D.R.I., REACTORY, GORILLA PANIK / 11.08.2019 – Hamburg, Monkeys Music Club

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Endlich mal wieder D.R.I. in einem Club ergattern! Die olle Crossover-Legende war für mich zuletzt auf recht großen Festivals zu sehen gewesen, 2010 OBSCENE EXTREME und 2012 WACKEN, da greife ich doch gern ein Ticket ab, zumal es wohl kaum eine schönere Aktivität für den letzten Ferientag geben könnte, oder?     

 

D.R.I.

Bilder von Eric Zölck.

                        

Bereits zur ersten Band füllt sich das Monkeys ganz gut, später bei REACTORY und D.R.I. wird es dann zumindest im Bühnenbereich richtig eng. GORILLA PANIK sind eine Grindcorecombo aus Oldenburg, deren erste Töne mir seltsam vertraut vorkommen. Huch, eben, war das nicht was von D.R.I.? Tatsächlich zocken GORILLA PANIK fast ausschließlich Coversongs, wobei sich in der Setlist auch zwei Eigenkompositionen befinden (oder vielleicht auch drei). Zwei Aspekte finde ich an GORILLA PANIK nicht so geil: 1.: Es gibt keinen Bass. 2.: Die Stimme des einen Gitarristen finde ich etwas zu monoton growlig, häufig nimmt dieser Gesangsstil den Stücken zum Teil ihren Charme. Auf der Habenseite macht es Spaß, zu versuchen, die gecoverten Bands/Songs zu erkennen. Ich höre CARCASS, NAPALM DEATH, TERRORIZER, INSECT WARFARE, NASUM und auch mal etwas aus dem „normalen“ Punkbereich heraus (komme gerade nicht drauf). Macht unterm Strich schon Spaß und die eigenen Songs der Band gehören sogar zu den Höhepunkten.

 

Wow, REACTORY haben sich aber mal gehörig gesteigert! Mein letztes Konzert von denen habe ich allerdings auch vor fast acht Jahren gesehen, als sie 2011 mit POST-WAR PERDITION und BLACK BANG BOMB (R.I.P., Siggi!) in der Meierei gespielt hatten. Damals erntete ich das atomar gelbe Demo-Tape ab, später peu a peu die drei Alben. Mit unheimlich viel Energie und einem fetten Sound (Bass, ne) erspielen sich REACTORY heute schnell die Gunst der anwesenden Banger*innen. Olaf Porm und Warp Michi bewegen ihre Schnurrbärte flugs in die Frontrow, was die Band gleich zu Höchstleistungen motiviert. Ähnlich wie bei TOXIC HOLOCAUST, alten KREATOR, VIOLATOR oder FUELED BY FIRE gibt es von den Berlinern meist in rasanter Geschwindigkeit auf die Omme, wobei sie auch ein, zwei Midtempo-Crusher raushauen, die alles zerstampfen. Sehr geil an REACTORY ist die Tatsache, dass sie das Feeling UND die technische Raffinesse von 80er Thrash-Größen draufhaben. Dazu hat Schreigräte Hänz Hazard wirklich hart Druck auf dem Kessel. Ich bin sehr angetan. HEAVY.

 

D.R.I.D.R.I.

 

Beim D.R.I.-Gig gibt’s dann kein Halten mehr! Obwohl bestimmt die meisten Anwesenden direkt von irgendwelchen Festivals kommen (in meinem Falle ENZO) rotiert ein unermüdlicher Circle Pit durch die Hütte, der sich bei den ganz großen Klassikern nochmal in einen Zustand steigert, der eher nach Massenschlägerei aussieht. D.R.I. selbst wirken anfänglich noch etwas zurückhaltend (spielen allerdings von Song 1 an akkurat auf den Punkt!), kommen dann immer mehr in Laune und grinsen sich zu. Abgefahren finde ich, dass die Band ohne nennenswerten Soundcheck loslegt. (Nein, es gab auch keinen vor der Show, wir waren tatsächlich vor der Band da.) Klar, jeder Musiker schraubt an seinem Equipment, aber es wird nichts gemeinsam angespielt, sondern ohne Gewese direkt losgelegt. Im ersten Drittel bekommt der Hausmischer noch Instruktionen, aber im Grunde funktioniert das gut. Was natürlich für den Sound förderlich ist, ist die gnadenlose Tightness der Band, was gerade in Bezug auf das Stakkato-Geknatter der Spike-Cassidy-Riffs und die eigentümliche Intonation von Kurt Brecht nicht selbstverständlich ist und auf jahrzehntelanger Erfahrung basiert. Die beiden neuen Mitglieder (laut der D.R.I.-Facebookseite Rob Rampy und Greg Orr) haben den Stil verinnerlicht, sodass es im Vergleich zu früheren Auftritten keine Abstriche zu machen gibt. Die Setlist ist der Hammer – wenn man einen Blick draufwirft, denkt man zuerst, diese Liste stelle den Gesamtpool aller D.R.I.-Stücke dar, aus der die Band vielleicht Abend für Abend wählt. Stimmt aber nicht, es werden tatsächlich über 30 Stücke gespielt! Immer wieder denke ich, dass eigentlich so langsam jeder Hit gezockt worden ist – und dann kommt jeweils noch ein ganzer Sack voller Killersongs. Neben den offensichtlichen Sachen wie „Violent Pacification“, „I’d Rather Be Sleeping“, „Mad Man“ oder „Couch Slouch“ freuen wir uns über Stücke von der „Definition“ („Acid Rain“, „The Application“), „Full Speed Ahead“ („Problem Addict“, „I’m The Liar“, „Syringes In The Sandbox“) oder auch über die drei ganz neuen Stücke von der 2016er „But Wait… There’s More!“-EP („As Seen On TV“, „Against Me“, „Anonymity“). Damals gar nicht mal so beliebt, heute aber absolute Pit-Abräumer sind übrigens die „Thrash Zone“-Songs „Thrashard“, „Abduction“ und „Beaneath The Wheel“. Nach über anderthalb Stunden findet der Auftritt mit einer zerstörerischen Version von „The Five Year Plan“ sein Ende.

 

D.R.I.D.R.I.

 

Da die Band nach langem Streit offenbar alle Rechte am Katalog besitzt, hat man auch so gut wie alle D.R.I.-Tonträger am Merch liegen und heute werden so einige Plattensammlungslücken geschlossen. Die Band scheint vom Touren und vom Merchverkauf zu leben und zieht das Ding laut Kurt Brecht seit 17 Jahren Abend für Abend so durch, wobei D.R.I. seit 1982 auch nie einen nennenswerten Hiatus hatten. Ein neuer Longplayer wäre allerdings mal cool, „Full Speed Ahead“ ist schon von 1995. Anyway: Respekt und Liebe!

Kommentare   

0 #1 Philipp 2019-08-31 13:43
Nu mit Bildern von Eric Zölck.
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