ADRATS, SILIKON / 16.08.2022 – Kiel, Schaubude

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Die Schaubude war in der Vergangenheit nicht nur ein Tempel des Stoner und Doom – nein, auch ein Rattenloch des Punk ist der Bums immer gewesen. Die Liste der Punk Bands, die auf der kleinen Bühne gespielt haben, ist endlos. Als Beispiel sei mal genannt: Poison Idea, T.S.O.L, Adolescents, Millions of Dead Cops, Agent Orange, D.I. aus Amerika wie auch mighty Schaize, Hass, Scheisse Minnelli oder Deutsche Laichen aus unserer Republik.

 

KUNDENSTOPPER

 

 

Zusammen mit dem Donster geht es heute hin. Nur zur Info und für alle, die es interessiert: Mit dem Praktikum zum Fahrradmechatroniker hat es bei ihm nicht geklappt. Bereits am nächsten Tag war da – nicht nur sprichwörtlich - die Luft wieder raus. Vor dem Eingang der Bude begeistert erneut der aufwendig und in bunten Farben gestaltete Klappaufsteller. Da es leider keine Eintrittskarten mehr zum Sammeln gibt, überlege ich schon, bei jedem Besuch der Bude einfach diesen mitzunehmen und zu meiner Sammlung hinzuzufügen. Nimmt zwar mehr Platz weg als ein Billett, ist aber dafür auch nicht so klein bedruckt und in 10 Jahren vom Wiederverkaufswert sicherlich auch deutlich höher einzuschätzen.

 

ADRATSADRATS

 

Genug Gelaber, Adrats aus Dresden erzählen uns heute was von Punk Rock. Die Band kommt aus Dresden und war mir vorher nicht bekannt. Da war ich aber wohl nicht der einzige, die Bude ist heute leider nicht voll. Oder kurzum gesagt: Es ist sogar erschreckend leer! An der Ankündigung kann es nicht liegen, die klingt mal wieder super: „Die doppelte Ladung garage/riotgrrrl/artpunk/wave/retardcore von und mit Adrats und Silikon aus Dresden! Bierchen auf und los geht's, um Mitternacht seid ihr alle im Bettchen!“

 

Wird zu viel versprochen? Mitnichten! Adrats spielen eine erfrischende Mischung aus der Lässigkeit des Garage Rocks und der Unbekümmertheit des Riot Grrrrl Punks. Das hier und da eingesetzte Keyboard der Marke Bontempi Megamaster 2200 streut die Wave Einflüsse dazu und alles zusammen genommen ergibt vermutlich die Stilrichtung des Artpunks. Und schräg ist es wirklich – also schräg im Sinne von positiv überdreht. Die Texte sind auf Deutsch und aus dem Leben von hier und jetzt gegriffen. Singen darf jede der Damen mal und dies sorgt für zusätzliche Variation. Ebenso werden die Instrumente gegen den Uhrzeigersinn durchgetauscht - nur Multiinstrumentalistinnen sind hier heute am Start und das in einer Zeit, in der die meisten Bandmitglieder nicht mal ihr eigenes beherrschen.

 

ADRATSADRATS

 

Eine Nähe zur Neuen Deutschen Welle ist bei den Adrats nicht nur textlich, sondern auch vom Gesangsstil her nicht abzustreiten. Aber auch diese war ja ein Ableger des Punk (und teilweise auch des Wave). Hier zeigt sich mal wieder, wie breit gefächert diese teils als „primitiv“ verschriene Musikrichtung doch ist. Einmal kurz als Einschub: Die neue Slime ist ja wohl ein Jahrhundertalbum geworden – das nur dazu!

 

Das Lied „Koks und Keime“ wird glaube ich dem Häuschen auf der Herrentoilette der Bude gewidmet und die Hymne „Wegbier“ wird – glaube ich – auch gespielt. Bei beidem bin ich mir aber nicht so sicher, da ich von diesem diverse auf dem Hinweg hatte...es war wohl sehr heiß an dem Tag. An eines erinnere ich mich aber noch genau: Kurz vor Schluss bekommen der Donster und ich von der zu der Zeit amtierenden Schlagzeugerin auch noch einen Geblasen. Natürlich mit so einer Truwapete – was denn sonst?!?

 

Auch wenn die Bude nicht ausverkauft ist, spielen Adrats auf 120% einer ansonsten üblichen Performance anderer Bands. „Vielen Dank, dass wir hier heute auftreten dürfen“, sagt eine der Sängerinnen. „Nach so vielen Mails hin und her hat es endlich geklappt.“

 

Wir sagen Danke für´s Spielen und sorry für´s späte Einstellen des Berichtes und aller(!) Bilder. Generell muss man aber noch anmerken, dass die Schaubude auch außerhalb der Landesgrenzen einen sehr guten Ruf hat und wohl neben dem Treibsand in Lübeck oder dem Volksbad in Flensburg DIE Butze in Schleswig-Holstein ist, in dem man/frau mal gespielt haben muss. Ähnlich dem Chez Heinz in Hannover oder der Alten Hackerei in Karlsruhe, dem Bastard Club in Osnabrück oder dem Hafenklang in Hamburg.  

 

Die Demo gibt´s gegen Spende auf Bandcamp und ist eine klare Empfehlung – und nun bereut alle, nicht dabei gewesen zu sein. Ich bereue derweil anderes – davon gibt es ja genug…

 

SILIKONSILIKON

 

Silikon next on Stage. Die Band kommt aus Dresden und war mir vorher nicht bekannt. Sogleich bemerke ich, dass die Basserin der Adrats erneut auf die Bühne steht – das kann ja nur gut werden! Ich weiß aber nicht, ob dies immer so ist oder heute nur als Aushilfe. Egal, die Birkenstock sind schon mal richtig Punk und erinnern mich an den Wolthers Phillip, der in ähnlichem Schuhwerk auch schon mal in der ersten Reihe eines Death Metal Konzertes gesehen wurde. Dann erschrecke ich aber – der Sänger von Silikon hat seine Zahnspange verkehrt herum aufgesetzt. Oder ist dieses für das Mikro? Oder ein Maulkorb?

 

Ich tippe auf Letzteres. Gut umgesetzter Schrammelpunk der 80er dröhnt aus den Boxen, die Snare wird mit dem Brecheisen bearbeitet und heiserer Schreigesang übermittelt die Botschaft. Die Darbietung kann man/frau/divers als energiegeladen bezeichnen und geht voll in die Fresse. Mir gefällt´s – einfacher, roher Punk ohne Belehrung mit ansprechendem „Street-Faktor“. Ist das stadiontauglich? Nein! Kommt das in die Charts? Nein! Interessieren die Fragen jemanden? Nein – also ab auf Bandcamp und die Demo der Dresdner gegen Spende „abernten“! Wenn das also Retardcore ist, immer her damit!

 

Fazit: 2 Bands, beide super! Kommt wieder, dann sind auch mehr Kieler da! Das ist zur Zeit leider ein fauler Haufen…

 

SILIKONSILIKON

 

Um Mitternacht war ich allerdings doch nicht wie versprochen „im Bettchen“. Vielmehr traf ich an der Tanke Waldemar und bis um 0300 haben wir beide uns da noch einen reingeorgelt und über die neue Slime diskutiert…

 

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2022-10-09 15:54
Bericht nu auch mit Bildern versehen.
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