MOSH IM MAI XVI mit DISBELIEF, SACRIFIRE, DETRAKTOR, METHODS OF MASSACRE, NORDIC RAID, MAJAK / 29.04.2022 – Kiel, Räucherei, Tag 1

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Nach zwei Jahren Entzug haut die MOSH-IM-MAI-Crew ein ganz dickes Ding raus: Dieses Jahr volles Risiko, 15 Bands an zwei Tagen! Und das für 20,- Euro (plus Zahl-was-du-willst-Aufschlag für Unterstützungsfreudige). In Zeiten, in denen viele Bands ihre Auftritte wegen einer Corona-Infizierung absagen müssen, stellt das wahrlich ein Wagnis dar. Der Mut wird belohnt – lediglich eine Band (HIRAES) muss absagen und bei einer weiteren fällt ein Musiker aus (FATEFUL FINALITY werden ohne Bass zocken). Und vor allem kommen die Besucher:innen in Scharen. Vor der Räucherei tobt zwei Tage lang eine Heavy-Metal-Party, die für viele der eigentliche Headliner ist. Ich genieße jeden Sabbelmoment, knüppele mir aber dennoch alle 15 Bands komplett rein. Here we go again:

 

DISBELIEF

Bilder von MJ

 

Die Organisation kann nur gelobt werden, denn trotz des Andrangs flutscht alles, nirgendwo muss man länger anstehen. Wir haben uns für Zweitagestickets entschieden, für die es ein schickes Stoffbändchen ums Handgelenk gibt.

 

MAJAKMAJAK

 

MAJAK eröffnen den Reigen und setzen gleich ein dickes Highlight. Mit tollen Gitarrensoli und treibenden Beats begeistern mich die Occult Heavy Death Rock’n’Roller erneut, sah ich sie doch gerade erst mit MAGGOT HEART im Bambi Galore (siehe Bericht). Die Atmosphäre erinnert mich etwas an THE DEVIL’S BLOOD, wobei der Gesang eher an kehlige Death Metal Shouter wie Jan-Chris De Koeijer oder L-G Petrov denken lässt. Der „Hey! Ho! Don’t Break The Oath!“-Refrain aus „Blood Of The Iconz“ bleibt wieder nachhaltig in der Birne hängen. Wer die Band verpasst hat, möge sie unbedingt anchecken!

 

NORDIC RAIDNORDIC RAID

 

Gespannt bin ich nun auf NORDIC RAID, die ich bisher immer verpasst habe. Diese Kieler haben eine amtliche Fanschar vor die Bühne gezogen und werden von der gut gefüllten Räucherei mit Chören und Circle Pits gefeiert. Leider hört man kaum etwas vom Gesang. Er ist zwar eindeutig da, aber kommt den gesamten Auftritt über nicht wirklich in den Mix gekrabbelt. Die Party vor der Bühne kann das nicht hemmen, der Mob geht völlig steil auf den recht stark an AMON AMARTH erinnenden Melodic Death Metal. Gute Band mit ordentlich Potenzial.

 

METHODS OF MASSACREMETHODS OF MASSACRE

 

METHODS OF MASSACRE gefallen mir heute deutlich besser als auf dem 2019er MELTDOWN, auf dem ich sie aber auch nur kurz gesehen hatte. Brutaler Death Metal knallt aus den Boxen, der agile Sänger feuert den Mob weiter an. Bei den ersten Songs fällt dasselbe Phänomen auf wie bei NORDIC RAID, aber von einer Sekunde zur nächsten ist der Gesang plötzlich voll da. Später höre ich, dass etwas im Mischpult schlicht falsch verkabelt war. Die Freaks im Pit haben jetzt richtig Bock und feiern euphorisch. Als der Sänger etwas sagt wie „die rechte Gitarre bitte etwas lauter“, schreit ein hünenhafter Typ immer wieder „die rechte Gitarre! Die rechte Gitarre!“, springt dabei ekstatisch im Kreis und gewinnt gleich zehn Anhänger:innen, die es ihm gleichtun. Lässt sich wohl nur durch den coronabedingten Entzug erklären. Kurzweiliges Ding.

 

DETRAKTOR

 

Für die ausgefallenen HIRAES hat man kurzfristig DETRAKTOR gefunden, ein Trio aus Hamburg. Zwei bärtige Typen, die wie Brüder aussehen, bedienen die Gitarren und den Gesang, den Schlagzeuger kennt man von UNDERCROFT. DETRAKTOR haben sich dem 90er Groove Metal verschrieben, der Gesang klingt röchelnd und abgefuckt. Während einige Besucher:innen die Musik feiern, mit dieser Art Vocals aber weniger klarkommen, geht es mir eher umgekehrt: Die Mucke habe ich in der Art schon zu oft gehört (neuere SEPULTURA und deren Epigonen), aber gerade dieses Kaputte im Vokalgemetzel bereitet mir Spaß.

 

SACRIFIRESACRIFIRE

 

Die drei Detraktoren können gleich auf der Bühne bleiben, denn bei SACRIFIRE zocken (Ex-)Mitglieder von DETRAKTOR, DISBELIEF und WARPATH mit. Die Band schwillt auf sechs Leute an (drei Gitarren kann man sich mal gönnen), Dirk „Digger“ Weiss übernimmt das Zepter. Ich mag die erste EP der Band, die sich zwischen Doom, Death und Gothic Metal bewegt. Stimmlich kann Dirk sich hier voll austoben und seine dezente Ähnlichkeit zur Voice von Pete Steele passt ganz hervorragend zu den Songs (oder umgekehrt, jaja). Das Ganze kommt schön wuchtig und durch herrliche Gitarrenabfahrten sehr abwechslungsreich. Dirk wechselt von Growls zu Aggro-Geschrei zu traurig-düsterem Klargesang. Es gibt Parts, zu denen die gesamte Besucherschaft bangt. Ein voller Erfolg für diesen offenbar erst zweiten SACRIFIRE-Auftritt überhaupt!

 

DISBELIEFDISBELIEF

 

DISBELIEF spielen heute immerhin ihre fünfte Kiel-Show, wenn ich korrekt mitgezählt habe. Jagger erinnert in einer Ansage auch an „die guten alten Tucholsky-Zeiten“ (mein Review von 2003 stammt aus der ganz frühen Anfangszeit von DreMuFueStiAs) und weiß: „Kiel war immer gut zu uns“. DISBELIEF bedanken sich wiederum auf ihre Art – indem sie alles plattwalzen! Egal, ob man in ihrer Musik Elemente aus Sludge, Death oder Thrash auszumachen glaubt, sie hat eine schleifende, drückende Wirkung. Mit Bolt Thrower’scher Wucht zwingt die Institution (über 30 Jahre, zehn Longplayer…) uns in ihren Groove, bis die Leute mit Moshpits und Stagediving eskalieren. Neben Klassikern wie „Misery“, „To The Sky“ oder „Sick“ gefallen mir auch die neueren Songs, z.B. „The Symbol Of Death“ oder „The Ground Collapses“, weswegen ich auch endlich mal die beiden letzten Scheiben am Merch abernte. Eine mehr als gelungene Darbietung, die an den 2018er Triumphzug von DISBELIEF auf dem MIM anschließt.

 

Hui, die Füße qualmen, dabei war das erst Tag 1 mit sechs Bands. Morgen soll es gleich neun auf die Glocke geben. Kann es auf diesem Niveau überhaupt weitergehen? Fortsetzung folgt!

Bewertung: 5 / 5

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