ANTIKÖRPER FEST Vol. 1.1 mit FRIISK, WELK, FROST, PISSE & ELEND, KRATZER, GVLA / 06.08.2022 - Kiel, Aubrook

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Endlich wieder Festivals! Draußen sein, ein (oder zwei) Bierchen trinken, Freunde und Bekannte treffen, schnacken und natürlich Bands erleben und deren Musik hören. Sowas geht natürlich auch bei den großen Veranstaltungen, die dieses Jahr wieder stattfinden. Aber bei kleineren Festivals isses doch nochmal was anderes ...

Zu merken ist das familiäre Feeling schon auf dem Weg zum Antikörper – Gelände, denn man ist nicht der Einzige, der lange nicht vor Ort war und dementsprechend erstmal suchen muss, wo's überhaupt stattfindet. So kommt es, dass sich zwei Suchende finden, die einem dritten über den Weg laufen, der weiß, wo man hin soll. Puuuhh ... - grade noch geschafft, bevor es musikalisch losgeht. Aber es reicht noch für ne Begrüßungsrunde, quatschen, freuen, Bier holen. Wie oben schon angedeutet: das hier ist anders, schöner, familiärer.

 

FROST, PISSE & ELEND

 

Das Antikörper Fest finanziert sich aus Spenden. Selbst beim Essen (veganes Chilli) und den Getränken darf jeder geben, was er kann. Das ist sehr löblich bei dem immensen Aufwand der hier betrieben wurde und das ist natürlich auch nicht selbstverständlich bei den steigenden Preisen derzeit. Aber sogar an ein T-Shirt haben die VeranstalterInnen gedacht. Sieht gut aus, wird geerntet und gerne getragen!

 

GLVA

 

Erste Band heute: GVLA aus Bremen. Ein infernalisches Duo.(SchlagzeugerIn/Gitarrist-Gekeife) Schwarz(metallisch) bis ins böse Mark. Kannte ich bisher nicht, aber die Band hinterläßt bleibenden Eindruck. Geiler, düsterer (wäre im dunkeln sicher noch besser rübergekommen), alles negierender Black Metal. Mal fies rasend, mal schleppend doomig, dabei sehr ursprünglich und vermutlich durch ihre südamerikanische Herkunft(?) so fies antireligiös geprägt. Trotz aller dräuenden Schwärze sind die beiden GVL-isten äußerst symphatische Mitmenschen, die sich über jedes Feedback ehrlich freuen. Demnächst gerne nochmal in einem (dunklen) Club.

 

KRATZER

 

Bei KRATZER aus Hamburg "liegt alles in Scherben". Darum ist ihre Platte auch so betitelt. Eine quasi selbsterfüllende Prophezeiung, denn die Band spielt fulminant und derbe! Kurze, heftige Brecher fallen über die Zuhörenden her und machen alles kaputt! Was für eine krass gute Band! Hardcore/D-Beat in Allerbestform! Frontmann Marche kotzt die deutschen Songtexte ins Mikro und ackert wie ein Derwisch im Halbrund vor der Bühne. Das animiert dann auch die ersten Besucher zum mitmoshen und vor der Bühne ist ordentlich Bewegung. KRATZER jagen weiter durch ihre Setlist und das wirklich gekonnt. Die Band klingt super tight. Der Drummer treibt den Rest der Band locker flockig vor sich her. Die kontert mit prima Gitarrenharmonien und viel Spielfreude. Sehr geil! Weiter kratzen, bitte sehr!

 

FROST, PISSE & ELENDFROST, PISSE & ELEND

 

Die unermüdlichen GastgeberInnen von FROST, PISSE & ELEND sind schon die Nächsten. Hatte sie als letzte Band des Abends vermutet ...

Zusammen mit den BewohnerInnen vom Aubrook stellte die Band das Antikörper - Fest auf die Beine. Das sollte ja schon im letzten Jahr stattfinden, doch das blöde "C" verhinderte das. Zwar ist dieses fucked up "C" immer noch da (und die Inzidenz höher als zum damaligen Zeitpunkt – O-Ton FPE-Frontbrüller), aber trotz allem kann das ANTIKÖRPER - FEST jetzt über die Aubrook - Bühne gehen. Worüber auch alle froh und erleichtert sind. Beim Auftritt von FPE entlädt sich dann auch alles Aufgestaute der letzten Monate. Mit voller Wucht ballert die Band ihren Black-Metal-Punk ins Publikum. Das hat dann auch Bock mitzumachen und so herrscht ordentlich Action vor der Bühne. FPE spielen so begeisternd, dass sie um eine Zugabe nicht umhinkommen. Dazu begibt sich die Hälfte des Vierers vor die Bühne und gibt schön roh nochmal ein' zum Besten. Gitarristin Feli schreit sich den Frust herrlich von der Seele, Moritz zerhaut sein Drumkit, der Fronthühne wütet über Gott, Politik und die fuckin' Welt und der Bassist ist nur Aushilfe? Kaum zu glauben! Dat haut alles super rein und macht Appetit auf mehr. Ich bin auf die nächste Veröffentlichung gespannt (nach FROST kommt PISSE? - also noch wütender, roher, punkiger?).

 

WELK

 

Bei einem Bandnamen wie WELK denk ich ja eher an was melancholisches, vielleicht auch doomig-langsames. Doch da hab ich die Rechnung ohne diese Band gemacht! Die Leipziger hämmern ihrern Hardcore und Sludge beeinflußten Black Metal mit langen, garstigen Nägeln in die Ohren der ZuhörerInnen. Scheinbar hatten WELK eine beschwerliche Anreise und lassen nun ihren Frust auf der Bühne aus. Krass, geiler Scheiß! Knüppelige und rasende Parts werden plötzlich mit sludgigem Tempo abgebremst. Verdammt tight gespielt, entsteht ein Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Leider ist von den deutschsprachigen Texten nicht viel zu verstehen. Aber beim nachhören (und nachlesen) von z.Bsp. "Vergissmeinnicht", entpuppt sich dieser Song als heimlicher Hit. Überraschend geil! Ich bin ganz verWELKt!

 

FRIISK 

 

Mittlerweile isses etwas kühler geworden und mithin auch dunkler. So ist auf der Bühne beinah nur mehr Schatten denn Licht (oder überhaupt Erkennen). Doch FRIISK überzeugen auch ohne groß visuell in Erscheinung zu treten. Das, was die Band heute nacht abliefert läßt sich nur mit superlativen beschreiben. Die aktuelle Platte ist ja wirklich gut geworden. Aber live kriegen die Stücke nochmal so'ne Eigendynamik. Dat schiebt ohne Ende! Die Songs werden so vehement dargeboten, dass mir nur "Eeeeepiisch" dazu einfällt. Fragt mich nicht nach Einzelheiten; zum einen zeigen die geburtstäglichen Getränke Wirkung und zum anderen wirken alle Song wie aus einem Guß. Alles fließt, sozugagen.

"... und zurück bleibt nur Sand."

 

Ein rundum geglückter Festivaleinstand! Ich hoffe auf mehr im nächsten Jahr! Danke für diesen tollen Abend (nebst Glückwünschen & Geschenken!)

 

Torsten

Bewertung: 4 / 5

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