WOLFBRIGADE, KONTATTO, LINK, LUST FOR DEATH / 01.05.2015 - Ljubljana, Petek

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Tags zuvor noch bis 22 Uhr arbeiten und dann begann der Roadtrip.

Auf dem Weg erschien mir ein leuchtendes Kreuz zur Rechten und ich frage mich im Nachhinein – geträumt oder tatsächlich real?

Als ich durch das Bundesland Kärnten rollte, erinnerte ich mich an die Streitdiskussion der zweisprachigen Ortschilder und wie sich unter der Anleitung der damaligen Führungsriege des Kärtner Godfathers, Jörg „Ich fahre gegen Betonwände“ Haider, dieser sich wiederholt zum Führer des rassistischen Widerstands erhob. Vergessen, die massive Verschuldung welche durch Haider und seine FPÖ entstanden waren, nun galt es gegen den gemeinsamen Feind zusammenzustehen – „den Ausländer“.

Wolfbrigade




Gänzlich erstaunt über die schon fast lächerliche Fahrzeit von gerade einmal viereinhalb Stunden – war ich dann doch erleichtert, als ich gegen 3:40 Uhr am Zielort aufschlug. Am Club angekommen erstmal schlafen und mich orientieren. Draußen dröhnte es aus den Boxen, elektronische Klänge und Menschen zelebrierten beeindruckend den Rausch.

Nächster Tag, auch in Slovenien „Tag der Arbeit“, doch keine Spur von Demonstrationszügen mit Transparenten und Sprechchören. Vielmehr glich das städtische Bild dem aus einem Western mit diesen Ballen, die ultralässig durchs Bild huschen. Die regionale Polizei schien jedoch skeptisch und so drehte eine einzelne Bullenwanne ihre schier endlosen Runden um das Areal des Clubs und ich hatte wieder die Bilder von 2008/09 im Kopf. 2008 wurde das Balkanicor Festival gleich komplett abgesagt und direkt hierher verlegt. 2009 zeigte sich die Veranstalterin einsichtiger und so lief es tags darauf weiter.

Den restlichen Tag verbrachte ich gemütlich mit schlafen und der Bewunderung der künstlerischen Liebe, welche am gesamten Gelände vorherrschte – auch wenn selbiges seit Jahren nicht mehr gepflegt wird, seinen dreckigen Charme hat der Gebäudekomplex nicht verloren. Auch erwähnenswert im Areal um den Club gab es ein ehemaliges Gefängnis, welches heute als gehobenes Hostel fungiert. Wiederholt kreiste den gesamten Nachmittag, ein Polizeihubschrauber über diesen Stadtteil. Die Polizeisirene hätte vermuten lassen können, dass in unmittelbarer Nähe doch eine Demonstration stattfindet oder lag es vielleicht doch am Besuch der heutigen Band aus Schweden? Und einhergehenden Ausschreitungen, die möglicherweise stattfinden könnten – dieses Szenario wirkte jedenfalls bedrohlich.

Das Gelände füllte sich allmählich mit den üblichen Verdächtigen - Szenefiguren, welche mich mit Argwöhnen begutachteten, für mich wirkte es wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die skeptisch gegenüber Fremden reagierte. Glücklicherweise lernte ich zwei smarte und liebenswerte unbekannte Bekannte kennen. Dare & Teja, zwei liebenswerte Menschen aus der Umgebung. Im Gespräch wurde mir bestätigt, dass die Punkszene hier nun ja besonders ist und definitiv seine Eigenheiten hat. Wir tranken und unterhielten uns.

Mob


Ich nutzte die Gelegenheit am Merch-Stand und unterhielt mich mit den Herrschaften von Wolfbrigade - liebenswerte Fucker und für mich eine Band mit der nötigen Weitsicht, sich kritisch mit der Punkszene auseinander zu setzen. Dafür an dieser Stelle ein dickes Dankeschön!

Die ersten beiden Bands schenkte ich mir, war ich doch vertieft in Gespräche mit Mike, seines Zeichens Sänger von Wolfbrigade.

Somit begann der Konzertabend mit KONTATTO, die mich positiv überraschten, auch deren Schlagzeugerin hatte es faustdick hinter den Ohren und knüppelte sich clever durch die Setlist. Höfflich und schon fast ehrfürchtig bedankte sich die Band, „heute sich die Bühne mit Wolfbrigade teilen zu dürfen!“. Die Band hat gerade eine Split–LP rausgebracht, die sich lohnt zu erwerben.

Dann gab es einen kurzen Umbau und das Intro von Wolfbrigade ertönte. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich bekam eine Gänsehaut. Die Band kam ganz unspektakulär auf die Bühne und bretterte mit einem Sound of Thunder los. Bei den ersten Songs beobachtete ich genau wie dieser höllische Fünfer sich zu einer Faust ballte und auf die Besucher herniederfuhr. Das Timing von Dadde (Schlagzeuger), den Jungs an den Gitarren Jocke & Erick und dem Bassisten Johan war perfekt, das hab ich selten bei einer Band so deutlich gespürt wie an diesem Abend. Die Umstehenden rasteten komplett aus und die Energie sprang auf den Großteil der Anwesenden über. Teja ging auch gut ab, ihr Freund kannte die Band bis dato nicht, es fiel ihm sichtlich schwer, die Soundwand aufzunehmen. Es gab massive Stagedives, von denen nur selten einer gefangen wurde. Darauf folgten knappe Ansagen, wenn überhaupt, von der Band zu den Songs und es ging weiter, es folgte Hit an Hit. Bei einer Band wie Wolfbrigade macht es sichtlich Spaß, da gibt es kleine schlechten oder langatmigen Songs. Das merkte auch der volltrunkene Crustipöbel, auch wenn dieser sich schwertat, sich auf den Beinen zu halten. Nach gefühlten 5 Minuten und tatsächlichen 50 Minuten war der Spuk auch schon wieder vorbei. Nach einer kurzen Verabschiedung fuhr ich direkt wieder zurück.

Flyer

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