WACKEN OPEN AIR XXVII / 03.+ 04.08.2016 – Wacken, Tage 0 & 1

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WACKEN OPEN AIR XXVII / 03.08.2016 – Wacken, Tag 1 (Wednesday)       

Philipp: Das Dremu-Team reist dieses Mal nicht mit unserem geschätzten Dr. Siggi Sick an, was natürlich bedeutet, dass ihr hier nichts über MEGABOSH oder/und SIR HENRY HOT lesen werdet. Seine Vertretung, Anke Black, „ersetzt“ ihn dennoch würdig und klärt mit dem Team die essentiellen Wacken-Fragen über Matschqualität, cashfreies Bezahlen, faule Fische und sensationelle Auftritte. Endgültig zum Patchwork-Artikel wird dieser Bericht durch den zusätzlich eingeschickten Beitrag von Vincent. Let’s gooooooo!


Fahrrad-Guy


Bericht von Anke, Strecker, Stefan, Vincent und Philipp. Fotos von Stefan, Suse und Vincent.



Anke Black: …. „Anke Black, vertritt [Dr. Siggi Sick] dennoch würdig und klärt mit dem Team die essentiellen Wacken-Fragen über Matschqualität, cashfreies Bezahlen, faule Fische und sensationelle Auftritte.“… Ok, der Auftrag ist klar formuliert und somit ich an der Reihe, euch meine Eindrücke aufzudrücken ;-)

Anke Black: In diesem Jahr endlich mal nach Wacken! Anfang dreißig, auf der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens – was eignet sich da besser als harte, ehrliche Mucke!!! – und angezogen durch den Headliner IRON MAIDEN gebe ich mich zum ersten Mal selbst dem Erlebnis hin, welches ich bis dahin nur vom Hörensagen kannte. Da war von „Musste machen“ bis „Kommerzkacke“ alles dabei. Also schau mer mal….

Nachdem wir uns mit einigen Überlebensmittels, wie genügend Bier, Fleisch, kleinen Gürkchen und Apfelschnaps, eingedeckt hatten, ging es bei mittelmäßigen Temperaturen ganz entspannt in Richtung schleswig-holsteinische Pampa. Hier angekommen wurde uns fix ein schönes Stück Rasenfläche überlassen, wo wir in einer kurzen Regenpause schnell unser Zwischenlager aufschlagen konnten.

Philipp: Über die reibungslose Anfahrt lässt sich wenig erzählen – die Organisation funzt, alles läuft perfekt und ruckzuck stehen wir zelthart auffem Acker. Strecker tötet dieses Wochenende zwar keine meiner Bierpaletten (Strecker: ich habe noch gesagt, stell das Bier noch nicht unters Auto!!! Ich muss noch rangieren! Wer nicht hören will, hat eben weniger Bier.), dafür fällt mir beim Ausladen eine einzige Dose runter, zerplatzt auf der Stoßstange und bedeckt mich von Kopf bis Fuß mit Bier. Zum Glück ist ja Sommer und Bierparfum gilt hier auch als en vogue.

Strecker: Mit der üblichen Verspätung und dem Einkauf der, entweder zuvor aufgebrauchten oder vergessenen, letzten Sachen ging es gut gelaunt Richtung Wacken. Die Regenwolken, die unsere Fahrt permanent begleiteten, konnten uns die gute Laune nicht verderben. Als Norddeutscher sind die Ansprüche an das Wetter ohnehin nicht sonderlich hoch und wir sind schon zufrieden, wenn wir ohne im Schlamm stecken zu bleiben, zu unserem Camp kommen und im Trockenen die Zelte aufbauen können. Zu dem Platz für unser Camp sind wir gut gekommen, was zum Großteil daran lag, dass die Einweiser auf dem Zeltplatz nicht ganz so planlos waren wie in den Vorjahren und uns die noch befahrbaren Wege klar angesagt haben.

Vincent: Das Wacken Open Air 2016 stand für mich dieses Jahr fest mit auf dem Zettel und war lange eingeplant auf meiner Festival und Konzertliste. Ich hatte mir eigentlich nach dem Festival 2007 geschworen, nicht mehr zum W.O.A. zu fahren oder mich für dieses Festival zu interessieren. Waren die Erfahrungen der Vergangenheit doch zu negativ. Kommerz, Ausverkauf der Metal Szene, Volksfest, Mallorca-Party, W.O.A.-Touristen, Gaffer, die Presse, Radio- und TV- Stationen, die nun ausführlich und fast stündlich über das W.O.A. berichten? Die Kritik ist sicherlich begründet und liegt für viele Metaller auf der Hand. Auf der anderen Seite stand für mich eine Einladung, die ich nicht ausschlagen konnte. Hatte doch im Vorfeld ein guter Kumpel die ganze Wacken-Tour sehr genau geplant, mir ein Zimmer mitgebucht und das Wacken-Ticket günstig ersteigert. Nun konnte ich nicht mehr Nein sagen, War doch das Billing für dieses Jahr 2016 sehr verlockend. Also habe ich meine sieben Sachen gepackt und los ging es am Mittwoch, dem 04.08.16 um 7.00 Uhr morgens Richtung Wacken.

Philipp: Unser erster Gang durchs Dorf führt uns natürlich auch wieder zum Groove And Wear und Stokshop, wo wir den neuen Angeboten („Hochwertige Holzspielzeuge für Erwachsene“) zu trotzen vermögen, aber viele Superleute treffen. Während die anderen sich heute noch PHIL CAMPBELL ansehen, gebe ich mich daher irgendwo auf Platz Y ganz der Party hin. Wir dringen in irgendwelche Campgrounds ein, wo die Musik so laut ist, dass man sich nur durch Mimik und Gestik verständigen kann, trinken anderen das Bier weg und genießen die chillige Hippieatmosphäre, die über Wacken 2016 zu schweben scheint.


Kutten



Anke Black: Dem Ablegen aller Habseligkeiten sowie vieler gesellschaftlicher Konventionen folgt schließlich der berüchtigte erste Gang durchs Dorf. Hier begegnen uns ausschließlich gutgelaunte Menschen jeden Alters und aus allen Teilen der Erde, die bei bekannten Rock- und Metalsongs ausgelassen quatschen, trinken, rülpsen und torkeln - bis auf die durchgängig schwarze Kleidung tatsächlich etwas hippiemäßig, aber herrlich! Nach einigen Bierchen, Cocktails und Souveniers geht’s ab aufs Gelände, welches auf den ersten Blick einer riesigen, hellerleuchteten Fressmeile gleicht. Wir nähern uns ihr nur in Zeitlupe, da der matschig-klebrige Boden keine schnellen oder gar ruckartigen Schritte erlaubt. Matschqualität also hervorragend!!!!

Strecker: Nachdem die erste Grillung abgeschlossen und alle gesättigt waren, machten wir uns zu unseren Verdauungssparziergang ins Dorf auf. Hier gab es dann einen Verdauungsschnaps (Höllenschiss - so heißt der Mexikaner in Wacken) zu trinken. Weiter ging es zum Groove And Wear und Stockshop Stand, der direkt neben einem Cocktail-Stand war und so konnten wir die Leute mit einigen bunten Getränken von der Arbeit abhalten. Aufgrund der geänderten Verkehrsführung und dem immer drohenden nächsten Regenguss blieb aber viel Laufkundschaft aus und es war an dem Stand nicht so viel zu tun wie noch in den Vorjahren. BLIKSEM hatten wir zugunsten der bereits erwähnten bunten Getränke bereits ausfallen lassen. PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS wollten wir aber sehen und so machten wir uns auf den Weg zum Bullhead City Circus Zelt. Der Weg dorthin war zwar nicht ganz so matschig wie noch im Vorjahr, aber trotzdem galt wieder very Matsch Metal. Im Zelt angekommen fiel positiv auf, dass der komplette Boden mit Plastikplatten ausgelegt war und man so zumindest im Zelt halbwegs bequem stehen konnte. Des Weiteren wurde der Wrestling-Ring aus dem Zelt verbannt und das führte zu etwas mehr Platz und einer besseren Sicht auf die Bühnen im Zelt.

Vincent: Ein Kumpel holte uns mit seinem KFZ ab und fuhr uns zum Festival nach Wacken. Dort kamen wir dann ohne Stau oder Zwischenfälle sicher und in bester Laune an. Wir checken in unserem Zimmer ein und das verlängerte Metal-Wochenende konnte jetzt starten. Das Wetter war am Mittwoch recht durchwachsen, mal Regen dann wieder Sonnenschein (W.O.A. / Rain or Shain). Das W.OA. begrüßte uns offen und freundlich. Das erste Kaltgetränk wurde genossen und los ging es zur Bändchenausgabe. Wir hatten uns im Vorfeld schlau gemacht und einen Termin im Dorf mit Ron Paustian vereinbart. Der gute Mann ist “Inclusions Man Of The Year” und arbeitet für die Internetseite “New Metal Media, Inclusion Muss Laut Sein” und engagiert sich seit sehr vielen Jahren in der Metal Szene für Menschen mit Beeinträchtigungen. Nun endlich hatte ein persönliches Treffen mit Ron Paustian geklappt und er erschien pünktlich. Nach kurzem Small-Talk und gegenseitigen Sympathiebekundungen ging die Reise los. Ron beschrieb kurz sein Aufgabenfeld und zack hatten wir beide (ein Kumpel und ich) unsere Einlassbändchen für vier Tage Festival.


PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS

Anke Black: Gestärkt geht’s mit Dreckschuhen in den VIP-Bereich, wo man in diesem Jahr zu Testzwecken ausschließlich bargeldlos zahlen kann. Was soll ich sagen: es funktioniert! Das zuvor auf die Karte übertragene Bargeld wird in Windeseile wieder abgebucht. Es lohnt sich in jedem Fall, gleich eine größere Menge draufzuladen, denn Dispo gibt’s nicht. Arm, aber noch gestärkter geht´s weiter in Richtung W:E:T Stage zu PHIL CAMPBELL´S ALL STAR BAND. Als Motörhead-Fan möchte ich einfach nochmal ein bisschen Spirit aufsaugen, hab aber keinerlei Vorstellungen oder Erwartungen an die Band und ihre Songs. Der Weg ins Zelt ist recht zäh, da sich ein riesiger Pulk an Menschen gefühlt durch ein Nadelöhr quetschen muss. Dort angekommen gibt´s dann etwa mit „Deaf Forever“, „Orgasmatron“, „Born To Raise Hell“, „Killed By Death“ und natürlich „Ace of Spades“ (un)überraschend viele Motörhead-Coversongs. Der Spirit ist somit irgendwie da, aber es fehlte letztlich das Wichtigste: Lemmys unverkennbar verbraucht klingende Röhre! Die Stimmung war dennoch mitreißend – eine Mischung aus Euphorie, Trauer und „JA MANN!“.

Strecker: PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS unterhielten mit Spielfreude und einem Set, das überwiegend aus Motörhead-Coversongs bestand. Bei diesen Songs fehlten natürlich der typische Gesang und das typische Bassspiel von Lemmy. Dennoch machten die Bastard Sons ihre Sache gut und natürlich darf Phil Campbell Motörhead Songs spielen. Trotzdem hatte ich gehofft, dass ein paar eigene Songs oder überraschende Coversongs den Weg in die Setlist finden, da mir gerade das gespielte „Heroes“-Cover gut gefallen hat. Alles in allem aber ein solides Konzert und ein guter Auftakt.

Stefan: Das diesjährige Programm am Mittwochabend ist im Vergleich zum Vorjahr doch eher mau. Das einzig musikalisch halbwegs Interessante ist PHIL CAMPBELL'S ALL STARR BAND, wobei der Begriff eher ein Witz ist, weil der gute Phil die Band fast durchgehend mit seinen Söhnen besetzt hat. Als alter MOTÖRHEAD-Fan guckt man es sich natürlich an, ist aber relativ schnell ernüchtert. Reichlich leblos wird das ganze dargeboten. Es wird natürlich hauptsächlich MOTÖRHEAD gecovert aber auch DAVID BOWIE, ZZ TOP und BLACK SABBATH. Speziell der Gesang schockt aber nicht wirklich und Phil versucht kaugummikauend ultracool rüberzukommen. Naja, man hat es mal gesehen, aber mit so einer Leistung wird man von Phil nach dem Ende von MOTÖRHEAD nicht mehr viel hören.

Danach gönnen wir uns den Spaß und fahren nicht mit dem Shuttlebus zurück zum Camp, sondern gehen zu Fuß. Speziell unsere neue Kollegin Anke Black hat sichtlich Spaß daran, wie Strecker und ich uns elegant durch den Matsch bewegen.

Strecker: Auf Mambo Kurt hatte keiner Bock und so machten wir uns auf den Weg zurück ins Camp. Der Weg über die Campingplätze war bereits derart aufgeweicht und schlammig, dass die Wanderung ganz schön beschwerlich und lang wurde. Ohne größere Verletzungen haben wir unser Camp schließlich erreicht und nach einem Absacker sollte es in den Schlafsack gehen. Vorher galt es noch das übliche Problem zu lösen – wie komme ich aus den verschlammten Schuhen? Feuchttücher bereitstellen und einfach in die Kuhscheiße ähhh Wacken-Matsch langen hat sich im letzten Jahr bewährt und warum ändern, was funktioniert. Nachdem ich die Schuhe losgeworden bin, ging es in den Schlafsack und ins Reich der Träume.

Vincent: Voller Vorfreude wurde nun das Festivalgelände besichtigt. Es bot sich uns ein Blick zwischen vielen Getränke-/ Essensbuden, Merchständen, sehr viel Matsch und ein Meer aus schwarz gekleideten Metallern, wohin wir auch guckten. Wir gingen über das Gelände Richtung Bullhead /Zeltbühne, vorbei an einem umgebauten Army Transporter mit der knallroten Aufschrift Teufel. Auf diesem Biest standen zwei DJs, die den gesamten Tag Metal-Scheiben in einer Hammerlautstärke spielten. (Was ich übrigens hart nervig fand. Anm. Philipp) Im Zelt angekommen, standen zwei große Bühnen vor uns, links die WET-STAGE und auf der rechten Zelt Seite die HEADBANGERS -STAGE. An den beiden Seiten des Zeltes befanden sich Getränketresen, nur vom allerfeinsten Becks Bier. Hier fühlten wir uns wohl und der Untergrund war mit Platten befestigt. Wir sahen nun viele Underground Bands, die es in das Finale des International Wacken Metal Battles geschafft hatten. Hier waren ein paar Perlen dabei, von denen die Welt bis heute noch nie etwas gehört hatte. Leider habe ich viele der Namen vergessen, es waren einfach zu viele Bands, die es wert wären, hier erwähnt zu werden. Spät traten wir die Rücktour zu unserer Unterkunft an, vorbei an der W.O.A. Party Meile, mit vielen Biergärten usw. Unsere Kleidung und Schuhe waren durch den Regen komplett durchnässt, was unserer Stimmung aber keinen Abbruch tat.


WACKEN OPEN AIR XXVII / 04.08.2016 – Wacken, Tag 2 (Thursday)

Anke Black: Nach dem Eingewöhnen gestern sind für heute mal eine Reihe namhafter Bands auf der Runningorder markiert…

Philipp: Fun-Fact für den Donnerstagmorgen (naja, eher –mittag): Die neuen Duschcontainer des Backstagebereichs überzeugen durch einen Vorraum mit Ablagebank (endlich Platz!) und heißem (!) Wasser. Derart erfrischt geht es aufs Gelände, wo einen hier mit SAXON, FOREIGNER, WHITESNAKE, IRON MAIDEN und BLUE ÖYSTER CULT ein Billing erwartet, dass es in dieser Zusammenstellung bereits vor 30 Jahren hätte geben können. Aber: Why play around? Für Staunen sorgt der riesige Jägermeisterstand, der aus einem verfickten ZWANZIGMETERHIRSCH mit mehreren Ebenen besteht (oben drinne spielen sogar Bands). Die Eingangsbereiche sind übrigens nochmal entzerrt worden, alles flutscht.

Strecker: Der Donnerstag begann entspannt, da Saxon, die erste Band die wir sehen wollten, erst am Nachmittag spielten. Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit mit den üblichen Festivalpausenaktivitäten. Also Grillen und Bier trinken. Für den Weg zum Gelände wählten wir diesmal den Shuttle-Bus und da es gut geklappt hat, blieb der Shuttle-Bus auch für die nächsten Tage unser bevorzugtes Transportmittel vom Camp zum Gelände bzw. vom Gelände zum Camp.


Zelt



SAXON

Philipp: Vor einer Woche haben wir OLIVER/DAWSON SAXON auf dem HEADBANGERS OPEN AIR genießen dürfen, heute kommt der direkte Vergleich mit der Stammband. Und es ist witzig: Ich hatte mal eine Phase, in welcher ich das Gefühl hatte, SAXON jetzt häufig genug gesehen zu haben. Das hat sich mittlerweile geändert. Möglicherweise ist es dem Tod Lemmys geschuldet, aber irgendwie fühlen sich SAXON-Konzerte plötzlich wertvoller an. Also genießen, solange die Legende noch lebt! Zumal SAXON voll im Saft stehen. Nach dem geil knatternden Opener „Battering Ram“ pfeift Biff uns ein Old-School-Set um die Ohren: „Motorcycle Man“, „Power And The Glory“, „Solid Ball Of Rock“, „20.000 Feet“, „Wheels Of Steel“, “Denim And Leather” und “Princess Of The Night” lauten nur einige der Stationen, an denen der Rock’n’Roll-Zug halt. Mittendrin wird ein Fliegedingsie mit Kamera gestartet, an dessen Weg in den Orbit wir per Leinwand teilnehmen dürfen. Biff lässt uns zwischen „And The Band Played On“ oder „747 (Strangers In The Night)“ entscheiden und der Mob trifft die richtige, nämlich letztere Wahl. Großer Spaß.

Anke Black: Los geht’s mit SAXON, die ich zuletzt im Dezember 2015 als Vorband von Motörhead in Hamburg gesehen hatte. Da wie auch jetzt bin ich begeistert von der Energie, die die Band und vor allem Sänger Peter „Biff“ Byford versprühen! Schon der Opener „Battering Ram“ machte richtig Laune und blieb für mich DER Ohrwurm des Festivals. Gut, das liegt vielleicht auch an der Dauerbeschallung, denn der Titel tönt als Werbesong für das neue Album halbstündlich aus allen Lautsprechern. Aber es ist wohl ein gutes Zeichen, dass er mir seither nicht zum Halse raushängt, sondern noch immer für Moshen und Mitjodeln sorgt. „Was´ ein geiler Opa“ (Philipp hat den Wortlaut abgesegnet ;-)) denke ich dann, als auch Songs wie „Power And The Glory“, „20,000 Ft“, „747 (Strangers In The Night)“, „Crusader“, „Wheels Of Steel“ und „Princess Of The Night“ herrlich leiernd zu uns hinuntergeschmettert werden. Woohhoo… Ich freue mich schon auf´s Metal Hammers Paradise im November!

Strecker: Ein bisschen gewundert hatte ich mich schon, dass SAXON quasi als Opener nach Skyline auf der Hauptbühnen fungierten. Die Band selbst wohl auch, denn von Sänger Biff gab es einige Ansagen in diese Richtung. Unter anderem entschuldigte sich Biff dafür, dass seine Stimme am Morgen noch nicht so gut ist. Trotzdem waren mit SAXON natürlich alte Hasen am Werk, die auch zu der „frühen“ Stunde zu begeistern wussten und Songs wie „The Eagle Has Landed“ und das Lemmy gewidmete „Heavy Metal Thunder“ wurden lautstark mitgebrüllt. Selbst ein kurzzeitiger Ausfall der PA tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Von dem Ausfall hat die Band nichts mitbekommen und so konnten wir kurzzeitig SAXON-Pantomime erleben. Nicht schön, aber selten. Trotz der frühen Spielzeit und der technischen Panne ging das Konzert viel zu schnell zu Ende und hat Lust auf mehr gemacht.

Stefan: Ähnlich wie Philipp hatte ich auch in den letzten Jahren das Gefühl, SAXON etwas zu oft gesehen zu haben. Aber seit dem letztjährigen Supportgig von MOTÖRHEAD bin ich wieder auf den Geschmack gekommen. Zwar nerven mich weiterhin die zu oft eingesetzten Mitsingspielchen, aber ansonsten ist die Band in Würde gealtert und liefert ein erstklassiges Set ab. Speziell „Solid ball of rock“ höre ich immer wieder gerne. Ein oder zwei Songs mehr statt der Mitsingparts hätten es zu einem richtig guten Gig gemacht. Auch schön zu sehen, dass Nigel Glockler nach überstandener Krankheit wieder zur Band zurückgekehrt ist.


HENRY ROLLINS


Dingsie



Vincent:
Das Erwachen am Morgen war hart, hatten wir doch am Vorabend viele alte und neue Bekannte getroffen und mit ihnen gefeiert. Doch nach einem ausgiebigem Frühstück und guter Laune ging es in die nächste Runde. War doch die Freude über den heutigen Headliner IRON MAIDEN groß. Uns führte unser Weg direkt wieder zur Zeltbühne, wo uns schon HENRY ROLLINS mit einer langen Rede zur Lage der Welt erwartete. Nach 10 Minuten schaltete ich ab, wenig Musik, nur Gerede - nicht mein Fall. Im Anschluss spielte auf der Bühne der WET-STAGE eine Band mit viel elektronischem Bass und Kreischgesang, aus Israel meine ich.



FOREIGNER

Philipp: Okay, ich hätte es nicht erwartet, aber der FOREIGNER-Auftritt ist eine dicke Überraschung! Ich hatte die Band als biedere Beschallung für Bierzeltfummler eingestuft, und irgendwie stimmt das ja auch. Aber jetzt und hier strahlt die Sonne, perlt das Bier und FOREIGNER erfreuen mit plüschigen Perlen mein Herz. Es ist erstaunlich: Ich besitze keinen Tonträger der Band, kenne aber nahezu jeden Song. „Cold As Ice“, „Feels Like The Very First Time“, „Dirty White Boy“, “Urgent”, “Juke Box Hero” – das ist ja schon unverschämt, so viele Hits am Start zu haben. Und zwar richtige Hits im Sinne von Stücken-die-verdammt-noch-mal-JEDE*R-kennt. Durchaus knackig dargeboten und vor allem geil gesungen – da schmettert das fett besetzte Infield dann schließlich sogar den Schmachtfetzen schlechthin mit (ich brauche den Titel nicht zu nennen). Mit „Hot Blooded“ geht einer der Gewinner des Festivals von der Bühne, den die Wacken-Veranstalter ohne Scheiß gerne wieder buchen dürfen.

Strecker: Nach einer kurzen Umbaupause ging es mit FOREIGNER weiter. Vor ein paar Jahren habe ich FOREIGNER mal auf der Kieler Woche gesehen und fand das Konzert ganz ok. Von daher waren meine Erwartungen im Vorfeld nicht sonderlich hoch und ich muss zugeben, dass ich FOREIGNER nur geguckt habe, weil gerade nichts anderes interessantes lief. Was die Band dann abgeliefert hat, hat mich völlig überrascht. Es ist schon faszinierend, dass eine Band in der Lage ist die Spielzeit von über einer Stunde nur mit Hits zu füllen und diese noch mit einer Spielfreude und handwerklichen Klasse zu spielen, dass es fast schon unheimlich ist. Wenn dann noch „I Want To Know What Love Is“ von Menschen mit Cradle Of Filth-Kutte lauthals mitgeschmettert wird, hat die Band alles richtig gemacht. Für mich die positive Überraschung des Festivals und ich muss mir wohl doch mal einen FOREIGNER-Tonträger zulegen.

Anke Black: Weiter geht´s mit FOREIGNER, die ich natürlich durch Songs wie „Cold as Ice“, „Urgent“ und „I Want To Know What Love Is“ kenne, aber im Vorfeld nicht besonders herbeigesehnt hatte, da ja doch eher soft. Gut, die Stimme von Kelly Hansen ist prägnant, die Auswahl abgerundet dargeboten und Liebhaber der Band sind garantiert auf ihre Kosten gekommen. Dennoch hab ich heute mehr Bock auf zackige, kraftvollere Nummern, so dass vor allem beim letzten der oben erwähnten Titel ein unangenehmes Gefühl von „Nur die Liebe zählt“ oder „RTL Chartshow – die beliebtesten Lovesongs ever“ bei mir entsteht. Zumal bestimmt 80% der Leute verträumt die Augen schließen und nicht vermeiden können, mitzuschunkeln. Aber ok, Wacken hält ein vielseitiges Angebot für verschiedenste Liebhaber ehrlicher Mucke bereit und dafür sind wir ja schließlich alle da! In diesem Sinne: Rock on soft bzw. plüschig ;-)….

Stefan: Über FOREIGNER in Wacken wurde ja teilweise müde gelächelt, allerdings entwickelt sich der Auftritt zu einem meiner persönlichen Highlights des diesjährigen Wacken. Mit Kelly Hansen ist seit einigen Jahren ein erstklassiger Ersatz für Lou Gramm an Bord. Das einzig verbliebende Originalmitglied Mick Jones ist sich offensichtlich auch bewusst, was die Leute von FOREIGNER hören wollen. Ich glaub, kein Song wurde nach 1984 veröffentlicht und alles wird bei bestem Wetter und Sound durchaus rockig und knackig performt. Ich kenne wirklich jedes Lied und bin erstaunlich textsicher, obwohl ich die Alben längere Zeit nicht mehr gehört habe. Großartiger Auftritt! Unvergessen wird auch der Anblick eines Metalheads mit MARDUK-Kutte bleiben, der bei 'I want to know what love is' wirklich JEDE!!! Zeile mitsingt. Und im nächsten Jahr dann bitte JOURNEY in Wacken!


WHITESNAKE

Philipp: Ja, nee. Meine Erwartungen an die weiße Schlange waren schon niedrig angesetzt, werden aber locker unterboten. Ich liebe die frühen WHITESNAKE, kann mir auch noch das „1987“ geben, bin aber leider mit meinen 48 Lenzen bereits born too late, um WHITESNAKE noch in richtig gut erlebt zu haben. Meine erste Coverdale-Live-Begegnung fand nämlich im Rahmen der „Slip Of The Tongue“-Tour statt. Da klang die Band schon ungeil glatt und amerikanisiert statt schön bluesig. Jede weitere Inkarnation der Band war dann ein Stückchen schlechter. Natürlich stehen auch jetzt noch hervorragende Musiker auf der Bühne. Die schreddern die Songs aber gefühllos herunter, sodass selbst bei Großtaten wie „Fool For Your Loving“, „Slide It In“ oder „Slow ‘An Easy“ keine Glückshormone produziert werden. Die einzig positive Erscheinung auf der Bühne ist Tommy Aldridge, dessen Powerdrumming einfach fetzt. Der Mainman dagegen klingt stimmlich gestresst und stapaziert, was schlicht nicht schön zu hören ist. Zum Glück wagt man sich nicht an DEEP-PURPLE-Songs, was aufgrund des 2015er Albums „The Purple Album“ ja durchaus hätte passieren können.

Strecker: Auf die anschließenden WHITESNAKE hatte ich mich Vorwege gefreut. Ich habe die Band früher gern gehört und dachte mir, dass so ein paar Klassiker live bestimmt Spaß machen. Leider habe ich mich verdacht. Zwar wurden Klassiker wie „Cryin In The Rain“ gespielt, allerdings dauerte es bei fast allen Songs ziemlich lange, bis ich die überhaupt erkannt habe. Die bekannten Versionen wurden von den Musikern stellenweise sehr frei interpretiert und auch der Gesang von David Coverdale hat schon mal besser geklungen und der Gute hat auch mal mehr richtige Töne getroffen. Damit die bis dahin gute Stimmung dann richtig absackt, durften die beiden Gitarristen Joel Hoekstra und Reb Beach und Trommler Tommy Aldridge noch je ein Solo zum Besten geben. Das war nix.

Anke Black: Gleich darauf folgen WHITESNAKE, und joa: hier und da war ich ganz angetan von der Mischung aus Hüftschwung, Blick und der reifen Stimme von Sänger David Coverdale. Optisch und im Habitus einem Magier ähnelnd, schafft er es mit Songs wie „Judgement Day“, „Slow an' Easy“ und der Hilfe seines Zauberstabs (Mikrophons!) die Köpfe und Hüften der Leute zum Wackeln zu bringen. Eher überflüssig erscheinen jedoch die zwischenzeitlich eingebauten Soli von E- und Bassgitarre, denn im Gegensatz zum Solo von Drummer Tommy Aldridge wirken sie etwas wie Füllmasse bzw. Übungsstunden. Naja, wer weiß, wozu die vielen Pausen genutzt werden mussten. Eventuell ist meine Erinnerung durch den unmittelbaren Vergleich mit FOREIGNER etwas getrübt, doch hat mir der Auftritt insgesamt gesehen Spaß gemacht. Vielleicht war es aber auch die Vorfreude auf MAIDEN! Noch während WHITESNAKE spielen, schiebt sich nämlich schon eine riesige Masse an Leuten nach nebenan in Richtung True Metal Stage. Wir folgen ihnen auffällig unauffällig und zwar schön weit nach vorn…

Stefan: Tja...WHITESNAKE zeigen danach, wie man es nicht machen sollte. Reichlich uninspiriert und seelenlos kommt das Ganze rüber. Mit Ausnahme von Tommy Aldridge an den Drums kann die restliche Besetzung trotz technischen Könnens nicht ansatzweise den Spirit der ersten Scheiben rüberbringen. Und die Stimme von David Coverdale ist auch nicht mehr wirklich gut. Reichlich gepresst und angestrengt klingt er, dafür ist er schön braungebrannt. Das hilft aber überhaupt nicht! Trotz guter Setlist (u.a. „Slide it in“, „Love ain't no stranger“, „Slow an'easy“) kommt nur schwer Stimmung auf und das bisschen Stimmung wird immer wieder durch Bass-, Gitarren- oder Schlagzeugsolos unterbrochen. Sehr schade. Mag die Band eigentlich wirklich gerne, aber das heute war nichts!


IRON MAIDEN


IRON MAIDEN



Philipp: Der letzte Gig der „Book Of Souls“-Tour issen Burner! Die Band hat richtig Bock, es wird viel gelacht, gepost und herumgealbert, was sich auf den großen Leinwänden herrlich im Detail beobachten lässt. Wobei ich so weit vorne stehe, dass ich auch ohne Leinwände einen erbaulichen Blick auf die Bühne habe. Leider sind allerdings an meiner Position die hohen Töne in Dickinsons Gesang zum Teil kaum zu hören. Wie sich bei einem späteren Check des Arte-Streams bestätigt, singt der Mann aber wie gewohnt grandios. Lediglich beim „Trooper“ klingt die Stimme etwas flach und gepresst, was nach 75 Shows voll klar geht. Auch ansonsten ist Bruce in bester Verfassung, der Kerl rennt wie von der Tarantel gestochen durch die Maya-Deko, wirft mit Bananen („climb like a monkey!“) und trifft zu „Blood Brothers“ mit einer Unity/Peace-Ansage voll den Nerv der Community. Einige meckern später über zu viele neue Songs, aber die haben dann wohl in den letzten 30 Jahren nicht aufgepasst, denn IRON MAIDEN spielen auf jeder Albumtour zahlreiche aktuelle Stücke. Ich empfinde das als Stärke, denn die Band ist eben noch relevant und auch noch erfolgreich. Welche vergleichbare Klassikerband kann sich das schon leisten? Das heißt natürlich nicht, dass ich mich nicht auch wieder über eine Thementour wie MAIDEN ENGLAND freuen würde, aber das steht halt jetzt nicht zur Debatte. Man hat heute klar einen Vorteil, wenn man auf „The Book Of Souls“ steht, aber mit „Children Of The Damned“, „Powerslave“ (Höhepunkt!), „Hallowed By Thy Name“, „Fear Of The Dark“, „Iron Maiden“, „The Number Of The Beast“ und “Wasted Years” wird auch die Old-School-Fraktion versorgt. Ich bin begeistert, wenngleich der Berliner Auftritt noch etwas stärker war, nicht zuletzt aufgrund des dort deutlicher euphorischeren Publikums.

Strecker: Nun war es Zeit für IRON MAIDEN, die als einzige Band des Tages auf der zweiten Hauptbühne spielten. Nachdem der Vorhang gefallen war, zeigte sich auch, warum nur eine Band auf der True Stage spielen durfte. Die Bühne war dermaßen vollgepackt mit Gedöns, das an einen Maya-Tempel erinnerte, dass der Aufbau bestimmt einige Zeit in Anspruch genommen hat. Da das Konzert live übertragen wurde, sollte alles perfekt sein. Dies trifft leider nur auf die Kulisse und die Band zu. Der Sound hat während des gesamten Konzerts Luft nach oben und auch die Gesangsaussetzer in den hohen Lagen hat das Dremu-Team nach eingehender Diskussion auf die Technik geschoben. Bei vielen anderen Bands würde eine Live-Übertragung noch für zusätzliche Anspannung vor und während des Konzertes sorgen. Nicht so bei IRON MAIDEN. Alle Musiker wirken sehr entspannt und haben sichtlich Spaß daran auch das 72igste Konzert der „Book of Souls“-Tour zu spielen. Da es das letzte Konzert der Tour ist könnte es natürlich auch sein, dass den Musikern einfach nur die Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub anzumerken ist. IRON MAIDEN haben natürlich viele Klassiker in ihrem Repertoire und können es von daher mit ihrer Setlist nie mehr schaffen, alle und jeden Konzertbesucher restlos zufrieden zu stellen, weil natürlich jeder Besucher und jede Besucherin andere favorisierte Songs hat. So scheiden sich auch heute die Geister an der Setlist, die relativ viele Songs der „Book Of Souls“-Platte enthält. Ich finde es ok, hätte mir allerdings auch den ein oder anderen älteren Song mehr gewünscht. Vielleicht gibt es diese auf der für 2017 angekündigten Hallentour zu hören. Dennoch haben IRON MAIDEN wieder mal bestätigt, dass sie völlig zurecht zu einer der besten Live Bands gezählt werden und viele jüngere und ältere (Whitesnake) können in puncto Spielfreude und Unterhaltungswert viel von IRON MAIDEN lernen.

Anke Black: Und da sind sie nun! Inmitten des wirkungsvoll errichteten Maya-Bühnenbildes und angestrahlt von allem, was die Scheinwerfer hergeben, eröffnet der Headliner des Festivals mit einem animierten Flugzeugabsturz der Ed Force One und dem Song „If Eternity Should Fail“ den Abend. Schnell steht fest: die Band hat richtig Bock, obwohl oder weil es der letzte Auftritt ihrer „The Book Of Souls World Tour“ ist, die sie in 36 Länder auf sechs Kontinente führte. Bruce springt trotz dieses Programms, seiner 58 Lenzen (unglaublich!) und überstandener Krankheit wild über die Bühne und schmettert mit „Speed Of Light“, „Tears Of A Clown“, „The Red And The Black“, „Death Or Glory“ und „The Book Of Souls“ noch einige Songs des letzten Albums in die euphorisierte Menge. Doch auch Fans älterer Stücke kommen (etwas) auf ihre Kosten und feiern textsicher zu „Children Of The Damned“, „The Trooper“, „Powerslave“ , „Hallowed By Thy Name“, „Fear Of The Dark“, „Iron Maiden“, „The Number Of The Beast“ oder auch „Wasted Years“. Dazwischen gibt es immer wieder auch schauspielerische Einlagen von Dickinson, in denen er etwa Eddie nach hartem Kampf das Herz rausreißt und den Fans überlässt (schade, es hätte wohl ein echt originelles Deko-Element abgegeben) – also Show pur! Aber es passt und macht Spaß!!! Ernster wird es einmal vor dem Song „Blood Brothers“, den die Band nutzt, um vor der ganzen Welt - denn das Konzert wird weltweit übertragen - an die Mitmenschlichkeit, ja, die Brüderlichkeit aller zu appellieren. Auch das passt und lässt uns trotz schon bestehender Enge noch enger zusammenrücken! Die Zutaten für einen unvergesslichen Abend sind damit komplett, wenn auch Bruce´ Stimme vor allem in den Höhen nicht immer vollends zu hören ist. Möglich, dass dies unserem Standort vorn geschuldet ist, vielleicht liegt es aber auch an der Fülle der Auftritte in den vergangenen Monaten. Noch im Mai dieses Jahres war davon in Berlin jedenfalls nix zu merken. Aber egal! Der Ort, die Show, die Fans und die Stimmung sorgen für einen richtig geilen Abend und eine Karte fürs nächste Konzert ist in jedem Fall anvisiert! Wer weiß, wie lange man sie noch erleben (!) kann …

Stefan: Nach dem grandiosen Auftritt neulich in der Waldbühne in Berlin bin ich gespannt, ob IRON MAIDEN das Niveau halten können. Sie können es nicht ganz, bieten aber immer noch einen richtig guten Gig. Setlist und alles ist unverändert gegenüber Berlin. Die Spielfreude der nicht mehr ganz jungen Band ist immer wieder beeindruckend! Vielleicht liegt es daran, dass dieses das letzte Konzert der „The Book of Souls“-Tour ist und die Band nochmal letzte Reserven mobilisiert. Janick Gers Rumgehampel ist immer noch etwas übertrieben, aber nicht mehr so nervig wie vor ein paar Jahren. Wie üblich gibt es bei MAIDEN relativ viele Songs vom aktuellen Album. Im Gegensatz zu den vorherigen Alben funktionieren die Songs von „The Book of Souls“ live aber richtig gut. Offensichtlich ist der Sound je nach Position auf dem Infield etwas unterschiedlich. Bei uns kommen die Höhen von Dickinsons Gesang nicht richtig gut durch. Laut Gesprächen an den Folgetagen ist das aber nicht überall so. Merkwürdig, aber egal. Für die Old School Fans gibt es natürlich auch genug Futter wie z.B. „Children of the Damned“, „Powerslave“ oder das abschließende „Wasted years“.

Zum Ende werden noch Gigs fürs kommende Jahr angekündigt. Ich werde auf jeden Fall dabei sein!

Vincent: Es wurde nun Abend und das Gelände vor den beiden großen Hauptbühnen füllte sich mit vielen Menschen, IRON MAIDEN standen auf dem Programm und begannen auch pünktlich gegen 21.30 Uhr zu spielen. Wir hatten uns einen guten Platz auf einem Podest erkämpft und einen Top Blick Richtung Bühne. Zur Einleitung wurde ein kurzer Trailer über die aktuelle Scheibe über die Leinwände gespielt. Bruce Dickinson, Sänger von MAIDEN, stand auf den Brettern und legt los. Es wurden viele Songs von der neuen Scheibe „The Book Of Souls“ gespielt. Die Bühne war im alten Maya Stiel aufgebaut und sah mit dem Licht und der Technik phantastisch aus. So hielt Sänger Dickinson eine Rede über die Bandgeschichte und die MAIDEN Fans - generationsübergreifend. Der Mann war in guter Verfassung und kündigte im nächsten Jahr das Ende der Band IRON MAIDEN an (Äh, wat? Da hast du offenbar etwas falsch verstanden… Anm. Red./Philipp), bedankte sich mehrfach bei seinen Fans und Wegbegleitern für ihre Treue. Zum Ende der Show wurde alte Klassiker wie z.B. „THE NUMBER OF THE BEAST“, „THE TROOPER“ oder „POWERSLAVE“ gespielt. Auch lief wie bei vielen MAIDEN Shows EDDIE, das Bandmaskottchen, über die Bühne und sorgte für ordentlich Stimmung bei den Zuhörern. Es hatte nun wieder angefangen zu regnen, was gut zur MAIDEN-Show passte. Wir wurde wieder nass bis auf die Knochen und schleppten uns Richtung Unterkunft, leider hatten Tausende andere die gleiche Idee, was die Rücktour verzögerte. Hier geht noch einmal ein Riesendank an Ron Paustian, der auch hier den längeren Hebel vor dem Veranstalter hatte und uns helfen konnte.


TRIBUTE TO LEMMY

Strecker: Auf den Weg zum Bullhead Zelt haben wir noch kurz angehalten und uns das Tribute an Lemmy – Born To Loose, Live To Win angeguckt. Anfangs wurden kurze Ausschnitte aus Videoclips, Live-Mitschnitten und Interviews gezeigt bevor Phill Campbell und Mikkey Dee unter dem Bomber einige Anekdoten zum Gedenken an Lemmy erzählen. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass den beiden vorher keiner gesagt hat, dass sie ein paar Worte sagen sollen. Es wirkt alles sehr improvisiert. Trotzdem eine nette Geste, um Lemmy noch einmal zu ehren.

Anke Black: Noch völlig im Maiden-Flow machen wir uns auf den Weg ins Zelt zur W:E:T Stage, um hier BLUE ÖYSTER CULT zu sehen. Da schallt von der Black Stage eine andere bekannte große Stimme in die Menge: „Born To Lose, Lived To Win - A Farewell To Lemmy Kilmister“ läuft hier auf einer riesen Leinwand und ich kann nicht umhin, stehen zu bleiben. Der Film ist eine Mischung aus Huldigungen, Ausschnitten von Auftritten und Interviews von und mit Lemmy. Am Ende kommen schließlich Mikkey und Phil auf die Bühne und es wird noch einmal deutlich, wer hier fehlt. Das alles ist eine recht würdige Zusammenstellung, hat aber doch den Charakter vom endgültigen Abschied.


MICHAEL MONROE

Philipp: Ich gehe etwas früher zum Zelt los, da ich aufgrund der Massen befürchte, sonst zu spät zu BLUE ÖYSTER CULT zu kommen. Doch meine Sorge ist unbegründet, ich komme überraschend gut und schnell voran. Im Zelt angekommen, denke ich zunächst peinlicherweise, dass da gerade BARB WIRE DOLLS zocken, weil Mr. Monroe von recht schlanker, ja androgyner Statur ist. Aber schnell erkenne ich meinen Irrtum und holy shit! – der Typ und seine Band rocken ja wie die Hölle. Es gibt Stücke von DEMOLITION 23, HANOI ROCKS und Solodinger, die alle in punkiger Rotzrockmanier geballert werden. Der alte Finne gibt alles, wirft sich hin, kriecht, springt, klettert, schreit, flüstert und flirtet. Ansage, ey!


BLUE ÖYSTER CULT

Philipp: Mit „Dominance And Submission“ wählen die alten Recken einen grandiosen Opener. Leider ist der Gesang zunächst noch zu weit hinten im Mix und überhaupt könnte das alles etwas lauter. Mit der Zeit wird es aber etwas besser und es entspinnt sich die BÖC-typische Magie, welche noch heute zahllose Bands beeinflusst. Das unlängst von DEAD LORD gecoverte „Burnin‘ For You“ ist so ein Stück mit unsterblicher Melodie und ‘nem Riff für die Ewigkeit. Ich sehe die Erfinder des Heavy-Metal-Ümlauts tatsächlich erst zum zweiten Mal und befinde mich bald im Vollflashmodus. Der „Godzilla“ trampelt alles nieder und bei „(Don’t Fear) The Reaper“ geht ein richtiger Ruck durchs Zelt. Insgesamt ist der Slot mit 50 Minuten nur viel zu kurz angesetzt – ich hätte mich gerne von einem Zwei-Stunden-Set ins Nirwana schießen lassen.

Strecker: Als letzten Punkt auf dem Tagesplan hatten wir BLUE ÖYSTER CULT stehen. Langsam wird es aber Zeit für den Feierabend. Mir tut mittlerweile alles weh und ich freue mich auf mein Bett. Dem Rest der Gruppe geht es ähnlich und wir überlegen ernsthaft BLUE ÖYSTER CULT ausfallen zu lassen. Nach einem kurzen Motivationsgespräch „Wollen wir noch Bier trinken?“ „Ja!“ schaffen wir es doch ins Zelt und obwohl es bereits spät ist und Iron Maiden gerade auf der Hauptbühne gespielt haben ist das Bullhead Zelt sehr gut gefüllt als BLUE ÖYSTER CULT anfangen. Die Stimmung im Publikum ist etwas verhalten, obwohl Songs wie „Dominance And Submission“ oder „Godzilla“ einiges können und es Spaß macht die Songs Live zu hören. Nicht nur bei mir scheint die Luft für heute raus zu sein so warte nicht nur ich auf „(Don´t Fear) The Reaper“, der dann als letzter Song des Konzerts ordentlich gefeiert wird.

Stefan: Nach einem wie üblich etwas beschwerlichen Weg durch den Matsch zum Zelt kommen wir noch früh genug an, um noch in Ruhe ein Bier zu ordern. BLUE ÖYSTER CULT sind eine dieser Bands, mit der ich mich eigentlich schon seit Jahren intensiver befassen möchte, es aber irgendwie nicht schaffe. Hab mir mal zwei oder drei Referenzwerke zugelegt („Agents of fortune“!), das war es aber auch. Der Sound ist anfangs nicht optimal und vielleicht auch etwas leise, wird aber merklich besser. Die Stmmung im Zelt steigert immer mehr, was bei Hits wie „Burnin' for you“, „Godzilla“ und natürlich „Don't fear the reaper“ aber auch kein Wunder ist. Mit ner knappen Dreiviertelstunde ein viel zu kurzer Auftritt, der aber definitiv Bock auf mehr macht.

Heute hat sich mal wieder gezeigt, dass viele der alten Helden es immer noch drauf haben und man nur hoffen kann, dass sie uns noch einige Zeit erhalten bleiben!

Anke Black: BLUE ÖYSTER CULT kenne ich bisher zwar nur in Ansätzen, erweisen sich jedoch als guter, wenn auch recht kurzer Cooldown für den zweiten Tag. Vor allem „Burnin‘ For You“ und „(Don’t Fear) The Reaper“ tun aufgrund ihrer Softness gut, aber auch Songs wie „Hot Rails To Hell“, „Lips in the Hills“ und „Godzilla“ versetzen die Anwesenden bei Bier, Gesprächen und etwas Gezappel in angenehme Feierlaune.

Vollgepackt mit viel guter Mucke, nicht wirklich faulen Fischen, aber reichlich Matsch waten wir durch eine Schlicklandschaft, auf der viele Zelte wabern, zurück zum Zwischenlager. Schließlich brauchen wir Kraft für den nächsten Tag. Es steht einiges an…

Philipp: Herrlicher erster Festivaltag mit Old-School-Power ohne Ende also! TBC…

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