PROTESTERA, MYTERI / 27.11.2017 – Kiel, Alte Meierei
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 28. November 2017 20:05
- Geschrieben von Doom Fränk
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Die Infernal Crust Brigade lädt ein zu Meiers und schwedischer D-Beat / Crust steht auf dem Programm. Tür 19:00, Beginn 20:00 ist angekündigt. Das erscheint mir etwas optimistisch, aber immerhin geht’s gegen 20:40 los.
Sogleich fällt der karmesinrote Backdrop hinter der Bühne ins Auge. Der muss neu sein! Sieht nicht nur klasse aus, es wertet den ganzen Schuppen ungemein auf. Da hoffe ich doch, jener bleibt der Meierei erhalten und ist nicht mit den Schweden gekommen und gleich nach der Show wieder mit ihnen im Tourbus verschwunden. Aber auch alles andere ist hier wieder weit über Durchschnitt. Die Beleuchtung und die Soundqualität in der Alten Meierei schlägt heute Abend die vieler kommerzieller Clubs erneut um Längen.
Myteri (schwedisch für Meuterei) stehen nun auf der Bühne. Der Sänger macht uns mit dem ersten Urschrei sofort klar: Hier ist jemand, der mit der Situation auf dem Schiff im allgemeinen und mit den Befehlen des Kapitäns im speziellen sehr, sehr unzufrieden ist. Unterstützt wird er von zwei tobenden Gitarristen und einem schnaubenden Bassisten. Der Schlagzeuger im Hintergrund läuft unterdessen auf „Äußerste Kraft voraus“.
Ist dies also der typische Krusten-Krach? Weit gefehlt! Myteri spielen Melodic Crust! Die Gitarren weben unentwegt neue Klangbögen und füllen den Sound mit komplexen Songstrukturen. Breaks werden eingesetzt, der Gesang ist auch mal zweistimmig. Die Lieder sind länger als 45 Sekunden und wenn der Zuhörer der schwedischen Sprache mächtig ist, versteht er ohne Zweifel auch die Texte – hier wird clean gegrunzt.
Alles zusammen erinnert mich die ganze Chose ein wenig an alte Amon Amarth – dies ist aber nicht negativ gemeint. Für mich ist die Band eine absolute Überraschung und sensationell gut. Hier meutern keine Leicht-, sondern Vollmatrosen!
Protestera lassen als nächstes den Putz von der Decke rieseln. Anarcho/Hardcore Punk/Crust aus Göteborg, der genau so zornig wie schnell ist. Hier wird teilweise nur knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit operiert. Mal schreit die Bassistin, dann der Gitarrist – alles aber handwerklich top und wütend sind sie definitiv.
Besonders der zweite Gitarrist scheint kurz vor der Explosion zu sein und hat schon die Grundzüge des Hulk angenommen. Der hat Oberarme wie ein Rennpferd Beine...wenn der den Bizeps anspannt, wird es eng auf der Bühne...den fragt keiner am Mercher, wo denn das Wechselgeld bleibt. „Ich bin nicht der intelligenteste Mensch“, erklärt er uns. „Aber auch ich weiß, wir alle müssen etwas gegen Nazi Parteien unternehmen.“ Da hat er sich am Anfang des Satzes aber weit unter Wert verkauft.
Später berichtet uns wiederum der andere Gitarrist, wie begeistert er von der Alten Meierei ist und das es solche „Veranstaltungszentren“ - also mehr oder weniger besetzte Häuser – im liberalen Schweden wohl gar nicht gäbe.
Es bleibt eine sympathische Band, die aus ihrem Genre nichts Neues macht, aber dieses mehr als gekonnt umsetzt.
Eine tolle Veranstaltung der Infernal Crust Brigade und eigentlich kann man ihnen gar nicht genug danken, dass sie sich immer wieder die Mühe machen, solche zu organisieren. Etwas mehr Publikum wäre schön gewesen, aber war nun mal Montag und geregnet hat‘s ja auch. Ich hatte zumindest das Gefühl, die Bands waren ganz zufrieden und mit Crust füllt man (bisher noch) keine 1500er Hallen.
Auf dem Rückweg kamen wir darauf zu sprechen und ich merkte an, früher mit einer Shakespeare Laien-Darsteller Gruppe – wir nannten uns The King‘s Third Choice Men – aufgetreten zu sein. Dabei gab ich unter anderem einen vortrefflichen King Lear ab - jedoch teilweise auch nur vor 4 Zuschauern (also viel weniger als heute Abend), von denen es nur einen bis zum Ende auf dem Platz hielt. Die anderen waren aber nicht vor Begeisterung aufgesprungen, sondern schlicht vorher gegangen. Gespielt wird, bis der Vorhang fällt und schon sind wir wieder bei dem schönen, neuen Backdrop der Meierei.
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Kommentare
Aber auch nicht so wichtig, war auf jeden Fall ein sehr schöner Abend.
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