POWER, MOMS DEMAND ACTION / 25.12.2021 – Kiel, Schaubude
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Montag, 27. Dezember 2021 14:06
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Die Überschrift verrät es bereits: Bei diesem Konzert verläuft einiges anders als ursprünglich geplant. Denn natürlich feiert am 25.12. Michael Möller seinen Geburtstag und beschenkt sich traditionell selbst mit einem Auftritt der eigenen Band TYPHOON MOTOR DUDES. So ist es auch heute gedacht, zusammen mit MOMS DEMAND ACTION. Im Umfeld der DUDES kommt es aber zu einem Trauerfall, der den Auftritt verständlicherweise verhindert. Natürlich stand auch eine Komplettabsage im Raum, aber gemeinsam entscheidet man, dass MDA zocken sollen. Und irgendwie kommt die verrückte Idee auf, dass eigentlich ja auch POWER spielen könnten, schließlich spielen drei Menschen dieser Band bei MDA und die anderen beiden (Bocky und Olli) sind ebenfalls vor Ort. Da POWER ihren letzten Auftritt im Mai 2019 hatten, ist ein Schnack wie „lass ma spontan und ungeprobt zocken“ allerdings leichter gesagt als getan…
Bilder von MJ
Erst mal aber sind MOMS DEMAND ACTION an der Reihe. Ich hatte den Auftritt mit HOTEL KEMPAUSKI im November nicht gesehen, der ja die offizielle Releaseparty sein sollte. Tatsächlich gab es an dem Tag gar keinen Release, denn das neue Album hatte sich verzögert. Nun ist „The Vantablack Album“ aber da, also so richtig physisch als LP, womit das heute Konzert zum inoffiziellen oder besser gesagt eigentlichen Releasekonzert wird. Hurra! „Vantablack“, das heiße so viel wie „tiefschwarz“ oder „schwärzer als schwarz“, erläutert mir JoyBoy am Merchtresen. Gefällt mir konzeptuell schon mal und tatsächlich scheint auch passenderweise die Mucke auf der Platte etwas trauriger bzw. melancholischer zu sein. Ich ernte sie aber erst heute ab und müsste das noch genauer analysieren. Beim Auftritt bleibt wenig Raum für Trauer, dazu verspüren alle in der Bude befindlichen Menschen zu derben Bock. Und trotz ernster Anliegen wie in „To Myself“ bleibt Platz für Quatsch. MDA pumpen ihren „Punkrock mit Orgel“ in die Bude, Macko tänzelt hin und her und singt dabei großartig. Vom Debut ist der Titelsong „True Metal ist das Geilste“ mein Favorit und der ist auch heute dabei. Die Zeilen „And they never cared again / about the king that had left them in the rain“ singen dann auch viele Nasen mit und nach anfänglich etwas verhaltener Stimmung beginnen langsam die Tanzschuhe zu glühen. Auch bei den neuen Songs gibt’s herrliche „Uh Uh Uh“-Chöre, die ich bei MDA so liebe. Super auch, wie JoyBoy wiederholt von der Gitarre an sein Keyboard wechselt und zurück. Das Georgel verleiht der Band jedenfalls endgültig die eigene Note. Mittlerweile wirkt Tim am Schlagzeug auch völlig integriert, sodass ich insgesamt vom bisher besten MDA-Auftritt sprechen würde, den ich gesehen habe. So, gleich nochmal die neue Platte auflegen!
Kelling wechselt vom Bass zum Schlagzeug, Bocky und Olli kommen dazu und ab geht die spontane POWER-Sause! Auf hohem Niveau könnte man sagen: das lustig-schlechteste POWER-Konzert ever. Denn gelernt ist gelernt oder so. Natürlich sind fiesere Biester wie „Bible Grind“ oder „Regener In Blood“ heute nicht dabei und na klar ist das alles nicht to tight wie früher von POWER gewohnt. Aber drauf geschissen, denn die Songs ballern trotzdem und machen unfassbar Spaß. Im Rausch des Moments achte ich nicht auf Songtitel, aber im Nachhinein meine ich mich zu erinnern, dass „Drowning In The Mud“, „Fortune Cookie“, „The Lovely Side Of Losing“ und „Overthrown By Vermin“ dabei sind. Egal, auf jeden Fall ist es schön, Kelling mal wieder kesseln zu sehen und POWER mal wieder auf der Bühne zu erleben, die immerhin eine der besten Kieler Bands waren (für mich zumindest). Zeilen wie „In my world good looks don’t matter / in my world we respect each other“ bleiben relevant und scheinen heutzutage leider weiter weg von der Realität in einer oberflächlichen Punkrockszene zu sein als je zuvor. Respekt für die Spontanität, heute einzuspringen und ungeprobt zu zocken!
Das war’s wohl erst mal wieder mit Konzerten. Mal sehen, wann es weitergeht.
Am Schluss sei noch gesagt: Alles Gute zum Geburtstag, Micha! Und mein Beileid an diejenigen, die von dem Trauerfall betroffen sind!
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