SPLINTER, OAKFARM / 22.09.2022 – Kiel, Pumpe

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Nachdem SPLINTER mich im Vorprogramm von KADAVAR im Mai überrascht und begeistert hatten, erfreute mich die Nachricht, dass sie im September bereits wieder nach Kiel kommen. Erneut in der Pumpe, aber dieses Mal als Headliner und im Roten Salon. Ohne großes Zugpferd war natürlich klar, dass man mit weniger Besucher:innen würde rechnen müssen. Ein paar mehr Nasen hatte ich nach dem Konzert oben allerdings schon erwartet, hatten SPLINTER doch viele Anwesende überzeugt. Frecher Classic Rock mit dezenter Punkkante, frisch und mit Spielfreude vorgetragen. Was willste mehr? 

 

Mögliche Antwort: Zum Beispiel OAKFARM. Diesen Namen hatte ich noch nicht auf der Reihe, obwohl Ötzi ihn bestimmt mal erwähnt hatte. Denn Ötzi sitzt hier hinterm Schlagzeug, dazu Arne am Bass, bekanntlich ebenfalls bei BONE MAN. Die beiden haben sich mit einem Gitarristen zusammengetan, der mich auf Anhieb umhaut. Der Kerl hat den Blues! Nicht nur sein Spiel ist grandios und für sein (relativ) geringes Alter erstaunlich inspiriert, auch besitzt der Unbekannte eine tolle Stimme. Tobias Lemberger spuckt mir das Internet als Namen aus. Merken wir uns. Nach BONE MAN klingen OAKFARM keineswegs, stilistisch geht das Trio eher in Richtung Heavy Blues Rock. Da kannste dich so richtig reinfallen lassen. Alle Anwesenden gucken verträumt zur Bühne und lassen die Hüften kreisen. Gern hätte ich von OAKFARM einen Tonträger, aber noch gibt es wohl keinerlei Aufnahmen.

 

SPLINTER haben ja eine bewegte Vergangenheit, die Mitglieder spielten u.a. bei GEWAPEND BETON, BIRTH OF JOY, DEATH ALLEY und VANDERBUYST. Alles geile Bands, die gleichzeitig in völlig andere Richtungen gingen. SPLINTER haben vielleicht eine ähnliche Energie, aber an diese Art Classic Rock hätte man bei GEWAPEND BETON noch nicht gedacht. Es geht gleich super los, Douwe Truijens tänzelt lasziv und fingerschnipsend über die Bühne. Gertjan Gutman wuchtet schwere Orgelklänge in den Salon. Sander und Barry lassen sich nicht lumpen und pfeffern uns die Licks und Beats nur so um die Ohren. Mit Stil. Und stets tanzbar. Es wird die gesamte „Filthy Pleasures“-LP dargeboten, die ich mittlerweile richtig häufig gehört habe. Eben sprach ich noch von „Pfeffern“, dabei bieten SPLINTER durchaus auch ruhige und melancholische Momente. „Take No More“ ist so ein Song, der nachhaltig in der Birne bleibt und jederzeit abrufbar ist, auch wenn du im vollen Zug sitzt, kein Gerät zum Musikhören dabeihast und um dich herum der Wahnsinn tobt. Einfach Augen zu und konzentrieren, SPLINTER werden zu dir sprechen. Andere Songs rocken durch, versprühen den Geruch von Bier, Leder und Liebe. „Robothell“, „Splintermission“, „Read My Mind“, „Plastic Rose“ – alle geil, alle bohren sich wie Splitter unter die Haut. Irgendwann ist alles gespielt, aber die Niederländer zaubern noch eine brandneue Nummer aus dem Hut. Auch die wird inhaliert, herrlich.

 

Ein großartiges Konzert, das noch mehr Besucher:innen verdient gehabt hätte. Kommt zu SPLINTER!

Bewertung: 5 / 5

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