LEFT TO DIE, HIRAES, PLAGUEMACE / 15.03.2023 – Hamburg, Logo

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Wie tief die Verbeugung vor DEATH und Chuck Schuldiner ausfällt, zeigt der Tribut von LEFT TO DIE bis in die kleinsten musikalischen und sogar optischen Details: So trägt Matt Harvey heute ein SADUS – „Illusions“-T-Shirt, also ganz genau wie Chuck im Innersleeve der „Leprosy“-LP. Nice!

Die LEFT TO DIE-Besetzung ist eh spektakulär, wir haben es schließlich immerhin mit den beiden Originalmitgliedern Rick Rozz (g, 1983/1984 schon bei MANTAS, bis 1989 bei DEATH) und Terry Butler (b, 1987 – 1990, aktuell u.a. bei OBITUARY und INHUMAN CONDITION) zu tun, Matt Harvey (g, v) hat mit GRUESOME bekanntlich eine DEATH-Tributeband gegründet, welche Alben kreiert, die Stück für Stück chronologisch die DEATH-Discografie nachahmen (zudem spielt er u.a. bei EXHUMED und POUNDER) und am Schlagzeug sitzt mit Gus Ríos eine weitere Death-Metal-Ikone (GRUESOME, DIVINE EMPIRE, MALEVOLENT CREATION…). Und diese kultige Besetzung kommt nun auf Tour, um das gesamte „Leprosy“-Album und diverse Songs der „Scream Bloody Gore“ zu spielen.

 

 LEFT TO DIE

Bilder von MJ und Taina. 

 

Als Opener überzeugen uns die jungen Dänen PLAGUEMACE. Ich muss schon grinsen, als die Band auf die Bühne kommt, denn diesen Freaks flackert der Irrsinn in den Augen. Besonders beim Sänger merkt man sofort, dass der den Schalk im Nacken hat. PLAGUEMACE passen super zu LEFT TO DIE, ballern sie doch old-schooligen Death Metal mit viel Groove und rohen Riffs. Gleichzeitig lockern melodische Leads und Soli die Chose auf. Nach ein, zwei Stücken hat keiner der fünf Musiker mehr sein T-Shirt an. Sänger Andreas Truelsen schäumt über vor Energie, stapft und springt über die Bühne und bringt einige herrlich alberne Aktionen, bei denen ich schallend lachen muss. Die Kommunikation mit dem Mob gelingt spielend, so weist Truelsen auf die Ähnlichkeit des Bandnamens mit dem Songtital „Plagueface“ hin und fragt, ob wir nicht spontan eine weitere Wortkreation anbieten könnten, welche in diese Reihe passt. „Plaguecake“ platzt es aus mir heraus – „Wouldn’t eat that shit, but good name!“. Herrlicher Spaß, die EP “Primal Priest” wird gleich danach abgeerntet.

 

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Obwohl ich von HIRAES schon viel gelesen habe, war mir die Band bisher noch nie vor die Flinte gekommen. Dabei steht in den Beschreibungen als Herkunft häufig Norddeutschland. Britta Görtz präzisiert: „Hier in Hamburg müsste ich wohl auch von Süddeutschland sprechen, denn wir kommen aus Hannover und Osnabrück.“ Leider bleiben die Gitarren den gesamten Auftritt über zu leise im Mix, dazu treten ab und zu Feedbacks auf. Woran es liegt, darüber kann man nur spekulieren, hat man halt mal. Die Band macht alles richtig und zieht voll durch, was auch mit einer sehr guten Publikumsreaktion gewürdigt wird. HIRAES spielen Melodic Death Metal, driften dabei allerdings nicht in kommerzielle Bereiche ab, sondern heben sich von den bekannten Namen dieses Genres durch eine gewisse Ruppigkeit und die prägnanten Screams und Growls der Frontfrau ab. Auch mit ihren (Ex-)Bands CRIPPER und CRITICAL MESS bin ich übrigens noch nie in Kontakt gekommen – verrückt. Dafür spielen HIRAES aber demnächst auf dem MOSH IM MAI und dann hoffentlich mit besserem Sound.

 

HIRAESPLAGUEMACEPLAGUEMACEHIRAES 

 

Als wir kamen, gab es noch ein paar Karten an der Abendkasse, mittlerweile vermeldet das Logo ausverkauft. Völlig zu Recht, denn was nun folgt, ist wirklich fast so gut wie DEATH selber früher. Ich schreibe „fast“, denn logischerweise gab es nur einen Chuck Schuldiner, der war nun mal der Kopf der Band und gerade sein Gesang lässt sich nicht so ohne Weiteres nachahmen. Chucks Stimme war etwas präsenter im Mix und sprang den Hörer mehr an, das fällt mir im Vergleich auf. Aber ansonsten geben sich LEFT TO DIE Mühe, das Klangbild der „Leprosy“ extrem authentisch zu reproduzieren. Ihr wisst schon, diese gequälten Soli, die sich anhören, als wären sie in der Arztpraxis im Saal nebenan aufgenommen. Oder die Snaredrum, die klingt, als wenn ein Metallbottich aus großer Höhe in eine leere Halle knallt. Mit „Leprosy“ geht die Abfahrt los und die gesamte Hütte schmettert mit: „Leprosy will take control and bring you to your death / No chance of a normal life to live just like the rest!”. Es folgen “Born Dead” und “Forgotten Past”, so dass ich schon denke, dass LEFT TO DIE das Album chronologisch durchzocken. Doch es folgt mit „Mutilation“ ein Song vom Debut. Was für ein Brecher, das Ding nagelt alles in Grund und Boden. „Baptized In Blood“ kommt in einer Version, die punktgenau das Feeling vom Original transportiert, inkl. Solo und Brutalisierungsgroove. In durchgeschüttelter Folge wechseln sich nun Stücke der beiden erwähnten Scheiben ab, sogar noch ergänzt um „Corpse Grinder“, den Klassiker, den Kam Lee dann zu MASSACRE mitnahm. Mit restlos zerschmetternden Versionen von „Left To Die“ und „Zombie Ritual“ verlassen DEATH, äh LEFT TO DIE die Bühne – bis auf Rick Rozz, der einfach stehenbleibt. Das war mir schon nach dem Sound-/Linecheck aufgefallen, dass der alte Haudegen gleich an Ort und Stelle blieb. Was da wohl dahintersteckt? Doch sämtliche Gedanken werden von den finalen Stücken pulverisiert, nämlich zwei der besten DEATH-Songs überhaupt – „Pull The Plug“ und „Evil Dead“. „Release me from this lonely world / There is no hope, why don't you...” – radadada radadada – “PULL THE PLUG?”

 

LEFT TO DIELEFT TO DIELEFT TO DIELEFT TO DIE

 

Auf dem Weg hinaus merke ich: Hier blieb kein Auge trocken.

 

HERRLICH

Bewertung: 5 / 5

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