SABBAT, GRUESOME, NECROMANCER / 05.07.2024 – Hamburg, Bambi Galore
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Sonntag, 14. Juli 2024 12:17
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Manchmal darf man Zahlen sprechen lassen: Die japanischen SABBAT existieren seit 40 Jahren und haben seit 1984 mittlerweile über 220 offizielle Tonträger veröffentlicht! Mich würde ja interessieren, ob ich Freaks kenne, die davon alle abgeerntet haben. Ich selbst habe nur eine Handvoll, bin aber froh, dass sich endlich die Chance ergibt, SABBAT mal live zu sehen, nachdem der fürs KIT geplante Auftritt wegen Corona nicht stattfinden konnte. Dazu ja auch mit den genialen GRUESOME, über die wir anlässlich ihres Gigs im Pauli Bahnhof 2019 berichteten. Noch vollständig unbekannt sind mir dagegen NECROMANCER aus Rostock, die den Abend eröffnen sollen. Eins ist klar: Gegen diese Kombination kann nicht mal ein EM-Deutschlandspiel anstinken, 130 Maniacs schlagen bereits im VVK zu und verwandeln das Bambi heute in eine Sauna mit satanischem Aufguss!
Bilder von Tobias Piwek (SABBAT, GRUESOME) und Anonymus (NECROMANCER).
Heiß wird es bereits bei NECROMANCER, die mit ihrem Unholy Black Speed Metal gleich mal die Tür eintreten. Filigrane Techniken wie das Bedienen einer Türklinke werden bei NECROMANCER auch im musikalischen Verständnis als Umweg angesehen. Der Gitarrist erzeugt mehr Geräusch als Struktur, die Drums knattern aufs Unheiligste, während der Bassist dazu erstaunlich melodische Läufe spielt. Die Vocals werden mit Vehemenz herausgegurgelt, mit einer tiefen, kehligen Stimme und ohne jeglichen Ansatz von Tonalität. Das gefällt natürlich! Mit der Zeit schälen sich klassische Heavy-Metal-Riffs aus dem Geschredder von Berzerker heraus, der für Gitarre und Gebrüll zuständig ist. Das Fußballspiel hat inzwischen mit einer Niederlage für Schland geendet, was kein Schloch interessiert. Die Stimmung ist jetzt schon vielmehr als hervorragend zu bezeichnen, am Ende ertönen „Ost- Ost- Ostdeuschland!“-Chöre, um den Einsatz der Band zu würdigen.
GRUESOME frönen weiterhin dem Schaffen von DEATH und Chuck Schuldiner (R.I.P.)! Mainman Matt Harvey tut dies sogar zweifach – mit der DEATH-Tributecombo LEFT TO DIE sowie eben mit GRUESOME, die bekanntlich eigene Songs im Stil von DEATH schreiben. Mit EXHUMED und POUNDER ist er darüber hinaus weiterhin auch mit höchst eigenständiger Mucke am Start. Es ist frappierend, wie nah sich GRUESOME am Sound und an der Spielweise der frühen DEATH (also der Demos über „Scream Bloody Gore“ bis hin zu „Spiritual Healing“) bewegen. Das gilt sogar für den Gesang, da klingt Harvey verblüffend hart wie Chuck. Augen schließen, genießen! Daniel Gonzalez und Harvey wuchten die schweren und gleichzeitig sicken Riffs mit einer angenehmen Eleganz durch die Anlage, Bassistin Robin Mazen und Schlagzeuger Gus Rios agieren mit ebensolcher Leidenschaft. Das Bambi erzittert unter Hammerschlägen wie „Trapped In Hell“, „Close Casket“ (eine inhaltliche Fortsetzung des DEATH-Klassikers „Open Casket“), „Dimensions Of Horror“ oder meinem persönlichen Fave „Savage Land“. Ein DEATH-Cover gibt es heute nicht, ist auch nicht nötig, da ja mittlerweile LEFT TO DIE und DEATH TO ALL existieren, die sich dem Material widmen und bei denen z.T. sogar Originalmitglieder spielen. Ich bin jetzt gespannt, wie es bei GRUESOME weitergeht, ob sie tatsächlich auch der „Human“ einen Companion zur Seite stellen, was kompositorisch und produktionstechnisch herausfordernd sein dürfte. Super Auftritt, den die Anwesenden von A bis Z feiern.
Zeit für Gezol, Zorugelion und Ginoir, auch bekannt als SABBAT (und manchmal als METALUCIFER)! Ich war gespannt, wie SABBAT diese einzigartige Melange aus Black und Thrash Metal auf die Bühne bringen. Tatsächlich funktioniert das live noch besser als auf Platte. Die Spielfreude, dieser Wahnsinn, der aus jeder Note bleckt! Gezol singt im Grunde mit drei unterschiedlichen Stimmen, da sind die gequälten Höllenschreie im Wechsel mit den tiefen Growls und on top kommen immer wieder Falsettattacken im Stile eines King Diamond. Die Darbietung lässt den Mob komplett ausrasten, und das ungefähr 100 Minuten lang. SABBAT hängen sich voll rein, scheinen gar nicht daran zu denken, aufhören zu müssen. Ich kenne nur einen Teil des Materials, was aber nicht hinderlich ist, denn jeder Song zündet sofort und triggert jenen Teil des Gehirns, der fürs Headbanging zuständig ist. Dabei sind u.a. „Satan Bless You“, „Black Metal Scythe“, „Sabbaticult“, „Samurai Zombies“, „Darkness And Evil“ sowie „Black Fire“. Wie wichtig nehmen SABBAT wohl die inhaltliche Komponente des Black Metal? Mir scheint ja häufig hinter einer „orthodoxen satanistischen Ideologie“ eher wenig Inhalt zu stecken (Ausnahmen gibt es sicherlich), SABBAT scheinen eh die VENOM-Schule zu fahren und so darf ich sagen, dass alle Anwesenden höllischen Spaß empfinden und der Abend eine einzige Heavy-Metal-Hemmungslosigkeit darstellt. Das würde ich mir sofort wieder angucken, ja sogar ein ganzes Sabbatjahr einlegen!
Hammer! Natürlich wird noch die neue Split-7“ von SABBAT und GRUESOME abgeerntet, bevor die die nächtliche Rückreise angetreten wird (zu Hause: 03:44 Uhr).
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