SMASH THE GREYZONE mit KOLLMARLIBRE, ZUNDER, FOLL FIES, XIIIXXIII / 09.04.2016 – Kiel, Alte Meierei

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„Weiß ist der Himmel, rot die Erde
Das Gold des Schäfers ist seine Herde
Die Hölle näht fast alle Fahnen
Auch die, die sie zum Echo tragen.
Es bleibt ein Tölpel, wie er hetzt
Wenn man den Pathos übersetzt
Versprechen, Absicht, Reden, Sagen
Was du am Ende schmeckst sind Taten.“

(PASCOW, „Lettre Noir“)




Über „Ekel aus Tirol“ singen – wer wollte das schon? Angesichts des bedenklichen Schweigens des Echo-Publikums (bestehend zum Teil aus prominenten Preisträger_innen), unkritischer Berichterstattung in den Kieler Nachrichten und Hunderten von Frei.Wild-Fans, die heute in Kiel herumlaufen, sind Aktionen wie die Kundgebung des Runden Tisches gegen Rassismus und Faschismus („Für Vielfalt und offene Grenzen“), der Demo auffem Exer („Kein Parkplatz für Nationalismus!“) oder das „Keine Bühne für Nationalismus“-Festival in der Meierei („Gegen die nationalistische Musikindustrie - Smash the Greyzone! Für eine starke antifaschistische Gegenkultur!“) allerdings um so begrüßenswerter.


1323 zocken bereits, als ich die Meierei betrete. Und zwar stumpfen 80er Deutschpunk, dass es nur so scheppert. JoyBoy schraubt ordentlich an den Reglern, um das Chaos in den Griff zu bekommen. Vielleicht hätten sich die Hamburger auch 1-2 – 1-2-3-4 nennen sollen. Gefangene werden jedenfalls keine gemacht, dafür räudig auf alle Instrumente eingehämmert und gegen alles gepöbelt, was das Schweinesystem unterstützt. Mir gefällt so was generell ja, ich kann mich aber im Taumel der zahlreichen Begrüßungen noch nicht so ganz auf das Bühnengeschehen konzentrieren. Nächstes Mal.


Ha, und nun FOLL FIES! Mensch weiß ja von unzähligen Konzerten bereits, wie unfasslich souverän Andi Fies, Dirty Dirk und Der Moe die Bühne beherrschen! Das ist angeboren, sowas kann niemand lernen, egal ob Mensch oder Tier. Und nichts kann sie stoppen. Eine Saite reißt? Ist eh „eine der unwichtigen“. Die Intro-Maschine springt nicht an? Wird eben ein Punker auf die Bühne geholt, der das für den Song eminent relevante Mofa-Anlass-Geräusch imitiert (Punker: „Brrm. Brrm! Brrrrrrrrm!!“ Moe: „Oha, klingt nach ordentlich Wasser im Tank“). Die Wechselgesänge von Andi und Moe sitzen zwischen Melodie und Hysterie, also dort, wo es sich angenehm anfühlt. Leider verpasst Kalle Stietzel die „Bonehouse“-Ansage gegen „nationalistische Scheiße“ samt Kalle-Gedächtnis-Drumbeat (ich glaub, es ist Beat A. Oder doch Beat B? Einer von beiden!). Hit jagt Hit. Und Frei.Wild haben zwar bestimmt mehr Nasen in der Halle, aber gewiss nicht so einen geilen Respektshalbkreis vor der Bühne! (Letzterer wird allerdings immer wieder durch pogende Horden abgelöst.)


„Zerstörung!“ heißt es dann wieder von ZUNDER, dem Flensburger Punkerkollektiv aus dem Hafermarkt. Jedenfalls verbinde ich Roman, Dominik, Sascha, Inga & Co. irgendwie automatisch mit dem gemütlichen Schuppen. Ein ursympathischer Haufen, das ist klar. Beim letzten Mal hatte ich etwas die fehlende Abwechslung moniert, war mir aber nicht sicher gewesen, ob es an den leckeren Cocktails gelegen hatte bzw. also an mir. Heute verifiziere ich: Nein, ZUNDER sind schon so eher Kopf an die Wand kloppen, „Aua!“ brüllen und den Kopf gleich wieder an die Wand kloppen. So kann mensch die Sache angehen, ist nur gerade nicht ganz mein Ding. In die mittlerweile veröffentlichte 7“ werd ich dennoch mal reinhören.


JoyBoy sagt danach, dass KOLLMARLIBRE sein soundtechnisches Kryptonit gewesen seien, wahrscheinlich aufgrund der ganzen Tröten. Ich kann aber attestieren, dass ich die Band noch nie so fett gehört habe, er also einen guten Job gemacht haben muss. Skapunk geht bei den Leuten ja irgendwie immer und so dauert es nicht lange, bis der gesamte Innenraum der Meierei am Tanzen ist. Die beiden Sänger rüpeln sich durchs Programm, sauen alles mit Bier voll, haben den Spaß ihres Lebens und kriegen dafür bestimmt nach dem Gig vom Rest der Band einen auf den Sack. Ich kenne zwar keine Songtitel der Band, könnte aber mittlerweile einige der Refrains mitsingen, schließlich sind die Kollmarer recht präsent. Auch sie hauen so manche Anti-Frei.Wild-Ansage in die Nacht. Irgendwo hat jemand sogar einen Pulli des Ekels aus Tirol geklaut und das Ding fliegt durch die Gegend, schließlich will niemand länger als Sekundenbruchteile damit Körperkontakt haben.


„Wald und Wiesen, Berg und Tal
Allen vier seid ihr egal
Weil Dummheit dann gefährlich ist
Wenn sie für dich von Heimat spricht.“

Kommentare   

0 #3 Ingo.K 2016-04-14 10:54
Ach ja? Das heißt "Kommaduher"!

https://www.youtube.com/watch?v=uhEnbsoQLcA
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0 #2 Philipp 2016-04-13 11:16
Danke, klingt auch irgendwie gleich weltbürgerlicher.
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+1 #1 Hagi 2016-04-12 22:14
Es heißt richtig "Kollmaraner".

Hagi
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