ANTIPEEWEE, TOXIC WALTZ, REAVERS / 25.01.2019 – Hamburg, Bambi Galore

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Dieses Konzert hatte ich erst gar nicht so richtig auf dem Schirm, aber Plattenmagnat und DreMu-Knipser Jan von L macht mich völlig zu Recht darauf aufmerksam, dass heute drei Thrashbands für’n Zehner im Bambi zocken. Und zwar die immer noch frischen Hamburger REAVERS, dazu die mir noch unbekannten TOXIC WALTZ aus München sowie ANTIPEEWEE (Abensberg), deren „Madness Unleashed“-Album eine mitreißende Thrashkeule darstellt. Also hin? Oder doch zu Hause Socken sortieren? 

 

 

Der erste Leberhaken (= Schnaps des Tages) verbreitet gerade wohlige Wärme im Gedärm, da bölzen REAVERS auch schon los. Get it on! Leider ist der Sound heute nicht so geil, genauer gesagt sind die Gitarren fast gar nicht zu hören, was sich erst gegen Ende des Sets bessert. Dann hört man auch, dass Mike und Katy ganz geile Riffs rausschleudern. Die Einflüsse liegen offensichtlich im deutschen Thrash von SODOM über KREATOR und DARKNESS bis DESTRUCTION. Und zwar jeweils deren early days, was bedeutet, dass hier (noch?) eher die Keule herrscht als spielerische Raffinesse. Mike ist schon jetzt ein Bühnensympathieträger, dem diverse Banger im Publikum einen Spruch nach dem anderen an den Hals werfen. Speckige Kutte, Patronengurt um den Oberkörper und ständig am Headbangen – der Kerl macht ganz viel völlig richtig. Aufgrund der erwähnten Soundprobleme kann ich nicht wirklich sagen, ob und inwiefern sich REAVERS seit ihrem letzten Auftritt, den ich gesehen habe (2016 mit MUNICIPAL WASTE) weiterentwickelt haben, aber ausgewimpt sind sie definitiv nicht…

 

Wer sich auf den weiten Weg von München bis Hamburch macht, sollte besser Bock haben. Genau das ist auch der Fall. Die Thrasher von TOXIC WALTZ haben auf der Fahrt offenbar ordentlich Energie angestaut, die nun explodiert – in unsere Gesichter. Leider sind auch bei dieser Band die Gitarren echt viel zu leise. Der Bambi-Mob lässt sich die Laune dennoch nicht verderben und geht voll mit – man kann sich die nicht vorhandenen sägenden Gitarren ja auch dazudenken. Jan geht zum Mischer und fragt, ob man da nicht was machen könne, was jener damit kontert, dass er genau dies versuche, die Instrumente auf der Bühne aber schlicht zu laut seien. Altes Dilemma – machste dich auf der Bühne zu leise, klingt es draußen meist besser, aber das laue Lüftchen auf der Bühne kickt dich als Band selbst nicht. Drehste aber zu weit auf, muss der Mischer dich im P.A.-Sound runterfahren. Ob das hier nun der Hintergrund ist, weiß ich natürlich nicht. Kein Wunder bei dem Bandnamen: Bay Area Style Old School Thrash ist ihr Gesetz, Schnelligkeit, Präzision und ein gewisser Melodieanteil ihre Waffen. Durch die tighte Darbietung und das hohe Aggressionslevel macht der Auftritt Spaß.

 

Zum Glück stimmt der Sound bei ANTIPEEWEE von Anfang an – möglicherweise profitiert die Band hier von einem längeren Soundcheck. Jedenfalls bekommen wir endlich die geballte Blumen- äh, Gitarrenkraft um die Ohren gewämst, nach der es uns so dringend verlangt. Yeah, was mir super gefällt an ANTIPEEWEE ist, dass es total junge Leute sind, welche die alte Idee wiederbeleben, Hardcore/Punk und Thrash zu vermischen, den ursprünglichen Crossover also. Ich als Fan (darf ich sagen: Zeitzeuge?) der ersten Welle mit Combos wie EXCEL, UNCLE SLAM, ST oder COC sehe bei ANTIPEEWEE tatsächlich eine ähnliche Energie und Attitüde. Wobei die Bayern (Gitarristin Cora ist wegen eines Auslandsaufenthalts nicht mit dabei) das Ganze um pfeilschnellen US-Speed/Thrash erweitern. Nebenbei geil: Im Gegensatz zu vielen anderen jungen Metalbands gibt’s hier eine politische Positionierung, die gleichzeitig mit viel Spaß inne Backen transportiert wird. Gangshouts peitschen die Chose nach vorne, die Gitarristen riffen, bis das Bambi glüht. Sänger PeeWee versucht sich zum Glück gar nicht erst an clear vocal shit, sondern röhrt und shoutet durchgehend. Wir sind begeistert und komplettieren unsere ANTIPEEWEE-Tonträger-Sammlung („Infected By Evil“ erweist sich übrigens klar als das stärkste der drei Alben).

 

OBEY, CONSUME AND DIE!

 

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