACKEN, HELL OVER HAMMABURG oder HEAVY HAMBURG HALLOWEEN), aber wie für die meisten Undergroundbands sind ausgedehntere Tourneen für sie keine Selbstverständlichkeit. Da heute auch noch HAUNT dabei sind, ist der Konzertbesuch für mich quasi doppelt Pflicht. Von HELL FIRE erwarte ich im Vorfeld gar nichts, was schlicht daran liegt, dass ich von dieser Combo vorher noch nie etwas gehört hatte…

 

SATAN

Bilder von Thomas Harms.

 

Und das ist im Nachhinein eigentlich unfasslich! Denn die jungen Kalifornier hauen mich sofort aus den Puschen. Was für eine geile Stimme, so kräftig und hoch! Der Sänger heißt Jake Nunn und spielt gleichzeitig auch Gitarre. Das bereits gut gefüllte Bambi geht vom ersten Track an gut mit, viele kennen die Band bereits. Die meisten Songs preschen schön schnell voran und besitzen MAIDEN-artige Leadgitarren und Riffs. Richtig geiler Heavy / Speed Metal also, der auf einem ansprechenden Niveau gespielt wird. Auch ein Ausfall der Monitorboxen kann die gute Laune der Musiker nicht dämpfen, die grinsen sich noch einen, während die Chose repariert wird und brettern einfach weiter. „Medieval Cowboys“, „Addicted To Violence“ oder „Thrill Of The Chase“ knallen mächtig rein und werden dementsprechend abgefeiert. Ich kann nicht anders und hole mir am Merch alle drei verfügbaren LPs „Free Again“, „Mania“ und „Reckoning“. Es gibt sogar noch eine weitere Platte namens „Metal Masses“, auf welche ich die Jagd bereits eröffnet habe. Richtig gut! Gimme some HELL FIRE!

 

HELL FIREHELL FIREHELL FIRE

 

Cheech & Chong-Moment nach dem HAUNT-Soundcheck. Der Drummer kommt hinter seinem Set hervor, begibt sich ans Mikro und spricht den Mischer an: „Brother! Please get rid of the fog. No fog on stage please! I smoked so much weed today, I can’t barely see a thing anyway!“ Besonders schön ist dabei, dass er eine tief ins Gesicht gezogene Bandana und eine dicke Sonnenbrille trägt.

 

HAUNTHAUNT

 

Blindflug oder Klarsicht, HAUNT mähen wieder alles weg. Kein Mensch weiß mehr, wie viele Platten Trevor William Church und seine Mannen bisher veröffentlicht haben, aber ernten sollte man alle. Trevor erklärt uns, dass er den heutigen Gig deutlich mehr genieße als den letzten im Bambi (siehe Bericht), da er damals total krank gewesen sei. Hatte ich nicht gemerkt, aber einen Tick geiler finde ich HAUNT heute durchaus. „Steel Mountains“, „Frozen In Time“, „Hearts On Fire“, „Fight The Good Fight“, „Luminous Eyes“, „Mind Freeze“ (yeah!), „Mercenaries“ und „Burst Into Flames“ (Doppel-Yeah!) lösen nicht nur bei mir Glücksgefühle aus, besitzen sie doch alle diese herrlich filigrane Gitarrenarbeit, diese melodiösen Chöre und den charismatischen Gesang Trevors. Ich bilde mir ja immer noch ein, dass ich einen Touch Kalipunk heraushöre. Und alles wird von einer gewissen Melancholie umweht, auch wenn der Charakter der Stücke als positiv und uplifting bezeichnet werden kann. Ein sehr tight gezockter Auftritt, der gern noch länger hätte dauern können.

 

SATANSATAN

 

SATAN müssen als absolute Ausnahmeband bezeichnet werden. Wer spielt heute noch in der Besetzung von 1983? Da ruft jemand U2 aus der hinteren Reihe, aber die möchte doch keine:r sehen. SATAN dagegen sind immer noch heiß wie Frittenfett. Brian Ross ist in Extra-Sabbellaune und macht ellenlange Ansagen, die durchweg unterhaltsam, geistreich und teilweise so hart witzig sind, dass selbst seine Mitmusiker kichern müssen. Wenn ihn jemand unterbricht, weist er ihn/sie in gespielter Lehrerpose zurück (er habe tatsächlich mal unterrichtet, könne sich dies aber nicht mehr vorstellen: „The majority of the class is very attentive, but there is always someone like… YOU!“). Einige Sachen kennt man zwar schon (SATAN-Chöre im Supermarkt, Brian Ross‘ Outing als Dr. WHO-Fan), aber ich höre das immer wieder gern. Der Sound ist heute mal so richtig geil, nämlich fett, transparent und heavy. Und so erstrahlen die Klassiker im hellsten Licht, z.B. „Trial By Fire“, „Blades Of Steel“ oder „Break Free“. Aber SATAN müssen sich gar nicht auf ihren alten Songs ausruhen, gehören sie doch zu den wenigen alten Bands, deren aktueller Output mindestens mithält, wenn nicht sogar noch besser ist! Beweise? „Burning Portrait“, „The Devil’s Infantry“, „Incantations“ (was für geniale Gitarren!), „Twenty Twenty Five“, „Into The Mouth Of Eternity“ oder „Testimony“. Die neue Platte habe ich noch nicht, aber die beiden davon präsentierten Stücke „Sacramental Rites“ sowie „Turn The Tide“ überzeugen auf Anhieb. Mit einem toll gesungenen „Alone In The Dock“ beschließen SATAN ihr reguläres Set, kommen aber flugs zurück und beantworten die Zugabenrufe mit „Siege Mentality“ und „Kiss Of Death“, was die oben genannte These ein weiteres Mal bestätigt. WORSHIP SATAN? Sonst nicht unbedingt, hier aber gern.

 

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