HEADBANGERS OPEN AIR XXVI / 26.07.2024 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 2

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Heute ergibt sich eine Änderung im Line-Up, die ich als äußerst günstig empfinde: ARKHAM WITCH rutschen in der Reihenfolge nach oben, da IRON CURTAIN durch Anreiseschwierigkeiten auf den folgenden Tag verschoben werden müssen. Da ich ja erst später vor Ort sein kann, hätte ich ARKHAM WITCH sonst verpasst. Schade ist es natürlich, dass wir gerade HELLHAIM und ROADHOG verpassen, sind dies doch die einzigen Bands im heutigen Billing, die wir noch nicht live sehen konnten. Gerade HELLHAIM sollen mit RAM-artigem True Heavy Metal ordentlich einen weggerissen haben. Aber mit SPELL, ARKHAM WITCH, TRÖJAN, BLAZON STONE und BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS bleibt ein üppiges Programm aus bewährten Live-Granaten.

 

BRIAN DOWNEY'S LIVE AND DANGEROUS

Bilder von MJ. 

 

SPELL 

Bei den Kanadiern hegte ich im Vorfeld die Befürchtung, dass sie dem Gros des HOA-Publikums vielleicht zu weit von der reinen Lehre abweichen. Denn SPELL mischen in ihren 70er Proto Metal schließlich auch psychedelische und wavige Elemente, zudem könnte der außerweltlich anmutende Gesang nicht jedem und jeder schmecken. Doch SPELL weben ihre Magie erfolgreich, Songs wie „Opulent Decay“, „Fever Dream“ oder „Dawn Wanderer“ sind zu gut, um ignoriert zu werden. Die hervorragend gespielten Gitarren bieten herrlich ineinander verzahnte Riffs und Melodien. Dazu kommen das groovige Bassspiel und der charismatische Gesang, der etwa wie bei NIGHT, IN SOLITUDE oder PORTRAIT perfekt ins Gesamtbild passt. Geschmackvoll komponierte Stücke wie die von SPELL passen eben sowohl aufs HELL OVER HAMMABURG als auch auf das HEADBANGERS OPEN AIR. Bisken Weihrauch dazu und das Ding läuft. Im Verbund mit einer mir unbekannten Gastgitarristin gibt es eine superbe Coverversion des THE DEVIL’S BLOOD-Klassikers „A Waxing Moon Over Babylon“. Top!

 

ARKHAM WITCH

Nun also ARKHAM WITCH, die man in hiesigen Breitengraden ja wirklich länger nicht live sehen konnte (ich persönlich zuletzt 2013 auf dem HOA Warm Up). Es gibt sicherlich technisch anspruchsvollere Bands, aber die Briten haben kultige Songs am Start. Mich nimmt das voll mit, wenn ARKHAM WITCH mal in Richtung Doom, mal in Richtung Punk schwenken. „Battering Ram“, „Savage Sword“ und „Legions Of The Deep“ erzeugen biergetränkte Mitgrunzer, aber den Vogel schießen die Hunde mit dem LAMP OF THOTH-Cover „I Love The Lamp“ ab. Oder halt stopp, „Viking Pirates Of Doom“ ist sogar noch geiler, eine wahre True Metal Punk Nummer. Mit „Death By Heavy Metal“ und „Droid Fucker“ lässt man den Garten gut gewässert zurück.     

 

TRÖJAN

 

TRÖJANTRÖJAN 

 

Ich bin erstaunt, dass einige meiner Bekannten TRÖJAN bisher gar nicht kannten. Aber das Gute daran: Sie werden positiv überrascht und sind völlig begeistert. Es ist ja letztlich nie zu spät, gute Musik zu entdecken, egal wie alt die ist. Und dank des Rereleases der göttlichen „Chasing The Storm“-LP auf Cult Metal Classics kann man einen der besten Tonträger des Genres NWOBHM heutzutage recht einfach und relativ günstig abernten. TRÖJAN brettern ihre z.T. in den Thrash gehenden Songs ungestüm in den Garten. Es bringt richtig Spaß, dieser Band zuzusehen! Ich liebe ja den Gesang Graeme Wyatts, weil der so eine unbändige Power besitzt! Neben den Klassikern des Debuts und der (fast so guten) TALION-Scheibe „Killing The World“ kommen auch zwei neue Songs zum Zuge, die Bock machen. Yeah!

 

TRÖJANTRÖJAN

 

BLAZON STONE

Die Schweden um RUNNING-WILD-Addict Ced Forsberg verwalten das Erbe des Originals nun schon auf sechs Studioalben, die ich persönlich allesamt liebe. 2018 spielten sie bereits schon mal auf dem HEADBANGERS, wo auch das Livealbum „Live In The Dark“ entstand. Dieses Jahr gibt’s im Grunde eine doppelte Packung BLAZON STONE – heute einen regulären Auftritt und morgen das mit Spannung erwartete RUNNING WILD SPECIAL. Ein Geheimnis betreiben Ced und seine Mitfreibeuter nun nicht gerade um ihren Worshippingcharakter, denn wer Titel wie „Raiders Of Jolly Roger“ oder „Return To Port Royal“ nicht automatisch mit Rock’n’Rolf in Verbindung bringt, der hat sich wohl nie näher mit den Hamburgern beschäftigt. Eine derartige Power und Leidenschaft darf man von Letzteren leider nicht mehr erhoffen. Obwohl auch hier ein eindeutiger „Chef“ und Songwriter dahintersteht, wirken BLAZON STONE wie eine Band, die zudem auch richtig Bock hat. Die Jungs flitzen über die Bühne, bangen und schmettern die Hymnen in den Garten. Besonders gelungen: „Soldier Blue“, „Wandering Souls“, „Down In The Dark“ und „Hanged, Drawn And Quartered“. Herrlich!

 

DUST BOLT

 

DUST BOLTDUST BOLT

 

Fand ich DUST BOLT beim letzten Mal als Support von KERRY KING in Hamburg gar nicht soo zwingend, sieht die Sache heute tendenziell anders aus. Es mag am Sound liegen, denn die Band wirkt auf mich härter und aggressiver – schlicht thrashiger, was zum Beispiel auch für Lennys Gesang gilt. Durch die konstante Bühnenaction pushen die Bayern den Mob zusätzlich, sodass sich handfeste Moshpits entwickeln. Über das neue Album „Sound & Fury“ habe ich schon kritische Stimmen gehört, live aber wirkt das Set wie aus einem Guss und trotz einiger Groove-Passagen und eingängigen Melodien muss weiterhin von Thrash Metal gesprochen werden. Dass eine Band beim fünften Album ein paar Änderungen einbaut, ist ja auch völlig nachvollziehbar. Einen klaren Songhöhepunkt kann ich nicht nennen, aber das Energielevel bleibt durchgehend hoch und wir sehen mal wieder, dass Thrash auf dem HOA gut ankommt.

 

DUST BOLTDUST BOLT

 

BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS

 

BRIAN DOWNEY'S LIVE AND DANGEROUSBRIAN DOWNEY'S LIVE AND DANGEROUS 

 

Auch hier war ich gespannt, wie gut das THIN-LIZZY-Material beim Publikum ankommt. Da ich BRIAN DOWNEY’S ALIVE AND DANGEROUS bereits zweimal live genießen durfte, war klar, dass der Ex-THIN-LIZZY-Schlagzeuger und seine Leute die Songs extrem authentisch spielen. Aber wie präsent sind die LIZZY-Klassiker noch, wissen die Leute gut gespielte Versionen zu würdigen? Die Antwort: ein dickes JA! Es entsteht die wohl beste Stimmung des gesamten Wochenendes, das Infield wird so voll wie bei keiner anderen Band. SODOM sind halt für einen Teil der HOA-Besucher:innen zu extrem, bei ARMORED SAINT wird es regnen. Und LIZZY mag hier offenbar jede:r. Vielleicht ist der Status von Phil Lynott und THIN LIZZY heutzutage sogar noch größer? Jedenfalls spielt die Band gefühlvoll, Brian Downey hat diesen nötigen Swing, der die Songs zum Leben bringt. Immer wieder verblüffend, ja fast schon unheimlich, ist die optische und akustische Ähnlichkeit von Bassist/Sänger Matt Wilson zu Phil Lynott! Unfasslich auch die Gitarrenarbeit von Michal Kubaka und Joe Merriman. Die beiden Leadgitarristen spielen die herrlichen Doppelläufe mit der nötigen Grandezza. Auf der Setlist befinden sich natürlich vor allem die großen Klassiker, aber auch ein paar Deep Cuts, z.B. „Parisienne Walkways“ (streng genommen ja ein GARY-MOORE-Cover) oder „Cold Sweat“, die meiner Erinnerung nach weder in Wacken noch auf dem Rock Hard Festival gespielt worden sind. Ich könnte zudem bei „Róisin Dubh (Black Rose): A Rock Legend“, „Massacre“ oder „Johnny The Fox Meets Jimmy The Weed“ in die Knie gehen. Unterm Strich gibt es keinen langweiligen Moment in diesem Konzert, dafür fließen Tränen und es gibt Gänsehautattacken, die aufs gesamte Publikum bezogen in Quadratmetern zu messen wären. Ganz großes Ding!

 

BRIAN DOWNEY'S LIVE AND DANGEROUSBRIAN DOWNEY'S LIVE AND DANGEROUS

 

Heidewitzka, schon ist der dritte Tag um! Morgen noch mal alles geben, denn: THE SAINTS WILL CONQUER! TBC…

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