D-A-D, THUNDERMOTHER / 07.05.2016 – Kiel, Halle 400

0 Dislike0

Ich spule kurz zum Sonntagabend vor: Da eimere ich nach dem SLIME-Konzert durch Hamburg, als mich auf der Straße ein Typ auf Englisch anspricht. Ich sei doch definitiv the guy to tell where he can find a Rock’n’Roll club. Im folgenden Gespräch frage ich natürlich u.a., woher er komme und es stellt sich heraus, dass der Kollege Norweger und der Fahrer von THUNDERMOTHER sei, die er gerade am Flughafen abgesetzt habe. Ja, awesome, letztes Konzert sei in Kiel gewesen, a real killer. Ich teile ihm na klar mit, dass ich Kieler und auf diesem Konzert gewesen sei. Awesome, best club ever und vor allem habe es das allerbeste Catering der gesamten Tour in der Halle 400 gegeben. „Kiel definitely rocks!“




Bestes Wetter, als wir vor der Halle 400 abhängen, uns noch ein Getränk gönnen, die Gegend mit Pistazienschalen dekorieren und die allernettesten Menschen treffen. Da mag man sich ja kaum in die Halle begeben, so schön ist das hier gerade. Aber von innen dröhnen erste Feedbacks. Also rein in dieses eher selten frequentierte Gebäude namens Halle 400. Zum letzten Mal war ich übrigens vor zwölf Jahren in diesem Klub bei SAXON.


THUNDERMOTHER sind bekanntlich Schwedinnen, die Rock’n’Roll/Hardrock zwischen MOTÖRHEAD und AC/DC zocken und mit „Road Fever“ unlängst ihr ziemlich gutes zweites Album rausgehauen haben. Der Gesang von Clare Cunningham springt dich sofort an, der ist in Sachen Rotzigkeit auf Augenhöhe mit BULLET-Frontklops Hell Hofer. Ein weiteres Merkmal der Band ist die ansprechende Gitarrenarbeit – das Zusammenspiel von Lead- und Rhythmusgitarre haben Filippa Nässil und Giorgia Carteri gekonnt von AC/DC kopiert. Das geht alles voll klar und mit „Thunder Machine“, „It’s Just A Tease“ oder „Roadkill“ gibt’s diverse Treffer im Repertoire. Das Stageacting von Clare Cunningham ist mir persönlich bisweilen etwas zu sehr over the top oder wie Lisa neben mir schimpft „zu viel Britney Spears“. Da wird jede Textzeile von einer dramatischen Geste begleitet. Der „Screaming For Vengeance“-Packbatch der Gitarristin macht das allerdings fast wieder wett. Guter Gig, der noch von einem Gastauftritt aller drei D-A-D-Musiker gekrönt wird, die grinsend mitjammen.


Fuck, ist das voll! Hätte ich nicht gedacht, zumal heute in der Räucherei das MOSH IM MAI stattfindet und in der Pumpe ABWÄRTS spielen. Zumindest das MIM soll auch sehr gut besucht sein, was für Kieler Verhältnisse erfreulich ist. Ich habe die Alben von D-A-D zu ihrem Erscheinen irgendwie ignoriert, aber über die Jahre konnte mensch dieser Band ja nicht entgehen, haben sie doch auf so ziemlich JEDEM Festival der Welt gespielt. Und irgendwann musste auch ich anerkennen, dass die Dänen einfach verdammt unterhaltsam sind. Dazu haben sie geile Songs und sind sympathisch wie Sau. Bei Jesper Binzers Ansagen in fast perfektem Deutsch bleibt kein Auge trocken – „Meine Damen, meine Herren, wir spielen für Sie nun die eine klassische D-A-D-Album, dann Pause, dann die andere Album. Warum Pause? Weil Sie dann Bier trinken. Und Laust sich ausruht!“ Das ist übrigens kein Scherz, tatsächlich wird erst die komplette „Riskin‘ It All“ gespielt, dann eine Bier-und Pinkelpause eingelegt und schließlich „No Fuel Left For The Pilgrim“ in Gänze dargeboten. Das bedeutet über zwei Stunden lang viele erstaunliche Hüte und immer wieder neue Zwei-Saiten-Bass-Kreationen Stig Pedersens, u.a. kommt die berühmte „Rakete“ zum Einsatz, mit denen der Typ überall heraufkraxelt, wo mensch so heraufkraxeln kann. Das Backdrop mit der Hirschtapete ist auch ‘nen Retrogrinser wert. Die besondere Setlist bedingt es, dass ausschließlich Stücke gespielt werden, die 90% des Publikums beim Schlafwandeln mitsingen kann, was besonders bei „Bad Craziness“, „I Won’t Cut My Hair“, „Riskin‘ It All“ und „Sleeping My Day Away“ deutlich wird (ohne Schlafwandeln). Wir hätten die Bierholpause gar nicht benötigt, halten wir doch wie bei einem gut organisierten Umzug eine Kette am Stizzle – hier nur nicht mit Kartons und Treppen, sondern mit, ja, Bier.


D-A-D mit ihren zwei populärsten Alben, dazu THUNDERMOTHER als Support – das kann als schönes Konzept in Erinnerung bleiben, welches unterhaltsam umgesetzt wurde.

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv