GEOFF TATE, HEADLESS, LEKSI / 09.04.2023 – Hanerau-Hademarschen, Hademarscher Hof

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Geoff Tate, alles ist vergeben! Ich muss zugeben, dass für mich längere Zeit Geoff Tate der „Schuldige“ an der Entwicklung QUEENSRYCHEs war. Nachdem die erste Mini-LP und alles bis einschließlich „Empire“ aus meiner Sicht lebensprägende Musik enthält, entwickelte sich die Band musikalisch bekanntlich in eine ungünstige Richtung, schließlich kam es ja auch zum Split und zu unschönen Gerichtsverhandlungen, Streitigkeiten über die Namensrechte, kurz zu allem, was man als Fan gar nicht mitbekommen möchte und ganz schrecklich findet. Es gab für eine kurze Zeit zwei Versionen der Band, die Tate-Version brachte 2012 das „Frequency Unknown“-Album raus, welches ich nie gehört habe. Da nun QUEENSRYCHE mit Todd LaTorre seit 2012 zurück zu den Wurzeln gingen, verschwand Geoff Tate langsam aus meinem Fokus. Der Sänger erzielte aber 2014 vor Gericht das Recht, die „Operation Mindcrime“-Alben live zu performen und gab dafür seine Rechte am Namen QUEENSRYCHE auf. Demnächst wird es auf dem KEEP IT TRUE sogar ein „Operation Mindcrime“/“Rage For Order“-Set geben. Und heute spielt der legendäre Sänger, für mich lange Zeit eine der besten Heavy-Metal-Stimmen überhaupt, im Hademarscher Hof! Ob der Meister die alte Magie 35 Jahre nach Erscheinen des Überklassikers wieder zum Leben zu erwecken vermag…?

 

GEOFF TATEGEOFF TATE

Bilder von MJ

 

Wir knattern mal wieder nach Hanerau-Hademarschen, treffen dort gleich vor der Tür alte Bekannte, bewaffnen uns mit Getränken und begeben uns direkt vor die Bühne. Die uns völlig unbekannten LEKSI, eine US-Band, die sich selbst als Pop-Rock-Prog-Kollektiv bezeichnet, eröffnen den Abend. Herz der Band ist Gitarrist Alex Hart, den wir später auch bei GEOFF TATE auf der Bühne wiedersehen werden. Auch der Sänger wird am Gelingen der TATE-Show beteiligt sind, als FOH-Mann, der unermüdlich durch den Saal flitzt und mittels Ipad am Sound schraubt. Bei den anderen Musikern sind wir uns auch nach längeren Diskussionen nicht sicher, ob sie auch bei der Hauptband spielen. Ich meine, dass noch mindestens der Schlagzeuger identisch ist, aber die anderen finden, dass der TATE-Drummer „total anders“ aussehe. Ich gebe zu bedenken, dass Superman als Clark Kent auch nur ‘ne schnöde Brille aufsetzt und von keinem mehr erkannt wird. Hier sind es halt Lederklamotten und andere Details. Anyway, LEKSI selber können mich musikalisch leider kaum berühren, obwohl die Band aus tollen Musikern besteht. Die Songs plätschern aber recht unauffällig dahin und besitzen keine zwingenden Hooks. Ganz cool kommt der Gastauftritt einer Sängerin namens Marilia Zangrandi Rocha, die mit dem etatmäßigen Sänger ein Duett hinlegt. Schöne Sopranstimme, die einer Pamela Moore durchaus das Wasser reichen kann.

 

LEKSILEKSI 

 

Auch HEADLESS sind uns bislang unbekannt. Die Italiener spielen eine ganz geile Mischung aus Progressive Metal und Hardrock. Eigentlich singt bei ihnen der Ex-MALMSTEEN-Sänger Göran Edman („Eclipse“, „Fire And Ice“), der aber heute durch den ebenso famosen Ian Perry der Niederländer ELEGY vertreten wird. Wenn ich mich nicht verhöre, besitzt eines der Stücke den deutschen Titel „Langeweile“. Langweilig ist der Auftritt aber keineswegs, vielmehr bleiben Refrains von Songs wie „Frame“ oder „No Happy Ending“ im Ohr, während Drums, Bass und Gitarren dynamisch interagieren. Einige beachtliche Riffs sorgen für erste Reaktionen aus dem bisher eher reservierten Publikum. Natürlich warten alle auf GEOFF TATE und die „Mindcrime“-Hits, aber HEADLESS schaffen es, einen positiven Eindruck zu hinterlassen.

 

HEADLESSHEADLESS 

 

Was nun folgt, wird ein unfasslicher Triumphzug. Ich muss einen einzigen Downer loswerden: Modeling Amps! Ich habe zwar nichts am Sound auszusetzen, aber die Bühne sieht halt total langweilig aus, wenn dort NICHTS steht. Rock’n’Roll braucht Gerät! Ich werde lieber von MANOWAR betrogen, die eine ganze Wand aus Marshalls aufstellen, von denen nur einer wirklich eingeschaltet ist. Ich kann es natürlich aus logistischer Sicht verstehen, dass es von Vorteil ist, nicht das schwere Equipment schleppen zu müssen, aber ein Konzert darf ja schon gern auch was fürs Auge bieten. Dieser Aspekt sei aber nur als Randnotiz erwähnt, denn GEOFF TATE ist phantastisch bei Stimme, wird sogar mit jedem Song noch besser. Und die Setlist bringt wie erhofft die gesamte „Operation Mindcrime“ mitsamt aller Intros und Zwischensequenzen. Das „I Remember Now“-Intro kann fast jede:r Anwesende auswendig mitsprechen, „Anarchy-x“ löst Hormonschübe aus und dann geht es Schlag auf Schlag: „Revolution Calling“, „Operation: Mindcrime“, „Speak“… Erfreulich und überraschend ist neben Tates Gesang auch die Qualität, mit der die Musiker diesen Stoff spielen. Gerade die Drum-Patterns von Scott Rockenfield machen einen nicht unerheblichen Teil der Faszination aus, gleiches gilt für die Gitarrenarbeit und Basslinien (beim Original: Chris DeGarmo, Michael Wilton sowie Eddie Jackson). Die Musiker aus Tates Band reproduzieren die Dynamik wirklich gut und ernten somit verdientermaßen Riesenapplaus. Ich kann mich an die QUEENSRYCHE-Konzerte zu „Mindcrime“ und „Empire“ gut erinnern (Große Freiheit), damals musste die Band teilweise minutenlang warten, bis sie weiterspielen konnte, weil die Leute völlig durchgedreht sind und die Anlage übertönt haben. Ganz so heftig ist es heute nicht, aber die Stimmung ist gigantisch. Auch die Backgroundgesänge kommen super und zu „Suite Sister Mary“ kehrt Marilla Zangrandi Rocha für ein Gänsehaut-Duett zurück. Killer auch die Versionen von „The Needle Lies“, „I Don’t Believe In Love“ und dem unglaublichen „Eyes Of A Stranger“. Puh! War es das? Nope, GEOFF TATE hat noch Bock auf ein paar weitere RYCHE-Classics. „Take Hold Of The Flame“ – da fällt mir fast das Bier aus den Pranken. Hammergut gesungen! „Jet City Woman“, „Empire“ und „Silent Lucidity“ (zum Abheben gut!) führen uns zum „Empire“-Album und dann kündigt Tate auch noch „Queen Of The Reich“ an. Der Meister atmet tief ein, wirft sich in Pose und liefert den eröffnenden Scream des Songs! Herrlich, schon wieder Gänsehaut!

 

GEOFF TATEGEOFF TATE 

 

Das Konzert war somit noch besser als erwartet und Tate ist zurück auf Endboss-Level (Zitat von Oliver Weinsheimer), ich freue mich jetzt schon auf die KEEP-IT-TRUE-Show, bei der sicher die Hallendecke pulverisiert werden wird!

 

GEOFF TATEGEOFF TATEGEOFF TATEGEOFF TATE

 

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