KEEP IT TRUE RISING II / 30.09.-01.10.2022 – Würzburg, Posthalle, Warm Up und Tag 1

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Politisch und humanitär gesehen war 2022 fürchterlich, klar. Aber in musikalischer Hinsicht gab es zum Glück zahlreiche Highlights zu verzeichnen. Setze ich zum Beispiele die IRON-MAIDEN-Brille auf, eine äußerst sinnvolle Form der Weltbetrachtung, dann markiert 2022 das Jahr, in dem ich innerhalb weniger Monate die drei MAIDEN-Sänger Bruce Dickinson, Blaze Bayley und Paul Di’Anno live genießen konnte (Klugscheißer mögen darauf hinweisen, dass es bereits vor Di‘Anno andere Frontmänner gab, etwa Paul Mario Day oder Dennis Wilcock – geschenkt). Aber das KEEP IT TRUE RISING hatte natürlich nicht nur diese Attraktion zu bieten, sondern vielmehr einen ganzen Köcher voller NWOBHM-Pfeile, ergänzt um diverse Bands aus den USA (RIOT), Kanada (RIOT CITY), Deutschland (IRON FATE, TYRANT, GRAVESTONE), Frankreich (TENTATION), Schweden (TORCH) oder Italien (KONQUEST). Um es vorweg zu sagen: Das Festival habe ich als „Konzert des Jahres“ bei den üblichen Leserpolls eingetragen. Trotz der mittlerweile vergangenen vier Monate ist die Erinnerung noch kristallklar, versetzen wir uns also zurück in den September/Oktober 2022:

 

SAXON

Fotos von Alex Fähnrich

 

Freitag 

Ob ich es rechtzeitig zum Warm Up schaffe, war im Vorfeld nicht klar. Solche Dinge hängen vom aktuellen Stundenplan und der Zugverbindung ab. Beides stellt sich heute als günstig heraus, ich nehme einen ICE, der sogar 20 Minuten früher ankommt (!) als geplant, checke kurz im Hotel ein und habe noch Zeit, um einen Teil von SARACEN und die kompletten Shows von HOLOCAUST sowie dem STEVE GRIMMETT TRIBUTE zu sehen. Verpasst habe ich somit WITCH CROSS, KEVIN RIDDLES‘ BAPHOMET und MYTHRA. Schnell ein Wegbier aufgerissen und ab zur Posthalle, in der ich sofort Bekannte treffe. Herrliche Stimmung, die Leute sind hungrig, nachdem das eigentliche KEEP IT TRUE nun 2020, 2021 und 2022 nicht stattfinden konnte. Die Posthalle ist ausverkauft, trotzdem kann man sich gut bewegen, steht nirgendwo lange an und kann zwischendurch auf dem Metal Market stöbern. Für mich ja die perfekte Halle für Konzerte/Festivals dieser Größenordnung und von daher stimmt es traurig, dass das Ding bald abgerissen wird und ich voraussichtlich zum letzten Mal hier bin, schnüff.

 

SARACEN

 

SARACEN

 

SARACEN sind wie immer ein Genuss. Als „Heroes, Saints And Fools“ 1982 erschien, lief es wohl nicht nur bei mir unterm Radar, aber Konzerte auf dem KEEP IT TRUE oder dem HEADBANGERS OPEN AIR haben das Album verspätet zum Klassiker gemacht. Die Kombination aus Hardrock, Heavy Metal, Prog und fast schon Pop-Eingängigkeit ist unwiderstehlich, die Musiker unverschämt gut in Form. Sänger Steve Bettney ist Charmeur und Goldkehlchen zugleich, ich verspüre bei „Heroes, Saints And Fools“, „Swords Of Damascus“ und „Ready To Fly“ die ersten Gänsehautattacken des Wochenendes.

 

HOLOCAUST

 

HOLOCAUST

 

Mit HOLOCAUST kommt der nächste NWoBHM-Klassiker auf die Bühne. Mittlerweile habe ich die alten Recken häufig gesehen und meistens macht es Spaß. Heute spielen HOLOCAUST die ganze „The Nightcomers“-Platte, schön durcheinandergewürfelt und um weitere Stücke ergänzt. Gitarrist und Chef John Mortimer hat ja schon lange den Gesang übernommen und wuppt das souverän, auch wenn man manchmal Originalstimme Gary Lettice vermisst. Egal, bei den großen Hits steht die Halle Kopf, schließlich kann hier jede:r „Heavy Metal Mania“ und „Death Or Glory“ mitsingen. John Mortimer weist darauf hin, was für unterschiedliche Bands letzteren Song bereits gecovert haben, u.a. SIX FEET UNDER, GAMMA RAY oder SAVAGE MASTER. Noch bekannter ist wohl die METALLICA-Version vom geilen Stampfer „The Small Hours“, der auch heute in einer schwer-doomigen Version gezockt wird. Insgesamt ein abwechslungsreiches Set, „I’ve got heavy Metal Music in my blood“!

 

STEVE GRIMMETT TRIBUTE

 

STEVE GRIMMETT TRIBUTESTEVE GRIMMETT TRIBUTE 

 

Nun sind alle gespannt, was die Ex-Musiker von GRIM REAPER vorbereitet haben und welche Gäste sie mitbringen. Steve Grimmett ist am 15. August 2022 gestorben (R.I.P.!), viel Zeit stand also eigentlich nicht zur Verfügung. Was folgt, ist ein mehr als würdiger Tribut an den Kämpfer Grimmet, der auch nach seiner Bein-Amputation weiter auf die Bühnen gegangen ist und eine der besten Stimmen im Heavy Metal besaß. Ersetzen kann ihn streng genommen niemand, aber mit einer emotionalen Performance die Fans mitreißen, das können und tun heute sein Sohn Russ, der Tyrant Harry Conklin (u.a. JAG PANZER) und Olof Wikstrand (ENFORCER)! Russ überrascht mit einer kraftvollen Stimme, er und die Band bieten nicht nur Classics wie „Rock You To Hell“ oder „Wrath Of The Ripper“, sondern auch Songs der Spätwerke „Walking In The Shadows“ und „At The Gates“, z.B. „Venom“ und „Wings Of Angels“. Harry Conklin berührt mich stimmlich noch stärker, seine Interpretationen von u.a. „D.O.A.“ und „Call Me In The Morning“ sind der Wahnsinn. Auch Wikstrands Stimme mag ich sehr, wenngleich sie hier weniger passt. Es zählt die Geste und so muss auch der Einsatz vom ENFORCER-Blondschopf als gelungen gelten (u.a. „Liar“ und „Fear No Evil“). Ob das DIO-Cover „Don’t Talk To Strangers“ hätte sein müssen, darüber wird später eifrig diskutiert, aber Steve hat den Song gern gesungen und für das Einproben anderer Grimmett-Songs von ONSLAUGHT oder CHATEAUX war wahrscheinlich keine Zeit. Millie Grimmett, Steves Frau, hält eine ergreifende Rede und schließlich schmettern alle drei Gastsänger (sowie natürlich die gesamte Halle) das abschließende „See You In Hell“. Historisch, würdig, mitreißend.      

 

 

Samstag

Ohne es geplant zu haben, nächtigen mehrere Kumpels im selben Hotel. So wird das Frühstück natürlich spaßig und gemeinsam gönnen wir uns ein Wegbier an der Tanke, wohl wissend, dass dies das letzte richtig leckere Bier des Tages sein wird. Eine fürs Konto verheerende Neuerung in der Posthalle ist übrigens, dass man am Tresen mit Karte zahlen kann, gibt’s ja in deutschen Klubs bisher eher selten.

 

KONQUEST

 

KONQUEST 

 

Es ist erst 12:00 Uhr, aber alle Maniacs haben Bock, schließlich konnten die Italiener KONQUEST 2021 mit ihrem Debut „The Night Goes On“ begeistern. Der Nachfolger „Time And Tyranny“ liegt bereits am Tresen. Wie bei allen Bands des Festivals ist der Sound überdurchschnittlich gut und so recken sich die ersten nietenbewehrten Fäuste, als Smasher wie „Heavy Heart“, „Keep Me Alive“ und „Too Late“ erklingen. Mich erinnern KONQUEST etwas an HEAVY LOAD, wobei ein ganz großer Hit wie „Heavy Metal Angels“ noch fehlt. Aber auch die neuen Songs gefallen mit Old School Heavy Metal. Eine nette halbe Stunde!

 

RIOT CITY

 

RIOT CITY 

 

Boah, noch geiler dann RIOT CITY! Das Zweitwerk „Electric Elite“ ist zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht in meinem Besitz, aber die Erwartungen sind nach dem Debut und dem phänomenalen Gig in Hamburg 2020 riesig. Ich sag’s, wie es ist: RIOT CITY sind heute noch besser! Die Songs überschlagen sich vor Power, Sänger Jordan Jacobs lässt mit seinen Screams fast meine Kontaktlinsen platzen. Manche meinen ja, er übertreibe es mit diesen hohen Schreien, ich find’s gerade geil und kann davon nicht genug bekommen. „The Hunter“, „Steel Rider“, „Burn The Night“ und auch Anhieb auch die neuen Songs „Beyond The Stars“, „Tyrant“ und „Ghost Of Reality“ gewittern alles weg. Was für eine Superband! Die können es wirklich weit bringen.

 

WYTCH HAZEL

 

WYTCH HAZEL 

 

WYTCH HAZEL sind mit ihrer entspannten Mucke ein herrlicher Kontrast. Wobei sie mich nicht weniger elektrisieren, sondern auf andere Art ebenfalls zu den besten neuen Bands zählen. Dieses mystische, mittelalterliche Flair, dazu diese positiven Texte mit den herrlichen Gesangsmelodien… großartig! Als zwischendurch die Technik streikt, bleiben WYTCH HAZEL locker, die Gitarristen ziehen sogar lachend einen pantomimischen „Luftgitarren“-Wettstreit durch, indem sie so tun, als schredderten sie wie die Gestörten, lachen sich dabei kaputt, während die Rhythmussektion gelassen weiterzockt. Die Haselnusshexen verzaubern mit Ultrahits wie „Still We Fight“, „I Am Redeemed“ (da fallen die Gitarren aus), „See My Demons“, „Spirit And Fire“, „Wytch Hazel“ oder „Surrender“ dennoch nachdrücklich, denn das Problem wird schnell beseitigt. Für mich wirken die Art des leicht folkigen Gitarrenspiels und der harmonische Gesang regelrecht magisch.  

 

DEMON PACT

 

DEMON PACT 

 

Eine Band wie eine Kneipenschlägerei, das sind DEMON PACT. NWOBHM der roheren Sorte, getrieben vom aggressiven Spiel des Gitarristen Richard Dickersen und dem Punch des Schlagzeugers Iain Finlay (tatsächlich der Ex-RUNNING WILD-Drummer, der 1988/89 dort gespielt hat und auf „Death Or Glory“ zu hören ist) bieten DEMON PACT einen unterhaltsamen Auftritt. Ich hatte die Band nicht auf dem Zettel und verpasse es leider, mir die bei HRR erschienene Compilation „Released From Hell“ zu besorgen. Nach der werde ich Ausschau halten, denn einige der Stücke, die heute gespielt werden, gefallen mir gut, höre nur „Physical Feedback“, „Eaten Alive“ oder „Sick Child“.

 

BLITZKRIEG

 

BLITZKRIEG 

 

Brian Ross ist heute mit BLITZKRIEG und morgen mit SATAN vertreten. Der Mann ist wie immer gut drauf und super bei Stimme. Mit dabei ist auch wieder sein Sohn Alan (g), so wie schon auf dem HEADBANGERS OPEN AIR 2015 (und generell seit zehn Jahren). Ähnlich wie bei HOLOCAUST und SARACEN steht das Debut im Fokus, völlig richtig angesichts eines Festivalauftritts, denn mit „A Time Of Changes“, „Armageddon“, „Blitzkrieg“, „Hell To Pay“ und „Take A Look Around“ kriegst du sie halt alle, ich glaube nicht, dass heute Menschen anwesend sind, die mit diesen Stücken nicht vertraut sind. Dazu kommen „Buried Alive“, „Struck By Ligtning“ und das SATAN-Stück „Pull The Trigger“, welches ja bereits auf „A Time Of Changes“ gecovert wurde und somit bei beiden Bands zum Kanon gehört (SATAN werden es am nächsten Tag nicht spielen). Gut wie immer, tolle Stimmung, und man kann sich schon auf den SATAN-Gig freuen.    

 

AVENGER

 

AVENGER 

 

Hui, auch schon wieder flotte fünfzehn Jahre her, dass ich AVENGER zum letzten Mal gesehen habe (HEADBANGERS OPEN AIR). Damals wie heute rüpeln sich die NWoBHM-Knaller schnell und gemein durch die Boxen, Ian Swift ist bestens bei Laune, springt von der Bühne in den Graben und feuert den Mob an. Der lässt sich angesichts von straight-effektiven Speed-Nummern wie „Victims Of Force“, „Under The Hammer“, „Revenge Attack“ oder „Too Wild To Tame“ nicht lange bitten und bangt, was die Nacken hergeben. Ich mag diesen sehr rohen Stil, der eine gewisse Nähe zum Punk besitzt.

 

QUARTZ

 

QUARTZ 

 

Auch bei QUARTZ feiere ich das Wiedersehen, die letzte Begegnung erfolgte 2013 auf dem KEEP IT TRUE. Schon damals stand auf meinem Notizzettel „geil alt“. Selbst bei einem derartigen Old School-Programm wie heute stechen QUARTZ noch heraus, wurde die Band doch 1977 gegründet und drei ihrer Mitglieder sind seit Anbeginn dabei, Sänger Geoff Bate (mit Unterbrechung) seit 1983. QUARTZ gehen im Vergleich zu AVENGER etwas bedächtiger vor, besitzen aber einen herrlichen Groove. Der zentrale Song ihrer Karriere ist natürlich „Satan’s Serenade“, der muss auf jedem NWOBHM-Sampler vertreten sein. „Mainline Riders“, „Street Fighting Lady“, „Charlie Snow“, „Stand Up And Fight“, “Wildfire” und “Bloody Fool” laufen aber auch gut rein. Es macht Spaß den Recken zuzusehen, wie sie spielfreudig aufspielen und sich verschmitzte Blicke zuwerfen. Zum Abschluss covern sie BLACK SABBATH („Heaven And Hell“).

 

TYGERS OF THE PAN TANG

 

TYGERS OF PAN TANG 

 

Die nun folgenden Acts gehören zu den erfolgreichsten der NWOBHM: TYGERS OF PAN TANG, Paul Di’Anno mit IRON-MAIDEN-Set, DIAMOND HEAD und SAXON. Und morgen kommen ja noch SATAN und VENOM! Dass die TYGERS seit Jahren (wieder) voll im Saft stehen, dürfte jede:r wissen, zuletzt berichtete ich vom hervorragenden Konzert auf dem HOA 2022. Obwohl man auch die aktuellen Alben genießen kann, setzten die TYGERS bis auf eine Ausnahme auf eine knallige Old-School-Setlist. „Fireclown“ vom Debut macht den Anfang, alle rasten aus. Ich stehe auf Jacopo Meilles Gesang, der die Klassiker mit Feuer interpretiert. Acht Stücke lang reiht die Band einen Hit an den anderen, und der einzige neuere („Only The Brave“ von 2016) fällt kein Stück ab. „Suzie Smiled“, „Gangland“, „Slave To Freedom“, „Hellbound“ und „Don’t Touch Me There“ lassen mich dauergrinsen, zum Abschluss gibt es die CLOVERS-Nummer „Love Potion No. 9“. Robb Weir scheint noch lange nicht ans Aufhören zu denken und gerade wird ja auch bereits das nächste TYGERS-Album angekündigt. Ernte 23!    

 

PAUL DI'ANNO

 

PAUL DI'ANNO 

 

Aus dem Hospital direkt auf die Bühne, der zweite Auftritt innerhalb von sieben Jahren… Wir sind gespannt, keiner weiß, in welcher Verfassung sich PAUL DI’ANNO stimmlich befindet. Ich habe ihn nach Release der ersten KILLERS-LP in der Hamburger Fabrik gesehen, da war er in absoluter Top-Form. Seitdem schwankte die Leistung zwischen okay und richtig mies. Okay, die Spannung steigt, auf mancher Stirn werden Schweißperlen gesichtet. Da kommt Di’Anno im Rollstuhl auf die Bühne. Und Abfahrt! „Sanctuary“ ist der Einstiegssong und Di’Anno röhrt los. Wow, er singt besser als erwartet. Die Melodien sind da, der charismatische Charakter und das raue Element natürlich auch. Die Band besteht aus guten Musikern, die allerdings wenig bis gar nicht in kompletter Besetzung geprobt haben kann. Die Stücke werden schneller gespielt als auf Platte, was einerseits Energie erzeugt, andererseits bleiben Nuancen auf der Strecke. Paul verpasst bei „Purgatory“ einen Einsatz, kommt aber wieder rein, trotzdem geile Nummer und gute Wahl. „Wrathchild“, „Prowler“ (super!), „Murders In The Rue Morgue“, „Remember Tomorrow“ folgen. Beim Instrumental “Genghis Khan” könnte Paul  sich erholen, was dieser aber genervt mit rollenden Augen quittiert. Ob einige seiner Sprüche von seinen Mitstreitern als witzig empfunden werden („Come on, hurry, spice girls!“), entzieht sich meiner Kenntnis. „Charlotte The Harlot“, „Killers“, „Phantom Of The Opera“, „Transylvania“ und „Running Free“ werden natürlich amtlich gefeiert und man muss ganz klar sagen, dass die Darbietung insgesamt überraschend gut war und viele weniger erwartet hatten.   

 

DIAMOND HEAD

 

DIAMOND HEAD 

 

Bei DIAMOND HEAD kann man sich natürlich auf eine professionelle Show verlassen, spätestens seit Einstieg des Dänen Rasmus Bom Andersen 2014 hat die Band wieder an Fahrt aufgenommen, die beiden Alben von 2016 („Diamond Head“) und 2019 („The Coffin Train“) sind ja auch stark ausgefallen. Typisch fürs KIT steht auch bei DIAMOND HEAD eine spezielle Albumshow auf dem Programm. Natürlich wird das gesamte „Lightning To The Nations“-Album gespielt, vorweg gibt es drei Stücke der beiden erwähnten aktuelleren Platten („Belly Of The Beast“, „The Messenger“, „Bones“) sowie das geniale „In The Heat Of The Night“ (von der „Borrowed Time“). Riffmeister Brian Tatler lässt wiederholt ein Lächeln auf seinem verwitterten Antlitz erscheinen, Andersen singt souverän und leidenschaftlich. Die folgende Darbietung des gesamten Albums folgt weitestgehend der Chronologie, mit der Ausnahme, dass „Am I Evil?“ an den Schluss gestellt wird. Logischer Schritt, denn natürlich geht bei diesem Song der Ratz am dollsten ab. „Helpless“, „It’s Electric“ und „The Prince“ sind aber auch nicht zu verachten und haben unzählige Bands inspiriert. Insgesamt vielleicht etwas routiniert, aber trotzdem wieder schön.

 

SAXON 

 

Ja, leck mich, treten SAXON heute Arsch! Die Band ist natürlich immer gut und hat noch nie enttäuscht, aber derart knackig und spielfreudig wie heute habe ich sie vielleicht noch nie erlebt. Trotz der richtig guten neuen Platte hauen SAXON eine Old-School-Setlist raus, die sich gewaschen und gekämmt hat! Von „Carpe Diem“ gibt es lediglich zwei Stücke, beides Live-Premieren, nämlich „Cape Diem (Seize The Day)“ und „The Pilgrimage“. Einigen Leuten flutscht vor Begeisterung und Überraschung glatt der Humpen aus der Pranke, als „Motorcycle Man“, „Wheels Of Steel“, „Heavy Metal Thunder“ und „Strong Arm Of The Law“ aus der Anlage donnern. Biff fängt Kutten auf, beurteilt sie kritisch („Where’s the fuckin‘ SAXON-Patch?“, „Ey, this one is too small-sized!“), bevor er sie anzieht, einen Song lang vollschwitzt und schließlich ins Publikum zurückwirft. Ich zähle mal nicht alle gespielten Songs auf, sonst weinen Leser:innen noch, die nicht anwesend sein konnten. Witzig und spontan kommt die Aktion, dass die Zuschauer:innen zwischen vier Songs wählen dürfen: „The Eagle Has Landed“, „Broken Heroes“, „Thunderbolt“ oder „The Thin Red Line“. Schwierige Wahl, das Publikum entscheidet sich per Applaus für „Broken Heroes“. Über weitere Meilensteine wie „20.000 Feet“, „And The Bands Played On“, “Crusader” und “747 (Strangers In The Night)” geht es schließlich zum Finale mit “Princess Of The Night”. Burner!

 

Was für ein Tag! Erst als ich draußen vor der Halle bin, merke ich, wie fußlahm ich jetzt bin. Der eigentlich kurze Weg zum Hotel erscheint plötzlich meilenweit, zudem erschwert ein Labyrinth aus frisch kreierten Straßenpizzen den sicheren Gang. Irgendwie schaffe ich es aber zum Hotel, falle in Klamotten aufs Bett – und ratze so bis zum nächsten Morgen den Schlaf des Gerechten.

 

Onward to Tach Zwo!

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