UADA, AFSKY / 05.04.2023 – Hamburg, Kultur Palast

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Wahnsinn, was für ein Überangebot an diesem Sonnabend über Hamburg hereinbricht! CROWBAR im Monkeys, UADA im Bambi/Kultur Palast und dann gibt’s noch mindestens zwei weitere Konzerte, die verlockend klingen. Wir entscheiden uns frühzeitig für UADA, weswegen mir die Alternativen bis auf CROWBAR jetzt auch nicht mehr einfallen. [Edit: Eines davon waren SWALLOW THE SUN, DRACONIAN und SHORES OF NULL.] Beeindruckend finde ich aber, dass offenbar alle Veranstaltungen gut besucht sind. Für UADA und AFSKY wurden im VVK ca. 400 Karten verkauft, weswegen sich der Kultur Palast aus Veranstaltersicht als die richtige Wahl erweist und gut gefüllt wird. Wie die überdurchschnittliche Zugkraft dieses Billings zu erklären ist? Ich denke, dass gerade UADA sich mit ihren drei Alben und den Auftritten auf dem HELL OVER HAMMABURG 2017 sowie auf der Tour mit GAAHLS WYRD, TRIBULATION und IDLE HANDS 2019 einen Namen gemacht haben, der sie vom Gros der Black Metal-Bands abhebt. Und AFSKY sollten nicht als „Vorband“ abgetan werden, denn auch wenn sie im Vergleich eher aus dem Underground kommen, ziehen sie ordentlich Leute – und können sich nach ihrem Gig über eine kaum abzuarbeitende Schlange an ihrem Merchstand freuen…

 

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Bilder von MJ.

 

Warum? Darum: AFSKY kreieren eine irre Atmosphäre. Ein Mensch, der sonst nur Radiomusik hört, dürfte wohl einfach nur überrollt werden von der Wucht der Blastbeats. Dennoch weist die Musik der Dänen eine durchaus feinsinnige Ebene auf. Sagt ruhig, dass ich spinne, aber ich höre im Gitarrenspiel Folkelemente heraus. Auf ruhige Momente und Aktustik-Intros folgen energische Blasts, rasende Gitarren und eine Gift und Galle verspritzende Stimme. Das melodische Element taucht jedoch immer wieder auf, verschwindet eigentlich nie gänzlich. Eine beeindruckende Abfahrt und ich muss mich im Nachhinein über das bisher einzige AFSKY-Review auf DreMu wundern, in welchem der Kollege schildert, wie er beim AFSKY-Konzert in der Alten Meierei 2019 eingeschlafen sei (!): „jedoch ist das Sofa so verdammt gemütlich, dass ich fast den gesamten Gig verschlafe.“ Unglaublich, denn besser kann man atmosphärischen Black Metal eigentlich nicht bringen. AFSKY sind übrigens ein Ein-Mann-Projekt des Bandkopfs Ole Pedersen Luk, der von 2010 bis 2021 bei SOLBRUD gespielt hat. Einige Besucher:innen bezeichnen den Auftritt später als das Highlight des Abends.

 

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Ich kann die Begeisterung zwar nachvollziehen, favorisiere aber dennoch UADA. Obwohl ich zugeben muss, dass mir die Entwicklung der Band fast zu rasant zugeht, bleibt die Faszination ungebrochen. Haben UADA zunächst Black Metal mit Death Metal kombiniert und an DISSECTION erinnert, kommen spätestens auf dem dritten Longplayer „Djinn“ progressive Einflüsse hinzu. Ich hatte daran zunächst zu knacken, kann dieser Post-Punk-Einfärbung in den Melodien aber mittlerweile viel abgewinnen. UADA legen Wert darauf, dass man alle Nuancen heraushört und so ertönt der Opener „Djinn“ mit klirrender Boshaftigkeit, zugleich aber mit prachtvoll-dunklen Melodien. Die Balance aus Power und Melodie ist unerhört, als UADA mit „The Great Mirage“ gleich den nächsten „Djinn“-Titel folgen lassen. Der Fokus bleibt mit „In The Absence Of Matter“, das durch zahlreiche Stimmungs- und Tempiwechsel mitreißt, beim dritten Album. UADA präsentieren dann ein neues, noch unveröffentlichtes Stück, bei dem zum Teil clean gesungen wird. Die Bandbreite, mit der Jake Superchi gesanglich vorgeht, ist somit noch größer geworden und könnte im Extrem Metal-Bereich nicht variabler sein. Death Metal Growls, schrille Screams und eine Art heulender Klagegesang werden häufig innerhalb eines einzigen Songs eingesetzt. „Cult Of A Dying Sun“ und das epische „Black Autumn, White Spring“ führen endlich zu den ersten beiden Alben zurück. Wer bei diesem Stück keine Gänsehaut verspürt (die Leadgitarre!), der muss aus Stein sein! Optisch treten alle Mitglieder mit Kapuzen auf, unter denen sie sogar noch Gesichtsmasken tragen. Selbst auf Aftershow-Bildern achten die Musiker darauf, mit den Händen ihr Gesicht zu verdecken. Die Wirkung ist aber auch immens, zumal die Bühne konstant in blaues Licht getaucht und alles komplett zugenebelt wird.

 

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Bedröhnt und glücklich wanken wir hinaus in die Nacht. Diese musikalische Droge wirkt noch lange nach.

Bewertung: 5 / 5

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