ERIC CLAYTON AND THE NINE, FORCED TO MODE / 06.01.2023 – Hanerau-Hademarschen, Hademarscher Hof

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Das erste Konzert 2023 ist gleich ein richtiger Banger! ERIC CLAYTON, Ex-SAVIOUR MACHINE, mit seiner neuen Band im Hademarscher Hof. Ich kann es kaum fassen und diskutiere darüber im Vorfeld intensiv mit mir selbst: „Philipp, wie kann das sein, dass der legendäre US-Musiker einen Einzelgig in Hanerau-Hademarschen spielt?“ – „Gute Frage, Philipp, ich weiß es auch nicht“. Da heißt es nur: hingehen, abgehen! Und des Rätsels Lösung erfährt zweierlei Aufklärung: Eric Clayton lebt mittlerweile in Deutschland. Der Liebe wegen. Ein guter Grund. Und außerdem ist Veranstalter Oliver Otto ein persönlicher Freund Claytons und beschenkt sich zu seinem fünfzigsten Geburtstag selbst mit diesem heutigen Konzert. Tatsächlich sind es sogar zwei Konzertabende, an denen außerdem FORCED TO MODE, IRON SAVIOUR mit KAI HANSEN, OZZIFIED, IRON PRIEST und weitere (Cover)Bands spielen.

 

ERIC CLAYTON AND THE NINE

Fotos von Taina und MJ

 

Ich bin regelrecht aufgeregt, habe ich SAVIOUR MACHINE erst einmal live sehen können – und das ist bereits 26 Jahre her, nämlich 1996 im Hamburger Marquee (mit VENI DOMINE und SOUL CAGES). An dieser Stelle will ich Rüdiger Büll (R.I.P.!) vom Kieler Plattenladen „Musik Paradies“ danken, der mir SAVIOUR MACHINE zum Glück gleich bei Erscheinen des ersten Albums ans Herz gelegt hatte. Die einzigartige Verbindung aus Gothic, Heavy Metal und Progressive Rock haute mich dann auch aus den Latschen und tut dies bis heute. Ähnlich muss es Ballroom-Hamburg-CEO Oliver Otto ergangen sein, ließ dieser sich doch früh ein SAVIOUR-MACHINE-Tattoo stechen. Dieses wiederum fiel Eric Clayton bei einem Aufeinandertreffen in Hamburg auf und es entwickelte sich erst ein Gespräch und später eine Freundschaft. So erzählt es uns der Sänger später auf der Bühne. Die heutige Setlist ist dann auch einmalig, denn das Geburtstagskind durfte sie zusammenstellen. Wir sind gespannt…

 

ERIC CLAYTON AND THE NINEERIC CLAYTON AND THE NINE 

 

So stehen wir dann auch mit anderen Bekannten, unter anderen mit Taina, meiner Heavy-Metal-Brieffreundin seit den frühen Achtzigern, Doom-Connaisseuse und Leiterin des B.S.T.-Streetteams, die zu diesem Bericht zahlreiche Fotos beisteuert (Danke!), erwartungsvoll vor der Bühne. Ein Ballroom-Ansager heizt unsere Laune noch zusehends an, der Hademarscher Hof ist super gefüllt, eine gewisse Spannung liegt in der Luft.

 

ERIC CLAYTON AND THE NINEERIC CLAYTON AND THE NINE

 

Großer Jubel ertönt, als die sechsköpfige Band die Bühne betritt. Das Wichtigste wird schnell deutlich: ERIC CLAYTON hat nichts an stimmlicher Brillanz eingebüßt! Für mich steht er auf einem Level mit etwa Geoff Tate. Er kann mit großer Stimmgewalt schmettern, aber auch zerbrechlich-leidend klingen. Die Band besteht offenbar aus holländischen Musikern, die alle überaus fit auf ihren Instrumenten sind und schon länger zusammen spielen. Gleichzeitig merkt man auch, dass diese Konstellation ERIC CLAYTON AND THE NINE noch nicht häufig live spielen konnte. Ich meine dies in einem positiven Sinn, dass hier nicht routiniert eine bis ins letzte Detail einstudierte Show heruntergespult wird. Nein, gerade ERIC CLAYTON agiert häufig spontan, nutzt die gesamte Bühne, kniet sich plötzlich hin und wirft sich in Gesten, die seine Mitmusiker häufig zu überraschen scheinen. Natürlich hat der Mann einiges geplant, er kommt mit einem ganzen Koffer voller Utensilien auf die Bühne. Darin enthalten sind u.a. seine berühmte Maske, ein Holzkruzifix, eine Blume, die alle passend zu den entsprechenden Stücken eingesetzt werden.

 

ERIC CLAYTON AND THE NINEERIC CLAYTON AND THE NINE

 

Die Setlist erweist sich als spektakulär! Ich hatte natürlich gehofft, dass nicht ausschließlich Songs des mir noch unbekannten ERIC CLAYTON AND THE NINE-Albums „A Thousand Scars“ gespielt werden. Und tatsächlich lässt sich der Auftritt in drei Teile gliedern: Das erste und letzte Drittel besteht jeweils aus SAVIOUR-MACHINE-Songs, dazwischen werden die erwähnten „Solo“-Songs gesandwitcht und am Schluss kommt noch eine Überraschung. Mit „Christians And Lunatics“, „Enter The Idol“, „The Mask“ und „Son Of The Rain“ plätten vier der bekanntesten Songs in Gänsehautversionen die Zuhörerschaft, bevor „Behold A Pale Horse“ von der  „Legend Part II“ eine Überraschung darstellt. Die Stücke vom erwähnten 2020er Album passen musikalisch durchaus zu SAVIOUR MACHINE, strahlen sie doch vergleichbare Vibes aus. Piano-Passagen, packende Gesangarrangements, perlende Gitarren und heftige Ausbrüche hätten auch zum „alten“ Bandnamen gepasst. Während ich „The Space Between Us“, „Revelation Mine“, „American Whore“, „A Thousand Scars“ und “The Greatest Of These” höre, erkenne ich, dass ich das Album abernten muss. Zum Glück hat die Band unlängst eine zweite Auflage veröffentlicht, von der man noch Exemplare ordern kann. Done! Das letzte Drittel enthält einige meiner absoluten Faves, nämlich „Carnival Of Souls“, „Legion“ (was für eine Melodie!), „Love Never Dies“ und „Jesus Christ“. Zwischendurch fragt Clayton uns, ob jemand einen seiner Ringe gefunden habe. Den hat er offenbar während einer theatralischen Geste unwillentlich in den Saal geschleudert. (Tatsächlich wird das Teil gefunden und überreicht.) Zum Schluss covern ERIC CLAYTON AND THE NINE „Heroes“ von David Bowie, was dem Sänger stimmlich erstaunlich gut liegt und auch musikalisch gut gelingt. Ein Wahnsinnsauftritt, bei dem ich einige Besucher:innen hin und wieder Tränen verdrücken sehe (keine Namen…)!

 

ERIC CLAYTON AND THE NINEERIC CLAYTON AND THE NINE 

 

Mit FORCED TO MODE folgt eine DEPECHE-MODE-Coverband, ebenfalls ein Steckenpferd Oliver Ottos. Für mich liegt der relevante Teil des Abends bereits hinter uns, aber ein Stündchen gönnen wir uns noch. Die Band agiert professionell und besteht zweifelsfrei aus DM-Liebhabern. Der Sänger gibt vor den Stücken Infos zum jeweiligen Background und es werden nicht nur die ganz offensichtlichen Sachen gespielt. Mit fehlt allerdings ein Live-Schlagzeug, welches die Originale ja durchaus einsetzen, siehe mein Live-Review von 2013. Letztlich wirkt es antiklimatisch, wenn nach einem originären Künstler eine Coverband spielt. Aber das ist natürlich völlig subjektiv und stört mich auch alles nicht wirklich, zu beseelt bin ich nach dem Konzert von ERIC CLAYTON.

 

FORCED TO MODEFORCED TO MODE 

 

Bleibt noch übrig, auch von dieser Seite aus Oliver Otto ein „happy birthday“ zu wünschen! Auf viele weitere Konzerte im Hademarscher Hof!

Bewertung: 5 / 5

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