IVORY TOWER, WARSONS / 28.02.2020 - Kiel, Pumpe

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Warum habe ich mir IVORY TOWER eigentlich noch nie angeguckt? Die Band kommt quasi aus der Nachbarschaft, existiert schon einige Jährchen und trotzdem waren sie noch nie in meinem Konzertkalender. Aber es gibt eben für alles ein erstes Mal. Erklimmen wir also den Elfenbeinturm und hören uns um.

 

Aber halt; zuerst gehts nochmal zurück in den Keller (der Pumpe), denn die Eröffnungsband WARSONS rührt dort die Trommeln zum Kriegstanz. Getrommelt wird mit einer rabiaten Keule. Und wie's bei so 'ner Keule ist: dat is hart und hat Wumms! Das hat hier nur einen entscheidenden Nachteil: die WARSONS - Songs sind recht simpel und gleichen sich nach einer Weile. Die Songtitel fügen sich unisono ein. "Violence will stay" (echt jetzt? Warum?) oder "Eat! Fuck! Burn!" Die Ansage zu "Queen of the Machine" wirkt dazu noch provokant unsymphatisch – "Für alle, die glauben, dass wir in einer Demokratie leben ..." - das müsst ihr mir mal erklären ... Auf der Habenseite können WARSONS zumindest die verrockte Stimme des Frontmannes verbuchen. Er kann Lemmy bei "How we live – how we die" (der bandeigene Motörhead - Tribut) und Cronos in "As one" gut nachröcheln. Musikalisch bleibt von dem 90-er Thrash – Groove aber nicht viel nach. WARSONS passen heute Abend einfach nicht.

 

So! Wieder oben angekommen. Ganz schön hoch, so'n IVORY TOWER. Warum müssen Zauberer und andere Wizards eigentlich immer in Hochhäusern wohnen? Da gibt's ja nicht mal 'nen Fahrstuhl ...

... und im Roten Salon keine vernünftige Lichtanlage. Die Band hätte gerne etwas abwechslungsreichere Beleuchtung gehabt (passt ja durchaus zu den vielseitigen Songs), nimmt es aber mit Humor, dass heute eben ne bessere Glühbirne leuchtet. Humor wird eh groß geschrieben im IVORY TOWER. Zwischen den Songs wird gern ein bißchen rumgealbert und die Band nimmt sich selbst auf die Schippe. So wird ein Konzertbesucher mit der ominösen Nummer "42" auf seinem Shirt aufgefordert das Vogonen – Gedicht aufzusagen. Der Jung is aber so perplex, dass er keine Zeile rauskriegt. Üben wir nochmal ... ;-)

Die Musiker lesen ihre komplexen Songs jedendfalls nicht vom Blatt ab, sondern rocken sich grinsend den Arsch ab. Die Band ist sehr gut eingespielt und wirkt sozusagen arschtight. Aus diesem Grunde kommen auch die vertracktesten Passagen federleicht rüber und es läßt sich gut dazu abgehen. Besonders "Slave" (von der aktuellen Scheibe) wirkt unwiderstehlich und der Chorus prägt sich gleich ein. Noch Tage später trällere ich "Time is running out ...". Überhaupt sind die Songs der neuesten Veröffentlichung im wahrsten Sinne "Stronger". (die hätte ich gern auf Vinyl) Auf den früheren Scheiben gings progressiver zu (der Vergleich mit Fates Warning trifft's ganz gut), aber die aktuellen Songs kommen knackig auf den Punkt, ohne die spielerische Brillianz vermissen zu lassen. Die Jungs sind eben sind lange genug im Geschäft und wissen wie's geht. Frontmann Dirk hat ne tolle Stimme, singt absolut sauber und trifft die höchsten Töne. Respekt! Die instrumental Fraktion steht ihm in nichts nach, was besonders beim 12 Minüter "Foreboding" zu hören ist. Alles in allem eine sehr runde Nummer. Es hätten aber ruhig ein paar mehr Leute rum kommen können. Es ist zwar ok gefüllt, aber ich hatte doch nen volleren Salon an nem Freitag erwartet.

Aber das läßt sich ja bald Nachholen: am 09.05.2020 spielen IVORY TOWER inner Schaubude.

Bis dahin lernen wir dann alle das Vogonen – Gedicht auswendig (aus "Per Anhalter durch die Galaxis"). Ich fang schonmal an ...

"Oh zerfrettelter Grunzwanzling,

dein Harngedränge ist für mich

wie Schnatterfleck auf Bienenstich ..."

 

Torsten

 

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