EXHORDER, NERVOSA / 15.05.2024 – Hamburg, Logo
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Samstag, 18. Mai 2024 13:03
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Da ich es dieses Jahr leider nicht aufs ROCK HARD FESTIVAL schaffe, erscheint es mir umso wichtiger, einige der dort spielenden Bands auf ihren jeweiligen Touren abzugreifen. Heute gibt’s erst mal EXHORDER und NERVOSA vor den Kopp, morgen dann KK’s PRIEST. Die Kombination der alten US-Thrasher mit den Brasilianerinnen ergibt ein zugkräftiges Paket, zumal EXHORDER noch nie in Hamburg waren. Ich habe sie erst einmal gesehen, das war 2018 auf dem KEEP IT TRUE, ein restlos begeisternder Auftritt (Zitat: „Wie tollwütige Hunde fallen EXHORDER über uns her.“), der gern heute durch ein Klubkonzert vertieft werden darf. Zu NERVOSA muss man wohl auch keine einleitenden Worte verlieren, die sind einfach immer wieder grandios.
Fotos von Rüdiger Naffin.
Als NERVOSA loslegen, ist das Logo noch nicht allzu voll (gutes Wetter -> Streetboozing), aber schon während des ersten Songs strömen mehr Headbanger hinein und wenig später kann der Schuppen dann auch als gut gefüllt bezeichnet werden. Wie häufig im LOGO müssen die Gitarren erst vom Mischer lauter in den Mix gezogen werden, was aber schnell klappt. Bereits zu „Behind The Wall“ sägt die Doppelaxt (Prika Amaral und Helena Kotina) richtig herrlich. Die Chefin hat es mittlerweile voll drauf, Gesang und Gitarre gleichzeitig zu bedienen, und wirkt zu jeder Sekunde äußerst souverän. Ich mochte ja auch die frühen Besetzungen der Band, aber dies hier ist die bisher tighteste Version! Das liegt nicht zuletzt an Bassistin Hel Pyre [Edit: Statt Hel Pyre spielte Emmelie Herwegh den Bass] und der neuen Schlagzeugerin Gabriela Abud. Letztere war noch nicht auf dem 2023er „Jailbreak“-Album zu hören, knüppelt aber konzentriert und präzise. Von den bisherigen fünf Alben gibt es einen gelungenen Mix mit Schwerpunkt auf den beiden letzten Alben. Das halte ich auch für die richtige Entscheidung, denn mit „Perpetual Chaos“, „Venomous“, „Ungrateful“, „Under Ruins“, „Jailbreak“, „Guided By Evil“ sowie „Endless Ambition“ stehen hier auch die stärksten Songs drauf. Prika Amaral bekommt für ihre empathischen und empowernden Ansagen viel Zuspruch und so werden gerade im letzten Drittel viele Songs von Moshpits begleitet. Wie immer super!
Was habe ich EXHORDER früher geliebt! Das „Slaughter In The Vatican“-Album gehört bis heute zu meinen liebsten Thrashplatten und die Band hatte für mich vor PANTERA immer die Nase vorn. Das galt leider nicht in Sachen Popularität und so war ich doch sehr enttäuscht, als die Band sich 1994 auflöste und ich sie nie live sehen konnte. Als ich auch die erste richtige Reunion und 2010er Auftritt auf dem ROCK HARD FESTIVAL verpasste, dachte ich wirklich, dass es das jetzt war. Aber bekanntlich sind die Hunde zurück und haben mittlerweile sogar bereits zwei neue Alben draußen! Angesichts der heutigen Show muss ich diese Platten wohl mal langsam abernten. EXHORDER sind bereits beim Opener „My Time“ soundmäßig voll da. Was knackt denn der Drummer Sasha Horn bitte weg! Die Snare matscht direkt ins Gehirn, die Tightness und der Punch spotten jeder Beschreibung. Auf dieser Basis können auch Kyle Thomas (v, g), Jason Viebrooks (b) und Waldemar Sorychta (g) alles abfeuern. Das sind ja alles gestandene Thrasher, die in derart vielen legendären Bands gespielt haben, dass ich mir die Querverweise spare. Aber super, dass Sorychta für den verhinderten Pat O’Brien einspringt! Boah, der Sound spaltet Schädel, diese Band hat nichts verlernt. Ich freue mich vor allem über die „Slaughter…“-Songs „Legions Of Death“, „Death In Vain“, „Exhorder“ und „Desecrator“, aber jeder gespielte Song ist geil und bissig. Kyle Thomas nimmt sich die Zeit für längere Ansagen, die durchweg interessant sind (zum Teil auch amüsant). So erzählt er von den Anfangstagen, als die Band erste Demos aufnahm und live spielen wollte, von den angefragten Metalbands aber abgewiesen worden sei: „No! You’re too ugly!“ Tatsächlich seien es Punk/Hardcore-Bands gewesen, die ihnen die Chance zum Mitspielen gaben, konkret nennt Thomas die Namen NOFX, AGNOSTIC FRONT und CORROSION OF CONFORMITY. Die Einflüsse solcher Bands finden sich ja wie bei jeder wirklich guten Thrashcombo auch bei EXHORDER. Vom zweiten Album kommt übrigens heute wenig, ich glaube nur „Unforgiven“. Von den neuen Stücken gefallen mir auf Anhieb „Under The Gaslight“, „Divide And Conquer“ und „Year Of The Goat“, teilweise schön knüppelig, aber auch eingängig und mit tollen Riffs und Melodien versehen. Nach dem regulären Set gibt es keinerlei Zugaben, obwohl der Mob tobt und danach verlangt. Kyle Thomas begibt sich direkt von der Bühne zum Merch und arbeitet eine beeindruckende Schlange von Fans ab. Der einzige Kritikpunkt, den ich heute höre, ist, dass einige Besucher:innen es als zu kurz empfanden.
Thrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrash! Und morgen: KK’s PRIEST!
Kommentare
hab ich auch erst nach dem Konzert entdeckt:
Am Bass war Emmelie Herwegh, Gitarristin
von den Sisters of Suffocation / Holland
--- Von SoS spielte auch schonmal
Simone van Straten für Prika auf der Tour 2017.
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