WACKEN OPEN AIR XXXII / 04.08.2023 – Wacken, Tag 3
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Sonntag, 17. März 2024 21:29
- Geschrieben von Stefan Lehmann, Michael Strecker und Philipp Wolter
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Philipp: Ein Detail nagte den gesamten gestrigen Tag in meinen Hinterkopf: Mir fällt während der Konzerte plötzlich siedendheiß ein, dass ich mein DEEP-PURPLE-Shirt offenbar im Duschzelt liegengelassen habe. Natürlich bin ich nicht völlig sicher, kann mich aber nicht erinnern, es nach dem Duschen ausgepackt zu haben. Nachts bin ich dann zu müde, um zum Suchen zum Duschzelt zu gehen, kann aber verifizieren, dass das Shirt fehlt. Mist, es handelt sich um eins meiner Lieblingsshirts (Motiv von der „Whoosh…“LP) und es hat irgendwie den perfekten Tragekomfort. Nun bin ich gespannt, ob das Shirt gefunden wurde, werde aber am Infopoint negativ beschieden. Auch im Duschraum liegt das Shirt nicht. Denke ich zunächst! Doch nach dem Duschen entdecke ich das T-Shirt auf der gegenüberliegenden Bank! Jemand muss es vom Boden aufgehoben und dort deponiert haben! Wie geil ist das denn! Danke an den unbekannten Finder und an alle, die es nicht einfach mitgenommen haben! Es laufen mit Sicherheit auch viele Arschlöcher in Wacken herum, aber dieses Erlebnis gehört zu den kleinen positiven Erfahrungen und lässt mich mit positiver Zusatzpower in den Tag starten (wäre das Shirt weg gewesen, hätte ich natürlich auch nicht den ganzen Tag in mein Bier geheult).
Fotos von Strecker und Roman.
THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY
Philipp: Ich treibe unsere Hood voran, bin ich doch gespannt auf THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY, die ich noch nie gesehen habe. Ich weiß auch nur, dass KVELERTAK-Schreigräte Ivar Nikolaisen dort singt. Wir kommen pünktlich bei der Headbangers Stage an und bekommen die erwartete Skandirock-Klatsche. Die Norweger unterhalten mit einer zündenden Mischung aus Punk, Rock’n’Roll und Hardcore. Rockt mächtig und bohrt sich mit schmirgeligen Melodien widerborstig in die Lauscher. Ivar haut eine coole Ansage nach der anderen raus, entschuldigt sich dafür, dass die Band keinen Heavy Metal spielen könne und meint: „Here in Germany nobody knows us. But in Norway we are super superfamous …for not getting laid!“ Songs wie “What’s My Rage Again”, “Song For A Prepper”, “Nostradumbass” oder “The Kids Are Alt-Right” machen aber nicht nur Spaß, sondern beinhalten offenbar mehr Zeitgeist-Kritik, als ich vorher gedacht hatte. Ein Top-Einstieg in den Freitag!
Strecker: Der Frühschoppen im Camp fällt mal wieder aus, da Kollege Philipp uns zu THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY schleift. Über die Band wusste ich nur, dass Sänger Ivar Nikolaisen auch bei KVELERTAK singt. Der Punk `n´ Roll der Band macht Spaß und ist das Richtige, um die Restmüdigkeit aus dem Körper zu bekommen. Ein erstes Bier hilft natürlich auch. Die Musiker haben trotz der relativ frühen Uhrzeit auch ihren Spaß und freuen sich merklich, dass bereits überraschend viele gut gelaunte Zuhörer vor der Bühne sind, die die Band feiern. Gelungener Start in den musikalischen Teil des Tages.
Stefan: Der straffe Zeitplan in unserem Camp bringt uns schon zeitig zur Headbangers Stage. Dass bei THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY der aktuelle Sänger von Kvelertak dabei ist, hab ich auch erst am Tag davor erfahren. Und das ist schon alles, was ich über die Band weiß. Dass die Jungs aus Skandinavien kommen, hört man sofort. Der bekannte Mix aus Punk und Rock’n’Roll geht sofort ins Ohr und ist ein gelungener Start in den Tag. Stimmlich passt Ivar Nikolaisen für mich hier deutlich besser hin. Auch seine Ansagen sind sehr sympathisch und unterhaltsam. Bei Kvelertak bin ich noch nicht mit ihm warm geworden.
DUST BOLT
Philipp: Auf Platte finde ich DUST BOLT (bis jetzt) nicht so zwingend, aber live kicken die Thrasher doch immer wieder Arsch. Der Gitarrist Lenny Bruce begibt sich zum Beispiel während des Auftritts unter die Leute und spielt inmitten eines um ihn herumwirbelnden Circle Pits. Dabei wird sogar dafür gesorgt, dass er weitershouten kann, denn ein Roadie stellt ihm den Mikroständer in den Matsch. Auf dem Rückweg mault sich Bruce ab und spielt dreckverschmiert weiter. Wie erwartet ein unterhaltsamer Gig, wobei diese Spielart des Thrash musikalisch nicht so mein Ding ist.
Stefan: Wie viele der neueren Trash Bands überzeugen mich DUST BOLT eher live als auf Platte. Auch heute ist der Spaßfaktor und Spielfreude groß inkl. kurzem „Gastspiel“ vom Sänger/Gitarristen im Publikum, aber Songtitel bleiben bei mir nicht hängen. Alles irgendwie schon mal woanders gehört. Gut gespielt, aber originell geht anders. Für den Moment unterhaltsam, dennoch tritt keine Langzeitwirkung bei mir auf.
MORAST
Philipp: Es dürfte keinen Bandnamen geben, über den an diesem Wochenende mehr Sprüche gerissen werden. Mein letzter MORAST-Gigbesuch liegt auch schon wieder fast vier Jahre zurück, was bedeutet, dass ich die Band noch nicht mit Zingultus am Mikro gesehen habe, sondern noch mit F. Zingultus passt natürlich sehr gut dazu, was man ja auch bereits auf der „Palingenesis“-EP hört. Der Blackened Doom Death passt hervorragend zu der apokalyptischen Landschaft vor der Wasteland Stage, wobei sich der Untergrund im Vergleich zu gestern heute bereits als wesentlich trittfester erweist. Mehrere Stunden Sonne machen den Unterschied. Langsam und zäh brechen die Songungetüme aus den Boxen, der Bass von Clemens Bartholdy (auch HAMMERHEAD) wühlt in den Eingeweiden. Ich höre danach von drei Leuten, dass MORAST ihr Wackenhighlight waren. Meinten die vielleicht auch anders.
Strecker: Ich finde, dass das Umfeld eines Konzerts auch einiges ausmacht. Dieses Endzeitgedöhns der Wasteland Stage passt von daher super zu der düsteren Musik von MORAST. Das Tageslicht und die Sonne nicht so ganz. War trotzdem ein sehr schönes Konzert, das auch zu meinen Festival Highlights zählt.
Stefan: Auch MORAST ist eine mir vorher unbekannte Band, auf die mich Reiseleiter Wolter aufmerksam macht. Sänger Zingultus ist mir von Nagelfar und Endstille ein Begriff, aber ansonsten ist heute Erstkontakt mit dieser Band. Witze über den Bandnamen sind natürlich witterungsbedingt an der Tagesordnung, die Mucke ist allerdings absolut nicht lustig. Eine zähe Walze aus Doom, Death und Black Metal rollt intensivst über einen hinweg. Der Bandname passt wirklich hervorragend zur Soundästhetik. Paradoxerweise scheint gerade jetzt die Sonne. Eine der absoluten Überraschungen dieses Jahr in Wacken. Und nicht nur für mich, wie ich so höre.
DEPRESSIVE AGE
Philipp: Strecker rätselt noch, ob es an ihm liege, dass er DEPRESSIVE AGE auf dem ROCK HARD FESTIVAL scheiße fand. Heute gibt er der Band aber gar nicht erst eine zweite Chance, sondern guckt lieber gleich MEGABOSCH. Junge, Junge, so wird das nix! Er und viele andere verpassen eine geile Show der Progressive Thrasher. Mir gefallen sie gar noch einen Tucken besser als in Gelsenkirchen. Der Gesang Jan Lubitzkis kann nur als völlig eigenständig bezeichnet werden – es mag Leute geben, welche seine Stimme nicht mögen, mir verschafft sie heute gleich mehrfach Gänsehaut. „Innocent In Detention“, „Berlin“, „Lying In Wait“, „Eternal Twins“, „World In Veins“, „Cairo Crabat“, „We Hate Happy Ends“ und „Electric Scum“ sind ebenso dabei wie ein neuer Song. Ganz wie früher gönnen sich DEPRESSIVE AGE bei „Electric Scum“ zusätzliche perkussive Elemente (Lubitzki bedient die Zusatztrommeln). Statt Brutus schmettert allerdings POSTMORTEM-Sänger Matthias Rütz den „bösen“ Part bei „Eternal Twins“, klingt dabei aber seinem Vorgänger durchaus ähnlich. Ich hoffe auf die Reunionplatte!
Stefan: DEPRESSIVE AGE sind wie aufm ROCK HARD ganz schlimm. Da klingt mein Gesang unter der Dusche besser. Nichtssagende Lieder, grottiger Gesang und outfittechnisch auch daneben. Bin immer noch über mich erstaunt, dass ich den kompletten Auftritt zu Ende geguckt habe. Muss am Bier gelegen haben...
MEGABOSCH
Strecker: Mir ist nicht nach Progressive Thrash und so sehe ich mir wirklich mal ein Stück des MEGABOSCH Konzerts an. Gefühlt spielt diese Band rund um die Uhr in den Wastelands und scheint auch nur dafür da zu sein. Die Musik würde ich als Industrial Punk beschreiben, der überraschend gut gespielt wird. Bei den Texten gilt eher stumpf ist Trumpf. Irgendwie ist das ganze unterhaltsam. Trotzdem habe ich das Konzert nicht bis zum Ende gesehen, da sich die Songs alle sehr ähneln und dann auch langweilig werden.
GET THE SHOT
Philipp: Ich lasse mich spontan zu GET THE SHOT mitschnacken. Die bieten eine brachiale Hardcore-Attacke, die auch Death/Thrash Elemente beinhaltet. Der Platz vor der Bühne ist supervoll und die Leute drehen komplett durch. Der Sänger kann den Mob zu den wildesten Pits animieren und gönnt dem Mob auch eine Wall Of Death. Bei jedem zweiten Song gibt’s Ausflüge auf Hände und Köpfe. Es ist also permanent etwas los und bleibt zu jeder Sekunde spannend. Die Kanadier waren mir vorher noch nicht mal von Namen her ein Begriff, was sich jetzt nachhaltig geändert hat. Dafür sind Festivalbesuche doch mal gut. Nach VIXEN und THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY ist dies bereits die dritte Band des diesjährigen W:O:A, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Stellt sich hier ein neuer Rekord ein?
Stefan: Stumpfer Proll-Hardcore ist nach DEPRESSIVE AGE genau das richtige. Zufälligerweise bieten GET THE SHOT genau das. Hab noch nie von denen gehört, aber anhand der anwesenden Leute scheinen sie nicht ganz so unbekannt zu sein. Trotz des schwierigen Geläufs gibt es permanente Pits und zu einer Wall Of Death agiert der hyperagile Sänger die Meute auch noch. Stumpf ist Trumpf! Sehr unterhaltsam!
MEGADETH
Philipp: Obwohl auf den kleineren Bühnen nun auch guter Stoff lockt (VINTAGE CARAVAN, HAVUKRUUNU, DYING FETUS, LEGION OF THE DAMNED, KONVENT…) entscheide ich mich für Bewährtes und wechsle schon mal zu den Hauptbühnen. Auch wenn dieses Jahr weniger Leute da sind, sollte man nicht zu spät bei IRON MAIDEN erscheinen. Und MEGADETH habe ich richtig lange nicht mehr gesehen. Ich lese über den Auftritt später eher negative Kritiken und muss sagen: Bullshit! MEGADETH sind vielmehr erstaunlich gut und zocken eine begeisternde Setlist. Mit „Hangar 18“, „Wake Up Dead“ und „In My Darkest Hour“ geht’s los und damit hat mich die Band auch gleich im Sack. Die Performance ist schön anzusehen und anzuhören, alles sehr tight und mit Feuer gespielt. Was ich witzigerweise trotz unzähliger gesehener MEGADETH-Konzerte noch nie wahrgenommen habe, ist der Fakt, dass Dave Mustaine ja kaum die Zähne auseinanderkriegt beim Singen. Sieht ja zum Schießen aus! Ich glaube, ich kann MEGADETH jetzt nicht mehr ohne dieses Bild vor dem inneren Auge hören. (Frage: Hat er das schon immer so extrem gehabt? In den 80ern gab es natürlich auch keine Riesenscreens, auf denen du den Musiker:innen so deutlich aufs Maul gucken konntest). Zwischendurch kommen auch einige neue Songs, die mir unbekannt sind, die zum Teil aber auch okay sind. Und dann passiert das, worauf nur Optimisten zu hoffen gewagt hatten: Marty Friedman weilt tatsächlich schon einen Tag vor seiner Wacken-Show auf dem Festival und kommt zu MEGADETH auf die Bühne. Das gibt den nun folgenden Songs gleich einen qualitativen Kick. „Trust“, „Tornado Of Souls“ (Hammer!), „Symphony Of Destruction“ (die Fans skandieren passend zum Riff den Bandnamen) sind es zunächst, später kehrt Friedman für eine furiose Version von „Holy Wars… The Punishment Due“ zurück. Dazwischen zocken MEGADETH noch „Mechanix“ und „Peace Sells“, sodass hier keine Wünsche offenbleiben.
Strecker: Die negativen Kritiken zu dem MEGADEATH Konzert kann ich auch nicht nachvollziehen. Wenn man denn ein Haar in der Suppe suchen will, dann vielleicht, dass die Band etwas zu routiniert und dadurch etwas lustlos wirke. Habe ich nicht so empfunden. Die Band hat durchaus ihren Spaß und ich finde auch, dass der Auftritt von Marty Friedmann von den Musikern gewollt ist und keine Promo-Aktion, die eine Plattenfirma will. Die Setlist hat mir gut gefallen und von daher ein super Konzert.
Stefan: Ab ins Infield zu MEGADETH und nicht nur, um schon mal einen guten Platz für den späteren Maidenauftritt zu sichern. Ich hab MEGADETH tatsächlich eine Weile nicht mehr gesehen, weil mich die letzten Alben auch nicht mehr durchgehend begeistern konnten. Glücklicherweise umfasst die Setlist viele ältere Stücke, mit denen ich aufgewachsen bin. Dass Marty Friedman nach längerer Zeit mal wieder für einige Stücke dabei ist, ist natürlich ein unverhofftes Highlight. An den Gesichtern von Dave und Marty ist auch zu erkennen, dass es den beiden auch tatsächlich Spaß macht und nicht nur ein Promoding ist. Dass „Mechanix“ gespielt wird, rundet für mich die Sache ab. Absolut gelungenes Konzert.
DEICIDE
Strecker: Ich habe DECEIDE noch nie gesehen und diese Lücke wollte ich unbedingt schließen. Zumal die „Legion“-Show angekündigt war. Leider überschneidet sich die Spielzeit etwas mit IRON MAIDEN. Dadurch ist es auch etwas überschaubarer vor der Bühne, als es bei einer anderen Spielzeit vermutlich gewesen wäre. Die Band startet trotzdem mit „Satan Spawn, The Caco Daemon“ gefolgt von „Dead But Dreaming“ in ein fulminantes Konzert und lassen keinen Zweifel daran, dass sie nach wie vor zu den besten Bands im Bereich des extremen Metal zählen. Mit viel Geschwindigkeit und Brutalität bolzt die Band weiter Songs wie „In Hell I Burn“, „When Satan Rules His World“ oder „Dead By Dawn“ ins Publikum. Nach einerStunde und „Homage For Satan“ gibt es von Glen Benton noch ein freundliches „Thank You Motherfuckers“ und das Konzert ist vorbei. Ich fand es gut.
IRON MAIDEN
Philipp: Der vierte IRON-MAIDEN-Auftritt in Wacken kommt ohne „Run To Hills“ und „Number Of The Beast“ aus und stellt dafür u.a. Stücke von „Somewhere In Time“ in den Mittelpunkt. Ich liebe MAIDEN für diesen Move! Witzigerweise gibt es auch Besucher:innen, welche von der Setlist enttäuscht sind, weil sie offenbar auf diese „greatest hits“ aus waren. Letztendlich finde ich es befremdlich, wenn Leute die Qualität eines Konzerts am Fehlen ihrer Lieblingssongs ausmachen. Viel wichtiger ist es doch, zu genießen, wie herrlich Bruce Dickinson singt oder wie gut Nico McBrain trotz kürzlich überstandenen Schlaganfalls trommelt. Mit „Caught Somewhere in Time“ beamen MAIDEN uns zurück in die Achtziger, Bruce trägt lediglich nicht dieses riesige Exo-Herz von damals spazieren. Pure Magie bietet auch „Stranger In A Strange Land“, das gemächlich über den Acker trabt. Im Verlauf des Auftritts folgen noch drei weitere SIT-Songs, nämlich „Heaven Can Wait“, „Wasted Years“ und das noch nie vor dieser Tour live gespielte „Alexander The Great“. „Nur noch mega, nur noch geil!“, brüllt ein nicht unbekannter Buchautor und Musiker, der zufällig direkt neben mir steht und bangt. Recht hat er, denn Bruce äußert Liebe für uns Nicko, liefert sich einen Laserstrahlen-Battle mit Eddie und flitzt vor den herrlichen Bühnenbildern hin und her. Ein tolles MAIDEN-Konzert, welches wie schon bei DORO und bei HELLOWEEN von einer feisten Drohnenshow beendet wird (Logo & Eddie)!
Strecker: Wie zu erwarten war – trotz der vermeintlich geringeren Besucherzahl – kein Durchkommen und so muss ich mir IRON MAIDEN leider aus einiger Entfernung und überwiegend auf den Leinwänden angucken. Finde ich eigentlich nicht so schlimm, nur ist die Musik im hinteren Bereich des Infields auf Zimmerlautstärke zu hören. Richtige Konzertstimmung kommt dadurch bei mir nicht auf. Auch habe ich das Gefühl, dass die Musiker etwas Zeit brauchen, um ins Konzert zu kommen. Dies gibt sich aber schnell und für mich persönlich ist es schön, dass es 5 Songs aus der „Somewhere In Time“-Zeit in die Setlist geschafft haben. Die Phase hat die Band meiner Meinung bei den letzten Touren etwas zu sehr vernachlässigt. Dafür, dass ich am A... der Welt stehe, kann die Band nix und von daher ist es meine Schuld, dass ich das Konzert als nicht so gut empfunden habe, wie es tatsächlich war. Nächstes Mal bin ich wieder pünktlich.
Stefan: Dass weniger Leute in Wacken sind, ist bei IRON MAIDEN absolut nicht zu merken. Voller geht es kaum im vorderen Bereich. Bei der diesjährigen Tour soll das „Somewhere in time“-Album im Mittelpunkt stehen, welches leider oftmals vernachlässigt wird. Immer wieder „Heaven can wait“ und ab und zu „Wasted years“ war eigentlich alles davon in den letzten 20 Jahren. Diese beiden Songs sind dann auch dabei, aber es beginnt auch mit „Caught Somewhere In Time“. Der Sound ist top. Alle 3 Gitarren sind tatsächlich zu hören und auch der Backgroundgesang von Steve und Adrian. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Auch die Lautstärke passt. Warum offensichtlich hintere Boxentürme nicht an sind, bleibt ein Rätsel. MAIDEN sind trotz ihres fortgeschrittenen Alters immer noch erstaunlich fit und auch der von einem Schlaganfall genesene Nicko spielt absolut gut und wird speziell von Bruce immer wieder gelobt und gefeiert. Dieser singt mal wieder richtig gut und ist überhaupt ein großartiger Frontman. Der ein oder andere Song der aktuellen Scheibe „Senjutsu“ ist vielleicht kein absolutes Stimmungshighlight, aber spätestens beim vor dieser Tour noch nie live gespielten „Alexander The Great“ sind diese Kleinigkeiten vergessen. Einfach nur großartig! Da ich im Gegensatz zu manch anderen auch ein Fan von „Can I play with madness“ bin, ist dies für mich ein weiteres Highlight in der Setlist. Ich hab absolut kein Problem damit mal ein MAIDEN-Konzert ohne „Run to the hills“, „Number of the beast“ oder „Hallowed be thy name“ zu sehen. Ganz starkes Konzert und mein diesjähriges Wackenhighlight.
WARDRUNA
Philipp: Hey, gar nicht so übel, was da auf der Faster Stage fabriziert wird. WARDRUNA gehen als interessanter Folk/Ambient Stuff durch, dargeboten von Einar Selvik (ENSLAVED, GORGOROTH, SAHG…) und Lindy-Fay Hella. Gibt’s ja auch schon seit 20 Jahren, hab ich mir aber noch nie vorher angehört. Knochenflöte, ätherische Gesänge, Hörner transportieren ein archaisches Gefühl. Ich bin allerdings noch zu sehr von IRON MAIDEN geflasht, um die Musik tiefer wirken lassen zu können. Aber WARDRUNA sind mental für ein Wiedersehen notiert.
Stefan: Philipp und ich bleiben noch vor den Hauptbühnen und schauen uns WARDRUNA an. An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit würde mich die nordische Folkmusik mit traditionellen Instrumenten möglicherweise mehr mitnehmen, aber nach einem langen Tag und besonders nach MAIDEN plätschert die Geschichte ein wenig an mir vorbei. Bühnenbild und Musik passen absolut stimmig zusammen und das Dargebotene ist wirklich gut, kommt aber gerade nicht so bei mir an.
KONVENT
Strecker: Ich will nun etwas weniger Menschen um mich haben und so gehe ich zurück in die Wastelands, um mir dort noch Doom aus Dänemark anzusehen. Trotz der mächtigen Musik und tollen Songs wirken die Musikerinnen auf der Bühne eher schüchtern und zurückhaltend. Das zurückhaltende Stageacting passt aber zu der Musik und so kommen Songs wie „Puritan Masochism“ gut zur Geltung. Schönes Konzert zum Abschluss eines schönen und weitestgehend trockenen Festival-Tages.
KONVENT und MORAST dürfen gern mal zusammen auf Tour gehen und ein Konzert in Kiel spielen. Ich würde hingehen.
BLOODBATH
Philipp: Einer geht noch und das sind bei mir heute BLOODBATH. Ich habe die Band schon stärker gesehen, aber Smasher wie „So You Die“, „Breeding Death“ oder „Weak Aside“ laufen natürlich immer gut rein. Trotz des langes Tages, der allen in den Knochen steckt, haben sich viele Banger:innen vor der Louder Stage versammelt. Nick Holmes scheint seinen Gesang mittlerweile so aufzuteilen, dass er bei PARADISE LOST nur noch singt und bei BLOODBATH halt nur noch growlt. Es gibt für meinen Geschmack stärkere Growler, aber Holmes ist schon eine coole Socke. Das Abschluss-Triple „Mock The Cross“, „Cry My Name“ und „Eaten“ bietet noch mal großes Death-Metal-Kino mit einprägsamen Riffs und Grooves. Danach lasse ich mich aber auch feudal nach Hause shutteln. Uargh!
Stefan: Die letzten Kräfte werden mobilisiert und es geht weiter zu BLOODBATH auf der Louder Stage. Nick Holmes wird für mich nie ein richtig guter Frontman werden, aber stimmlich ist sein Growlen heute absolut in Ordnung. Kenne nicht viel aus dem Repertoire der Band, aber es macht zum Abschluss des Tages nochmal Bock mit einer ordentlichen Kante Death Metal ins Camp geschickt zu werden.