THERION, GRAVE DIGGER, SABATON / 18.02.2007 - Hamburg, Markthalle

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1985 – Klein-Phili steht vor irgendeiner Konzerthalle. Um ihn herum schwitzende Headbanger und Kuttenträger, Bierflaschen und Pisslachen. Der Pöbel ist bereits VOR dem Konz mächtig in Fahrt. Schlachtgesänge werden angestimmt, immer dabei ist neben VENOM („Evil – In League With Satan“) oder ACCEPT auch GRAVE DIGGERs „Heavy Metal Breakdown“…  

2007 – der Schreiber dieser Zeilen steht vor der Markthalle. Es singt zwar keiner (viel zu kalt, ey), aber GRAVE DIGGER sind immer noch am Start (okay, zwischen ’87 und ’90 gab es ein Päusken) und alte sowie junge Headbanger/Kuttenträger freuen sich auf einen weiteren Gig der beständig guten Stampf-Metal-Legende… 
 




Erstmal steht uns offenbar eine Kapelle namens NOTABAS bevor. NOTABAS? Was’n dit? Ach so, heute ist der letzte Termin der fünfwöchigen Tour, da dürfen die Bands sich gegenseitig auf den Arm nehmen und mal das Backdrop verkehrt herum aufhängen. Im weiteren Verlauf des Auftritts muss der Schlagzeuger schon mal Korn ausspucken, der sich in seiner vermeintlichen Wasserpulle befindet und so weiter. SABATON klingen sehr orchestral, aber mit Power Metal-Schlagseite, so in etwa wie eine Mischung aus BLIND GUARDIAN und NIGHTWISH. Imagemäßig hat man sich den ollen Römern verschrieben, daher läuft der Sänger auch in einem Brustpanzer a la „römischer Legionär“ herum und diverse Songtitel sind lateinisch. Okay, alles ganz originell, Stimmung ist auch bereits gut, aber nun auch nix, was mich an den Tresen meines Plattendealers locken würde.

 
Huch, hätte nun mit THERION gerechnet, aber offenbar wechseln die Positionen der beiden „Hauptbands“, denn nun kraxeln bereits olle Boltendahl und seine Schergen auffe Bühne. Mit „Liberty Or Death“ geht es bei ganz fettem Klangbild los (geile Bratgitarre!) und Köppe rollen, Nackenwirbel knirschen. Klar, einen Originalitätspreis werden GRAVE DIGGER nie gewinnen, aber die Band hat immer noch Dampf, Boltendahl kreischt herrlich auf den Songs herum und man kann sich darauf verlassen, dass man hier bekommt, was man sich erhofft: Heavy Metal. Und das auch noch mit zum Teil recht ambitionierten Texten, denn neben diverser Klischees („Tse grave is open, tse digger smiles, he takes me under tse deadly skies“…) poltert man z.B. gegen die Todesstrafe („Silent Revolution“), preist die Werte von Gandhi (!) oder beschreibt die Fahrt eines Schiffes, welches während der NS-Diktatur Menschen jüdischer Abstammung zur Flucht dienen sollte („Ship Of Hope“). Das ist mehr als man von zahlreichen Gewaltphantasien metallischer Prägung behaupten kann bzw. von der allgemeinen Indifferenz der Metalszene in Bezug auf politische oder gesellschaftlich relevante Themen – lieber nicht das potentielle Publikum vergraulen. Na, aber zurück zum Konz, durch welches Chris Boltendahl den Mob gut gelaunt geleitet: Es gibt von den meisten Scheiben mehrere Songs, so donnern uns „Circle Of Witches“, „Scotland United“, „Rebellion“, „Knights Of The Cross“, „Lionheart“, „Morgane Le Fay“, „Excalibur“, „Valhalla“, „Maidens Of War“, „The Grave Digger“, „The House“, „The Last Supper“, „Grave In A No Mans Land“, „Highland Tears“ oder „Silent Revolution“ um die Ohren. Ganz alten Kram gibt es kaum, da hätte ich gern mehr gehört statt des kitschigen „Yesterday“. Immerhin kommt NATÜRLICH zum  Abschluss „Heavy Metal Breakdown“ und die gut gefüllte Markthalle schmettert amtlich mit.  
 

Dat hat Spaß gemacht – was werden nun wohl THERION bringen? Die Antwort fällt ziemlich enttäuschend aus. Bandkopp/Gitarrist Christofer Johnsson hat natürlich eine komplett neue Band (mit vier SängerInnen) dabei. Da fällt die Identifikation schwer, zumal Johnsson dem Gesang mittlerweile nahezu gänzlich abgeschworen hat. Die beiden Chanteusen machen ihre Sache gut, der eine Sänger (Mats Lewen, glaub ich) auch, aber das Konz wird doch stark durch den penetranten Gesang und das spackige Gehabe des blonden zweiten Shouters getrübt. Der wirkt einfach affektiert, post albern herum und singt vor allem unpassend schrill und aufdringlich. Dass ganz alte Songs von noch eher Death Metal orientierten Alben wie „Beyond Sanctorum“ oder „Of Darkness“ nicht kommen, war zu erwarten – dass die geile Phase von „Symphony Masses“ bis „Lepaca Kliffoth“ ebenfalls ganz ausgelassen wird, ist sehr schade - dass aber selbst die Hochzeit der Band zu „Theli“ und „Vovin“ lediglich gestreift wird, ist regelrecht ärgerlich. Bis halb eins warte ich darauf, dass endlich „To Mega Therion“ ertönt, ansonsten gibt es offenbar recht neues Material, welches Leuten wie mir, die die Band seit sieben Jahren etwas aus den Augen verloren haben, halt nicht vertraut ist. Die Mischung der neuen Songs ist zwar weiterhin die beliebte alte Masche – Bombast, Klassik, Metal und Operngezwitscher, aber irgendwie hatte der alte Scheiß mehr Tiefe & die Konzis Ende der Neunziger richtig Magie. Nu, zum Abschluss gibt es ’nen sehr geil gezocktes Cover von MANOWARs „Thor The Powerhead“, zu welchem irgendwelche Typen aus der Roadcrew nackicht bzw. mit per Gaffa angepappten Phallus-Attrapen über die Bühne hühnern. Doch zu diesem Zeitpunkt haben sich die Reihen bereits SEHR gelichtet… 

Kommentare   

+1 #3 Bolle 2007-02-20 17:20
haha, da haste mich erwischt! Naja, da war ich auch krank, sonst wär ich schon hin, klare Sache!
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+1 #2 Philipp Wolter 2007-02-20 17:20
Har har - genau, ich bin doch wirklich ein Schwein. Geh doch einfach nicht ÜBERALL hin, das ist schon frech. Ich werde mich klonen lassen müssen, damit ich in Zukunft GARNICHTS mehr verpasse...
P.S. Wo warste eigentlich, als EMPTY VISION & RITUAL inner T gezockt haben? Hi hi...
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+1 #1 Bolle 2007-02-20 17:20
Gut, das es jetzt wieder Kommentare gibt, dann kann ich dir endlich den Marsch blasen, das du anscheinend jede Woche in Hamburg auf irgendwelche Metal-Konzerten bist, ich dich aber seit Monaten auf keiner anständigen Hardcore-Show gesehen hab!! Vor allem nicht auf unseren!
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