REZET, MUTANT REAVERS, SOLID CHAINS / 28.05.2016 – Schleswig, Gebäude 35 auffer Freiheit

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Zum letzten Konzert auf der Freiheit muss mensch natürlich hingehen. Viele Schleswiger_innen tun dies heute nicht ohne eine gewisse Melancholie, war das Gelände doch in den letzten Jahren wohl zum wichtigsten Zentrum (sub)kultureller Aktivitäten avanciert. Einige diskutieren die Frage, ob es einen intensiveren oder auch aggressiveren Kampf für den Komplex hätte geben sollen. Andere verweisen auf die kommenden Meltdown-Veranstaltungen, welche in Schuby stattfinden werden. Obwohl die Freiheit nicht so einfach zu ersetzen ist, geht es also gewissermaßen weiter. Die Stimmung ist somit durchaus gemischt, über die bereits erwähnte Melancholie legt sich Zuversicht und natürlich freut sich jede_r darüber, dass REZET ein neues Album releasen! Zudem zocken mit SOLID CHAINS und MUTANT REAVERS auch nicht gerade Trauerklöße, also: Let's move it!


SOLID CHAINS haben mir bereits auf dem MELTDOWN-Festival gefallen. Sie widmen sich dem klassischen Old School Metal. Gute Entscheidung! Der Gig heute ist offenbar einer der ersten in aktualisierter Besetzung, nämlich mit einem neuen Sänger. Mir gefiel der Vorgänger eigentlich sehr, den ich rein stimmlich etwas höher angesiedelt in Erinnerung habe. Der neue Mann hat mit den hohen Tönen noch ordentlich zu kämpfen – einige schief geschmetterte Passagen kann man hier nicht unterschlagen. Dafür macht er aber ordentlich Action, springt imaginäre Kickboxattacken verteilend in die Luft und strahlt Bock aus. Positiv fallen weiterhin das solide Drumming und einige amtliche Soli auf. Der Gitarrist stemmt galant „Highway Star“, ohne sich eine Blöße zu geben. Überhaupt ein gelungenes DEEP-PURPLE-Cover, welches die Vibes des Originals versprüht. Insgesamt ist da also noch Luft nach oben, aber Laune machen SOLID CHAINS definitiv, zumal es seltsamerweise im Norden sonst kaum klassische Metalbands gibt.


Die MUTANT REAVERS haben ihre noch junge Karriere mit enormem Drive gestartet: Bereits zwei EPs rausgehauen, unlängst auf Tour gewesen und der Merchtisch bricht vor lauter quietschbunten Utensilien fast zusammen. Wer sich darauf einlässt, dass die Band gar nicht so sehr nach Horror Punk klingt wie Schriftzug und Artworks suggerieren, sondern mit ‘ner rock’n’rolligen Metalschelle klarkommt, der kann mit den Mutantenplünderern viel Spaß haben. So wie ich, der die Jungs jetzt zum zweiten Mal sieht und sich an Songs wie „Get The Robots Out Of Here“, „Reavers Anthem“ oder „Little Timmy“ erfreut. Die Dinger sind nämlich schön schmissig und werfen durch eingängige Refrains/Gesangslinien Widerhaken in entsprechend willige Gehirne. Als Sympathiebolzen erweist sich einmal mehr Schreigräte Oli Wonka, der kompetent mit seinen Schulterpolstern wedelt, grünen Schnaps in geöffnete Rachen schüttet und intergalaktische Tanzschritte einlegt.


Entsprechend dem Cover ihres dritten Albums haben REZET die Bühne mit Glotzen dekoriert, aus denen es weißgrau blinkt, rauscht und strahlt. Die Message ist klar: 24/7 inhaltslose Dauerberieselung im TV. Geiles Konzept, welches ich glatt noch erweitern würde: Wie wäre es mit einer Extra-Glotze, auf der die rar gesäten guten Fernsehmomente gezeigt werden, z.B. der Tatortreiniger oder Arte-Geschichts-Dokus! Da könnte ein_e müde_r Thrasher_in kurz relaxen, um sich dann wieder erholt in den Pit zu stürzen. Während mir diese Idee durch den Kopf geistert, wird mir na klar gleich ihre Sinnlosigkeit bewusst: Dass man gar nix hören könnte, wär ja noch wumpe, aber wer will bittschön lieber fernsehen, wenn REZET zocken? Die wirken heute besonders motiviert und das nun knackvoll gefüllte Gebäude 35 feiert hart. Das neue Album „Reality Is A lie“ ist aber auch ein Killer! Vielleicht ihre beste Scheibe bisher. Die Band hat ihre Stärken in komprimierterem Songwriting gebündelt – während der technische Anspruch weiterhin hoch ist, kommen die Stücke besser auf den Punkt und fallen eingängiger aus. Das kommt live natürlich noch besser rüber, so wie REZET überhaupt eine echte Liveband sind, deren Sound mich jedes Mal förmlich zur Bühne saugt. Neben Thrashern wie „Worm In The Core“, „Reality Is A Lie“, „Madmen“ oder dem VIOLENT-FORCE-Cover „Dead City“ überzeugt das für REZET ungewöhnlich melodische und entspannte „Breaking The Chains“. Natürlich ballern die Schleswiger auch älteren Kram, bin mir setlistmäßig nicht mehr 100%ig sicher, meine aber, dass u.a. „Toxic Avenger“, „Have Gun, Will Travel“ und „Metal Rite“ dabei sind. Totale Kopfschüttelmomente, und zwar sowohl vor als auch auf der Bühne. Es ist eins dieser Konzerte, welches am liebsten gar nie aufhören soll. Ich kann mich jedenfalls total fallen lassen und hätte das auch noch drei Stunden wohl nicht langweilig gefunden…


Irgendwann ist aber doch Schluss und – schluck! – das war’s jetzt mit der Freiheit. Die Meltdown-Crew kündigt indes an: „Wir machen natürlich weiter mit Metal! Und zwar am 3.9. zu unserem Open Air Festival, das erste Mal in Schuby! Es erwartet euch ein breites Metalprogramm mit vielen neuen und einigen alten Bands, internationalen Acts und natürlich günstigen Preisen.“ (Quelle: https://www.facebook.com/meltdownpartys/?fref=ts)

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