ZELLEN, ZOI!S / 23.02.2019 – Kiel, Schaubude

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Aufs Wesentliche reduziert heißt es in der Ankündigung dieser überraschenden Reunion: „Graue Zellen sind zurück, nennen sich künftig nur noch ZELLEN und sind ab 2019 wieder auf den Bühnen der Republik zu finden. Weil die Wut noch da ist, weil man etwas zu sagen hat und diese Zeiten eine solche Band verdammt nötig haben.“ Mehr braucht mensch ja auch nicht zu wissen, außer vielleicht: Mit in der Band sind nun Jens Merker (b) und Michael Möller (g), die wir wohl alle von den TYPHOON MOTOR DUDES kennen.

 

ZOI!S-Sänger Felix Klöpping sagt, dass er sich freue, denn endlich hätte ich es geschafft, die Band nicht zu verpassen. Frechheit! Denn tatsächlich ist mein ZOI!S-Verpass-Fluch bereits seit dem STUMBLING-PINS-Release-Gig 2016 gebrochen und beim Budenabschied der PINS 2017 war ich ebenfalls präsent. Also wirklich. Ihrer schnellen Bandevolution entsprechend haben sich ZOI!S inzwischen abermals weiterentwickelt, wobei der Sprung vom Oi!-Punk zum Post Punk sicherlich die wahrnehmbarere Etappe markierte. Aber der Klumpfuß sitzt im Detail. Und die sind mittlerweile ganz schön ausgefeilt. Im Gitarrenspiel und –sound lässt sich wiederholt ein East-Bay-Ray-Einfluss wahrnehmen, darauf steh ich ja! Punktgenau sitzt (nicht erst seit gestern) der Sprechgesang, wobei auf Dauer häufigere Ausbrüche in wahlweise Gebrüll, Geschrei oder Brüllschreigesinge emotional willkommen wären. Die Texte kommen dafür verständlich rüber, so heißt es zum Beispiel in „Roboter“ „Getrieben von der Angst nicht mehr vorn dabei zu sein, / macht man sich kaputt und lässt sich selbst allein. / Jeder baut sich selbst seine eigne Welt aus Schein, / die immer größer wird und am Ende stürzt sie ein.“ In der bereits jetzt vollen Bude herrscht Einigkeit: ZOI!S DESTROIS!

 

ZELLEN! Der letzte Live-Kontakt ist bei mir jetzt auch schon über sechs Jahre her, nämlich bei diesem „40 Jahre T-Stube“-Konzi, so häufig habe ich sie auch insgesamt gar nicht gesehen, mal in der Hansa auf einem Abschiedskonzert und ganz früher in der Meierei. Gleichbleibend ist die Power, mit der die Band zu Werke geht. Da können auch gerissene Saiten diese Tour de Force höchstens kurz unterbrechen, bevor es mit fiebriger Unruhe weitergeht. Besonders Sänger Jan hat immer noch viel zu sagen und vermittelt das auch in passenden Worten. So habe er sich schon früh vorgenommen, seinen kleinen Teil dazu beizutragen, dass die Rechnung der Hetzer nicht aufgehe, wenn sie den Holocaust zu relativieren suchen. Dazu springt Jan unaufhörlich auf und ab und hin und her, richtig geil! Bocky mischt die Band an beiden Abenden (gestern Flensburg, Volxbad), der Sound ist schön transparent, ich hätte es am liebsten ohne Stöpsel genossen, stehe aber zu nah an den Boxen. Vielen Besucher*innen ist anzumerken, wie viel ihnen die Band und deren Texte bedeuten, überall siehst du mitsingende Mäuler und glühende Tanzschuhe. Micha und Jens passen gut dazu, wobei ich es sehr rücksichtsvoll finde, dass die Band mit der (leichten) Namensänderung darauf hinweist, dass halt nicht mehr alle Originalmitglieder dabei sind. Ach ja, witzig auch die Geschichte, die Jan auf der Bühne erzählt – es schließe sich heute ein Kreis, weil er einen der Zoi!s-Boys bereits in dessen frühen Jahren kannte, dat sei nämlich sein Neffe und den habe er schon als Baby auffem Arm getragen!

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