WACKEN OPEN AIR XXVI / 31.07.2015 – Wacken, Tag 3

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Philipp: Boah, erst mal müssen die Gedanken unterm Helm sortiert und existenzielle Fragen geklärt werden. Wer bin ich und falls nicht, was soll das alles hier? Aber fuck Precht, es muss geduscht, entschlackt und Heavy Metal zelebriert werden. Eine Dusche, mehrere Brodersen und einen Grillkäse später geht es auch schon wieder gen Hauptgelände. Heute nehmen wir lieber den Fußweg über die Campingplätze. Der erweist sich als endharte Schlammhölle, und es ist mit der Zeit regelrecht anstrengend, immer wieder die Füße aus dem Sud zu reißen, der sich schmatzend an die Boots heftet und diese gierigerweise nicht mehr hergeben will. Man entdeckt auch immer wieder Schuhgräber oder einzelne Treter, die einsam und vergessen im Modder schimmeln.

Strecker: Endlich hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne zeigt sich. Warum nicht gleich so – verdammt. Wir nutzen das gute Wetter, um die nassen Sachen zu trocknen und endlich mal unter freiem Himmel zu frühstücken. Die Bodenverhältnisse sind trotzdem noch eine Zumutung und auch heute heißt es wieder Wacken-Wattwanderung. Wir überlegen uns daher wieder, wie wir es schaffen können, mit möglichst wenig Wegstrecke möglichst viele Bands zu sehen. Wir entschieden uns dazu, dass wir die ersten Bands auf den beiden Hauptbühnen gucken und über den Umweg Party-Stage zu den Zeltbühnen gehen und dort den Abend bzw. die Nacht ausklingen lassen. Der Plan stand und es geht los mit Kvelertak.

KVELERTAK

Bericht von Strecker, Siggi, Stefan und Philipp. Fotos von Toni B. Gunner, Evelyn Steinweg, Frank Dünnhaupt und Siggi Sick.




KVELERTAK


KVELERTAK



Philipp: Man ist ja doch gespannt, ob und wie die bekloppten Norweger auf einer derart großen Bühne funktionieren. Erstaunlicherweise ist das Infield bereits sehr gut gefüllt und KVELERTAK rocken alles nieder, als hätten sie schon immer ‘ne Stadionrockband werden wollen. Erlend hat schon beim zweiten Song Rotze im Bart und findet offenbar, dass es dann auch Zeit zum Stagediven ist. Verdammt, meine Aufzeichnungen sind bereits jetzt derart krickelig, dass ich mir über die Setlist nicht sehr sicher bin. Aber wer merkt sich auch Songtitel bei der Band? Das Triple-Gitarren-Geschwader tönt bei dem feisten Wackensound sehr erbaulich und ich kann mich mehrerer Gänsehautattacken nicht erwehren. Ich denke, dass KVELERTAK allen Hyperufern und Hatern zum Trotz eine Zukunft haben. Die dritte Platte wird bei dieser Band aber wirklich mal wichtig.

Stefan: Scheißidee, den VIP-Way-To-Stages übers Campinggelände zu nehmen! Reichlich abgekämpft kommen wir aufm Gelände an, aber nach den ersten Takten von KVELERTAK ist alles wieder egal. Die 3 Gitarren drücken mächtig. Der Sound ist erstaunlich gut und an der Setlist gibt es auch nichts zu mäkeln. Sänger Erlend entledigt sich wie üblich der meisten Klamotten und sabbert seinen Bart voll. Dazu ist er permanent unterwegs incl Crowdsurfeinlage. Besser kann ein Tag in Wacken eigentlich kaum beginnen!

Strecker: Kvelertak präsentieren sich wie üblich sehr bewegungsfreudig und es springen alle Musiker über die riesige Bühne und nutzen den Platz. Nur Sänger Erlend Hjelvik reicht der Platz auf der Bühne offensichtlich nicht und er unternimmt ein paar Ausflüge ins Publikum und singt auf den Händen der Fans weiter. Trotzdem finde ich, dass der chaotische Charme, den die Band in ihren Anfangstagen ausgestrahlt hat, ein wenig der Routine gewichen ist. Kvelertak sind für mich dadurch nicht mehr ganz so reizvoll wie noch vor 2 Jahren. Dennoch war es ein gutes Konzert und Kvelertak sind nach wie vor eine mächtige Liveband.


Setlist (schwierig bei der Band. Dabei waren unserer Meinung folgende Songs):

Kvelertak
Blodtorst
Ulvetid
Bruane Brenn
Underto
Miod
Evig Vandrar
Fossegrim

KVELERTAK



AT THE GATES

Wackinger



Philipp: Den Krieg mit der Realität haben AT THE GATES gewonnen. Und zwar 2014, als sie 19 Jahre nach „Slaughter Of The Soul“ mal eben eins der besten Alben des Jahres rausgehauen haben. Den superben Hamburger Auftritt im Dezember 2014 noch gut vor Augen kann man sich auf den heutigen Abriss getrost freuen. Die Setlist ist der von der Tour ziemlich ähnlich, es gibt natürlich ein paar Stücke weniger. Leider fallen ausgerechnet „Slaughter Of The Soul“, „Raped By The Light Of Christ“, “Windows” und “The Burning Darkness” der kürzeren Spielzeit zum Opfer. Aber es ist auch ein Zeichen von Selbstbewusstsein, sich für neuere Songs zu entscheiden. Und es funktioniert – die Stimmung kocht, die Musiker haben Bock. Die Band fräst sich gewohnt edel durch ihr Material und Tomppa schreit die Hütte mit Power zusammen. Über die Qualität der Björler-Riffs und die Intensität des Materials muss man hier wohl nichts mehr schreiben – alle äußeren Umstände stimmen auch (Sound!). Und die Old-School-Fraktion bekommt „Kingdom Gone“, „Terminal Spirit Disease“ sowie immerhin sechs Nummern DES Klassiker-Albums – alles gut also.

Stefan: Nicht jedes Comeback der letzten Jahre überzeugt wirklich. wie z.B. RUNNING WILD später beweisen werden. Anders ist es hingegen bei AT THE GATES. Nach großartigen Konzerten in den letzten Jahren wurde im letzten Jahr ein wirklich gutes Album veröffentlicht und es wirkt, als wäre die Band nie weg gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr in der Markthalle ist die Setlist notgedrungen etwas gekürzt. Macht aber nichts, ist ja noch früh am Tag und meine Aufnahmefähigkeit lässt noch zu wünschen übrig. Die Band hat Bock, der Sound passt. Was will man mehr?!

Strecker: Auf der anderen großen Bühne sind At The Gates nun bereit und drehen die Schlammwüste mal kurz auf links. Dies ist mit Hits wie „Blinded By Fear“ oder „Kingdom Gone“ auch kein großes Problem. Zumal gerade die jüngeren Zuschauer diese Songs vermutlich zum ersten Mal Live hören und diese dementsprechend euphorisch abfeiern. Mit der Ansage, dass At The Gates Death Metal gar nicht mögen, sorgt die Band kurz für Verwirrung, mit dem Nachsatz „At The Gates lieben Death Metal“ ist aber wieder alles im Lot und das Konzert ging viel zu schnell zu ende.


Setlist:

Death And The Labyrinth
Cold
At War With Reality
Terminal Spirit Disease
The Circular Ruins
Under A Serpent Sun
Heroes And Tombs
World Of Lies
City Of Mirrors
Suicide Nation
Nausea
Kingdom Gone
The Book Of Sand (The Abomination)
Blinded By Fear


QUEENSRYCHE


QUEENSRYCHEQUEENSRYCHE


Philipp: Oh Gott, sind QUEENSRYCHE heute wieder geil! Wer die Band noch nicht mit Neusänger Todd LaTorre gesehen hat, dem fällt die Kinnlade runter. Und auch wenn man ihn schon mit CRIMSON GLORY und eben QUEENSRYCHE erleben durfte (KEEP IT TRUE und ROCK HARD FESTIVAL), ist man abermals verblüfft, erstaunt und begeistert, wie perfekt dieses Gesangswunder die Songs intoniert. Das geht bis in kleinste Phrasierungen, jeder von den Alben bekannte und geliebte Schrei wird von LaTorre gebracht. Ich will die Leistung von Geoff Tate nicht kleinreden, aber besser war der nie! Und dazu verzichtet die Band auf alle unnötigen Songs, die sie zwischen 1990 und 2013 verbrochen hat. Bei „Nightrider“ geht gleich jeder Old-School-Addict seufzend in die Knie, spätestens bei „Queen Of The Reich“ und „Take Hold Of The Flame“ liegt er/sie/es bereits im Koma. Dazwischen kommt neben ausnahmslos Volltreffern auch ein Stück vom kommenden Album – der Song heißt „Arrow Of Time“ und klingt bei Erstkontakt sehr, sehr vielversprechend. Das erste Album mit LaTorre von 2013 war schon sehr gelungen, wenn jetzt noch produktionstechnisch ‘ne Schippe draufgelegt wird, bin ich glücklich!

Siggi: Todd la Torre...cooler name, hat QR richtig geil gesungen..allen voran die alten Stücke. ..wo ich noch fan war.. wer Geoff Tate Nachsingt solte schon Eier in der Hose haben..sonst lieber lassen...vormals bei Crimson Glory versteht er sein Handwerker als SangesBarde...natürlich wird auch das 15 Album von QR auf Wacken vorgestellt. ..aber bin mit den neuen Songs noch nicht vertraut...die Band ehrlich versiert dabei,, musikalisch top bis Derb...das ganze ist auf jeden Fall ne runde bei YouTube zu empfehlen. .oder auf ARTE ...10 punkte auf der Live Skala

Stefan: Ich glaube, CRIMSON GLORY werden es bis ans Ende ihrer Tage bedauern, dass sie Todd LaTorre haben ziehen lassen (müssen). Zum Glück für QUEENSRYCHE! Die letzten fast 20 Jahre mit schlechten oder durchschnittlichen Platten und einem Sänger, der kein Bock mehr hatte, die alten Songs zu singen, müssen sehr frustierend für die übrigen Musiker gewesen sein. Seit ca. 3 Jahren ist Todd LaTorre nun dabei und seitdem besteht die Setlist nur noch aus Songs der ersten 5 Scheiben und vereinzelten ganz neuen Songs, die ganz klar in die alte Stilrichtung gehen. Um es kurz zusammenzufassen... meine Fresse, kann der Typ singen!!! Der Sound ist heute zwar nicht ganz optimal, ist aber egal. Einige Songs wie „The Whisper“ oder „NM 156“ habe ich noch nie live gehört und sind einfach nur ganz großes Kino. Auch der neue Song klingt vielversprechend und macht neugierig auf das Album. In dieser Form sollte es QUEENSRYCHE in der Zukunft gelingen verlorenen Boden wieder gutzumachen.

Strecker: Weiter geht es mit den auferstandenen Queensryche, die in den letzten Geoff-Tate-Jahren leider eine Karikatur ihrer selbst waren. Mit Sänger Tod La Torre haben Queensryche zum Glück wieder zu alter Stärke gefunden. Aus Fansicht war der Sängerwechsel und die damit verbundene Schlammschlacht in der Presse zwar schade, aber nötig, denn was Tod La Torre heute wieder abliefert, ist einfach großartig und es gibt nur sehr wenige Sänger, die in dieser Liga mithalten können. Geoff Tate ist aus dieser Liga mittlerweile abgestiegen. Zumindest den Sachen nach zu urteilen, die ich auf You Tube in letzter Zeit von ihm gesehen habe. Gespielt werden überwiegend Songs von den Alben „The Warning“, „Rage For Order“ und natürlich „Operation Mindcrime“. Das Best Of Set wird mit ein paar starken neuen Songs ergänzt, die durchaus das Potential haben, in ein paar Jahren zu den Band-Klassikern zu gehören. Die Songs aus den Jahren der Midlifecrisis der Band werden ignoriert. Meiner Meinung nach sind zwar auch in dieser Zeit ein paar gute Songs entstanden, die gern mal in der Setlist auftauchen dürfen, aber letzten Endes sind es nun mal die Songs der ersten Alben, die man hören will. Sehr gelungenes Konzert und hoffentlich kann ich Queensryche demnächst mal mit einer Headliner Show und dann mit längerer Spielzeit sehen.


Setlist:

Nightrider
Breaking The Silence
The Whisper
En Force
Warning
The Needle Lies
NM 156
Arrow Of Time
Eyes Of A Stranger
Queen Of The Reich
Take Hold Of The Flame      
          

QUEENSRYCHE



ANNIHILATOR

InfieldInfield


Philipp: Schock beim Gang zu ANNIHILATOR: Die klingen gar nicht wie selbst, sondern viel zu glatt. Was ich noch gar nicht wusste: Jeff Waters schnappt sich jetzt wieder das Mikro, Dave Padden hat nach elf Jahren seinen Hut genommen. Schade, denn der hatte sich meiner Meinung nach mit der Zeit zu einem starken Sänger entwickelt und war übrigens auch (bisher) der Sänger, der es am längsten bei ANNIHILATOR ausgehalten hat. Nun hat Waters zwischen 1994 und 1998 ja schon mal den Gesang übernommen und das fand ich gut! Aber heute stimmt irgendetwas nicht. Liegt es an den neuen Songs? Oder daran, dass Waters eindeutig melodiöser zu singen versucht? Ich bin schon etwas enttäuscht, da ich ANNIHILATOR noch nie schwach gesehen habe. Von daher wäre es jetzt auch oberflächlich, sie sofort abzuschreiben. Ich werde das neue Album mal genauer unter die Lupe nehmen und ANNI später live noch ‘ne Chance geben. Jetzt ruft erst einmal das Zelt mit gleich mehreren Granaten!

Siggi: Annihilator.....auf der Party stage...einfach geil.. schneller Heavy Metal..fett fett...King of the Hill...geiler Song. ..band in schwarz gestylt...guitars in knallrot..nett anzusehen...cooler gig ohne große aufreger...einfach super sich die speed guitarren ins Hirn braten zu lassen.

Stefan: Im Vorbeigehen noch ein paar Songs von ANNIHILATOR mitnehmen, die mich aber heute überhaupt nicht anschocken. Dave Padden hat die Band kürzlich verlassen und Jeff Waters singt wieder selbst. Schade, dass bei dieser Band nie ein bisschen Konstanz im Line-up ist. Ab ins Zelt, wo Death Angel es bestimmt besser machen!

Strecker: Unser nächster Anlaufpunkt ist das Annihilator-Konzert auf der Party-Stage. Die Party-Stage wird heute zum ersten Mal bespielt und ich hatte die leise Hoffnung, dass die Bodenverhältnisse hier noch einigermaßen gut sein könnten. Die Hoffnung wird schnell zerstört. In dem Bereich der Party-Stage ist eine ganze Sumpflandschaft entstanden, die den Everglades Konkurrenz machen könnte. Es ist einfach nicht möglich an einigen Stellen vor der Bühne zu stehen und wir müssen uns eine Insel suchen, um das Konzert zu sehen und nicht im Schlamm zu versinken. Im Nachhinein hätten wir uns das Konzert schenken können. Annihilator sind für mich die Enttäuschung des Festivals. Ich bin großer Fan der Band und war im Vorwege schon skeptisch, ob Jeff Waters die Doppelbelastung Sänger und Gitarrist bewältigen kann. Im Studio mag es funktionieren und ein schlechter Sänger ist Jeff Waters nicht, aber live ist er mit der Doppelrolle überfordert und das wirkt sich auf die ganze Band aus, die angespannt wirkt. Die Setlist ist für meinen Geschmack unglücklich zusammengestellt, es wird mit fast noch unbekannten neuen Songs begonnen und erst später werden ein paar ältere Songs gespielt, die dann aber nicht mehr zünden. Ich hatte mehr erwartet und hoffe mal, dass Annihilator einfach nur einen schlechten Tag hatten und bald wieder zu alter Stärke zurückfinden.


Setlist:

Suicide Society
No Way Out
Creepin’ Again
King Of The Kill
Set The World On Fire
W.T.Y.D.
Refresh The Demon
City Of Ice
Phantasmagoria
Second To None
Alison Hell
Human Insecticide


THYRFING


Mud


Philipp: Jetzt macht sich mein Schlafdefizit bemerkbar. Obwohl THYRFING nicht schlecht sind, verfalle ich immer wieder in Sekundenschlaf – im Stehen! Viking/Pagan Metal finde ich häufig eher fürchterlich, aber THYRFING kann man echt mal haben. Denn im Gegensatz zu irgendwelchen Kitschkapellen, bei denen du dich eher auffem LARP-Jahrestreffen wähnst, regiert bei den Schweden ehrfurchtgebietende Dunkelheit. Klingt eher traurig als nach stolzgeschwellter Heldenbrust. Auch die latenten Folk-Einflüsse werden geschmackvoll verwurstet. Nicht nur musikalisch, sondern zudem vom Auftreten her erinnern mich THYRFING eher an MOONSORROW als an TURISAS oder noch Fürchterlicheres. Wenn ich nicht grad wieder ein Schläfchen halte…

Siggi: ....brachiale Dunkelheit. ..fieser Goth Death...Klamotten wie aus dem Bergwerken der Hölle. ..versifte Corpsepaint fressen...dreckige Metal Matten...ultra harter Death Rock in Moderner Form...der Sänger holte alles aus dem Kehlkopf raus. ..hörte sich an wie die Schlacht Rufe von Mastadons die von Horden Neandertaler gejagt werden... dazu die Viking Axt im Schädel...jedenfalls gabs bei dem Set keine Gnade...harter scheiß auch


Setlist:

Mot Helgrind
The Voayager
Griftefrid
Sweoland Conqueror
Veners Förfall
Digerdöden
Storms Of Asgard
Kaos Återkomst


DEATH ANGEL


Main Stage


Philipp: Yeah, DEATH ANGEL pusten die Müdigkeit aus mir heraus. Schon bei den ersten Tönen von „Seemingly Endless Time“ bin ich glockenwach. Letzte Woche hat mich die Band auffem HEADBANGERS restlos begeistert und heute wiederholt sich das Schauspiel. Es stimmt einfach alles - die Band ist perfekt eingespielt, wirkt motiviert, wartet mit ‘ner abwechslungsreichen Setlist auf und fährt (wie fast alle Wacken-Acts) einen geilen Sound. Der HOA-Gig war natürlich etwas länger und man war NOCH näher dran, von daher wird jener DA-Auftritt unübertroffen bleiben, aber im Grunde stellen DEATH ANGEL eine unstoppable Force dar, die keine Schwächen zeigt. Will Carroll hobelt mit Lust, Rob Cavestany ist der Riff-Maniac und Mark Oseguda thront mit fiesen Schreien und tollen Gesangsmelodien über der ganzen Scheiße. Später treffe ich die Band zufällig, die sich biertrinkenderweise und grinsend NUCLEAR ASSAULT reinpfeffert.

Siggi: ...geil erst vor ner Woche auf dem HOA gesehen..in einer headliner Position. ..das heißt schon langer gig...heute auf Wacken nur die Hälfte ....aber schnell und Hard wurde gezockt...old school speed Metal. . .wieder mit super ansagen des Sängers. .frei übersetzt. ..last euch kein scheiß da draußen auftischen...usw ..Danke, wir Metalheads zeigen sowieso schnell den Mittelfinger...ich glaube sogar der Metal fan ist sehr intelligent. ..wie auch immer, heute wars Schön im Zelt

Stefan: Der Headlinergig von DEATH ANGEL beim HOA letzte Woche hatte mich schon restlos begeistert und auch heute räumen sie mit kürzerer Spielzeit gnadenlos ab. In der letzten Jahren habe ich von den älteren Bands aus den 80-ern nur ACCEPT und die nachfolgenden ARMORED SAINT gesehen, die noch so frisch, motiviert und arschtight klingen. Sehr sympathisch ist auch, dass DEATH ANGEL nicht nur von der alten Songs leben. Der Titelsong des letzten Albums „The dream calls for blood“ ist ein absoluter Hit! Hätten es meiner Meinung nach statt der unsäglichen RUNNING WILD verdient gehabt als Headliner auf der großen Bühne zu spielen!

Stecker: Wir verlassen daher das Annihilator-Konzert etwas früher, damit wir das Bullhead-Zelt rechtzeitig erreichen. Von Death Angel wollten wir auf keinen Fall etwas verpassen. Zumal wir die Band die Woche zuvor auf dem Headbangers Open Air gesehen hatten und noch völlig begeistert sind. Ich bin immer wieder beeindruckt, mit was für einer Energie und Bewegungsfreude die Band auf der Bühne agiert und die Musiker es trotzdem schaffen, die nicht ganz einfach zu spielenden Songs nahezu fehlerfrei zu spielen. Die Best Of Setlist mit Songs wie The Ulta Violence tut ihr übriges, um das volle Zelt komplett durchdrehen zu lassen. Es ist mir ein Rätsel, aus welchem Grund es Death Angel nicht geschafft haben, bekannter zu werden und sich zumindest einen ähnlichen Status wie Anthrax oder so zu erspielen. An den Songs und den Live Shows kann es nicht gelegen haben.


Unvollständige Setlist:

Seemingly Endless Time
Son Of The Morning
Claws In So Deep
Buried Alive
Voracious Souls
The Dream Calls For Blood
The Ultra Violence (nur angespielt)
Mistress Of Pain


ARMORED SAINT


ARMORED SAINTARMORED SAINT


Philipp: Wah, nach DEATH ANGEL gleich rüber zu ARMORED SAINT und somit direkt nacheinander zwei der besten Livebands überhaupt genießen! Can they (still) deliver? You bet! Ich erinnere mich an so viele Wahnsinnskonzerte von ARMORED SAINT, die regelrecht magisch waren – Dynamo, Keep It True, Hamburg/Knust… Diese Band hat live noch nie geschwächelt oder gar enttäuscht. Und sie tut es auch heute nicht. Die neuen Songs fügen sich hervorragend in die Reihe der Klassiker ein, „Win Hands Down“ ist schließlich auch ein Killeralbum. John Bush singt mit so viel Seele, dass man bei „Last Train Home“ oder „Reign Of Fire“ dahinschmelzen könnte. „Feel the hexes in the reign of fire / Find what sex is in the reign of fire”! Phil Sandoval und Jeff Duncan werden viel zu selten als die großartigen Gitarristen erwähnt, die sie ohne Zweifel sind. Es hat der Band sichtlich gut getan, sich Zeit mit einer neuen Platte und ausgedehnteren Touren zu lassen, bzw. die Band „nur“ als Hobby zu betreiben. Alle haben so richtig Bock und spielen befreit von irgendwelchen Zwängen auf. Pure Leidenschaft!

Siggi: .bin ja fan der ersten Stunde. ..geile band..haben uns schon vorher heiß gemacht mit ...Can you Deliver....Gesängen..gab songs aus jeder Phase der 35 jahre alten kultband ,die einfach erhaben ist...auch songtechnisch irgendwie einzigartig ist..dazu high class Gesang von John Bush der stimmlich sein eigenes timbre hat. ..Hard Rock Metal in reinster form...nicht für Fast Food Konsumenten, sondern der soff für den kultivierten Hörer. ..als zugabe gabs dann auch ..Can you Deliver. .mit mitsing parts ,sang der Mob mit...herrlich


ARMORED SAINTARMORED SAINT


Stefan: Keine Zeit zum Verschnaufen. Kurz ein Bier geholt und weiter geht es mit ARMORED SAINT. Wie schon eben bei DEATH ANGEL passt hier alles, außer vielleicht die zu kurze Spielzeit. Die Band ist perfekt aufeinander eingespielt und darüber thront mit John Bush einer besten Sänger auf diesem Planeten. So hat Heavy Metal ohne irgendwelche peinlichen Klischees zu klingen. (Schönen Gruß an SABATON und Konsorten!) Ich glaube nicht, dass diese Band jemals ein schlechtes Konzert spielen wird. Wenn MOTÖRHEAD und SAXON hier in Wacken alle 2 Jahre gebucht werden, warum nicht in Zukunft auch DEATH ANGEL und ARMORED SAINT!

Strecker: Weiter geht es mit Amored Saint, die das hohe Niveau von Death Angel problemlos halten können und für eine ausgelassene Stimmung im Zelt sorgen. Die Musiker präsentieren sich bestens gelaunt und Songs wie March Of The Saint sind einfach großartig und machen Bierdurst. Wie schon bei Death Angel ist es mir rätselhaft, warum Amored Saint relativ unbekannt geblieben sind und auf der Zeltbühne spielen müssen, während Sabbaton tags drauf die Hauptbühne zur Prime Time bespielen dürfen und mir damit ziemlich auf die Nerven gehen. Dazu später mehr.


Setlist:

Win Hands Down
March Of The Saint
Raising Fear
An Exercise In Debauchery
Last Train Home
Left Hook From Right Field
Reign Of Fire
Can U Deliver


SAMAEL

SAMAEL



Philipp: SAMAEL sind eher ein Beifang für mich, den eigentlich interessiert mich die Band seit Jahren nicht mehr. Aber da auf der Nebenbühne NUCLEAR ASSAULT folgen werden, bleibe ich natürlich. Und erfahre erst kurz vor dem Auftritt, dass die Schweizer ihr komplettes „Ceremony Of Opposites“ spielen werden. Das ist natürlich cool, denn die ersten drei Alben mag ich sehr. Solche Aufführungen kompletter Alben haben allerdings den Nachteil, dass man als Besucher keine Überraschungen erlebt. SAMAEL spielen die Songs tatsächlich komplett in der Chronologie der Platte. Ich finde, dass sich der Reiz einer Show häufig durch eine geschickt zusammengestellte Setlist erhöht. Aber gut, besser als wenn SAMAEL die ganzen Langweiler der späteren Alben spielen… Xy hämmert mit ganzem Körpereinsatz auf sein Set ein, während Vorph, der mittlerweile wie ein schlecht gelaunter Elb aussieht, kratzig und fies singt. Man erlebt einige Aha-Momente und merkt, wie wuchtig diese Stücke sind. In bester FROST-Manier gibt es pro Song im Grunde wenige Riffs, was die Stücke kompakt hält. Ich mag besonders „Black Trip“, „Baphomet’s Throne“ und „To Our Martyrs“, die perfekt intoniert werden. Zum Schluss gibt’s noch ein Stück vom „Lux Mundi“-Album (2011), welches mir nicht bekannt ist.

Stefan: Bin nie der allergrößte SAMAEL Fan gewesen, aber das „Ceremony of opposites“-Album hab ich früher oft gehört. Dieses wird in voller Länge und chronologisch aufgeführt. Wer SAMAEL gerne hört, hat sich schon an die größtenteils elektronischen Drums gewöhnt und prinzipiell hab ich auch keine Probleme damit, aber nach den beiden vorangegangenen Bands klingt es heute für mich irgendwie zu klinisch und statisch. Der Sound ist gut und die Band ist auch mit vollem Einsatz dabei, für mich passt das Timing aber irgendwie nicht. Guter Auftritt, begeistert mich heute aber nicht.


Setlist:

Black Trip
Celebration Of The Fourth
Son Of Earth
Till We Meet Again
Mask Of The Red Death
Baphomet’s Throne
Flagellation
Crown
To Our Martyrs
Ceremony Of Opposites
The Truth Is Marching On


WRESTLING

Wackingerstage


Strecker: Nach den Konzerten ist mein Kopf voll und ich entscheide mich, den Tag mit trashiger Unterhaltung ausklingen zu lassen. So bleibe ich im Bullhead Zelt und guckte mir Wrestling an. Wer Wrestling nur aus dem Fernsehen und dadurch nur die große Liga kennt, dem kann ich versichern, dass Wrestling in Wacken damit nichts zu tun hat. Zwar lassen einige Moves der Wrestler eine gewisse Ähnlichkeit zu den Moves der großen Stars erkennen, aber sonst hat das Ganze mehr was von einer Dorffestveranstaltung und ist eher schäbig. Lustig war es trotzdem und eine nette Abwechslung zwischendurch.


MEGABOSCH


Infield


Strecker: Mittlerweile hatte sich Siggis Frage, ob wir denn schon Megabosch gesehen haben, zu einem Running Gag entwickelt, nun sollte es aber soweit sein. Ich gehe zur Wastelandstage auf der Megabosch spielen. Musikalisch passt der industrial angehauchte deutschsprachige Metal gut in die Wastelands und ich muss sagen, dass ich Megabosch deutlich besser finde, als ich erwartet hatte. Da das Konzert aber mit der Sir Henry Hot Fireshow angekündigt wurde und Sir Henrys Tank offensichtlich leer ist, entfällt die Fireshow und Tänzerinnen gibt es auch nicht. Megabosch Profi-Fan Siggi ist enttäuscht und nach kurzer Zeit verlassen wir die Wastelands wieder Richtung Bullhead-Zelt.


NUCLEAR ASSAULT


Dingsie Stage


Strecker: Hier stehen gerade Nuclear Assult auf der Bühne. Nach ein paar Songs machen sich aber die Anstrengungen der letzten Tage bemerkbar und bei Siggi und mir ist die Luft raus und so gehen wir noch in den Pressebereich und gucken zu unserem Absackergetränk Running Wild auf der Leinwand.

Philipp: Hui, die Dremu-Datenbank sagt mir, dass es exakt zehn Jahre her ist, seit ich NUCLEAR ASSAULT zum letzten Mal gesehen habe. Der Auftritt auf dem WITH FULL FORCE war damals die totale Enttäuschung, im Gegensatz zu sonst kam die Band saft- und kraftlos rüber. Heute zum Glück gar nicht! Ganz wie in alten Zeiten rasen die Stücke regelrecht durch die PA. Was mich heute besonders begeistert, ist die Stimme John Connellys, die ja nun extrem charismatisch ist und zum Glück gar nichts von ihrer Mischung aus Rotzigkeit, Melodie und punkiger Aggressivität verloren hat. In der Playlist befinden sich natürlich vor allem Klassiker wie „Sin“ (so geil!), „New Song“ oder „Hang The Pope“, aber auch eine neue Nummer von der aktuellen „Pounder“-EP ist dabei und pröttelt schön derbe nach vorn. Es ist schon interessant, eine Band von ihren Anfangstagen an über die Jahrzehnte immer wieder live zu sehen. Übrigens sieht Dan Lilker zumindest so von weiter weg original so aus wie vor 30 Jahren. Ein toller Auftritt, der richtig frisch kommt und ein weiteres Highlight an diesem gut bestückten Festivaltag darstellt!

Siggi: Nuclear Assault....hab ich nicht alles gesehen...aber ,,Hang the Pope, , der Klassiker unter den Thrashperlen ...der wurde mitgeschmettert...das zeug von N A ist heute immer noch sehr schnell und unkompliziert. .

Stefan: Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich NUCLEAR ASSAULT 'damals' nur am Rande mitbekommen habe. Habe also jetzt nicht so die Vergleichsmöglichkeitten und kann nicht zu vielen Songs die Titel nennen, kann nur sagen, dass mir der heutige Auftritt extrem Spaß macht. Die Stimme von John Connelly klingt richtig schön rotzig und absolut einzigartig, Dan Lilker wirkt zugekifft wie immer und die Songs werden allerfeinst runtergeholzt. Perfekter Abschluss eines ereignisreichen Festivaltages, nachdem es Richtung Camp geht.


Setlist:

Rise From The Ashes
Brainwashed
New Song
Critical Mass
Sin
Betrayal
Analogue Man In A Digital World
When Freedom Dies
My America
Hang The Pope
Trail Of Tears


RUNNING WILD


RUNNING WILDRUNNING WILD


Strecker: War mal ganz nett, die alten Songs wieder zu hören, aber richtig überzeugt hat mich der Eindruck, den ich von Running Wild bekommen habe, nicht. Mein durchwachsener Eindruck wird am nächsten Tag von diversen Leuten bestätigt, die sich das Konzert vor der Bühne angeguckt haben und ebenfalls nicht gerade angetan von dem Konzert waren.

Philipp: Besser kann es nicht werden und so verfolgen wir RUNNING WILD eher am Rande auf dem Weg zurück. Naja, die Setlist erscheint mit einigen unnötigen neuen Stücken eher nicht so dolle. Immerhin versprühen Rock’n’Rolf und seine Piraten aber mehr Esprit als auf dem Abschiedsgig 2009. Nu, ich hab die Band mal sehr geliebt, aber als es eben noch eine richtige Band war. Dieses Feeling lässt sich nicht mehr reanimieren, das ist klar. Somit fasziniert mich ein Seitenschauspiel viel mehr: Bei Stefan hat sich durch das ständige Festhängen im Matsch eine Sohle gelöst. Die wurde zwar von netten Festivalnasen mit Gaffa wieder rangetapt, aber Stefans Gang wird mit der Zeit doch etwas steif, um die Sohle nicht gänzlich zu verlieren. Das sieht ein wenig wie John Cleese in „Ministry Of Silly Walks“ aus…

Stefan: Vor einer Videoleinwand wird noch der Auftritt von RUNNING WILD übertragen und kurz mitverfolgt. Ist wie erwartet aber langweilig. Danach trage ich auf dem etwas mühevollen Heimweg noch etwas zur Belustigung von Herrn Wolter bei. ;-)


RUNNING WILDRUNNING WILD


TBC!

Kommentare   

+1 #1 Philipp 2015-09-21 15:51
Noch mehr Bilder von Toni B. Gunner drin!
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