SODOM, DOOL, DER WEG EINER FREIHEIT / 22.09.2017 – Hamburg, Marx & Markthalle

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Diese Veranstaltung hatte ich bis kurz vorher nicht auf dem Zettel, offenbar weil mich das Motto der Metal Dayz bisher nicht angesprochen hatte. Unserer wackerer Knipser Jan ML wies mich dann aber darauf hin, dass sich mit SODOM, DER WEG EINER FREIHEIT und DOOL mindestens drei gute Bands im Billing befinden. Als sich dann auch noch kurzfristig die Möglichkeit eines GL-Platzes ergab, rief ich na klar: „Let’s rock!“ Der gute Jan fiel dann leider krankheitsbedingt aus (Gute Besserung!), wodurch unsere Reisegruppe auf zwei Nasen schrumpfte – Kuchenzauberer und Kiel-Explode-Maniac Klemsen und den Verfasser dieses Textes. BLESSFIEMER!

SODOM

Bild von Christian Kind



 

Ein wenig seltsam ist es ja schon: Die Metal Dayz-Veranstalter melden „ausverkauft“, hatten aber die Obergrenze auf 600 Besucher*innen festgesetzt. Da natürlich bei einem derartigen Festival mit zwei Hallen und diversen Nebenaktionen nie alle Leute in einer Halle auflaufen, wird es auch nirgends richtig voll. Oder anders gesagt: Die große Halle wirkt selbst bei SODOM leer. Der ganze Charakter der Veranstaltung ist dann wie erwartet nicht mein Ding – es handelt sich eher um eine Art Wacken-Musikmesse bzw. Branchentreff. Diverse Firmen bewerben ihre Produkte, es gibt Lesungen, Musiker-Workshops  und diverse sog. Panel-Diskussionen („Fans fragen die W:O:A-Veranstalter“, „Beercrate Session mit Tom Angelripper“). Naja, also jede Menge Zeug, was eher schrecklich klingt. Ursprünglich wollte ich in einige dieser Sachen mal reinschnuppern, aber letztlich sind derart viele Bekannte vor Ort, dass ich sämtliche Spots zwischen den Konzerten versabbele. Fairerweise sei gesagt, dass einige Sachen auch ganz cool sind, z.B. werden im Foyer Shirts gesiebdruckt. Und es gibt Bier.

 

DER WEG EINER FREIHEIT sind unser Opener. Klemsen sieht die Band zum ersten Mal und wird komplett aus den Puschen gehauen. Ich bin gewappnet, nichtsdestotrotz aber abermals beeindruckt. Die Symbiose aus Black-Metal-Raserei, Blastbeats und feinsinnigen, zerbrechlich wirkenden Postrock-Parts kommt äußerst stimmig, der transparente Klang offenbart alle Facetten. Positiv fällt uns auch die Lightshow auf, die sehr abwechslungsreich gestaltet und auf jeden Song abgestimmt ist. Dazu wirkt die Band erfrischend reflektiert, mit stumpfer Misanthropie haben Songtitel wie „Der Stille Fluss“, „Ewigkeit“ oder „Lichtmensch“ wenig zu tun. Dazu passen auch die mit ruhiger, fast schüchterner Stimme vorgetragenen Ansagen. Ich mag die!


Ärgerlicherweise gibt es jetzt eine längere Pause ohne Konzerte und danach spielen DOOL und SODOM fast gleichzeitig. Das ist allerdings nicht den Metal-Dayz-Verantwortlichen anzukreiden, sondern ergibt sich aus einer weiteren Veranstaltung, die offenbar im Kunstraum stattfindet und für die eine gewisse Ruhe benötigt werde. Die Pause an sich macht mir wenig aus, aber DOOL hätte ich gern länger genossen. Und von Genuss darf unbedingt gesprochen werden! Gleich das Intro von „Vantablack“ verursacht Gänsehaut und erneut fällt mir auf, wie gut es den Niederländer*innen gelingt, in ihren Songs mehrere Ebenen anzulegen, ohne dass diese überladen wirken. Beim HELL OVER HAMMABURG hatten DOOL ihre gesamte Roadburn-Produktion am Start, heute – im Marx – kann nicht derart opulent aufgefahren werden, überdurchschnittlich gut klingt es dennoch. Ryanne van Dorst mag sich medial sonst gern ins Rampenlicht stellen, bei ihren Konzerten lässt sie die Musik im Vordergrund für sich sprechen.


Ich reiße mich los und latsche in die große Markthalle, in der SODOM bereits wüten. Wie bereits erwähnt ist die Kulisse etwas mager, was mich zunächst etwas abtörnt. Natürlich ist es generell auch nervig, wenn man zwischen unzähligen Leibern eingequetscht wird, aber ich hatte bei der Ankündigung „ausverkauft“ halt eine volle, tobende Markthalle vor meinem inneren Auge gehabt. Außerdem agieren SODOM heute meines Erachtens nach nicht ganz so zwingend wie auf dem letztjährigen Party.San oder dem Bremen-Gig im Dezember. Aber das ist vielleicht auch ein subjektiver, stimmungsabhängiger Eindruck. Tatsächlich ist der Band nichts vorzuwerfen: Die Setlist killt („Sodomy And Lust“, „Outbreak Of Evil“, „Sacred Warpath“, „Agent Orange“, „Blasphemer“…), Makka treibt die Chose tight voran, Bernemann schreddert alles weg und der Angelripper hat heute was lemmyhaft Insichruhendes. Die Sodomaniacs machen das beste aus der Situation und wirbeln in zahlreichen Circle Pits durch den Innenraum. So zieht mich der Auftritt dann nach und nach doch in seinen Sog und ich kann irgendwann nicht anders, als den Propeller kreisen zu lassen. Gibt’s was zu meckern? Naja, „Nuclear Winter“ hätte gerne noch gespielt werden können, aber ansonsten eigentlich nicht. A FIRE THAT DOESN’T BURN!

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