MAGRUDERGRIND, PRIMITIVE MAN, GONGER-OM / 21.03.2016 - Hafenklang, Hamburg

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St. Peter-Ording, Husum, Schleswig, Kiel, anstrengender Tag. Sich dann noch sehr spontan auf die Gästeliste des Hafenklangs gezeckt, danke noch mal für die schnelle Bestätigung und weiter geht es nach Hamburg, um sich im Wechselspiel von turbo Grindattacken und schleppendem Geröchel zu verlieren.

PRIMITIVE MEN






Zwischen Kiel und Hamburg liegt eine nervige Zugfahrt. Hatte bisher trotz Stress alles am Tag gepasst, wird meine nicht vorhandene Geduld von Beschädigungen am Oberleitungsnetz der Bahn getrübt. Die Fahrt dauert daher 'ne halbe Stunde länger, da wir eigentlich ständig in Schrittgeschwindigkeit fahren, dafür halten wir aber auch schon gleich in Altona, was den Weg zum Hafenklang angenehm verkürzt. Zudem sind die Ansagen des Bahnfahrers komödiantisches Gold. In Altona ist dann auch noch sofort ein Lustspiel zu beobachten. Während wir darauf warten von einem Bahnmitarbeiter, stilecht mit 30er Jahre Superbösewichtbärtchen der Extraklasse, über die Möglichkeiten unserer Rückfahrt aufgeklärt zu werden, beobachten wir folgendes:


Typ 1 geht Typ 2 tierisch auf die Nerven und provoziert ihn. Typ 2 beschließt spontan Typ 1 verhauen zu wollen. Typ 2 schmeißt sich winselnd auf den Fußboden und bettelt und betet um seine körperliche Unversehrtheit. Typ 1 fühlt sich öffentlich blamiert und wird noch saurer, ist dann aber derartig verwirrt Typ 2 einfach gehen zu lassen, der mittlerweile schon wieder bestens gelaunt ist und weiter an seinen Pommes knabbert. Altona, ey. Einen schönen Spaziergang am Wasser und ein paar merkwürdige, pfeifende Menschen später kommen wir im Hafenklang an.

GONGER-OM



Anstatt Eintritt können wir dank Gästelistenplätzen der Refugee Soliküche ein paar Taler in den Topf werfen und drinnen angekommen füllt es sich allmählich. Als erstes sollen die lokalen Musiker von GONGER-OM die Bühne einweihen. Auf ihrer dieses Jahr erschienen Demo EP “Traumakarussell” geht der angesludgte Death Metal eigentlich recht gut ins Ohr und daher sind meine Erwartungen nicht die kleinsten. Was dann aber losbricht, bricht leider gar nicht los, sondern dümpelt eher vor sich hin. Das Quartett ist von Anfang an eher gebremst und kann nur leidlich unterhalten. Der Gitarrist schüttelt ein paar einprägsame Melodien aus dem Ärmel, aber abgesehen davon ist wenig zu holen. Die Drums sind dünn auf der Brust, der Gesang zu gleichförmig und das Bassgewaber eigentlich recht in Ordnung, wenn auch irgendwie wenig auffällig. Auch vom Stageacting gähnende Langeweile und erst zu “You‘ll Die Alone” kommt etwas Bewegung in die Band. Am meisten stört mich dann insgesamt der gleichbleibend stumpfe Gesang und auch das bitterböse Lachen kommt auf der Platte weniger deplaziert rüber. Hat mir jedenfalls absolut nicht gefallen und wirkt auf unfreiwillige Art zu grobkantig und teilweise sogar merkwürdig trendy. Wenn die Qualität aber in Zukunft auch auf live gehalten werden kann und die Band auf der Bühne etwas weniger teilnahmslos wirkt, würde ich ihr aber durchaus eine weitere Chance geben.


PRIMITIVE MANPRIMITIVE MAN


Meine erste Berührung mit PRIMITIVE MAN war auf dem Kiel Explode im vorletzten Jahr. Die drei Musiker aus Colorado konnten mich damals extrem begeistern und auch dieses mal !Vorsicht Spoiler! ist die Show so heavy, wie es nur möglich ist. Insgesamt ist das Hafenklang mittlerweile ja fast schon etwas zu schick für das urzeitliche Slow-Mo Gemetzel von PRIMITIVE MAN, aber da der Bereich vor der Bühne noch etwas kleiner ist und die Bühne niedriger als die der Meierei, ist es teilweise sogar noch etwas intensiver. Angefangen mit etwas Geknüppel wird bei bestem Sound, der gerne noch etwas lauter sein dürfte, bald ein paar Gänge runtergeschaltet. Von da an geht es im niedrigsten Tempo von geschätzten 10 Beats die Minute durch eine knappe handvoll Songs, was bei Spielzeiten selten unter 12 Minuten trotzdem eine angenehme Spielzeit ergibt. PRIMITIVE MAN bringen schweren Sound, Instrumente werden stumpf angeschlagen und unter animalischen Gebrüll dem Beben der Instrumente ausgeharrt. Wenige andere Bands schaffen es zur Zeit, vergleichbar intensive Shows zu liefern und trotzdem geht vor der Bühne noch nicht so viel. Einige Fans wippen aber schon lethargisch vor und zurück, während die Grinder im Hintergrund auf mehr Tempo gieren. Negativ ist nur der Vinylmangel im Merchstisch, scheinbar sind die Platten der Truppe aber zur Zeit auch überall ausverkauft…

PRIMITIVE MAN



Für Geschwindigkeit sorgt dann aber die Washingtoner Grindinstanz MAGRUDERGRIND. Seit mittlerweile 14 Jahren tourt das Trio nun schon durch die Welt und auch wenn sie leider mittlerweile die Powerviolence-Einflüsse hinter sich gelassen haben und vermehrt reinen Grindcore aus den Boxen prügeln, der mittlerweile auch nicht mehr ganz frei von Metalmelodien ist, sind die drei immer noch eine Sichtung wert. Schon kurz nach Beginn des Sets haben MAGRUDERGRIND mehr Songs als GONGER-OM und PRIMITIVE MAN gemeinsam gespielt und es sollen noch einige mehr folgen. Der Dreier agiert angenehm zurückhaltend, aber trotzdem rotzig auf der Bühne. Auch vor der Bühne gerät der Mob ordentlich in Wallung und die ersten Körper trudeln ziellos durch den Pit. Da ist plötzlich Schluss mit Montagsstimmung und typisch hamburgischer Konzertübersättigung. Insgesamt ist die Stimmung ziemlich gut, nur ein paar der muskulöseren, männlichen Zuschauer haben eine Hantel zu viel gefrühstückt und meinen es in ihrer männlichen Härte etwas zu übertreiben. Trotzdem bleibt alles im Rahmen und die Grindmeute feiert jede Grindsalve bis zum Ende ab. Der Sound ist weiterhin ziemlich gut, auch wenn etwas Druck fehlt. Beschweren kann man sich dennoch nicht, dafür ist der Sound sehr differenziert und man kann auch die Feinheiten heraushören, von denen es allerdings bei einer Band wie MAGRUDERGRIND nicht allzu viele gibt.


MAGRUDERGRINDMAGRUDERGRIND


Ein feiner Abend. GONGER-OM können das Niveau ihrer EP Llve leider nicht halten, PRIMITIVE MAN sind immer noch die schwerste Band wo gibt und MAGRUDERGRIND entwickeln sich zwar mit ihrem aktuellen Album “II” in eine Richtung, die nicht mehr so ganz meine ist, aber live ist sind sie immer noch eine wuchtige Abrissbirne. Geht ab.

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