MOLOKEN, BENTHIC / 06.04.2016 – Kiel, Alte Meierei

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Die Entscheidung, ob ich mir PRONG in der Pumpe oder eben MOLOKEN & BENTHIC in der Meierei ansehe, fällt mir leicht. Denn erstere habe ich schon häufig live erleben können, das Post-HC/Metal-Paket hingegen verspricht Überraschungen. Ich entscheide mich für die Dunkelheit. Im Zweifelsfall für den Underground! Zumal die Konzertgruppe der INFERNAL CRUST BRIGADE eigentlich häufig meinen Geschmack trifft.



Heute treffen die üblichen Übertreibungen bezüglich der Bedingungen auf INFERNAL-CRUST-BRIGADE-Konzerten zu – es SIND tatsächlich nur ca. sieben Zuschauer_innen erschienen und es IST wahrhaft dunkel. Die Hallenbeleuchtung ist komplett ausgeschaltet. Grund ist nicht einfach nur Herbs Aversion gegen Licht und gute Laune: Die Hamburger BENTHIC wissen nämlich genau, wie sie live rüberkommen wollen und haben ihre eigenen Funzeln dabei. Mittels gut versteckter Leisten werden ihre Stacks und das Drumset von unten angestrahlt. Das hat was und passt zur atmosphärisch dichten Musik der Band. Der Begriff Post-Hardcore sagt ja wenig aus – tatsächlich sind BENTHIC aber auch schwer zu greifen und widersetzen sich vom abwechslungsreichen Songwriting her einer Schubladisierung. Massive Riffs walzen los, der Sänger röhrt bedrohlich, bevor der Song immer wieder durch unerwartete Breaks überraschende Wendungen nimmt. Der Sänger Siegmar hat auch melodiösen Gesang drauf, der aber jetzt nicht so stumpf eingesetzt wird wie clean vocals im Metalcore. Mensch weiß nie, was als nächstes passiert. Gleichzeitig wirkt das Songwriting aber auch nicht unstrukturiert oder wie eine Ansammlung verschiedener Parts. Da sind vielmehr richtig tolle Gesangslinien vorhanden, die mich von der Stimmung her manchmal an alte THRICE erinnern. Ich höre jedenfalls gerne zu und bin beeindruckt. Übrigens Novum: Ich glaub, ich hab noch nie eine Band in der Alten Meierei mit In-Ear-System spielen sehen.


Auch von MOLOKEN kenne ich noch keinen Ton, bevor sie loslegen. Die Schweden bezeichnen ihre Musik als progressive und experimentelle Heavy Music. Das passt. Eckpfeiler sind Doom, Death und etwas Black Metal, aber auch in diesem Fall haben wir es mit einer sehr eigenen Band zu tun, die nicht in bekannte Schemata passt. Wir hören gleich drei Gesänge, beide Gitarristen sowie der Bassist growlen und schreien. Sludgige Riffs und Blackened Hardcore-Brachialität, Feedbacks und ein krass verzerrter Bass sind augenfällige MOLOKEN-Merkmale, es finden aber auch vollständig entschleunigte Momente statt. „Musik zum drin versinken“, schreibt Herb in der Ankündigung sehr treffend. Dementsprechend stehen alle Anwesenden gebannt und konzentriert lauschend vor der Bühne. MOLOKEN haben ganz offensichtlich auch gar nicht die Absicht, Moshpits zu erzeugen, sie fordern die Hörer_innen und sich selbst, wirken dabei sehr versunken und sich selbst genügend in ihrer Darbietung. Der Sound ist übrigens großartig und lässt bei aller Derbheit der Musik zu, dass man zahlreiche Facetten und Details wahrnimmt, die bei einer schrottigen Anlage möglicherweise untergegangen wären.


Ein Konzert, welches wirklich mal was Anderes geboten hat. Ich glaub, dass sich bei beiden Bands auch ein Tonträgerkauf lohnt – ich hatte leider zu wenig Knete mitgenommen.

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