MAGGOT HEART, MAJAK / 13.04.2022 – Hamburg, Bambi Galore

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MAGGOT HEART im Bambi, da wollen wir hin! Immerhin sind nun ziemlich genau drei Jahre seit dem letzten Trip des Trios (Bericht: MAGGOT HEART und MÖRDER) vergangen. Seitdem sind die starke LP „Mercy Machine“ und die Split mit OKKULTOKRATI erschienen. Obwohl Linnéa Olsson die Band lange als „One-Woman-Operation“ bezeichnet hat, scheint sich die Besetzung mit Olivia Airey am Bass und Uno Bruniusson am Schlagzeug (GRAVE PLEASURES, IN SOLITUDE, DEATH ALLEY…) schon seit einiger Zeit etabliert zu haben. Und das ist verdammt gut so, wie wir heute sehen werden, denn das Trio zeigt sich an diesem letzten Tourtag als perfekt eingespielte Bestie, die vor Energie zu platzen scheint.

 

MAJAK

Bilder von MJ

 

Für eine faustdicke Überraschung sorgen die Hamburger MAJAK (nicht: MAYAK)! Diese sah ich zuletzt 2019 auf dem MELTDOWN FESTIVAL VIII, aber seitdem haben sie fünf Schritte nach vorne gemacht. Kollege Christian Kind aus der Plattenkiste beschreibt das Phänomen perfekt: „Als hätten VENOM auf dem Weg zu ihrem Auftritt in Woodstock ein JOY DIVISION Tape gehört.“ Ich möchte als weiteren Vergleich noch THE DEVIL’S BLOOD in den Raum werfen, sowohl was die feinen Gitarrenmelodien als auch die groovigen Beats betrifft. Der Gesang klingt dabei völlig anders, es handelt sich weder um Growls noch um Klargesang. Vielmehr tönt Leadgitarrist/Sänger Wild Eye ordentlich gurgelig, aber nicht gänzlich unmelodiös. Auf Anhieb bleibt bei mir das Stück „Blood Of The Iconz“ mit seinen herrlichen Gitarren und dem „Hey! Ho! Don’t Break The Oath“-Refrain hängen. Das Publikum geht ordentlich mit und so ernte nicht nur ich das neue Tape „The Claws Of The Red Crown“ sowie die 2019er CD „The Herald“ ab. Richtig gut!

 

MAJAKMAJAK 

 

Torsten hatte dem ersten Gig der laufenden MAGGOT-HEART-Tour beigewohnt und sieht heute den letzten: Sein Fazit deckt sich mit meinem Eindruck, dass die Band heute deutlich heftiger als gewohnt reinhaut. Es könnte der „letzter Tourtag-Effekt“ sein, ein Abend, an dem alle Dämme brechen und ein:e Musiker:in sich nicht für den Folgetag schonen muss. Jedenfalls malträtiert Uno Bruniusson sein Kit unerhört ruppig und tight zugleich. Der Rhythmus zwingt jede:n Anwesende:n in den Groove, es hat etwas Trance-Artiges und erinnert mich gleichzeitig von der Spielweise an den früheren PRONG-Schlagzeuger Ted Parsons. Die Rhythmussektion kann nur als barbarisch heavy bezeichnet werden. Obwohl es sich „nur“ um Post Punk handelt, hat man das Gefühl, nach Strich und Faden verprügelt zu werden. Dazu kommt Linnéa Olssons beißend-zynischer (Sprech-)Gesang, heute zum Teil an der Grenze zum Wahnsinn klingend. Und natürlich ihre stoisch gespielte Gitarre. Was vermittelt die Musik von MAGGOT HEART? Melancholie, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit, urbane Tristesse – all das ganz sicher, aber heute auch Kraft und eine Art positive Wut. So tanzen sich dann auch viele Besucher:innen in einen Rausch und zucken wie zu Tracks von JOY DIVISION. Zu den Songs: Mit „Zero Hour Day“ geht es los, dicht gefolgt von „Second Class“ und „Roses“. Mit „Justine“ und „Mercy Machine“ verweilen MAGGOT HEART beim zweiten Longplayer, bevor „Killing Hand“ zu „Dusk To Dusk“ von 2018 zurückgeht. Von dieser Platte folgen später noch „Show Them Your Teeth“ und „Pinned Like A Butterfly“. Zu den Höhepunkten zählen „Sex Breath“, „Gutter Feeling“, “Soul Police” und unbedingt „No Song“, dessen Textzeilen Olsson besonders intensiv herauskotzt: „I’m a beaten child of no gods / Born on a cusp of a lost generation / I’ve some values but they come with a price / And it chances on the day based on market and inflation / I cut my roots for the sake of progression / I’m hooked on the constant but I feel no connection / I’m a flash on the screen / I am merchandise / Digging for bones in a post civilization / DIGGING FOR BONES IN A POST CIVILIZATION”…

 

MAGGOT HEARTMAGGOT HEART

                              

Mein Eindruck: Heute gehen alle begeistert nach Hause! Und werden wiederkommen, wenn MAGGOT HEART zurückkehren.

 

yeah

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