TOY DOLLS, BONSAI KITTEN / 14.10.2019 – Hamburg, Markthalle

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Auch die TOY DOLLS feiern ein Jubiläum. Wer die Band live sieht, mag es kaum glauben, aber Olga und Co. musizieren und reisen (natürlich nicht in Originalbesetzung) seit nunmehr 40 Jahren durch die Weltgeschichte! Meine Wege kreuzten sich mit denen der Band immerhin drei Mal, zunächst 1989 im Kieler Max (legendäres Konzert, über das die Besucher*innen heute noch reden), dann vor einigen Jahren in der Markthalle und wiederum heute in der ausverkauften Markthalle. Happy birthday!

 

TOY DOLLS

 

                  

Zunächst gibt’s BONSAI KITTEN auf Glotzies und Ohren. Die Band spielt bereits, als wir die Halle entern. Heute gefallen mir die Berliner*innen etwas besser als 2017 in der Kieler Schaubude. Liegt vielleicht daran, dass die überdrehte Art von Sängerin Tiger Lilly Marleen in einer vollen Halle weniger fehl am Platz wirkt als in der lütten Bude. Ach, man kann eigentlich nicht meckern, die Band reißt sich den Arsch auf, der Gitarrist lehnt sich qualmend und zockend über die Absperrung, die Tigerlady wagt gar einen Stagedive und der dreckige Rock’n’Roll-Punk ist gut gezockt. Am Schlagzeug sitzt übrigens ein recht bekannter Metalhead – Marc Reign von DESTRUCTION (2002 – 2010), MORGOTH (seit 2011), SATAN WORSHIP, SODOMIZER und weiteren. Ihr spürt dennoch förmlich das „Aber“ zwischen den Zeilen? Stimmt auch, denn letztlich kicken mich BONSAI KITTEN trotz vorhandener Qualitäten nicht gänzlich, so richtig hängen geblieben ist kaum etwas. Vielleicht beim dritten Mal.

 

TOY DOLLS

 

Knackvoll ist die Markthalle, als dat Licht ausgeht und das Intro der „Dig That Groove Baby“-LP ertönt. Auf die bekannten Schritte und sich öffnende Tür ertönt allerdings der fiese „Hello, is it me you’re looking for?“-Schmachtfetzen von Lionel fucking Richie. Zerrgeräusche, Distortion, Happy Birthday-Chöre und schon rennen die drei TOY DOLLS grinsend auf die Bühne. Alter, wie fit ist Olga? Also, wirklich in allen Belangen. Als Gitarrist ist der Mann ein Freak, der keinen Vergleich zu scheuen braucht. Mit seiner unnachahmlichen Leichtigkeit zockt er Old School Rock’n’Roll im Chuck Berry-Stil, süchtig machende Punkrock-Hooks, Klassik-Zitate – und singt ja noch dazu. Zum musikalischen Wahnwitz fügt sich die Show hinzu, die mir immer wieder ein feistes Grinsen ins Gesicht zaubert. Es ist herrlich mitanzusehen, wie Olga und Bassist Tommy Goober synchrone Gitarrenschlenker machen oder irgendwelche absurden Moves einbauen. Zu bestaunen sind zudem mehrere Schichten Bühnenanzüge, die nacheinander abgetragen werden, eine dreihalsige Gitarre (schwerer als Olga), eine Konfettikanone, ein Bauchladen mit Sonnenbrillen, ein Regen aus Riesenluftballons (natürlich mit TOY DOLLS-Logo) und und und. Gibt eigentlich kontant was zum Gucken. Wobei das Publikum einen guten Anteil am Gelingen des Abends hat, schmettern die Leute doch in ohrenbetäubender Lautstärke fast jeden Song mit. Die Setlist kommt einem einzigen Hitfeuerwerk gleich, gespielt wird gefühlt die ganze erste LP, auf jeden Fall aber „Dig That Groove Baby“ (samt Mitsingnachhilfe für Dummys von Olga), „Dougy Giro“, „Spiders In The Dressing Room“ (hier zelebriert Olga wieder den Spinnenzerstampfschritt), „Glenda And The Test Tube Baby“, „Up The Garden Path“, natürlich „Nellie“ und „Fiery Jack“, dazu u.a. „Cloughy Is A Bootboy!“, „I’ve Got Asthma“, „The Lambrusco Kid“ und die „Toccata“ von Bach. Bemerkenswert auch, dass die letzten Songs ohne Sonnenbrillen dargeboten werden, was vermutlich als Dankesgeste für die Unterstützung der Fans interpretiert werden kann. Ein großer Spaß, mehr Unterhaltung als ein ganzes Force-Attack-Billing und musikalisch schlicht beeindruckend!

 

Wenn es biologisch möglich wäre: Auf die nächsten 40!

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