HEADBANGERS OPEN AIR XVIII / 24.07.2015 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 2
- Details
- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Freitag, 07. August 2015 12:46
- Geschrieben von Siggi Sick & Philipp Wolter
- Zugriffe: 2573
Philipp: Immer wieder herrlich ist die Dusche beim HOA. Man holt sich am ersten Tag seine Marken mit Duschterminen und kann in der Regel an den Folgetagen einfach dorthin latschen, mit dem Pärchen am Eingang sabbeln, die vom HOA-Team liebevoll aus Holzbrettern und Plastikplanen selbst zusammengezimmerten Duschkabinen betreten und sich unter Vogelgezwitscher den Body einseifen.
Danach bricht in unserem Camp gleich wieder die Party los (Gin mit Gurke ist übrigens total 2014, das Gesetz heißt dieses Jahr: Brodersen!).
Bericht von Siggi und Philipp, Pics von Jörg Müller - http://www.the-pit.de
Philipp: Die drei Brasilianerinnen Fernanda (v, b), Prika (v, g) und Pitchu (d) böllern Thrash deutscher Prägung mit leichtem Death-Metal-Touch. Gefauch und Gebrüll am Morgen, richtig so. Herr W. hebt frisch geduscht die Daumen. Was ich besonders begrüße, ist der Fakt, dass NERVOSA unnachgiebig ballern. Da gibt’s keine Verschnaufpausen, und wenn doch mal ein langsamerer Part kommt, dann wird er von einem richtig fiesen und zermalmenden Riff getragen. Prika Amaral haut ein mitreißendes Riff nach dem anderen raus, während Drums und Bass so richtig gemein punchen. Sehr enthusiastisch in der Darbietung auch, die drei Thrasherinnen sind eigentlich permanent am Bangen und Grinsen. Am Sonntag, 09. August, in der Alten Meierei/Kiel!
Siggi: Nervosa aus Brasilien gingen mit dermaßen Spielfreude in ihren Thrash Metal auf...hat wohl alle mitgerissen. ..sehr vertrackter Metal auch ...nich zu eingängig...die Bassistin Growlte sich ein ab...hammer...abchecken.
WARPATH
Philipp: WARPATH – das bedeutet Reunion Pt. I für heute. Ich bin hart gespannt, wie die Band nach all den Jahren klingt. Die ersten drei Alben habe ich sehr gern und häufig gehört, vor allem „Massive“ und „Against Everyone“. Das Beste an der Band waren aber die derben Livekonzerte, die fast schon so brachial wie die von EROSION zelebriert wurden. Apropos: An der Gitarre steht heute (bzw. mittlerweile) übrigens Steve von EROSION, der Rest sind die Originale Dicker, Maurer und Krid… Und die greifen wie früher mit der ganz dicken Kelle an. Ist das geil! Die beiden Titelsongs erwähnter Alben walzen einfach alles weg und diese gewisse, an CARNIVORE erinnernde Energie ist voll da. Dicker klingt wirklich exakt wie früher, sein Gesang hat eben auch den Touch des jungen Pete Steel. Und Maurers Bühnenpräsenz – das muss man gesehen haben, wie der mit Godzillaschritten und Metalfresse über die Bretter stapft. WARPATH bekommen viel Zuspruch, obwohl einige offenbar überrascht sind und die Band im Vorfeld gar nicht so richtig auf dem Zettel hatten. Am Ende des Festivals werden sie aber von den meisten in den typischen „Und was waren deine Highlights?“-Bilanzgesprächen genannt.
Siggi: Warpath..haben alles richtig gemacht ...geiles Bühnen outfit...alle schwarz. ..coole Frisuren. ..sunglasses...sahen aus wie ne harte Metal Gang...und so klang es auch. ...Schön harte riffing guitar...dazu harte Whisky Metal Stimme....wette der Sänger gurgelt das zeug vorm auftritt ...rotzig dargeboten von der band...super
HIRAX
Philipp: Aaaaargh, HIIIIIIIRAAAAAX! Ich MUSS ganz nach vorne, weil ich Katon und seine Maniacs einfach zu sehr liebe, um hinten auf dem Gelände am Humpen zu nuckeln. Katon De Pena ist und bleibt ultracharismatisch und zieht wie immer das volle Programm ab. Das Outfit ist so dermaßen Metal – Nietenarmbänder, Nietengürtel mit Handschellen dran, Afro, Lederjacke, Ketten… Dazu immer wieder die aufgerissenen Augen und die Pommesgabel dem Mob entgegengestreckt. Während die Saitenhexer schon permanent bangen, steht Katon wirklich nie still und röhrt sich gestenreich durchs Set. Natürlich reihen HIRAX Hit an Hit, von „Hostile Territory“ über „Destroy“ und „La Boca de la Bestia“ bis hin zu „Bombs Of Death“ („first song we ever wrote!“) werden die verschiedenen Phasen der 33-jährigen Bandgeschichte abgedeckt. Das Highlight des Festivals? Vielleicht.
Siggi: Shouter und urgestein Katon und seine Dogs of Metal hauten alles weg...Schneller Speed Metal. ..geile solies ..alte und neue songs...Katon cool in Leder und Kette um halz...er fixierte seine fans mit Woodoo artigen Blicken eines Bluthundes.. und sieht wenn du ein mieser nerd bist ...aber er kriegt sie alle....jeder schreit sich die kehle aus....Bewegung pur im set...geballer von feinsten...Katon bestens bei stimme...ein könner seines Fachs. ..herrlich wenn er hohe Kehlkopf schreie raus stößt. ...top
BLITZKRIEG
Philipp: Brian Ross zum ersten. Die NWoBHM-Legende wird gut gefeiert, was sicherlich mehrere Ursachen hat: BLITZKRIEG haben mit „A Time Of Changes“ nicht nur einen Megaklassiker im Gepäck, sondern über die Jahrzehnte immer wieder gut nachgelegt, zuletzt mit dem tollen 2013er Album „Back From Hell“. Und über Brian Ross‘ Gesangsqualitäten kann man immer wieder nur staunen. Seine sonore Stimme klingt eindringlich, dazu packt er ganz lässig die hohen Screams obendruff. An der Gitarre steht übrigens Brians Sohn Alan, der am nächsten Tag einen SATAN-Song singen wird. Natürlich ist “Blitzkrieg” DER Hit des Sets, aber “Inferno”, “Dark City”, “Buried Alive” oder “Pull The Trigger” krachen genau so überzeugend durch die PA. Gern hätte ich noch den textlich und musikalisch voller PRIEST-Zitate gepackten Kracher „Call For The Priest“ gehört, aber in der Hinsicht hab ich wohl ‘ne gewisse Fixierung.
WRATH
Philipp: Für viele Besucher_innen eine DER Überraschungen – WRATH aus Chicago. Die Umstände sind aber auch perfekt: Das Gelände ist angenehm gefüllt, das Wetter top, viele haben leicht einen sitzen, sind aber noch nicht derart voll, dass die Gesichtszüge erstarren (okay, ich könnte jetzt auch Ausnahmen nennen). WRATH spielen leicht thrashigen Heavy Metal, der recht abwechslungsreich gestaltet ist. Während “Painless” mit eingängigen Gesangslinien überzeugt, kommt “When Worlds Collide” mit komplexen Strukturen und gleichzeitig sehr heavy daher. „Children Of The Wicked“ und „What’s Your Game“ vom 1986er Debut “Fit Of Anger” vereinen technischen Anspruch, Heaviness und Eingängigkeit. Ich steh zudem auf Gary Golwitzers Gesang, der kehlig, schrill und melodiös ertönt. Midwest Metal go!
Siggi: kamen gut an...guter US Metal ...gesang teilweise hoch ...schnelle songs ...aber wenn auch nur ein bandmitglied aussieht als ob er gerade den hausmüll rausgebracht hat und ne fresse zieht ...na gut insgesamt Daumen hoch (Also wirklich, Siggi! Du weißt doch: Auch Killer müssen waschen gehen! Anmerkung Philipp)
IRON ANGEL
Philipp: Die nächste Reunion. Ich bin wirklich sehr gespannt, bin ich doch großer Freund des Debuts „Hellish Crossfire“. Meine letzte Live-Begegnung mit IRON ANGEL war 1986 auf der ersten legendären Tour von KING DIAMOND (weniger legendär damals: hart Beulerei im Mob. Gut: Ich hab ausnahmsweise keine reinbekommen). Sänger Dirk Schröder (übrigens offenbar das einzige Originalmitglied) erheitert durch schrullige Ansagen mit breitem Hamburger Dialekt, klingt aber stimmlich wie früher. Es soll ja zwischendurch schon mal eine Reunion gegeben haben, zu der die Band sich am 90er Groove Metal versucht habe. Davon habe ich nie einen Song gehört, aber zum Glück haben sich IRON ANGEL auf ihre Ursprünge zurückbesonnen. Also richtig schön fixen Speed Metal mit tiefen Wurzeln im klassischen Heavy Metal. „Rush Of Power“, „The Metalian“, „Heavy Metal Soldiers“, „Hunter In Chains“ etc. werden gespielt und stellen durchaus ein erbauliches Wiederhören dar. Das Herrliche an diesen Stücken ist in meinen Augen die Kombination aus Geschwindigkeit, leicht angeschwärzten Riffs und der ureigenen Melodieführung. Wenn ich mich nicht irre, flicht die Band auch ein Stück vom „Winds Of War“-Album ein („Fight For Your Life“?), welches ich bei weitem nicht so häufig gehört habe wie das Debut. Fügt sich aber gut ein und ich bin nun gespannt, ob IRON ANGEL ein ansprechendes Album auf die Reihe bekommen werden, wie uns Sänger Dirk heute verspricht.
STRIKER
Philipp: STRIKER sind ja jedes Mal super, aber heute übertreffen sie sich selbst. Ich sehe die Band zum fünften Mal oder so, dürfte also eigentlich wissen, was mich erwartet. Dennoch überrollt mich dieser Auftritt mit Power ohne Ende. Dan Cleary lässt Unterkiefer runterklappen, der Typ singt einfach in der Oberliga und muss sich im klassischen Heavy/Power Metal hinter gar niemandem verstecken. Die Band tritt derart enthusiastisch auf, dass man eigentlich nur mitgerissen werden kann. Dennoch mäkelt Kollege Daniel danach, die Setlist sei total scheiße gewesen, haha. Der Kerl mag also die „City Of Gold“ nicht so sehr, von der viele Songs gespielt werden. Ich finde dieses Album aber spektakulär und habe daher absolut nichts zu meckern, zumal die Kanadier es nicht bei „Underground“, „City Of Gold“, „Crossroads“ etc. belassen, sondern auch Songs aller anderen Alben und der „Road Warrior“-EP zocken, wobei „Full Speed Or No Speed“ zum Höhepunkt des Auftritts gerät. „METALHEAD, METALHEAD! DRINKING BEER AND BREAKING SHIT!“ brüllen übrigens einige STIKER-Addicts noch nachts übers Camp.
Siggi: Striker waren eines der HOA Highlights. ..fette Performance. ..checkt die band ab.
MASTERPLAN
Philipp: Well, MASTERPLAN hab ich verpasst. Wer sie gesehen hat, möge Kommentare hinterlassen.
FLOTSAM & JETSAM
Philipp: Yeah! Natürlich hat man die Flots über die Jahrzehnte x mal gesehen. Aber das heißt nicht, dass mir der heutige Auftritt deshalb weniger bedeutet. Im Gegenteil: Der Band gebührt massiver Respekt für die Tatsache, dass sie konstant durchgezogen und über Jahrzehnte Alben releast hat. Ich ziehe davor jedenfalls den Hut, obwohl die beiden ersten Alben natürlich das Beste sind, was es von FLOTSAM AND JETSAM gibt (nah dran: „The Cold“ von 2010). Und genau von den ersten beiden Überalben gibt es heute ein Set genannt „No Place For The Deceiver“. Wenn man es nicht wüsste, dass diese Band 1981 gegründet worden ist, dann würde man es auch nicht glauben – so frisch und knackig klingen „Hammerhead“, „Iron Tears“, „Dreams Of Death“ oder „Doomsday For The Deceiver“ noch heute. Eric AK ist top in Form und klingt keinen Deut schlechter als in den Achtzigern. Nur seltsam: Am Ende spielen die Flotz einen neuen Song, der das Niveau etwas senkt. Diese Geste ist wohl dem Trotz geschuldet, sich nicht als reinen Retro-Act verkaufen zu wollen. Die Eingliederung von „Suffer The Masses“ ins Set finde ich dagegen völlig okay, denn das ist ein Knallersong, der mit 25 Jahren auf dem Buckel auch nicht ZU neu für die Old-School-Fraktion sein dürfte…
Philipp: Ein extrem stark besetzter Tag. Ihr meint, dass der dritte Tag nicht besser werden kann? Falsch – wartet auf die Berichte über die gehirnzersetzenden Auftritte von DEATH ANGEL und SATAN!
To be continued…