ALICE COOPER, BLACK MIRRORS / 12.06.2024 – Hamburg, Stadtpark

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Gestern KERRY KING, heute ALICE COOPER – das fühlt sich fast wie ein Festival an. Eins mit geilen Headlinern. Aber auch mit ungewohnten Aufstehzeiten zwischendurch, denn um 05:30 Uhr soll’s wieder hochgehen. Aber wen interessiert der nächste Tag, wenn heute ALICE COOPER in Hamburg spielt?

Ich habe den Stadtpark verrückterweise erst spät entdeckt, nämlich letztes Jahr mit und durch DEEP PURPLE. Für mich war das ein grandioses Konzert und in den Ort hab ich mich verliebt. Heute sind wir schön rechtzeitig da und flanieren auch mal um den Randbereich des Geländes herum, wo sich Merchstände, Fressbuden, Toiletten und Sitzecken befinden. Die Sonne scheint, wir fressen und trinken uns durchs viel zu teure Angebot und treffen sekündlich auf bekannte Gesichter. Ist schon herrlich. Der Innenraum hat durch sein abschüssiges Gefälle etwas von einem Amphitheater, dazu hat man durch geschickte Bepflanzung gute Klangvoraussetzungen geschaffen. Das war wohl früher alles schlechter und viele erzählen von zu leisen Konzerten, die sie hier gesehen hätten. Das ist heute zum Glück nicht der Fall.

 

ALICE COOPER

Bilder von MJ. 

 

Gleich bei BLACK MIRRORS ist der Sound richtig gut. Sehr transparent wämst der Classic Rock der Belgier:innen durch die Anlage. Ich sehe die Band zum dritten Mal und freue mich darüber, dass sie dabei ist, passt sie doch gut zum Hauptact. Marcella Di Troia tanzt bestens gelaunt über die Bühne und begeistert mit ihrer voluminösen Stimme. Der rotzige Sound von BLACK MIRRORS hat etwas angenehm Hippieskes, kann als bluesgetränkt und energiegeladen bezeichnet werden. Alle Songs überzeugen durch liebevoll ausgearbeitete Nuancen und mitreißende Gesangslinien. Es ist bei derart bekannten Bands wie ALICE COOPER bekanntlich nicht selbstverständlich, als Support einen Eindruck zu hinterlassen, ich habe in diesem Fall das Gefühl, dass dies für BLACK MIRRORS geklappt hat. Gute Band, die ich mir wieder ansehen werde!

 

BLACK MIRRORS 

 

ALICE COOPERALICE COOPER

 

Alter, ALICE COOPER! Ganz ehrlich, der Mann ist 76 und klingt keinen Deut schlechter als vor zwanzig, dreißig oder fünfzig Jahren! Es gibt wirklich keinen Aspekt, bei dem man Abstriche machen müsste. Bei GLENN HUGHES war das neulich auch so. Da kann man nur hoffen, dass einem eine derartige Fitness bis ins höhere Alter auch nur ansatzweise so vergönnt ist. Die Band ist natürlich auch super und wird befeuert von einer dreiköpfigen Gitarrenattacke, deren bekanntestes Gesicht Nita Strauss sein dürfte. Alle bekommen Spotlight und wandern bis auf den Rasen direkt vors Publikum, liefern ansonsten eine timingsichere Dramaturgie, die teilweise an ein Theaterstück erinnert. Showmäßig passiert nahezu in jedem Song etwas Besonderes, ALICE COOPER wechselt ständig das Outfit und fuchtelt mit neuen Requisiten herum. Mit „Lock Me Up“ und „Welcome To The Show“ (leider der einzige Song von der aktuellen “Road”-Platte) geht es schon optimal los, aber erst dann werfen der Mainman und seine Band die Hitmaschine an und lassen das Publikum auch bis zum Schluss nicht mehr aus dem Würgegriff: „No More Mr. Nice Guy“ und „I’m Eighteen“ schon so früh, ich bin tief drin und schmettere aus voller Kehle, zählen diese Songs doch zum Fundament meiner musikalischen Sozialisation. Es stimmt auch vom rauhen, aber stets melodischen Gesang des Meisters bis zur Instrumentierung jedes Detail.

 

ALICE COOPERALICE COOPER

 

Ich will hier nicht auf jeden Song und jedes Showelement eingehen, aber Höhepunkte sind ohne Zweifel die Auftritte seiner beiden Töchter, die ihren Vater auf der Bühne herumschubsen und sogar guillotinieren dürfen. Richtig hart lachen muss ich auch beim Auftritt eines Riesen-Alice-Coopers zu „Feed My Frankenstein“, was offenbar ein ironischer Seitenhieb auf MAIDENs Eddie darstellt. Gänsehaut dagegen bei „Welome To My Nightmare“, den ALICE COOPER in Zwangsjacke kniend intoniert, und zwar mit Inbrunst. Die Enthauptungsszene wird von unzähligen Smartphones gefilmt, während ich das komplette Konzert im Hier und Jetzt genieße. Sehr gelungen auch, wie die Treppenelemente zu „Elected“ umgeschoben werden, sodass ALICE wie ein Präsidentschaftskandidat wirkt und von US-Flaggen umrahmt die Worte „I never lied to you, I've always been cool / I wanna be elected“ schmettert. (Verrückt eigentlich: Als der Song 1973 erschien, erschien die Vorstellung von Alice Cooper als US-Präsident vollständig absurd, nun – nach Gestalten wie Reagan oder Trump – geht er glatt als Vertrauensperson durch…) Egal ob Zylinder, Schlange oder Zepter, die Musik rückt zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund, dafür sind Stücke wie „Bed Of Nails“, „Billion Dollar Babies“, „Hey Stoopid“, „Poison“, „I Love The Dead“ oder das finale „School’s Out“ (angereichert mit „Another Brick In The Wall“-Zitaten) zu stark. Gibt’s einen Kritikpunkt? Höchstens den, dass von den drei letzten Platten nur ein einziger Song gespielt wird (s.o.), denn die liebe ich (auch) sehr.

 

ALICE COOPERALICE COOPER

 

 

Ein ganz dickes Ding im Stadtpark!

 

ALICE COOPERALICE COOPER

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