HEADBANGERS OPEN AIR XXV / 27.07.2023 – Brande-Hörnerkirchen, Tag 1
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 30. Januar 2024 14:02
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Bereits im letzten Jahr zeigte ich mich begeistert über die neuen Duschcontainer des HOA. Auch heute wird natürlich wieder eine warme (!) Dusche genossen, bevor es aufs Gelände geht. Dann Bier holen, an die Frontabsperrung vor der Bühne gekrallt und erst nachts zum Zelt zurück! Übrigens gibt es noch mehr Verbesserungen auf dem HOA zu vermelden: Die Anlage des Infields wurde ausgebaut, die PA erweitert, sodass der Sound deutlich differenzierter und voluminöser ausfällt. Sehr geil!
Bilder von MJ und Max von Lobeck - Social Media Management
METAL WITCH
METAL WITCH sind eine super Wahl für den Opener. Die Hamburger räumen fett ab, so eine Stimmung kommt erst bei TRAITOR wieder auf. Schneidende Dirkschneider-Vocals, geile Riffs und schmissige Refrains heizen die Gartenparty gehörig an. Ich finde schon die Optik der Band mit den drei Flying V-Gtarren ansprechend (beide Gitarristen und der Bassist haben sich auf dieses Design eingeschossen). Obwohl ich jedes Mal, wenn ich METAL WITCH sehe, „Boah, ist das geil!“ denke, besitze ich noch keine Scheibe von ihnen. Das MUSS geändert werden!
NIGHT LASER
Auch bei der zweiten Band bleibt die Bühne in Hamburger Hand. Heute springt übrigens Moritz von SHADOWBANE am Bass für den erkrankten oder/und verhinderten Kollegen ein. Insgesamt kann man wohl sagen, dass NIGHT LASER fürs HOA-Publikum zu glam-lastig sind. Auf der anderen Seite kommen die Burschen nicht unsympathisch rüber und machen durchaus Spaß. Auch wenn man nicht so sehr auf die Mucke steht, muss man anerkennen: NIGHT LASER haben die Haare schön!
JET JAGUAR
Aus Mexiko stammen die mir bisher vollständig unbekannten JET JAGUAR. Der melodiöse Speed/Heavy Metal geht auf Anhieb gut rein und erinnert ab und zu an SKULL FIST oder junge ENFORCER. Am Mikro steht ein sehr geiler Screamer namens Maxx Mendoza. Songs wie „No Surrender“, „Hunter“ oder „10.000 Voices“ bleiben nachhaltig im Hirn hängen und werden entsprechend abgefeiert. Die engagierte Vorstellung bekommt überhaupt insgesamt viel Applaus. Ich verteile gar noch einen Bonuspunkt für die Tatsache, dass JET JAGUAR das gesamte Festival über auf dem Gelände abhängen, sich alle Bands angucken und durchfeiern.
SAVAGED
Ich belausche den wohl besten Dialog des Festivals. Headbanger 1: „Der Sänger sieht aus wie Rod Steward, als der noch hübsch war.“ – Headbanger 2: „Das gab’s mal?“ – Headbanger 1: „Jo, in den Siebzigern.“ – „Headbanger 2: „Da waren alle hübsch.“
Es ertönt guter speediger Metal aus Barcelona. SAVAGED haben erst eine Bandcamp-EP draußen, sind aber offenbar bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in ihrer Karriere den Veranstaltern Jürgen Hegewald und Thomas Tegelhütter positiv aufgefallen. Das ist gut nachvollziehbar, die Band überzeugt mit forsch gespielten Doppelleads, melodisch-kraftvollem Gesang und eingängigen Refrains. Auf den ersten Longplayer „Night Stealer“ (erscheint bei No Remorse) darf man gespannt sein.
TRAITOR
TRAITOR brennen den Garten nieder! Ich mag die Band ja eh, aber heute übertreffen die Jungs sich selbst und spielen ihre Stärken voll aus. Als da sind: Schnelligkeit, präzise Thrash-Riffs und dazu der singende Drummer Andreas Mozer. Der Sound kommt ultra, das vom gleichnamigen Dokufilm und der Split-7“ mit REZET bekannte „Total Thrash“ erweist sich auch live als Hymne. Das gilt ebenso für „Knee-Deep In The Dead“ (mein bisheriger Favorit von TRAITOR) oder „Thrash Command“. Sehr schön auch das RAMONES-Cover „Blitzkrieg Bop“. Der Bassist Lorenz Kandolf spielt übrigens seit 2021 auch bei REZET. Der HOA-Mob ist völlig begeistert und will die Band am liebsten gar nicht von der Bühne ziehen lassen.
HOLY MOSES
HOLY MOSES befinden sich bekanntlich auf ihrer Abschiedstour. Ich bin sehr froh, sie gleich drei mal auf dieser Tour sehen zu können (ROCK HARD FESTIVAL, HOA und Markthalle) und kann sagen, dass sich die Band in Topform verabschiedet. Neben Sabinas Leistung möchte ich auch die der gesamten Band hervorheben, die ja das Material verschiedenster MOSES-Inkarnationen darbietet und beeindruckend gut verinnerlicht hat. Besonders der Gitarrist Peter Geltat fällt mir heute wiederholt durch sein präzises Spiel auf. Sabina bangt, springt und wetzt herum, was wiederum alle Anwesenden ansteckt und zu wilden Moves animiert. Am Schluss würdigt sie die Frauen der Metal-Community und bittet zahlreiche Headbangerinnen auf die Bühne. Da machen natürlich viele mit, sehr coole Aktion.
SACRED REICH
Immer wenn ich SACRED REICH live sehe, denke ich zwei Dinge: Wie gut, dass die Band zurück ist! Und wie schön, dass die Thrasher sich entgegen ihrer früheren Aussage, keine neue Musik zu veröffentlichen, doch für ein Album entschieden haben. „Awakening“ ist eine meiner Lieblingsscheiben der letzten Jahre und gefällt mir aufgrund der warmen, natürlichen Produktion sowie den Killersongs, die SACRED REICH ihrem Gesamtwerk hinzugefügt haben. Dies bestätigt sich auch heute, denn die neuen Nummern „Divide & Conquer“, „Killing Machine“, „Manifest Reality“, „Salvation“ und „Awakening“ bestehen neben Ultra-Klassikern wie „The American Way“, „One Nation“ oder „Independent“. Dave McClain spielt die Drums tight wie Sau, pumpt und schiebt die groovigen Songs durch den Garten. Auch der andere Neuling, Gitarrist Joey Radziwill, macht seine Sache gut, man muss sich als alter Fan halt an den Anblick gewöhnen. Und was soll man zu den Originalen Phil Rind und Wiley Arnett sagen? Ersterer lächelt den gesamten Gig über und appelliert wiederholt für Menschlichkeit, Liebe und Zusammenhalt. Kult! Mit „Death Squad“ und „Surf Nicaragua“ kommen noch zwei meiner SR-Lieblingssongs und sorgen für völlige Enthemmung. Einziger Wermutstropfen: Das BLACK-SABBATH-Cover „War Pigs“ fehlt heute. Warum wohl? Das weiß keiner. Aber auch der Tour im November ist es ja wieder in der Setlist.
Doller Tag. Und es folgen noch zwei weitere – TBC!