HULDER, DYSTYCHES / 23.06.2024 - Hamburg, Bambi Galore
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 06. August 2024 10:38
- Geschrieben von Torsten
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Während auf der gerade begonnenen Kieler Woche bei bestem Wetter ein paar entspannende BLUES PILLS eingeworfen werden, zieht es ein kleines Grüppchen KielerInnen nach Hamburg ins Gewölbe des BAMBI GALORE zur "VERSES IN OATH" – Tour der Black MetallerInnen von HULDER. Nichts gegen ein paar rockige Schwedenhappen (und die für lau! ...), aber belgisch – amerikanischer "dunkel – mittelalterlicher – Black – Metal" erscheint uns am heutigen sonnigen Sonntag die verlockendere Wahl.
Los geht's aber mit den Hamburgern DYSTYCHES! Deren (Post-) Black Metal durfte ich schon letzten Sommer beim ANTI – KÖRPER – FEST II in Kiel erleben. War schon damals geil und so freue ich mich, die Band erneut abliefern zu sehen. Lange Songs jenseits der Fünf – Minuten – Grenze lassen den musikalischen Ideen der vier Musiker Zeit, sich zu entfalten. Grobes Geknüppel, schnelles Geriffe, mitunter langsame oder beinahe groovende Parts und ab und an flirrende Gitarren fügen sich zu einem eigenen nonkonformem Kosmos zusammen. Dazu eine regelrecht verzweifelt klingende Stimme, die die deutschen Texte von "Yrrlicht", "Trümmertage", "Alles zu Asche", "Vom Niederschlag" und "Das Scheusal" (sind im Phonrausch allerdings kaum zu verstehen – mag ich so aber ...) lauthals herausschreit. Nicht jeder der 5 gespielten Songs hält das hohe generelle Niveau, was aber nicht weiter schlimm ist, denn so können die Songs noch wachsen und es bleibt spannend. Ich denke, von DYSTYCHES lässt sich noch einiges erwarten, die Band hat gute Ideen und setzt sie gut um. Black Metal mit Difference - Ich bin gespannt auf mehr!
HULDERs Video zu "Hearken The End" lief bei mir desöfteren und feuerte die Neugier auf dieses Black – Metal - Projekt an. Positive Resonanzen auf die aktuelle Platte und einige Interviews später bin ich bereits eingefangen von diesem "Hulder" (-norwegischer Waldgeist). Nun also die leib- und livehaftige Premiere: Black Metal aus Belgien kriegt man ja auch nicht alle Tage bzw. Nächte präsentiert. Wobei Frontfrau und Bandgründerin Marz Osborne seit einigen Jahren in den USA lebt und dort ihre dunklen Töne kreiert. Gleich beim Line – Check fällt auf, wie tief die Gitarren gestimmt sind. Hat eher was Death – metallisches – nix mit höhenlastigem Geschrubbe aus Skandinavien; so ganz früher. Doch als es nach dem langen, krähenkrächzigem Intro mit "Boughs Ablaze" losgeht, sind eventuelle Fragezeichen verschwunden, denn HULDER fegen mit Urgewalt alle Zweifel beiseite! Der Sound drückt und ist (noch) ausgewogen. Diese Mischung aus tieferen Death – Metallischen – Tönen und Neunziger Black Metal passt gut zusammen. "Verses In Oath", die neue Veröffentlichung, zeigt eine Erweiterung des HULDER – Sounds an: Das pure skandinavische Böse der ersten Aufnahmen und des ersten Albums "Godslastering: Hymns Of A Forlorn Peasantry" trifft auf mehr Tiefe, Dunkelheit und Epic, was den Songs einen eigenen Anstrich verleiht. Der mittelalterliche Aspekt kommt Live nicht so zur Geltung. Klargesang und ruhigere Passagen gehen etwas unter in den infernalischen Riffgewittern. Trotzdem: wer Satyricon ("Shadowthrone") oder einiges von Darkthrone mag, wird mit HULDER schnell warm werden. Neben fünf Songs der neuen Scheibe, u.a. "Hearken The End" – HULDERs "Mother North"?, werden drei frühere Songs gespielt ("Bestial Form of Humanity", "Unholy Divine", "Sylvan Awakening") sowie zwei Hymnen von der "Godslastering" - Vorgängerscheibe. Ohne Ansagen oder Publikumskontakt wirkt die Show zwar etwas unterkühlt (wobei das dem "Waldgeist Mythos" natürlich entgegenkommt) aber musikalisch fügen sich Alt und Neu bestens zusammen. Dieses Bild wirkt stimmig, auch weil die Lichteffekte sehr gut zu den infernalischen Klängen passen (wenn auch der Sound zum Ende hin immer übersteuerter klingt und es ohne Gehörschutz reichlich unangenehm wird). Trotzdem hätte ich gerne mehr Songs gehört, doch ohne "Vorwarnung" ist Schluß und HULDER verschwinden nach etwas mehr als einer Stunde grußlos von der Bühne. Das Publikum (das Bambi war an diesem Sonntagabend gut gefüllt) steht kurze Zeit später etwas verdutzt im hellen Abendlicht und kommt früher nach Hause als gedacht. Außer, du fährst mit der DIE BAHN ... - aber diese Geschichte wurde hier schon desöfteren erzählt.
Torsten