THE CASUALTIES, RIOT BRIGADE / 16.02.07 – Hamburg, Molotow

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ENDLICH gab es mal die Chance sich THE CASUALTIES reinzuorgeln. Da das Molotow nun nicht gerade riesig ist, hatte ich mir sogar extra ’ne Karte geholt. Schnell wurde im Vorfeld klar, dass zwar massig Leute aus Kiel hin wollen, jedoch der Freitagabendtermin keine/n so richtig glücklich bei der Vorstellung werden ließ, am Steuer zu sitzen, während um ihn/sie herum in der Karre der Teufel los ist… Warum das Chaos nicht gleich an einen öffentlichen Ort verlegen? So trafen wir uns mit ca. 30 Punks am Bahnhof und belegten gleich ein ganzes Zugabteil. Der Kontrolletti, der irgendwann längskam, warf einen wirklich nur oberflächlichen Blick auf zwei einsame SH-Tickets, welche auch jemand, der nicht mit Adam Riese verwandt ist, zahlenmäßig als nicht ganz ausreichend eingestuft hätte...

Band live on stage

thecasualties.net

 

Aber der Typ war unserer Meute gegenüber offen eingestellt und sammelte gleich ein paar Sympathiepunkte, als er das näxte Mal vorbeikam: Zwei Mitglieder unserer Reisegruppe saßen sich per Kopfhörer miteinander verkabelt gegenüber, das Kabel spannte sich natürlich in Hüfthöhe über den Gang. Kurzerhand sein Gedöns beiseite gelegt, sprang der DB-Angestellte sportlich über dat Kablonski, was ihm anerkennenden Applaus einbrachte. Bei seiner nächsten Route verlangten wir natürlich eine Steigerung – Limbo war angesagt! Andere Reisende nahmen unsere Präsenz eher nicht so wohlwollend auf, aber wen schert’s?

 

So verging die Fahrt nach HH viel zu schnell, hätte den Spaß gern noch länger genossen. Vorm Molotow bot sich ein geradezu klassisches Bild: Überall Punks, zum Teil in Grüppchen mit Ghettoblastern auffem Boden sitzend, Nieten, Spikes und Mohawks allerorten. Trotz netter Gespräche galt es bald hineinzugehen, denn das Molotow ist für knallharte und nicht gerade punkrockkompatible Zeitlimits bekannt.

 

Und tastsächlich fingen RIOT BRIGADE denn auch gleich an. Konnte mich gerade noch vorher zum Tresen kämpfen, wo ich einen interessanten Dialog mit der Tresenfee führte:

 Ich: „Hätt gern ein Bier bitte!“

Sie: „Ja, was für eins denn?“

Ich nu: „Jo, dann gern Holsten“.

Sie: „Wir haben hier nur Becks!“

 

Gut, also zu RIOT BRIGADE: Die fand ich mal richtig gut. Brachialpunk mit starker Hardcore-Schlagseite. Wer RAWSIDE als Vergleich ins Spiel brachte, und das taten danach mehrere Leute, lag auch in meinen Augen nicht völlig falsch. Es ging immer mit viel Energie und Schnelligkeit zur Sache, der Gesang war angenehm derbe, wobei Bassist und Sänger gerne mal ihre „Instrumente“ tauschten, was auch für Abwechslung sorgte. Man schimpfte auf Grenzen im Allgemeinen und Nationalstaaten im Besonderen, distanzierte sich von jeglichen Nationalflaggen (seit der WM gilt allerdings in Punkerkreisen der heiße Tipp: Einfach den urinfarbenen Teil abreißen, dann habter geile schwarz-rote Anarchoflaggen). Jedenfalls waren RIOT BRIGADE ein besserer Auftakt als man gedacht hätte, nur hätten die Gitarren lauter sein dürfen.

 

Die CASUALTIES wurden schon im Vorfeld mit einer Art regelrechter Verehrung empfangen, wie es bei Punkkonzis eher unüblich ist: Es wurde schweinevoll, man drängelte sich vor die noch leere Bühne und der Mob stimmte „CASUALTIES…CASUALTIES…“-Chöre an. Die Band ließ sich dann auch nicht lange bitten und bei den ersten Songs hatte ich Zweifel, ob das Molotow den Abend überstehen würde. Zu „Under Attack!“, „On The Frontline“ und „Without Warning“ wurde ich wie eine willenlose Puppe durch schwitzende Menschenmassen hin- und hergemangelt, Spikes stachen mir in die Augen, ausgeschüttetes Bier floss mir den Nacken herunter, stahlkappenbewehrte Boots trampelten in empfindlichste Körperregionen. Kurz gesagt: Es war herrlich! Ich hab einfach jede Sekunde genossen. die Gitarren waren jetzt genau im richtigen Verhältnis zum Rest, die mehrstimmigen Gesänge kamen überraschend fett rüber und das völlig abartige straßenköterartige Gekeif des Sängers verschaffte mir eine Gänsehaut nach der anderen. Wie kann man nur bloß eine derart lange Tour in diesem Stil durchhalten? (Obwohl die Band auch per Zettelaushang darum bat, während der Veranstaltung nicht zu rauchen). Besonders bemerkenswert: Obwohl ja nun wirklich nahezu durchgehend geknüppelt und geknattert wird bei den CASUALTIES, wurde es zu keinem Moment langweilig. Eher wurde man zusehends stärker mitgerissen und ertappte sich dabei, wie man die zum Teil doch recht plakativen Texte (zu sehen bereits an Titeln wie „System Failed Us Again“, „Social Outcast“ oder „No Solution – No Control“) mitgrölte, geballte Fäuste inklusive. Nun, das spricht wohl für gekonntes Songwriting, die Refrains in Stücken wie „Marching Joe“, „Tomorrow Belongs To Us“ oder „On City Streets“ sind aber auch unwiderstehlich, da KANN man nicht unbeteiligt bleiben oder analytisch das Geschehen verfolgen. Nee, hemmungsloser Pogorausch hieß die Devise, was aufgrund der Enge bald für unglaubliche Temperaturen sorgte. Gut, dass sich viele wirklich an das Rauchgebot hielten… „Up The Punx“ hieß es nach zahlreichen Stücken irgendwann und wie erwartet war es noch dermaßen früh (22.40 Uhr oder so!), dass wir noch völlig entspannt mit dem Zug zurück nach Kiel fahren konnten. Verhältnisse auf der Rückfahrt? Einfach zum Anfang scrollen und den Scheiß noch mal lesen!

Kommentare   

0 #1 Philipp Wolter 2007-02-17 22:31
Ach ja, RIOT BRIGADE ham noch 'Nein, Nein, Nein' von den BUTTOCKS gezockt - schön!
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